Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Ralf
Kuba Komet
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Ralf »

Wheely hat geschrieben:@ Ralf
Ich war auch immer der Meinung, das mit den Radikalkuren letztendlich Ruhe in der Röhrenwelt des Empfängers eintritt. Die Funktion im Dauerbetrieb, sowie die letzte Kontrolle von Spannungen bestätigten die Entscheidung, die zum Kompletten Austausch der Kondensatoren führte.

Bei der von mir aufgeführten Grundig Radikalkur haben die Kondensatoren zum Teil 50 - 70 % veränderte Werte. Auch bei der jetzigen Siemens H 42 Restauration bin ich auch schon wieder auf einige vorab zu früh gelobte Siemens Kondensatoren reingefallen. Obwohl die Probemessungen Anfangs gut waren , so veränderten sich die Werte rapide im laufe des Betriebs, so das auch hier die Toleranzen um fast 40 % überschritten wurden. Nun hab ich das auch überdacht und bereits 9 Stück verabschiedet. Der Austausch machte sich sofort mit zum Teil hervoragender Tonwiedergabe und auch Klang bemerkbar. Nun muckt der Ratiolelko auch und bescherrt mir Aufmerksamkeit. Vermutlich greift da doch eins ins andere und je mehr man austauscht, um so mehr bekommen andere Bauteile mit den nun konstanten Werten Probleme.

Selbst ein Erofol II von der Siemens Schatulle hat Probleme mit der Funktion. Das machte sich im L M K Bereich bemerkbar, der im laufe des Betriebs völlig ausfiel. So Richtig will dieser Bereich immer noch nicht arbeiten, so das hier noch etwas Arbeit wartet. Vielleicht hat dazu jemand eine Idee, wo man noch suchen kann.

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
.....so ein vor sich hin spinnendes Kapazitätsmessgerät aufgrund von Leckströmen, kann einem schon ganz schön in Panik versetzen, sagt allerdings über die tatsächliche Qualität eines Kondensators recht wenig aus. :shock:

Wer Angst und keine Ahnung hat tauscht vorsichtshalber schon im Vorfeld alles aus, bevor es halt zu verheerenden Explosionen und Brandschäden kommt. :wink: :mrgreen: :lol:

Die Frage wäre ja erst einmal, ob ein einwandfreier Dauerbetrieb das erstrebenswerte Ziel sein soll?
Wenn ja, so sollte man alle "bösen" Kondensatoren, alle Elkos, bestimmte Widerstands-Typen, alle Röhren, den Netztrafo und eventuell auch noch den Wellenschalter, den Netzschalter, das Skalenseil und andere mechanisch stark beanspruchte Teile erneuern. :roll:

Das sich der Zustand eines C's beim Betrieb in der Regel verschlechtert, das stimmt nicht. Denn genau das Gegenteil ist der Fall, was der Helmut ja hier im Forum bereits mit entsprechenden Versuchsanordnungen und Dauertests nachgewiesen hat. Auch ich habe bereits solche Versuche durchgeführt und kam zum gleichen Ergebnis.

Das heißt nun nicht, das man ein Radio welches 30 Jahre im Keller vor sich hin gegammelt hat, mal eben ohne vorheriger Prüfung an stöpseln sollte, um einen Dauertest durchzuführen. Wer seinem Radio was gutes tun möchte, der hängt erst einmal für einige Stunden eine Vormierbirne an den Netz-Elko ohne diesen jedoch aus zu löten, denn so werden alle an der Betriebsspannung hängenden Kondensatoren an die Betriebsspannung wieder gewöhnt. Bei dieser Gelegenheit kann man auch schon mal nachmessen ob an einem der Papier-C's die Betriebsspannung auffällig stark zusammenbricht.....

Im übrigen gibt es für eine Reparatur kein Standardstrickmuster. Der unterschiedliche Ausgangszustand, der individuelle Wissensstand und das gewünschte Endprodukt entscheiden hier über unterschiedliche Vorgehensweisen. :hello:
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Wheely
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Wheely »

Ein z.B. über 50 Jahre alter Frako aus einem Radio soll sich im Betrieb verbessern? Was ist daran besser, wenn dort das Teer rausläuft und die Werte um über 100 % Veränderung zeigen?

Ich bleib dabei, auch wenn man mir keine Ahnung unterstellt - braune und schwarze Frakos fliegen grundsätzlich raus. Im Dauerbetrieb versagen die früher oder später und dann fängt man wieder an zu löten.

