Neues vom Wertstoffhof - Körting "Audax 53W"

[SABA78]

Heute morgen konnte ich einen guten Tausch machen. Eine Kastenwagenladung voller Schrott und Müll gegen oben genanntes Radio.
Als ich meine zwei Uraltlaptops (zwei baugleiche 80386er oder 486) in die E-Schrott Tonne kippen wollte blickte mich die Unterseite einer "Holzkiste" an. Der herangerufene Mitarbeiter wurde mittels Fingerzeig und Erklärung "ich sammel sowas..." in Kenntnis gesetzt und meinte "Eigentlich darf da keiner mehr was raus nehmen, aber ich kuck jetzt in die andere Richtung zum nächsten Kunden und was Du dann machst weiß ich ja nicht".

Zunächst ließ sich mangels Rückwand nur Körting als Hersteller ermitteln. Bei RM-ORG fand ich dann über das Baujahr und die Röhrenbestückung ein Gerät, daß genau so aussieht - es dürfte also mit höchster Wahrscheinlichkeit das "Audax 53W" sein.

PS: hat da jemand einen Schaltplan von?

Ein Probelauf am langsam hochgefahrenen Regeltrenntrafo ergab: 0mA Stromaufnahme. Im Halter steckt eine 1A Sicherung - das sollte etwas viel sein.
Die Netzschnur war nicht abgeschnitten - bzw. es war eine andere mit Lüsterklemmen drangefrickelt.
Hoffentlich ist der Netztrafo nicht abgeraucht.

Als nächstes werden Gehäuse und Chassis getrennt und gereinigt.
Das Häuschen wird wohl um eine Neulackierung nicht herum kommen.

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Die Gleichrichtung wird noch mittels AZ41 erreicht. Soviel ich weiß also ein Allstromgerät ohne galvanische Netztrennung. Was soll's, ich arbeite sowieso nur mittels Trenntrafo. Interessant ist der UKW-Bereich bis 103 MHz.
Der Leuchtschirm des Auges zeigt schon dunkle Stellen - Mal sehen was aus der EM noch rauskommt.

Weiteres folgt. Der Lötkolben glüht schon im Abendhimmel...

Gruß,
Daniel

[amiga3000]

Wiso Allströmer ohne Netztrennung? Das Radio hat doch einen Netztrafo drinne(Spannungswähler oben drauf) und die AZ41 ist ein Doppelweg-Gleichrichter. Allströmer haben nur eine Einweg-Gleichrichtung und keinen Netztrafo. Die Typenbezeichnung *...53W* läßt zudem auf ein Wechselstromgerät schließen. Die Restlichen Röhren sind wohl E-Röhren,die niemals in Allströmern drinne sind,ebenso eine A-Röhre ist niemals im Allströmer drinn. Aufgrund der Größe des Netztrafos ist es auch kein Spartrafogerät,aber das währe ja problemlos per multimeter auszumessen.

[holger66]

Nein, ein Allströmer ist es definitiv nicht. Wenn die Baujahrangabe im rmorg stimmt (ich bezweifle das), ist es aber eines der allerallerletzten Radios ohne Tasten.

H.

[saarfranzose]

die AZ41 ist kein Hinweis auf ein Allstromgerät. Dies ist jedenfalls ein normales Wechselstromgerät mit Netztrennung.

Schöner Fund!!

Koerting_Audax_53W.zip

[paulchen]

amiga3000 meinte:

Die Restlichen Röhren sind wohl E-Röhren,die niemals in Allströmern drinne sind,ebenso eine A-Röhre ist niemals im Allströmer drinn.

Sollte man so nicht stehen lassen. Und glaube mir... da gibt es noch einige andere!!

http://www.radiomuseum.org/r/conti_d_im ... 024gw.html

paulchen

[amiga3000]

Immer diese Gegenargumente . Man lernt echt niemals aus

[SABA78]

Hallo Kollegen.

Vielen Dank für Eure Hinweise! Ich hatte meine Ansicht betreffend dem "Allstromgerät" auch relativiert als ich schrieb "soviel ich weiß" .
Danke Franz-Josef für die Unterlagen.

Das Chassis habe ich jetzt ausgebaut, entstaubt, das Lüsterklemmenprovisorium zwar nicht entfernt, aber verlötet und die Lüsterklemmen mal übergangsweise als Isolator drauf geschraubt. An 230V nimmt das Chassis (mit Lautsprecher) ca 50W auf. Als Sicherung möchte ich mal eine um 250mA einbauen. NACHTRAG: Laut Schaltplan 500mA !!!
Unter Spannung und auf UKW ist ein UKW-übliches Grundrauschen zu hören. Empfangbar sind nur 2 Sender und die auch nur verrauscht. Die EM11 spricht auf Änderung der Signalstärke an, Leuchtstärke ca. 30%. Mangels Rückwand kann ich nicht erkennen welcher der Anschlüsse für die Antenne vorgesehen ist. Ich habe 1,5m Draht an allen 4 Buchsen nacheinander angeschlossen - den Empfänger lässt das leider unbeeindruckt.
Am Skalenantrieb hat wahrscheinlich schon jemand rumgebastelt. Die Nadel, die auf Stahldraht gespannt ist lag lose hinterm Skalenglas und das Textilseil war nur von Drehachse auf den Drehko geführt. So wie die Welle, der Drehko und die Umlenkrollen angeordnet sind müsste das Skalenseil u.a. quer hinter der Skala verlaufen.
Erst mal möchte ich die elektronische Funktion herstellen. Mechanik und Gehäuse kommen dann später.

Gruß,
Daniel.

