Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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weiser_uhu
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Re: Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

Beitrag von weiser_uhu »

ja, das hat alles seine Vor- und Nachteile. Mal abgesehen von den hohen Kosten der Hardware, da muß doch sicherlich noch ein Programm dafür geschrieben werden, oder ein fertiges gekauft. Was da so im einzelnen passiert, kann man als "ahnungsloser Anfänger" nicht erraten.
Ich möchte hautnah dran sein, an Potis drehen und gucken, was passiert. Da lernt und begreift man es am besten.
"Selbst ist der Mann" heißt das Motto.
Jedenfalls ist das meine Meinung.
Grüße vom
-charlie-
uli12us
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Re: Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

Beitrag von uli12us »

Wenn du Ahnung von den Dingern hast und weisst, wie du Messwerte interpretieren musst, dann kannst du natürlich ein einfaches RPG nutzen. Mir als Nichtröhrenkenner der lediglich mal so grade eben aus dem Schaltplan sieht, was das für ne Röhre ist, wär ein computerisiertes RPG, das zusätzlich zum Messwert ne qualifizierte Aussage macht, gut, schlecht, grade noch verwendbar, sehr gelegen.
Bisher hatte ich mit meinen grade mal 3 Röhrengeräten offenbar Glück, weil alle nach kondikur wieder laufen.

BTW, eine CD mit den nötigen Programmen, ist beim Erfinder dieses Röhrentestdingens zu kriegen, dazu die Platinen, der Trafo und eine Liste, was sonst noch alles zu beschaffen ist.

Wenn ich richtig gelesen hab, haben sogar die wüstens so eins gekauft. Und die verkaufen ja doch ne Menge an Röhren, plus Sonderelkos.
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weiser_uhu
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Re: Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

Beitrag von weiser_uhu »

Ja, man muss es sich mal anschauen, vielleicht ist es gar nicht so schwierig zusammenzubauen, kommt auch noch auf das Geld an, was man dafür ausgeben muss.

Trotz allem kann ich Dich beruhigen, so oft wird nicht gemessen, man steckt einfach eine andere Röhre rein und sieht nach, ob es jetzt geht. Wenn ja, bleibt sie drin, wenn nein, weitersuchen....nächste Röhre.... ?

Grüße vom
-charlie-
yehti
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Re: Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

Beitrag von yehti »

Moin!
Die meisten Werkstätten hatten auch kein Röhrenprüfgerät, sondern Prüfröhren.
Von denen wußte man, die sind gut.
Das ist auch heute noch möglich, die gebräuchlichen Röhren sind fast alle noch für relativ kleines Geld neu zu bekommen.
Von daher lohnt ein Prüfgerät wohl nur, wenn man Sammlungen von gebrauchten Röhren verkleinern will.
Gruß Gerrit
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SABA78
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Re: Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

Beitrag von SABA78 »

Hallo.

Nachdem ich die Seite von Herrn Borngräber und das dort vorgestellte Röhrenprüfgerät "studiert" habe, beschloss ich, entstprechend der dort vorgestellten Schaltung(en) mein eigenes Prüfgerät - quasi "frei nach Borngräber" zu bauen. An dieser Stelle ein großes Lob an diesen Mann und vielen Dank. Auf seiner Webseite hat er auch die Prüfbeschaltung dargestellt, so daß Neulinge sehen, wie die Röhre beschaltet werden muss.
http://www.roehrenkramladen.de/epr/epr.htm
Man könnte sein Gerät auch einfach mittels mehrerer Multimeter und separater Spannungsquellen/Netzteile praktisch auf der Werkbank zusammenzwirbeln. Im Prinzip mach ein RPG nichts anderes. Es sind nur viele Schaltungen, die sonst mit Strippen gesteckt werden, durch mehrpolige Schalter ersetzt.

Ein altes 30cm schwarz/weiß-TV, daß ich entsorgen wollte spendete das Gehäuse. Praktischerweise war das Chassis senkrecht hinter der Bildröhre in einem Blechrahmen, den man ausklappen kann verbaut. Ich habe die Platine aus dem Rahmen gefräßt.
Die der Bildröhre beraubte Front habe ich mit einer passend zugeschnittenen Platte aus 4mm Möbelrückwand, weiß beschichtet, versehen. Dort habe ich mehrere Messgeräte eingebaut.

Nachtrag:
Röhrenprüfgerät nach Borngräber - Gehäuse 1k.jpg
Röhrenprüfgerät nach Borngräber - Gehäuse 2k.jpg
Das Amperemeter links ist eigentlich ein Voltmeter bis 60mV, daß ursprünglich in einer Gleichrichteranlage steckte.
Die Skalen sind noch nicht angepassst.