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
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Otto
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Otto »

Zusammenfassung :

ein ahnungsloser Angsthase wirft, ohne eine sinnlose Messung vorzunehmen, alle Kondensatoren mit Produktionsdatum vor 1960/61 raus, alle Elkos sowieso.
Der Halbprofi, da ohne Angst und in Arbeit verliebt, wechselt nur das wirklich vordergründig Wichtige aus und wiederholt diese Prozedur anschließend von Zeit zu Zeit.
Bin ich froh, dass ich ein ahnungsloser Angsthase bin, denn nichts geht mir mehr gegen den Strich als unnötige Arbeit. Ein Chassis mehrmals aus seinem Gehäuse auszubauen ist zwar keine schweißtreibende Angelegenheit, aber vermeidbar und nötig wie ein Kropf. Schon das Messen eines teervergossenen Kondensators ist reine Zeitverschwendung.
Prinzipiell spielt es keine Rolle, ob 10 oder 30 Kondensatoren gewechselt werden, wenn man schonmal dabei ist. Erst wenn alle bekannten Kriminellen ausgetauscht sind haben Messwerte eine gewisse Aussagekraft.

Freundliche Grüße Otto
Ralf
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Ralf »

Wheely hat geschrieben:Ein z.B. über 50 Jahre alter Frako aus einem Radio soll sich im Betrieb verbessern? Was ist daran besser, wenn dort das Teer rausläuft und die Werte um über 100 % Veränderung zeigen?

Ich bleib dabei, auch wenn man mir keine Ahnung unterstellt - braune und schwarze Frakos fliegen grundsätzlich raus. Im Dauerbetrieb versagen die früher oder später und dann fängt man wieder an zu löten.

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
Der Leckstrom wird nach einiger Betriebszeit geringer und damit die Gefahr eines Totalausfalls durch einen Kurzschluss. Die Vergussmasse (Teer oder Wachs) lässt sich mit einem Föhn erhitzen und wieder in Form drücken. Aufgeplatzte Wima-Bonons fliegen bei meinen Geräten natürlich auch raus, aber ich versuche immer so weit es geht originale Bauteile zu erhalten.
Bei einem Sammlergerät ist es mir schon wichtig das der Originalzustand weitgehend erhalten bleibt!

Mit irgendwelchen Mond-Werten die ein modernes Kapazitätsmessgerät anzeigt, kann man nichts anfangen, und die Kapazität wird sich mit Sicherheit nicht erhöht haben nur weil das C Leck geschlagen ist.

Im Dauerbetrieb versagt jedes Bauteil früher oder später.
Und eine über 50 Jahre alte Röhre liefert auch bei weitem nicht mehr den Anodenstrom den eine neue Röhre liefert.
Von pauschalen Aussagen wie: "Die fallen im Dauerbetrieb sowieso aus." halte ich gar nichts. Die Frage ist ja, wo will man anfangen und wo soll man aufhören?

So richtig interessant sind ja solche Fehler, wenn nach solch einer C-Kur das ZF-Teil oder NF-Teil an zu schwingen fängt und man nicht weiß wie und wo man suchen soll und was man machen kann um den Fehler zu beheben.

:Schulterzuck:
Gery
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Gery »

Ralf hat geschrieben:Mit irgendwelchen Mond-Werten die ein modernes Kapazitätsmessgerät anzeigt, kann man nichts anfangen, und die Kapazität wird sich mit Sicherheit nicht erhöht haben nur weil das C Leck geschlagen ist.
Hallo Ralf, mit was misst du? Ich sehe hier bei meinem LCR-Messgerät keine "Mond-Werte". Ist der Kapazitätswert außer Toleranzbereich, der Verlustwert hoch und das Bauteil durch die Prüfspannungs-Isolationsprüfung gefallen, dann ab in die Tüte.
So richtig interessant sind ja solche Fehler, wenn nach solch einer C-Kur das ZF-Teil oder NF-Teil an zu schwingen fängt und man nicht weiß wie und wo man suchen soll und was man machen kann um den Fehler zu beheben.
Da sind mitunter meistens die nicht zuvor benutzen Verbindungspunkte benutzt worden. Auch wenn es einfacher ist, mal ein Potenzial zu benutzen das anscheinend angenehmer an anderer Stelle von den Platzverhältnissen zu verbauen ist. Die zu ersetzende Bauteile müssen immer wieder an die gleiche Stelle.
Bei einem Sammlergerät ist es mir schon wichtig das der Originalzustand weitgehend erhalten bleibt!
Wenn es nicht mehr anders geht, dann muss halt getauscht werden. Ob nun getarnt wird oder nicht bleibt ja jedem selbst überlassen. Ganz alte Geräte kann man original belassen und sich der Optik erfreuen.
Otto hat geschrieben:Prinzipiell spielt es keine Rolle, ob 10 oder 30 Kondensatoren gewechselt werden, wenn man schonmal dabei ist.
Das sehe ich genau so, wenn ich mir schon die Arbeit mache das Chassis auszubauen und auf den Montagerahmen zu schrauben. Dann tausche ich doch gleich alle Papierkondensatoren aus.
klausw
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von klausw »

