Philips B5S81A mit Gebissreiniger und Heißkleber aufgemöbelt

[Ekorre]

Hallo zusammen,

Gebissreiniger und das recht bekannte Universalmöbelpflegemittel Baolin kamen hier zum Einsatz:

VORHER:


NACHHER:


Das Radio ist aus dem Jahr 1958 und hat wahrscheinlich einen Lack auf Polyurethanbasis. Bei älteren Lacken auf Nitrolackbasis würde ich mit Gebissreiniger nicht so einfach so sorglos rangehen. Vorher an einer Ecke ausprobieren. Und wenn das Radio mit Schellack behandelt wurde, ist der Gebissreiniger wahrscheinlich eine mittlere Katastrophe. Das Baolin verträgt sich mit Schellack.

Dann waren noch fast alle Drehknöpfe, die aus Polystyrol bestehen, an der Achsenführung zerbrochen. Ich habe sie mit UHU plast, das eigentlich ein Lösungsmittel für Polystyrol ist, wieder geklebt. Bei einem Drehknopf haben die Bruchstücke gefehlt. Ich bin dann ein gewisses Risiko eingegangen und habe den Drehknopf mit Heißkleber gefüllt und sogleich auf die Achse gesteckt. Das ging noch einmal gerade gut und den Knopf konnte man sogar abziehen und wieder aufstecken. Der vollständige Reparatur- und Restaurierungsbericht ist unter

http://elektronikbasteln.pl7.de/philips ... -1958.html

abgelegt. Übrigens habe ich noch kein künstliches Gebiss .

[Wheely]

Hallo Volker
Eine gelungene Restauration mit ungewöhnlichen Mitteln
Auf deiner Homepage kann man hervoragend stöbern und lesen - gefällt mir sehr gut.

Radiogrüße nach Schweden
Hans Detlef

[Ekorre]

Hallo Hans,

danke. Ich probiere immer neue Sachen aus. Gebissreiniger muss besonders intensiv wirkende bioaktive Stoffe enthalten. Das habe ich an dem Fliegendreck gemerkt, der sehr einfach damit zu beseitigen war. Das nächste Mal werde ich ein Chassis mit Wattestäbchen und Gebissreiniger säubern. Bisher nahm ich immer Glasreiniger. Manche raten von Gebissreiniger ab, weil es eine bleichende Wirkung hat, was ja manchmal erwünscht sein kann.

Ich habe schon mal einen Drehko mit Gebissreiniger gereinigt. Der roch dann hinterher einige Tage nach Pfefferminzkaugummi. Aber sauber war er. Wichtig ist, dass er dann schnell trocknet und die Lager neue Schmierung bekommen:

[Wheely]

Hallo Volker
Mit der Drehko-Aktiv-Reinigung ist ein guter Tipp. Beim Chassis säubern habe ich auch schon mal Lackreiniger verwendet, ging ganz gut. Nur man muß danach polieren. Bei Kabeln, die des öfteren verfärbungen aufweisen, habe ich schon Gummidichtungs-Reiniger verwendet, den man bei Autos für Türdichtungen anwendet. Hat mit sehr geholfen bei dem Blaupunkt, was ich erst kürzlich fertig stellte, da hier irgend eine Flüssigkeit reingelaufen war.

Beim neuesten Projekt habe ich keinen Dreko zu reinigen und auch kein Chassis, da es sich hier um ein Blaupunkt NU640Un handelt. Endlich mal wieder nen schönes Radio in der mache. Sorgen bereiten bei diesem Modell, das an einigen Stellen aufgeqollene Pappchassis, aber da probiere ich einfachen Tapetenkleister, der in die aufgeweichte Pappe gespritzt wird und danach wird das alles mit Leimzangen und kleinen Klötzen zusammen gepreßt.

Grüße nach Schweden

Hans Detlef

[Ekorre]

Hallo Hans Detlef, Hallo zusammen,

den Lack habe ich noch einmal mit Autolackreiniger und Baolin aufpoliert. Der Lack ist jetzt hochglänzend geworden, wie er vielleicht einst mal war. Wahrscheinlich handelt es sich vom Glanz und der Schichtdicke nach um Polyester- oder Polyurethanlack, wie er ab Mitte der 1950er Jahre für eine hochglänzende Beschichtung eingesetzt wurde. Der ältere Nitrolack ist mit einer dünneren Beschichtung aufgetragen worden und ist etwas seidiger im Glanz. Schellack würde man mit Autolackreiniger beschädigen. Er wird dann matt. Schellack wird mit Schellack und etwas Paraffin als Polieröl mit dem Ballen aufpoliert.

Beim Aufpolieren von Polyester- oder Polyurethanlacken hat sich nun folgende Methode bei mir entwickelt, wodurch auch kleine Kratzer, die bis auf das Fournier durchgehen, kaschiert werden können beziehungsweise weniger auffallen:

1. Grundreinigung mit einer Zahnprothesenreinigerlösung (wirkt besser als Glasreinger, Wattestäbchen für die Ecken nehmen)
2. Einreiben mit dem Möbelpflegemittel Baolin (verhindert, dass sich später der weiße Lackreinger in den Kratzern festsetzt)
2. Polieren mit Autolackreiniger (Cleaner, also die feinkörnigste Variante des Schleifmittels)
3. Einreiben mit Baolin (gibt noch mehr Glanz, versiegelt feine Kratzer mit Wachs oder Paraffin)

Zum Reinigen und Polieren kommt weiches Küchenpapier zum Einsatz. Es verfärbt sich dann braun. Das Ergebnis sieht ein Tick besser aus als vorher:

Philips B5S81A-poliert.jpg

Ich hatte mir schon überlegt das Radio als Ersatzteilspender zu verwenden, so hässlich kam mir das Ding vor. Zum Glück kam ich zur Besinnung habe ich dieses Verbrechen nicht begangen. Alte Radios haben ein Grundrecht auf Unversehrtheit und Fürsorge.

[Vagabund]

Hey Volker,

ich dachts mir am Anfang auch, als ich es in einem Nachbarforum sah. Aber irgendwie hat es was. Es war halt eben damals das Design und der Geschmack der Zeit. Dafür kann das Radio nichts, wenn es uns heute nicht mehr gefällt.
Aber bei der Pflege, die es bei Dir geniesst, muss es ja in allem Glanze erstrahlen. Gottseidank ist es nicht dem Schlachten zum Opfer gefallen. Es hat was.