Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Grundlagenwissen für Anfänger und Fortgeschrittene. Alles was man über alte Radios wissen sollte und kann.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios, Gute und böse Kondensatoren
Mende
Philetta
Philetta
Posts: 2
Joined: Tue May 17, 2022 12:00
Kentnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by Mende »

Meistens haben die aber an beiden Enden Ringe!
User avatar
radio-hobby.de
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Posts: 966
Joined: Wed Jan 12, 2011 22:02
Kentnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Location: Stolberg/Rheinland

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by radio-hobby.de »

Dann bleibt nur, die außen gelegene Elektrode experimentell zu ermitteln.

Ich habe es gerade vorhin so probiert:
Den Kondensator habe ich mit beiden Elektroden an einen Tongenerator angeschlossen.
Ich habe es an einem EROFOL II mit 10 nF und 2 kHz probiert. Ausgangsspannung ca. 1 Volt ss.
Die Masse meines Oszilloskop-Eingangs habe ich an die Masse des Tongenerator-Ausgangs gelegt.
Den aktiven Pol des Oszilloskop-Eingangs habe ich isoliert außen auf den Kondensator gelegt.
Ich messe sodann am Oszilloskop im 5-Millivolt-Bereich und prüfe so, wieviel dieser isolierte Pol wie eine "Antenne" von dem Signal aufnehmen kann.

In der einen Polung des Kondensators ist das von der "Antenne" aufgenommene Signal viel schwächer als in der anderen Polung. Schwächer ist das Signal dann, wenn die äußere Elektrode des Kondensators mit Masse verbunden ist. Beim EROFOL II ist dieser Pol mit einem Ring gekennzeichnet, das war dann praktisch.

Es funktioniert tatsächlich. Im Einzelfall kommt es auf die Kapazität des Kondensators, die verwendete Frequenz und die Eigenschaften des Oszilloskops an.

Gruß
Georg
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:
Yamanote
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Posts: 784
Joined: Sat Jan 21, 2017 21:25
Kentnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by Yamanote »

Mende wrote:Moin, habe eine Frage zu den ungepolten Kondis. Die sollen ja eine Seite haben, die in Richtung Minus/Masse eingebaut werden soll. Wie kann ich erkennen, weche Seite das ist?
Hallo Martin,

bei neuen Kondensatoren (wie zum Beispiel von ATR oder FJZ) ist die Einbaurichtung egal, da die Kontaktierung wohl stirnseitig erfolgt und es somit keinen Innen- oder Außenbelag gibt. Ich hatte das auch mal mit dem Oszilloskop nachgemessen.

Wie man bei gewickelten Kondensatoren den Außenbelag ermittelt, ist in diesem Video sehr schön erklärt, ungefähr ab Minute 14:
https://www.youtube.com/watch?v=iSEVI4vFGnU
Viele Grüße,
Günter
User avatar
Micha94
Royal Syntektor
Royal Syntektor
Posts: 270
Joined: Tue Aug 21, 2018 15:52
Kentnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Location: Bei Würzburg

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by Micha94 »

EQ80 wrote:Wie sind diese Kondensatoren überhaut einzuschätzen?
http://up.picr.de/14618567vq.jpg

Die Dinger sind offenbar von 1957 und waren in einem Siemens Luxussuper H7 eingebaut.
Die sind eigentlich immer optisch top, aber das trügt und ist hinterlistig.

Alle die ich in den Fingern hatte, hatten mit dem LCR Tester mindestens doppelte Werte.
Und mit dem Kurbelinduktor ganz schlechten Isolationswiderstand.

Also immer tauschen, das Bild fehlt noch auf der Kondensatorseite.
Bluebird
Philetta
Philetta
Posts: 16
Joined: Fri Dec 29, 2023 15:34
Kentnisstand: Einsteiger ohne Kenntnisse

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by Bluebird »

Hallo zusammen,

als Einsteiger mit erstem Teilerfolg bei der Reparatur eines Opus 2650, mal eine eher generelle Frage zum Tausch von Kondensatoren. Anhand der "kleinen Kondensatorkunde" hab ich ganz gut verstanden welche Kondensatoren zu den üblichen Verdächtigen gehören, also was in der Regel raus muss. Aber wie ist das mit den Kondensatoren die im Tausch rein sollten? Muss beim Tausch der Kondensatortyp beibehalten werden, also z.B muss ein Ero-Teerkondensatoren wieder durch einen Teerkondensator ersetzt werden oder kann da jeder beliebige Elko mit passender Kapazität und Spannungsfestigkeit verwendet werden?