Ich habe früher auch diejenigen Teerkondensatoren dringelassen, die optisch noch 1 A aussahen (Zustand der Teerenden) und mir messtechnisch noch im Rahmen schienen.

Davon bin ich abgekommen, da immer mal wieder einer Kameraden Probleme machte, d.h. durch mitunter kleinere Störgeräusche im Betrieb auf sich aufmerksam machte, oft erst nach 3 und mehr Monaten, die das reparierte Gerät anstandslos spielte. Es nervt mich, wenn das Radio im Wohnzimmer an einem gemütlichen Abend spielt und ab und zu Knister-, Brumm-, Knackgeräusche produziert, die nicht extern verursacht sind.
Die dadurch entstandene Zusatzarbeit, das Ding dann doch tauschen zu müssen, scheue ich, insbesondere bei großen und schweren Geräten, die ich nicht mal so eben vom Wohnzimmer 1 Stock höher durchs Haus auf die Werkbank schleppen möchte, die dann auch noch zumeist durch ein aktuelles Projekt belegt ist und erstmal geräumt werden muss. Der Loewe Opta Rheingold zum Beispiel, der im Wohn-Esszimmer steht, wiegt satte 19 kg und ist äußerst unhandlich.

Ich bin daher dazu übergegangen, alle verdächtigen Burschen (hier im Forum gibt's ja einen schönen bebilderten Beitrag zu den üblichen Verdächtigen) rauszuwerfen.

k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
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Wheely
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Wheely »

@ Otto Bild
genauso und nicht anders handele ich auch und bin hiermit froh auch ein Ahnungsloser zu sein :lol:

@ Ralf ich kann mir einfach nicht vorstellen, das jemand die teerigen Frakos in seinem Restaurierten Radio beläßt und von Zeit zu Zeit alles wieder auseinander nimmt. Wer die gammeligen Frakos von mir haben möchte , darf sich gern melden und hier im Forum zeigen, das er so eine Zeitbombe in den Radios läßt. Auch kann ich nicht nachvollziehen, das ein Messgerät an z.B. neuen Kondensatoren exakt die Werte anzeigt, die von dem Kondensator verlangt werden und dann bei den Frakos statt 5000 µF 10000 und mehr anzeigt. Da bitte ich doch mal darum, das einem Ahnungslosen das vermittelt wird. Was sind Mondwerte? die von neuen oder von alten defekten Kondensatoren?

@Gery auch deiner Aussage stimme ich ohne wenn und aber zu. Den Ausbau des Chassis macht man einmal, dann sollte erstmal Ruhe sein und man sich an dem Radio erfreuen, das wieder so funktioniert wie es seinerzeit mal ausgeliefert wurde.

@ Klausw Ich bin daher dazu übergegangen, alle verdächtigen Burschen (hier im Forum gibt's ja einen schönen bebilderten Beitrag zu den üblichen Verdächtigen) rauszuwerfen. :super:

Genau und gerade wegen dieser Kondensator Hilfe , sollte man gründich überlegen, alte Kameraden (Frako und CO ) im Radio zu belassen. Wer vom Chassis Originalzustand verlangt, muß die alten Kondensatoren aushüllen und dann mit neuen befüllen. Bei einem Vorkriegsradio, wie Lorenz und ein Sachsenwerk, was ich besitze , werde ich so handeln. Der Optik wegen und für das eigene Gefühl, sofern ich diese Geräte auch mal in Betrieb nehmen möchte.

