Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

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Hans Dampf
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Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

Beitrag von Hans Dampf »

Hallo,
repariere gerade eine alte Hutschachtel AG2115. Weiß jemand, wo man das schwarze Reibrad herkriegt, das Motorwelle mit Plattenteller verbindet? Werden diese Teile heute überhaupt noch gefertigt?
Zudem wird der Motor im Leerlauf heiß und ist schwergängig. Habe hier im Forum gelesen, dass man mit Alkohol reinigen soll und dann mit Sinteröl ölen. Wo kriegt man denn kleine Mengen von diesem Sinteröl her? Könnte man auch anderes Öl nehmen? Wenn ja welches?
Vielen Dank für eure Tips!
Hans Dampf
Fernmelder
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Re: Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

Beitrag von Fernmelder »

Moin,

Sinteröl..... Du benötigst normales Motorenöl 10W40 o.ä. das verflüchtigt sich nicht und wird bei wärme nicht so schnell flüssig wie anderes Öl. Habe da in Mechanik beste Erfahrungen gemacht.

Das Reibrad ist so eine Sache. Darf ich raten? Hart und hat ne Delle von der Motorwelle?

Man kann wunderbar eine Dichtung aus dem Santitärbereich nehmen. Habe das schon ein paar mal gemacht und war zufrieden damit.

Der Durchmesser spielt keine große Rolle da es nur ein Zwischenrad ist. Also passiert nichts wenn es einen 1mm mehr oder weniger hat :hello:

Das alte Gummi runter und einfach eine Dichtung zurecht machen und aufkleben
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Hans Dampf
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Re: Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

Beitrag von Hans Dampf »

Vielen Dank für die schnelle Antwort.
Das Reibrad ist noch schlimmer, es löst sich geradezu auf. Werde also mal versuchen zu basteln.
Den Motor habe ich gerade mit Alkohol gereinigt. Allerdings habe ich ihn nicht zerlegt, sondern nur ausgebaut und unter "fließendem Alkohol" gedreht. Dreht jetzt tatsächlich deutlich leichter.
Gruß
Hans Dampf
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nflanders
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Re: Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

Beitrag von nflanders »

vielleicht ist das ein anderes Lager, aber früher war es in unserer Werkstatt verboten bei Druckerreparatur die bronzefarbenen Sinterlager zu ölen...oder ist das was anders?
Gruss Nad

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Re: Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

Beitrag von Fernmelder »

Hi Nad,

die s.g. Sinterlager sind normalerweise so aufgebaut das sich im Lager selbst in Kapilaren das Öl befindet.

Bei Drucker ist das auch eine "Dauerschmierung" und damits nicht heraustropft weil zu viel wurde das Nachölen verboten. Man musste dann neue Lager bestellen.

Es gibt kein richtiges "Sinteröl" Die Lager wurden bei der Herstellung unter hohen Druck "Eingeölt" das schafft auch kein spezial Sinteröl und wie der ganze Rotz sich nennt. In die kleinen Kapilare kommt man nur mit Druck oder man kocht das Öl ein.

Dazu das Lager ausbauen und in einen alten Topf (Ganz wichtig sonst gibts haue von der Alten). Ein wenig Motoröl (10W40) auf ca. 80°C erwärmen und das Lager darin eine Stunde "köcheln". Danach ganz wichtig langsam abkühlen (Halbe Stunde) und die Temperatur reduzieren.

Damit zieht sich das Öl in die Kapilare und alles ist gut. Danach das Lager reinigen und wieder einbauen.

Ich habe aber auch mit nachölen ohne einkochen gute Erfahrungen gemacht :hello:
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nflanders
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Re: Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

Beitrag von nflanders »

danke, man lernt nie aus
Gruss Nad

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Re: Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

Beitrag von achim1 »

Ich hätte da meine Zweifel, ob die Sache mit der Sanitärdichtung bei der Huitschachtel funktioniert, möchte es aber nicht ausschließen. Beim Mignon hab ich ein neues Rad gedreht und mit einem O-Ring bestückt.und anschließend geschliffen. Das funzt, aber bei der Hutschachtel ist der Gummi des Reibrades viel weichter und die ganze Mechanik durch die Stufenachse komplizierter.
Auch wenn der Durchmesser des Reibrades als Zwischenrad unkritisch ist, so muss es doch absolut rund sein. Ansonsten sind die Gleichlaufschwankungen sofort zu hören. Ohne Drehbank mit Schleifeinrichtung dürfte das schwierig werden.

Die Motoren sind leicher auch nicht unproblematisch. Die sind so schwach ausgelegt, dass schon die kleinste Schwergängigkeit die Drehzahl des Tellers hörbar runterzieht. Ich hab das nur durch Zerlegen und penible Reinigung der Lager und der Achse hinbekommen. Wenn man die Welle mit der Hand in schnelle Drehung versetzt, dann muss sie richtig lange nachlaufen. Auf jeden Fall muss man die Drehzahl mit einer Stroboskobscheibe überprüfen. Und zwar auf einer Schallplatte mit aufgelegtem Tonarm. Denn selbst die 0,1N Auflagegewicht des Tonarms verringern die Drehzahl. Ohne Tonarm läuft der Teller merklich schneller und die Drehzahl muss ja mit aufgelegtem Tonarm stimmen.

Genau genommen erhöht sich die Drehzahl beim Abspielen einer LP vom Anfang zum Ende hin, da der Hebel zur Mitte hin ja immer kleiner wird. Ist eine Schwäche des Geräts, aber kaum merklich.

Ich hab für die Schmierung Turbinenöl benutzt. Hat gut funktioniert.

Ich hab 5 Hutschachteln, aber bei keiner war bislang das Reibrad defekt.

Gruß,
Achim
Hans Dampf
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Re: Reibrad und Lageröl für philips Hutschachtel

Beitrag von Hans Dampf »

Im Lego-Nxt-Set (Lego Bausteine mit Microcontroller) gibt es ein Kunststoffrad mit Gummiring, das von der Größe her ungefähr passt. Ich habe es etwas aufgebohrt und dann die Originalnabe des Reibrades eingesetzt. Obwohl sich dabei eine gewisse Exzentrizität nicht vermeiden ließ (habe keine Drehbank im Keller stehen), hört man keine Gleichlaufschwankungen. Der Geschwindigkeitswahlhebel vibriert ein wenig wegen der Exzentrizität. Vielleicht habe ich aber auch kein so empfindliches Ohr. Werde mal eine kleine Messschaltung aufbauen, ob man die Frequenz des Reibrades nachweisen kann.
Bei meinen drei Philips Plattenspielern (einmal oben in einem Radio, einmal Hutschachtel und einmal rotes Kunstleder) war einmal das Reibrad einwandfrei, einmal mit starker Delle, wo sich die Motorachse eingedrückt hatte und eben diese, bei der der Gummi komplett ausgehärtet und zerbröselt war. Hängt bestimmt davon ab, wo die Geräte gelagert wurden. Interessanter Weise hat sich die Delle im Laufe der Zeit zurückgebildet.
Mal eine Frage zum Motor: an anderer Stelle im Forum (->Netzspannung zu hoch) ist die Rede davon, dass es ein Synchronmotor sei. Für mich sah der Läufer aber wie der eines normalen Spaltpolmotors aus. Das wäre dann doch ein Asynchronmotor. Oder ist es doch ein Reluktanzmotor und mir ist das blos nicht aufgefallen?
Gruß
Hans Dampf