Die Buchsen für die Verbindungen zur Box mit den Röhrenfassungen werden natürlich auch noch eingebaut.
Wenn das Ganze funktioniert, bekommt das Gerät ein neues Gehäuse.
Nachtrag Ende


Herrn Borngräbers Prüfgerät sieht die Messung folgender Werte vor:
Ua -- Anodenspannung
-Ug - Gitterspannung
Ug2 -Spannung für Gitter 2

Ia - Anodenstrom
Ig - Strom durch Gitter 2

Ein Voltmeter kann wechselweise auf Ua oder Ug2 geschaltet werden.
Ich hatte noch mehrere Voltmeter bis 100V, die ich aus einem alten Schaltschrank geborgen hatte. So konnte ich jeweils für Ua und Ug2 ein eigenes Messgerät einbauen. Beide Messwerke müssen natürlich über Reihenwiderstände auf 300V oder mehr erweitert werden. Dies werde ich jeweils über Drehschalter realisieren.

Für die Ströme habe ich ebenfalls Messwerke aus der Schlachtkiste genommen. Beide haben einen Bereich bis 1mA, den ich mittels Parallelwiderstände und Drehschalter erweitern muss.

Heute habe ich erst einmal die Frontplatte gebohrt und gefräßt und die Messerke und Schalter eingebaut.


Was steht als nächstes an:

Die Skalen der Messwerke müssen neu beschriftet werden.

Die Erweiterungswiderstände der Messwerke müssen ermittelt werden - wahrscheinlich werde ich Potis nehmen. Die Verlustleistung dürfte nicht so hoch sein, daß die Potis abrauchen.

Ich muss mir noch eine Spannungsregelung für Ua und Ug2 ausdenken. Vorschläge sind erbeten


Bei der EL84 hat Telefunken im Datenblatt angegeben, daß Gitter 2 und Anode bei der Kennlinienermittlung verbunden seien. Das verunsichert mich irgendwie. Was meint Ihr dazu?


Der Aufbau ist zunächst mal nur im Bastelstatus. Wenn alles funktioniert werde ich das Gehäuse entstprechend neu gestalten - obwohl mir das Fernsehergehäuse irgendwie gefällt.

Gruß,
Daniel
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Gruß,
Daniel


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weiser_uhu
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Re: Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

Beitrag von weiser_uhu »

Hallo,
Du schreibst;
Bei der EL84 hat Telefunken im Datenblatt angegeben, daß Gitter 2 und Anode bei der Kennlinienermittlung verbunden seien. Das verunsichert mich irgendwie. Was meint Ihr dazu?

ja, das kann man machen, weil es eine rein statische Messung ist (ohne Lastwiderstand in der Anodenleitung). Da wird einfach der Strom Ia+IG2 gemessen bei einer bestimmten Anoden- und G1 - Spannung. Das reicht für eine Beurteilung des Emmissionsverhaltens vollkommen aus. Kann man eigentlich bei jeder Penthode machen.

Dein Gerät wird schön, aber ich sehe keine Röhrenfassungen. Wo werden die angekoppelt?

Grüße
-charlie-
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captain.confusion
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Re: Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

Beitrag von captain.confusion »

Hallo Daniel!

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso Du die Datenblätter anzweifelst.
Vielleicht mal ein allgemeiner Tipp zum besseren Verständnis der vorhandenen Röhrentypen:
In Wikipedia gibt es einen wirklich ausgezeichneten Artikel über die Elektronenröhre: http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenr%C3%B6hre
Diesen Artikel solltest Du mal durcharbeiten. Durcharbeiten deswegen, weil man den nicht mal kurz in 10 Minuten lesen kann. Man sollte sich viel zeit zum lesen nehmen und ihn am besten an verschiedenen Tagen mehrmals lesen. Damit solltest Du die Grundlagen kennen.

So nun zurück zum Prüfen. Es reicht in 98% der Fälle, den Zustand einer Röhre über den Anodenstrom zu bestimmen. Es gibt auch Ausnahmen, so habe ich z.B. die Endröhren meines EL84 Gegentakters etwas genauer gemessen, indem ich aus ca. 20 Stück gebrachter 6P14P 4 Stück hinsichtlich des Anodenstroms und des Schirmgitterstroms bei verschiedenen Spannungen selektiert habe. Aber für ein Radio braucht man das nicht.