[saarfranzose]

eine sicherheitsrelevante Tücke gibt es allerdings. Das sie die Netzeingangskondensatoren!

[SABA78]

Hallo.
Ich habe mal die Spannungen am Chassis mit den Angaben im Schaltplan verglichen.
Alle Werte habe ich ermittelt bei Eingangsspannung 220V und Spannungswahlschalter 220V.

An der ECH81 Pin 6 messe ich ca. 200V statt 240V.
An der EAF42 Pin 2 messe ich ca. 200V statt 225V.
An der EAF41 Pin 2 messe ich 69,9V - soll sind 70V.
Die Spannung am AÜ liegt bei 275V, soll sind 250V.

Der 50µF Kondensator, der zwischen Pin 7 der EL41 und Masse liegt wird etwas warm im Betrieb.

Die Heizspannung liegt bei 6,5V.

Zunächst werde ich die Teerkondensatoren tauschen. Dann messe ich nochmal alles durch.
Den erwärmenden 50µF werde ich auch ersetzen.

Übrigens sind die Kondensatoren von Neuberger, habe ich bisher auch nicht gesehen.

Gruß,
Daniel.

[paulchen]

So die Betriebsspannung höher ist als das Soll aber an den Röhren weniger ankommt als gefordert wäre auch eine Stromaufnahme ganz interessant.

paulchen

[SABA78]

Huch, das hab ich vergessen.

Ich hatte den Strom gemessen aber nicht notiert. Die Leistungsaufnahme beträgt ca 50W.

[paulchen]

Ich meinte eher die Stromaufnahme der einzelnen Stufen (EL, EAF, ECH, EF usw.)
Da kommt man einem Defekt auch recht schnell auf die Spur.

paulchen

[SABA78]

Hallo, guten Morgen.

Die Kondensator-Kur ist getan. Die Gesamtleistungsaufnahme ist um ca. 5W gesunken. Der Empfang auf UKW ist immernoch schlecht. Bei Einstellung einer der drei empfangbaren Sender auf max. Ausschlag der EM11 ist der Empfang verrauscht. Nachdem ich den originalen 8µF Ratio-Elko gegen einen neuen 10µF getauscht habe, hat sich dies gebessert. Alle Elkos und die Teerbomben sind getauscht. Auf MW konnte ich gestern abend gegen 22 Uhr einige Sender gut empfangen. Heute morgen hatte ich aber Schwierigkeiten den DLF auf 1422kHz zu hören - der müsste eigentlich ganz gut reinkommen. AFN kommt aber sehr gut an. Der Klang ist soweit auch OK. Kein Brummen, keine Verzerrungen.
Zum jetzigen Zeitpunkt denke ich, ist ein Abgleich nicht empfehlenswert. Testweise habe ich mal nacheinander die EAF42, EB41, ECH81 und EF41 gegen eine andere aus meinem Fundus getauscht - keine Veränderung. Die originalen Röhren sind wieder alle drin. Ein EF42 konnte ich bisher nicht finden.
Ich werde nochmal alle Spannungen im Schaltplan nachkontrollieren. Mal sehen was dann kommt.
Die Kontakte und Potis wurden übrigens mit Kontakt 61 gereinigt und mit Tuner 600 gespült (Ich sprühe K61 auf bewewge die Kontakte und spüle nach ca.1/2 min. mit T600 nach).

[paulchen]

Ich hatte mal vor einer Weile ein Körting 610W.

http://www.radiomuseum.org/r/korting_610w.html

Ich denke mir mal, die Empfangsleistungen sollten beinahe ähnlich sein. Und die war bei mir auch nicht sonderlich doll. Im Endeffekt habe ich dem neuen Besitzer (der bekam das Radio von mir geschenkt) geraten, es doch einfach an seinen Kabelanschluß (oder war es eine SAT-Schüssel???) anzuschließen. Das ging sehr gut (logisch!) und er war mit dem klang mehr als zufrieden. Eventuell eine Option für Dich.
Große Empfangsleistungen würde ich von dem UKW-Teil nicht erwarten.
Allerdings sollte auf AM am Abend die Post abgehen. Das sollte auf keinen Fall schlechter sein als ein anderes Radio.

paulchen

[SABA78]

Hallo.
Neues vom Audax:
Mangels Rückwand und Tomaten auf den Augen hatte ich den Test-Draht an die falsche Buchse angeschlossen. Heute morgen habe ich das Chassis nochmal durchgesehen. Bei der Reinigung und Kontrolle des Bereichs um die Filterspulen, wusste ich auch wo logischerweise die Antenne(n) angeschlossen werden. Siehe da, auf UKW ist der Empfang deutlich besser - nix berauschendes, aber soweit OK. Auf UKW sind die Sender allerdings bei Mittenabstimmung, wo auch die EM11 den stärksten Ausschlag zeigt, verrauscht. Eine Sichtprüfung der Filterkerne zeigte, daß da schon jemand dran gedreht hat. Wenigstens sind die Kerne nicht zerbröselt.

Ich habe mal die Pertinax-Platte mit den ganzen Trimmspulen fotografiert. Da ich keine große Erfahrung im Abgleich habe, hoffe ich, daß hier jemand weiterhelfen kann.

Resize of Filterbereich - bearbeitet.jpg

Resize of Audax Schaltplanauszug Spulen1.jpg

Vor allem an L1 wurde gedreht. L1 wirkt sich stark auf den UKW-Empfang aus.
So wie ich das sehe, wird der UKW-Bereich durch eine Tauchspule abgestimmt, die sich auf der Rückseite der hier abgebildeten Filterplatte befindet. Die Tauchspule wird direkt vom Skalenantrieb betätigt.

Gruß,
Daniel.