NORDMENDE Othello 2-632

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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hf500
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von hf500 »

Moin,
das mit dem oben in Rot eingezeichenten Elko kann nur funktionieren, wenn:
Die Spannung ueber dem Kondensator bei einsetzendem Katodenstrom der ECC83 so weit hochgezogen wird, dass sein Reststrom wegen Spannungsueberlastung ansteigt und er "niederohmig" wird, wenn er nicht gleich durchschlaegt.
Ziemlich sinnlos. Aber plausibel, dass dieser Schaltfehler, wenn ab Werk oder vor langer Zeit woanders eingebaut, nicht direkt auffaellt.

Auffaellig ist, dass die Katodenwiderstande der Endroehren nicht kapazitiv ueberbrueckt sind und diese Widerstaende eigentlich auch zu hoch im Wert sind. Fuer eine EL84 nimmt man nach Datenblatt fuer Eintakt-A Betrieb 170 Ohm, hier sind es 220 Ohm. Damit wird der Roehre ein anderer Arbeitspunkt gegeben, Anodenstrom nur 28mA und erhaelt eine Leistung von etwa 3W bei einer Roehre, die an sich 5,7W leisten kann. Sie laeuft hier also auf "Sparflamme", man erhaelt mehr Lebensdauer auf Kosten der Ausgangsleistung _einer_ Endstufe. Da man davon zwei hat, kommt man wieder auf eine Gesamtleistung von etwa 6W, was bei dieser Art Radio fuer genuegend "Krach" sorgt.
Der nicht ueberbrueckte Katodenwiderstand sorgt fuer eine erhebliche Stromgegenkopplung der Endroehre. Senkt Verzerrungen, erhoeht aber den Steuerspannungsbedarf, der durch die beiden vorgeschalteten Stufen mit 2x ECC83 aufgebracht werden muss. Auch diese Roehren haben nicht-ueberbrueckte Katodenwiderstande, sind damit relativ stark gegengekoppelt. Der Grund dafuer, dass man in jedem NF-Verstaerkerzug zwei NF-Trioden brauchte. Normlerweise, zahlreiche Radios zeigen es, reicht zur Aussteuerung einer EL84 in der gebraeuchlichen Standardschaltung eine NF-Triode aus.

Ach ja, damit es sich nicht festsetzt: Die Verbindung zwischen den Mittelroehrchen der ECC83 und nach Masse ist keine Litze, sondern isolierter Schaltdraht ;-)
Verdrahtung mit Litze ist bei diesen Geraeten sehr selten.

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Peter
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Elko
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von Elko »

Liebe Röhrenfreunde!

Ich bitte um Entschuldigung, dass ich den "Parallel"-Widerstand zum Elko übersehen habe.
Ja, es gibt ihn Peter und er hat die Farbcodierung braun/schwarz/orange----gold. Nach meiner Berechnung: 10 KOhm.

Der Elko und der parallel geschaltete Widerstand sind quasi ein sog. "Kathodenaggregat" ----- aber an den ECC83 ???

Erklärung zum Bild:
Linker Pfeil , der nach unten zeigt----------Schaltdraht kommt von den 'ECC 83 Fassungen
Rechter Pfeil, der nach oben zeigt----------Schaltdraht führt nach Masse am Lautsprecher Poti
kleine gelbe Ringe: Das waren die Lötpunkte des 100 µF Elko. Ich habs mir nur einfach gemacht und den neuen vorne angelötet :D

Und nochmal: Ich habe nicht den Eindruck, dass hier gebastelt /nachgelötet wure. Das Chassi ist in jungfräulichem Zustand.
Da wurde noch nicht herumgelötet.

Bild

Und so war er eingebaut:
48469203la.jpg
Zusatz für Peter (hf500): Entschuldigung, werde nie mehr Litze schreiben, wenn es ein Schaltdraht ist :bier2:

Für Lutz:
Das steht auf dem alten Elko
P8050100.JPG
P8050101.JPG
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von glaubnix »

Hallo allerseits,

ich habe den SB-Ausschnitt noch einmal 'etwas entspannter' mit dem zusätzlichen 100µF Elko dargestellt. Anhand des Chassis-Fotos könnte der 10k bereits werkseitig verbaut worden sein - er entspricht aufgrund seiner Bauform den damals von NM serienmässig eingesetzten guten Beyschlag-Widerständen. An ihm fallen ca. 9V ab, sein Sinn ist schleierhaft. Er führt möglicherweise nur zu einem unerwünschten Übersprechen zwischen den beiden Stereokanälen. Vielleicht empfand das irgendwer störend und hat mit dem 100µF Elko den 10k AC-mässig überbrückt - damit hatte er das Problem beseitigt. Der 10k-Widerstand hat keinen Einfluss auf den Arbeitspunkt der Trioden, dafür sind die 2k7 Katodenwiderstände R203/R204 zuständig, deren Spannungsabfall über die 820k Gitterableitwiderstände R201/R202 den Röhrengittern zugeführt wird - es entspricht lediglich einer Versorgungs-Spannungsverringerung um 9V!