Radiogrüße :hello:
Hans Detlef
Zuletzt geändert von Wheely am Mo Mai 27, 2013 19:10, insgesamt 1-mal geändert.
Ralf
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Ralf »

Ich habe nicht geschrieben, das jeder der eine C-Kur macht auch gleichzeitig keine Ahnung hat.
Sorry, wenn das falsch herübergekommen sein sollte.

Ich habe lediglich geschrieben, das Leute die keine Ahnung haben oftmals dazu verleitet werden eine C-Kur durch zu führen.

Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied, denkt mal darüber nach. :wink:

Im übrigen habe ich keine Lust mehr mich hier noch länger dumm anmachen zu lassen, von daher ist die Diskussion für mich hier an dieser Stelle beendet!

:hello:
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Otto
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Otto »

Wie man in den Wald hineinruft........... :mrgreen: Da haben sich einige Leute wohl dumm angemacht gefühlt.

Freundliche Grüße Otto
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ColonelHogan9162
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von ColonelHogan9162 »

Immer diese negativen Wellen... :mrgreen:
Seid doch nicht so sensibel, das bringt nur unnötigen Zang und Streit
:hello:
Was kann schöner sein auf Erden als von Röhren beschallt zu werden
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All that we see or seem is but a dream within a dream? E.A.Poe
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Blue Fox
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Blue Fox »

Ich habe ein etwas jüngeres Blaupunkt Stockholm, als das von ColonelHogan9162 weiter oben gezeigte (ca. von 1966/1967). Das hat neben der Stereo-Endstufe mit zwei ECL86 auch einen Stereo-Decoder.

Hier brauchte ich auch nur einen grenzwertigen Kondensator und einen Widerstand an der EM87 austauschen, danach lief das Gerät drei Jahre lang ohne Probleme in meiner Gartenlaube.

Ich bin noch nicht dazu gekommen, mich darum zu kümmern, aber seit letztem Herbst brennt jedesmal die Sicherung der Gerätes durch, wenn ich es einschalte. Ich hoffe, dass es nicht am Netztrafo liegt, sondern am Netzelko oder Gleichrichter; die lassen sich leichter austauschen. ;)

Man sieht, es handelt sich bei unseren Schätzchen um Oldtimer. Da kann immer wieder etwas "kaputtgehen".

Im übrigen halte ich es so wie bei mobilen Oldtimern:
Jeder restauriert nach seinem Wissen, seinem Können, seinen Vorlieben und letztlich nach seinem Geldbeutel.

In Krefeld habe ich letztes Jahr auf einem Oldtimer-Treffen einen Trabant Kombi gesehen. Der war mit reichlich Patina versehen, hier und da auch mit dem Pinsel nachlackiert. Auf dem Gepäckträger war ein alter, geschundener Lederkoffer festgeschnallt, und im Handschuhfach lag ein altes, optisch etwas mitgenommenes Kofferrader. Halt genauso, wie die Kisten lange Jahre in der DDR tagtäglich zu sehen waren.

Sowas ist doch - hier genau wie bei unseren Radios - auch mal ein schöner Gegensatz zu einer originalgetreuen und museumsreifen Restaurierung und anschließender Q-Tipp-Pflege.

Gruß,

Volker
Die Kinder von heute sind Tyrannen! Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer.
Sokrates, griech.Philosoph, 469-399 v.Chr.

Das halbe Leben besteht aus Warten. In der anderen Hälfte versucht man sich zu erinnern, worauf.
uhu
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von uhu »

Ralf hat geschrieben:...die Kapazität wird sich mit Sicherheit nicht erhöht haben nur weil das C Leck geschlagen ist.
Hallo,

q.e.d. – quod errat demonstrator. Bei mir ist C=e(0) * e(r) * A * d^-1 oder je nach Bauform sinngemäss an die Elektrodengeometrie angepasst, ergo ist diese Sicherheit nicht gegeben.
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Stereowaage
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Stereowaage »

Hallo Andi, schön hast du deine Radios im Regal präsentiert und den Blaupunkt, zu Recht auf seinem Ehrenplatz in der Gallerie, eingeschaltet:

Bitte lasse ihnen aber auch ein wenig Luft...
mit besten Grüßen
Christoph
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Christoph »

Wie schon geschrieben, gibt es bei den Kondensatoren kein allgemeingültiges Rezept.
Ich unterscheide da:
Soll das Radio ernsthaft im Dauerbetrieb betrieben werden, ist es "für jemand anderes", oder ist es nicht ernsthaft wertvoll, dann kommt alles raus was nicht zweifelsfrei OK ist (sieh z.B. Liste mit bösen Kondensatoren).