Grüsse Florian
countryman
Transmare
Transmare
Posts: 667
Joined: Sat Apr 04, 2015 20:47
Kentnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Location: Dortmund

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by countryman »

Teerkondensatoren gibt es nicht mehr. Normal wird man als Ersatz Folientypen nehmen oder bei kleinen Werten evtl. keramische.
Elektrolytkondensatoren sind in aller Regel gepolt und werden durch moderne Elektrolytkondensatoren mindestens gleicher Spannungsfestigkeit ersetzt, unter Beachtung der Polung.
User avatar
Welle26
Siemens D-Zug
Siemens D-Zug
Posts: 929
Joined: Tue Sep 17, 2013 12:56
Kentnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Location: Trippstadt, Nähe Kaiserslautern

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by Welle26 »

DSCN7266 komp.JPG
So, noch eine Erweiterung in der Hoffnung, daß dieser Typ noch nicht aufgeführt ist.
Dieser Typ von Entstörkondensator ist absolut indiskutabel. Genau wie die Rifas lösen sich die Wima MP3 gerne in Rauch auf.
Die sollte man ungesehen tauschen, sonst hat man nur Ärger.
Gestern ist mir so ein Ding in einem VHS-Recorder um die Ohren geflogen und hat mir die ganze Werkstatt verqualmt. Da hätte man "Gorillas im Nebel" neu verfilmen können. Mal sehen, ob ich den Gestank in den nächsten drei Wochen überhaupt loswerde...

Viele Grüße
Max
You do not have the required permissions to view the files attached to this post.
Ich sammele keine Radios. - Die haben sich von selbst angesammelt!
countryman
Transmare
Transmare
Posts: 667
Joined: Sat Apr 04, 2015 20:47
Kentnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Location: Dortmund

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by countryman »

countryman
Transmare
Transmare
Posts: 667
Joined: Sat Apr 04, 2015 20:47
Kentnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Location: Dortmund

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by countryman »

Jetzt muss ich auch mal dumm fragen, und zwar nach dem hellroten 0.01µF/1000 Volt in Bildmitte.
Ist der Koppelkondensator zwischen EABC80 und Gitter der EL84 im Nordmende Rigoletto E15 (ca. 1960).
Lt. Bestückungsplan sollte dort ein 0.01µF 500 Volt Papiertyp sitzen. Aber sieht der nicht wie ein Folienkondensator aus :?: Der Hersteller hat ja offenbar auch die Spannungsfestigkeit geupgradet :!:
Falls der Typ als gut bekannt ist würde ich den gerne belassen.

Die bunten Bonbons ringsum kommen auf jeden Fall noch weg. Kennt die jemand? Sind beschriftet mit KBO und verschiedenen Nummern.
Alle Elkos in dem Gerät waren komplett tot, auch der Becher. Leider auch der Selengleichrichter. Den hatte ich als Jugendlicher schon mal getauscht, war meine 1. Röhrenradio-Reparatur, an einem Sperrmüllgerät... Es hat danach jahrelang gespielt, steht nun aber auch schon wieder 25+ Jahre rum. Die Zeit vergeht :hello: :mauge:
You do not have the required permissions to view the files attached to this post.
ELEK
Transmare
Transmare
Posts: 706
Joined: Thu Oct 05, 2017 19:39
Kentnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by ELEK »

Hallo,

es gibt durchaus rel. "moderne" Papierkondensatoren im Kunstharzmantel, wobei ich den gezeigten Typ nicht einschätzen kann.
Die sog "Goldies" aus der ex-DDR zählen auch dazu. Äußerlich sehen sie sympathisch aus, innerlich das gleiche Elend, wenn auch abgeschwächter als bei älteren Typen. Der Wasserdampf diffundiert auch durch Mikrorisse im Kunstharz oder sogar durch den Kunstharz selbst.
Auch nagelneue sind betroffen (hab zB. so einen "Goldie" in NOS).
Es gibt mKn. nur eine Ausnahme von heute noch brauchbaren Papierkondensatoren: Die SIKATROP im komplett zugelöteten Metallmantel.

Test ist eigentlich einfach: Chinatester...C-Tester zeigt rel. eindeutig Probleme an: starke Abweichung der Kapazität nach oben, hohe Verlustwerte.

Gruß Ingo
User avatar
radio-volker
Geographik
Geographik
Posts: 3985
Joined: Thu Oct 29, 2015 7:54
Kentnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by radio-volker »

Servus,
Kann ich bestätigen, selbst die Sikatrop, die ich hier noch von der "Wehrmacht"- Afrikakorps habe, sind 100% in Ordnung, auch die US-Pendants von Patton sind absolut einwandfrei.
Gruss aus Trient,
Volker
http://luxkalif.de.tl/
countryman
Transmare
Transmare
Posts: 667
Joined: Sat Apr 04, 2015 20:47
Kentnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Location: Dortmund

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by countryman »

OK, dann schmeiß ich den auch mal raus und werde berichten.
Ich habe zwar keinen Bauteiltester aber ein Multimeter mit Kapazitätsbereich, da sieht man schon die überhöhten Messwerte.
countryman
Transmare
Transmare
Posts: 667
Joined: Sat Apr 04, 2015 20:47
Kentnisstand: Grundkenntnisse (ohmische Gesetz etc.)
Location: Dortmund

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by countryman »

Der hellrote hat sich nach einseitigem Auslöten als Erofol II entpuppt und durfte bleiben. Er ist auch 100% werthaltig. Sämtliche Papierkondensatoren zeigten massiv überhöhte Messwerte, schlechter als bei den Radios die ich bisher bearbeitet habe.
ELEK
Transmare
Transmare
Posts: 706
Joined: Thu Oct 05, 2017 19:39
Kentnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium

Re: Diskussion zu "kleine Kondensatorkunde"

Post by ELEK »

...Dank Dir für die Rückmeldung !

Gruß Ingo