Und der über den 10k gelötete Elko gehört definitiv nicht zur Originalbestückung - diese Japanischen Teile gab es damals noch nicht, als das Gerät entstand. Daher ist das Gerät bewiesernermassen nicht mehr ganz 'jungfräulich'!
Süd-Mende Othello-net.jpg
Was ist ein Katodenaggregat? - ich sehe da immer nur einfache RC-Parallelschaltungen. Ein Aggregat hört sich nach einer derart wuchtigen Apparatur an, welche üblicherweise nur im Keller genügend Platz findet.

Nachsatz: Hallo Martin, habe soeben erst das Foto mit dem Original-Einbauort des Siemens Elkos gesehen (beachtet). Das sieht wirklich authentisch aus. Damit erscheint diese Schaltungseinzelheit noch mysteriöser - weshalb werden da zwei Bauteile (offensichtlich nutzlos?) eingebracht deren Zweck nicht wirklich nachvollziehbar ist und welche in originalen Schaltbildern und auch in den meisten Geräten dieser Serie nicht mehr vorkommen? - Wo war da der Rotstift, hat er zu spät zugeschlagen??
Nebenbei würde ich dringend empfehlen die Eros auszutauschen - besonders dort wo sie bleibende Schäden verursachen können. Der 'schöne' zeitgemässe Siemens-Elko erscheint mir da eher nicht so verdächtig - leider ist er jetzt Geschichte.

Hallo 'HF' Peter. So wie ich das sehe, hast du diesmal deine Standard Empfehlung vernachlässigt: Die Werte von C207/C208 zu erhöhen um eine wirksamere Siebung der Betriebsspannung für die NF-Vorstufen Röhren zu erreichen.
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Zuletzt geändert von glaubnix am Mo Aug 05, 2024 14:01, insgesamt 1-mal geändert.
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von Elko »

Halo Peter!
Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Hast mir weitergeholfen. Werde mich an Deinen Ratschlag halten.
Dass ALLE ERO und WIMA ausziehen müssen, ist beschlossene Sache, auch wenn`s eine gewaltige Fummelei wird
ATR hat die Bestellung schon. :D
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von glaubnix »

Hallo Martin, hallo allerseits,

bezüglich der beiden 'überflüssigen' Bauteile kann ich meines Wissens nur sagen, dass sie tatsächlich nicht notwendig sind. Daher ist es letztendlich egal ob man sie im Gerät belässt.

Vielleicht gibt es ja jemanden in diesem Forum, der den Sinn dieser RC-Kombination sieht und erklären kann. Möglicherweise hat einer der damaligen Ingenieure damit etwas 'besonders Ausgefeiltes' bezwecken wollen? - Denn, eigentlich konnte man es sich bereits zur Bauzeit dieser Geräte nicht leisten zwei nutzlose Bauteile, davon einen 'teuren' Elko, in ein Seriengerät einzubauen...
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Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von Elko »

Hallo Peter!
............................... Die Werte von C207/C208 zu erhöhen um eine wirksamere Siebung der Betriebsspannung für sie NF-Vorstufen Röhren zu erreichen.
Daran hab ich auch schon gedacht..............aber es ist halt verflucht eng in der Wohnung :D :D
Mal schaun, was ma unterbringen.
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von glaubnix »

Hallo Martin,

wenn du die 'alten' 0,1µF beispielsweise durch moderne 0,47µ ersetzt, wird sogar noch etwas zusätzlicher Freiraum in der 'Wohnung' übrig bleiben.
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von hf500 »

glaubnix hat geschrieben: Hallo 'HF' Peter. So wie ich das sehe, hast du diesmal deine Standard Empfehlung vernachlässigt: Die Werte von C207/C208 zu erhöhen um eine wirksamere Siebung der Betriebsspannung für die NF-Vorstufen Röhren zu erreichen.
Moin,
ich bekenne mich schuldig ;-)
Elko hat geschrieben: daran hab ich auch schon gedacht..............aber es ist halt verflucht eng in der Wohnung
Mal schaun, was ma unterbringen.
Ist doch kein Problem, moderne Kondensatoren bauen bei vergleichbaren Daten kleiner als die damaligen.
C207/208 wird 0,47µ, C219 22µ.