Soll das Gerät einfach nur funktionsfähig sein damit man es vorführen oder hin und wieder einschalten kann (z.B. auch Geräte bei uns im Radiomuseum) tausche ich nur kritische oder offensichlich schlechte Kondensatoren. Ist der Klang, Anodenspannung, Stromaufnahme und die Empfangsleistung OK, bleibt es so.

Seltene Geräte (in der Regel Vorkrieg). Entweder ich will damit ernstahft hören, dann wird auch getauscht bzw. ggf. getarnt.
Ansonsten tausche ich nur die wirklich kritischen Kondensatoren.

Hat man außerdem jemanden, der sich nicht so tief mit der Radiotechnik beschäftigen möchte, sondern einfach nur das alte Radio von seiner Oma wieder zum laufen bringen möchte, ist es sicherlich auch nicht falsch zu sagen "schmeiß die bösen Kondis raus und gut".

Deswegen: alles zu tauschen ist nicht dumm, allerdings gibt es aber auch genug die wahllos Bauteile umher tauschen und das Gerät dann entsorgen (teilweise auch wirklich seltene Geräte!), wenn es trotzdem nicht spielt. Und das sind nicht unbedingt Anfänger, sondern manchmal auch Leute die schon über 10 Jahre sammeln!

Siebelkos, es gibt manche, die kann man oft ungeprüft ausbauen/stilllegen, andere prüfe (bestimmte Bauarten 50er Jahre Philips/Siemens) ich garnicht erst, ich hatte da noch nie einen defekten.
Bei den fraglichen messe ich die Kapazität und den Leckstrom bei ca. 280V. Ist der Leckstrom unter 1mA bleibt er drinne. Ein so geprüfter Elko ist im Betrieb bei mir auch nicht kaput gegangen.

Teerelkos: Auch hier gibt es keine pauschale Aussage:
Bei meinen alten Grundigs (1951-1953) habe ich auch fast immer alle rausgeworfen, weil die Isolation in der Tat immer sehr schelcht war.

Dann wurden noch die Siemmens Teerkondis genannt. Ich hatte einen der am Isotester (200V) noch 1MOhm hatte. Nach 10min war die Isolation auf 2MOhn gestiegen. Zufällig hatte ich ihn nocht 20min am Isotester: Kurzschluss!
Aus einer anderen verlässlichen Quelle habe ich aber auch schon gehört, dass die Siemens Teerkondis nicht immer schlecht sein müssen.

Dann wurde noch Helmuts Messreihe erwähnt. Leider weiß ich nichtmehr in welchem Forum die vorgestellt wurd.
Aber er hat eindeutig gezeigt, dass sich zumindest manche (Teer-)Kondensatoren wieder erhohlen können.
Wenn ich das ganze richtig in Erinnerung habe, hat er dies auch über eine längere Zeit (Monate, oder ein Jahr?) getestet. Geht man von 1-2 Betriebsstunden pro Wochenende aus läuft ein so restauriertes Gerät sicher noch lange.
Allerdings hat der Test (soweit ich mich erinnere) auch gezeigt, dass es eben nicht mit allen geht.

Es kommt sicher auch oft auf die Lagerung an. Stand es feucht, sind die Kondensatoren oft auch schlecht. Stand es immer bei Oma im Wohnzimmer und wurde vielleicht noch hin und wieder betrieben, muss man teilweise garnichts dran machen.
Extremes Beispiel: meine Philips Jupiter 652 Truhe. Ich habe sie 2000 bekommen, seit 2001 steht sie in meinem Zimmer und wurde seit dem auch immer regelmäßig genutzt. Sie hat perfekt funktioniert, Klang, Empfangsleistung, Spannungen an der EL84 etc. alles OK und das obwohl exakt nichts getauscht wurde. Alles voll mit Wima-Bonbons!
Erst letztes Jahr hat sie erst hin und wieder angefangen zu kratzen, dann zu zerren, seit dem war sie nichtmehr in Betrieb.

