Interessantes Schaltungsdetail am Graetz Melodia 618/619

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holger66
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Interessantes Schaltungsdetail am Graetz Melodia 618/619

Beitrag von holger66 »

Hallo zusammen,

schaut mal:

Bild

Während der Kathodenwiderstand der EL84 direkt auf Masse geführt ist, ist der Kathodenelko an den Mittelpunkt der Sekundärwicklung des AÜ geklemmt, und erst am oberen Ende dieser Wicklung ist Masse.

Ich hab´s ja nicht so mit solchen Schaltungsdetails, aber das fiel mir doch bei der Lötarbeit auf, daß der Elko woanders angelötet gehört, da habe ich nachgesehen und das auf dem Schaltplan gefunden.

Frage: warum haben die das gemacht ? Gab es das auch noch bei anderen Marken, oder ist das eine Graetz-Idee gewesen ?

H.
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röhrenradiofreak
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Re: Interessantes Schaltungsdetail am Graetz Melodia 618/619

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das ist eine Gegenkopplung, die auch den ungleichmäßigen Impedanzverlauf der Lautsprecher mit einbezieht. Bei den Frequenzen, bei denen der Lautsprecher hochohmiger ist, wirkt sie stärker als bei den Frequenzen, bei denen der Lautsprecher niederohmiger ist. Das sollte wohl den Frequenzgang linearisieren.

Interessanterweise habe ich für eben dieses Gerät einen Schaltplan, in dem der Kathodenelko, wie üblich, gegen Masse geschaltet ist. Außerdem sind in diesem die Hauptlautsprecher in Reihe geschaltet. Wie man sieht, waren auch 1958/1959 schon "Änderungen vorbehalten".

Lutz
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Re: Interessantes Schaltungsdetail am Graetz Melodia 618/619

Beitrag von EQ80 »

Das ist in der Tat eine interessante Schaltungsvariante, danke fürs posten, Holger.
Lutz hat ja die die Erklärung schon geliefert.

Mich würde nun einmal interessieren, wie sich das klanglich auswirkt. Gibt es einen hörbaren Unterschied bei bestimmten Lautstärken, wenn man den Elko einfach an Masse legt?
Viele Grüße

Frank
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Radiomann
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Re: Interessantes Schaltungsdetail am Graetz Melodia 618/619

Beitrag von Radiomann »

Das ist eine Gegenkopplung, die auch den ungleichmäßigen Impedanzverlauf der Lautsprecher mit einbezieht.
Die Berücksichtigung des Impedanzwandlers der Lautsprecher wird üblicherweise durch ein Boucherot-Glied (eventl. auf ein C reduziert) realisiert. Allerdings wirkt das nicht auf die Gegenkopplung, so wie es hier der Fall ist.
Mich würde nun einmal interessieren, wie sich das klanglich auswirkt. Gibt es einen hörbaren Unterschied bei bestimmten Lautstärken, wenn man den Elko einfach an Masse legt?
Zumindest dürfte sich ein Unterschied rechnerisch und messtechnisch nachweisen lassen; ob man es hört, weiß ich nicht. Der Unterschied ist auch nicht abhängig von der Lautstärke, sondern von der Frequenz; das gilt aber bereits für die übliche Stromgegenkopplung mit Überbrückung des Widerstandes.
Andererseits scheint diese Variante aber keine allzu großen Vorteile auf zu weisen, sonst hätten die meisten(?) anderen Hersteller nicht die Elko||Kathoden-R Kombination favorisiert.
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holger66
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Re: Interessantes Schaltungsdetail am Graetz Melodia 618/619

Beitrag von holger66 »

Leider ist das Gerät nicht mehr hier, es war nicht meines, insofern kann ich es jetzt nicht testen, wie sich eine Verlegung des Elkos auf Masse klanglich wirklich auswirken würde. Aber auf jeden Fall DANKE für Eure Erklärungen !

H.
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