Ich sehe gerade, ja, der 0,47µ in 630V aus Bad Oeynhausen ist nicht groesser als der originale 0,1µ Ero 100. Eher kleiner.

Das sollte unterzubringen sein.

Ueber den Sinn des ominoesen 10k Widerstandes kann man wirklich nachdenken. Am Ende war den Leuten die Kanaltrennung zu hoch ....
Nur ergibt auch das wenig Sinn. Stereoquellen gab es zu jener Zeit nur als Schallplatte (Kanaltrennung um 30dB) und Tonbandgeraet, das sein Futter entweder von einer Schallplatte oder Mikrophonen erhielt. Gibt auch keine unendliche Kanaltrennung. Mit den Geraetelautsprechern ist die Basisbreite gering.
Eigentlich rechtfertigt es nicht die Angst vor Pingpong-Stero, die der Widerstand nahelegt ;-) Man weiss es nicht und die Leute, die man fragen koennte, gibt es nicht mehr.

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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von Elko »

Vielen Dank an die Peter`s -------was täten wir ohne Euch :bier2:

Natürlich werde ich Euren Rat befolgen und die Kapazität der drei C entsprechend erhöhen.

Die R/C Parallel-Schaltung (nicht Kathodenaggregat :D ) werde ich entfernen und gemäß Schaltplan herstellen.
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von Elko »

Sodale, jetzt san ma schlauer. :idea:

Die Schaltung bewirkt eine Verringerung der Verstärkung der ECC83 über den 10k Widerstand.
Der 100µF Elko sorgt dafür, dass sich die Gegenkopplung durch den 10k Widerstand nicht verändert.


Das ist allerdings jetzt nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern die Auskunft von Herrn Gipmans (Vorsitzender des Bremer Rundfunkmuseums).
Warum das eingebaut wurde, wusste er auch nicht.
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von hf500 »

Moin,
das muesste man mal nachrechnen, was die vergleichsweise lausigen 9V weniger Anodenspannung (Spannung zwischen Katode und Anode) so bewirken.

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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von Elko »

Wollte mich nur kurz melden...............bin nicht eingeschlafen.

Es geht zwar langsam voran, mit dem Umzug der Ero`s - aber es geht voran.
P8080104.JPG
vorher
P8170106.JPG
nachher

Nachtrag: Hätte günstige ERO 100 zu verkaufen :D
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von countryman »

Oh, wenn die einer kauft würde ich noch eine Tüte angelutschte Malzbonbons dazu legen :bier:
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von Elko »

Habe fertig!
Alle ERO 100 sind ausgezogen, ebenso die WIMA-Bonbons und drei Elko`s mussten weichen.
War eine gewaltige Fummelei - hat aber auch irgendwie Spaß gemacht :D

C 207 und C 208 haben jetzt 0,47 µF - und der Elko C 219 hat jetzt 22 µF. Außerdem ist der Elko umgezogen. An seiner neuen Stelle hat er einfach mehr Platz.

Und so schauts jetzt aus:

Bild

Und das sind sie, die Ausgewechselten:

Bild

In den nächsten Tagen, wenn`s schlecht Wetter ist, folgt der Testlauf. Jetzt ist laut meiner Frau Gartenarbeit angesagt.
Ich liebe Rasenmähen und so :mrgreen: .
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Re: NORDMENDE Othello 2-632

Beitrag von hf500 »

Moin,
sieht doch schon mal ganz gut aus.
Bei Nordmende muss man auch auf weisse Kondensatoren in Kunststoffumhuellung achten, Fabrikat Neokon(d). Das sind auch Papierkondensatoren und inzwischen tauschwuerdig.
Kunststof-f und Kunstharzumhuellung hilft bei Papierkondensatoren, zumindest bei denen aus jener Zeit, nicht gegen Feuchtigkeitsaufnahme. Daher sollten diese Typen alle getauscht werden.
"Sicher" sind nur die, die hermetisch in Metall- oder Keramikgehaeuse eingeloetet wurden. Nur trifft man die in normalen Radios selten, da zu teuer.
Haeufig waren sie in kommerziellen Geraeten, vor allem denen, die "tropenfest" sein sollten.

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Peter