Auf der Seite von Herrn Borngräber ist das Testen in seinen Grundzügen ja schon beschrieben. Eine Triode sollte recht einfach sein. Eine Endpentode, z.B. EL84, EL95 ist auch nicht viel schwerer, da man die Anode mit dem Schirmgitter verbindet.
Bei echten Pentoden wie der EF85 oder der EF89 wird es da schon schwieriger. In den Datenblättern sind dort oftmals mehrere mögliche (Prüf)Spannungen angegeben. In der Regel bekommt die Anode 250 Volt, das Schirmgitter 100 Volt und das Bremsgitter 0 Volt (Masse). Die Steuergitterspannung ergibt sich aus dem Datenblatt. Aus meinen Erfahrungen hat sich gezeigt, dass die Schirmgitterspannung recht genau stimmen muss. Hier haben schon kleine Abweichungen von 1-2 Volt großen Einfluss auf den Anodenstrom. Das ist ja aber auch konstruktiv so gewollt.
Schwieriger wird es dann bei Heptoden wie der ECH81. Hier muss schon genau aufpassen, dass die entsprechenden Gitter die richtige Spannung erhalten. Dazu können wir ja mal später wenn Du Erfahrung gesammelt hast kommen.
Das Testen von Dioden wie z.B. die der EABC80 ist auch recht einfach. In den Datenblättern sind die Kurven enthalten. Dort kann man z.B. sehen, dass die Diode 2 und 3 „im Kurzschluss“ bei 2,3 Volt einen Strom von 10 mA bringen muß. Bringt die Diode jetzt nur noch 5 mA hast Du noch 50 % Emission. Achtung: Hier die höchst zulässigen Diodenströme aus dem Datenblatt nicht überschreiten.

Zu der Schaltung von Herrn Borngräber: Diese Schaltung ist auch nichts anderes wie z.B. die Schaltung von Jogis Seite (siehe o.a Link). Was ich ganz erheblich vermisse sind die Widerstände zur Schwingungsunterdrückung in der Steuergitter und Schirmgitterleitung. Hier muss m.E. jeweils ein Widerstand rein, in die Steuergitterleitung 1 kOhm und in die Schirmgitterleitung 100 Ohm. Wer schon mal eine schlechtgelaunte ECL86 geprüft hat weiß von was ich rede. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und die interne Verkablung dieser Leitungen mit kleinen Ferritperlen versehen. Die kosten fast nichts und dämpfen Schwingungen sehr gut.
Auch fehlt mir eine Vakuumprüfung. In die Steuergitterleitung kommt ein 500 kOhm Widerstand der mit einem Taster (Öffner) überbrückt wird. Jetzt führst Du eine Messung durch. Drückst Du jetzt den Taster, wird der 500 kOhm eingeschleift. Hat die Röhre nun ein schlechtes Vakuum oder neigt sie zur Gitteremission, wird ein Strom über das Steuergitter fließen. Dadurch fällt an dem 500 kOhm eine Spannung ab und die an der Röhre anliegende Steuergitterspannung wird sinken, wodurch wiederum der Anodenstrom steigt. Diese Messung ist m.E. sehr wichtig. Auch hier kann ich Beispiele nennen: Wer mal eine dementsprechende EC92 im UKW-Empfangsteil oder eine ECC83 in einem Verstärker hatte wird das Rauschen kennen. Auch nichtschwingende Oszillatoren sind dann die Folge.
Auch nicht vergessen sollte man die Prüfung auf Kurzschlüsse bei kalter und geheizter Röhre (Ohmmeter).

Ansonsten kann ich die hier auch schon mal genannte Messmethode an Herz legen: Heizen, Steuergitterspannung anlegen und nun ganz langsam die Anodenspannung aufdrehen. Stimmt irgendwas nicht, siehst Du das normalerweise am Anodenstrom.

Für das Prüfen muss man ein Gefühl entwickeln. Das bekommt man mit der Zeit. Man muss den Gesamtzusammenhang verstehen und einfach experimentieren. Das kann man nicht per Liste lernen.

Wie man die Prüfspannung erzeugt wurde hier auch ausführlich angesprochen:

Heizspannung: Radiotrafo (E-Röhren) oder externes Netzteil (E-Röhren und alle andern).
Anodenspannung: Trenntrafo (Radiotrafo) / Stelltrafo oder Mosfet-Schaltung (Mosfet-Schaltung, siehe Seite von Herrn Borngräber)
Schirmgitterspannung: Zweiter Stelltrafo oder Mosfet-Schaltung oder Widerstands/Potikaskade.
Steuergitterspannung: externes Netzteil oder LM 317/337 Schaltung.

Ansonsten hätte ich noch eine Bitte: Hier ist schon vieles teilweise recht ausführlich dargestellt oder erläutert worden. Bitte diese Sachen auch nachlesen. Konkrete Fragen erleichtern uns die Hilfestellung.

Viele Grüße
Frank
Viele Grüße aus der Pfalz!

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weiser_uhu
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Re: Röhren prüfen, aber wie ? (Nachtrag: Mit "Hausmitteln")

Beitrag von weiser_uhu »

Danke Frank, einfacher wirds nicht. Das mit den Widerständen und Ferritperlen hatte ich oben auch schon mal geschrieben, macht aber nix.
Das mit dem Rauschen bei schlechtem Vakuum wußte ich noch nicht.
Tja, man lernt eben immer noch dazu!

Grüße aus Thüringen (im Moment keine Sonne bäähhhh....)
-charlie-