Genauso mein Saba 456GWK. Ein Teil der Teerkondis wurde schon in dern 50er Jahren getauscht, die meisten originalen waren auch ziemlich schlecht. Nur ein 100nF Teerkondi war quasi noch neuwertig. Kapazität im 10% Bereich, Güte wie bei einem neuen Kondensator, Isolation perfekt!

Zu der stark veränderten Kapazität:
Ich bin auch immer davon ausgegangen, dass das Messgerät mit den Leckstrom durcheinander kommt und deswegen die falsche Kapazität anzeigt. Mittlerweile bin ich aber zu 98% sicher, das die Kapazität sich in vielen Fällen tatsächlich ändert.
Denn: ich habe schon mit zwei verschiedenen LCR Messgeräten, die auch mit Wechselspannung messen, auch genau die falschen Werte gemessen.
U.a. mit diesem http://www.dampfradioforum.de/viewtopic ... 34&t=14097

Eine "zu Fuß" aufgebaute Messbrücke misst auch die viel zu große Kapazität.

Vermutlich zersetz sich das Dieelektrikum im Kondensator bzw verändert seine Eigenschaften durch evtl durch Haarrisse eingedrungenes Wasser.
Durch das "dünnere" Dieelktrikum bzw das veränderte Epsilon steigt dann die Kapazität.
Grüße
Christoph
Gery
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Re: Nicht nur Austauschen auch Prüfen

Beitrag von Gery »

Christoph hat geschrieben:Zu der stark veränderten Kapazität:
Ich bin auch immer davon ausgegangen, dass das Messgerät mit den Leckstrom durcheinander kommt und deswegen die falsche Kapazität anzeigt. Mittlerweile bin ich aber zu 98% sicher, das die Kapazität sich in vielen Fällen tatsächlich ändert.
Denn: ich habe schon mit zwei verschiedenen LCR Messgeräten, die auch mit Wechselspannung messen, auch genau die falschen Werte gemessen.
U.a. mit diesem http://www.dampfradioforum.de/viewtopic ... 34&t=14097

Eine "zu Fuß" aufgebaute Messbrücke misst auch die viel zu große Kapazität.

Vermutlich zersetz sich das Dieelektrikum im Kondensator bzw verändert seine Eigenschaften durch evtl durch Haarrisse eingedrungenes Wasser.
Durch das "dünnere" Dieelktrikum bzw das veränderte Epsilon steigt dann die Kapazität.
Hallo Christoph,
bei dem Problem der Kapazitätserhöhung von alten Kondensatoren mit Papierisolation, da denke ich auch, das sich durch das hydroskopische Verhalten, chemisch das Dielektrikum verändert hat. In einem Dielektrikum führt die Orientierung ortsfester elektrisch geladener Elektroden zu Polarisationseffekten. Dieser Effekt hat sich durch die Aufnahme von Wasser verstärkt. Nun da es sich ja um nicht leitfähiges Kondensat aus der Raumluftfeuchtigkeit handelt, muss auch nicht gleich ein erhöhter Leckstrom entstehen. Also kommt es auf die chemische Beschaffenheit des Papiers an. Sulfate, Salze und Veränderung des ph Wertes veränderten die Leitfähigkeit und dadurch den elektrischen Widerstand zwischen den Elektroden. Chemisch ausgedrückt würde es bedeuten der Widerstand ist abhängig von der im Papier gelösten Stoffe:
a) von der Art der Ionen (Ladung,Beweglichkeit usw)
b) von der Zahl der Ionen (Konzentration)
Allerdings verändert sich durch Feuchtigkeit (Papier+Wasser=neues Dielektrikum) auch die relative Permittivität.
Letzt endlich kommt es auch auf den Verlustwinkel an, dieser ist als Arcustangens des Verhältnisses von Wirkleistung zu Blindleistung definiert. Hiervon zu unterscheiden ist der Kosinus des Winkels der Phasenverschiebung φ als Verhältnis von Wirkleistung zu Scheinleistung.
Je kleiner der Verlustwinkel, desto näher kommen die Bauteile zu einem einem idealen Verhalten. Ein * SPAM-Verdacht! Werbung nicht erlaubt* Kondensator hat bekanntlich einen Verlustwinkel von 0°.
Der Verlustwinkel delta lässt sich ja über die komplexe Impedanz Z oder über die Phasenverschiebung varphi zwischen Strom und Spannung des Bauteils berechnen.
Gute Nacht und einen schönen Sonntag!