Neuzugang: DKE 1938 von Telefunken

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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo PL504,

das verspricht ein äußerst interessantes Restaurationsobjekt zu werden.

Mein erster Gedanke war: "Du liebes Lieschen, was haben die nur mit dem Gehäuse angestellt !"

Dann, nach der Beschreibung der Innereien, war dann klar daß der arme DKE im Laufe seines Lebens noch ganz andere Dinge über sich ergehen lassen mußte. :(

Der Plattengleichrichter wurde (mutmaßlich) wohl in Ermangelung einer Ersatzröhre eingebaut. Wahrscheinlich während des Krieges oder kurz danach.
Die beiden Elkos waren vermutlich vom Typ je 4 µF/350V-
Das könnten diese braunen, dicken Papprohrelkos (mit Teer) gewesen sein. Hier müßte was gehen mit "tarnen und täuschen". :wink:
Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht. Besser, - wenn hier erfahrene Besitzer eines solchen DKEs mal kurz nachsehen. Auch, wo eigentlich der Netzschalter sitzen sollte.

Knöpfe: Sicher sind die aus Bakelit. Das ist ein Duroplast und wird von fast gar nichts angegriffen. Da solltest Du mit "Caramba" oder einem ähnlichen Kriechöl was bewirken können.

Bemalte VCL11: Unter der Farbe ist vermutlich der Reichsadler mit dem HK. In erster Instanz würde ich es mal mit einem Q-Tip und mit Wasser versuchen. Da kann nichts schiefgehen.
In nächster Instanz statt Wasser Alkohol (Spiritus). Hier aber zunächst mal nur ganz vorsichtig tupfen. Wenn sich was löst, - dann bevor man auf die Originalfarbe trifft, zuerst an einer unauffälligen Stelle vorsichtig testen. Hier aber aufpassen! Es könnte sein, daß sich zwar die silberne Beschichtung nicht löst, - wohl aber die Stempelfarbe !!
Als nächstes Feuerzeugbenzin. Wenn's dann immer noch nicht geht, dann würde ich's sein lassen.
Mit Aceton und/oder Nitroverdünnung würde ich nicht dran gehen. Denn die lösen nahezu jede Farbe auf. Auch die unter dem roten Klecks.

Bin gespannt wie's weitergeht. :)
Schaltplan hast Du, - oder? Ich stelle trotzdem mal einen rein.

Gruß

Rocco11
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Didi
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Neuzugang: DKE 1938 von Telefunken

Beitrag von Didi »

Hallo

Ich denke mal,daß der letzte Reparaturversuch aus den 60-gern stammte.
Hatten die Selengleichrichter in grau alle so eine dickere Unterlegscheibe an den Enden ,oder wurden die nur in der ehemaligen DDR so hergestellt ?
Die ältesten Selengleichrichter ,die ich kannte, waren meistens rot.
Wenn die letzte Reparatur made DDR war, wurden die Schrauben,Muttern meistens mit Nitrolack in den Werkstätten gesichert.


Gruß Didi
Didi
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Beitrag von Didi »

Hallo PL 504

Die Reparatur wurde mit Sicherheit in der DDR durchgeführt

Das ist mir gleich aufgefallen, aber diese Überdimensionierung ( 50µ ,100µ,
der Gleichrichter hat warscheinlich 300 mA ) sieht sehr nach einen Laien aus, der gerade keine anderen Bauelemente zur Verfügung hatte.
In meiner Lehrzeit hatte ich auch mal solche Radios repariert.
Alte Elkos sind sehts darin geblieben,wurden nur an einem Pol abgeschnitten und mit je 2 mal 5 µF 385 Volt überbrückt. Die alten Elkos sind ja mit einem Haltebügel zusammengebunden ,so daß die neuen auch mit halt bekamen.
Anstelle der VY 2 wurde ein kleiner 60 mA Selengleichrichter eingebaut.
Und der Ersatzheizwiderstand hatte dann auch die 600 Ohm.
Am Radio selbst wurde nichts gebohrt oder verändert.
Naja, ich habe auch in einer Privatfirma gelernt,vieleicht war es im VEB anders.

Gruß Didi
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Valvotek
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Beitrag von Valvotek »

Hallo

Ich habe immer gedacht,das das Gehäuse der "Goebbel-Schnauze"aus Bakelit sei.Offensichtlich doch sehr Variantenreich.

Gruß
Roman
Grüße aus dem Rheinland
Roman
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Christopher
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Beitrag von Christopher »

Hallo!

Das Gehäuse dürfte Eigenbau sein. Vermutlich war das Bakelitgehäuse zerbrochen. Oder aber es handelt sich um ein Notzeitgerät, dann würde aber die Rückwand irgendwie nicht dazu passen.

Gruß Christopher :)
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röhrenradiofreak
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Beitrag von röhrenradiofreak »

Das Chassis des DKE diente in der Nachkriegszeit, als Restbestand oder Nachbau, als Basis für Kleinempfänger verschiedener Hersteller. In den ersten Nachkriegsjahren wurde alles verbaut, was vorhanden oder irgendwie zu kriegen war. Wenn irgendwo noch Rückwände des DKE 38 herumlagen, hat man diese eben auch verbaut. Dein Gerät könnte so eines sein.

Oder es ist ein wieder aufgebauter Totalschaden aus dem Krieg: Weil die Besatzer nach Kriegsende viele Radios requirierten, hat man auch Geräte wieder zusammengeflickt, die eigentlich schon abgeschrieben waren. Da keine Original-Ersatzteile erhältlich waren, hat man alles an Teilen verwendet, was greifbar und mehr oder weniger passend war. Und das zerstörte oder fehlende Gehäuse aus Holz neu angefertigt oder anfertigen lassen.

Das würde erklären, dass der Original-Netzschalter nicht einmal in Fragmenten vorhanden ist. Er befindet sich beim Original-DKE an der Stelle, an der bei Deinem DKE der mit "Ein" bezeichnete Schlitz ist, ist unter dem Chassis montiert und hat, so weit ich mich erinnere, einen Hebel aus Pertinax.

Mir wäre jedenfalls nicht bekannt, dass es den DKE serienmäßig im Holzgehäuse gegeben hätte.

Lutz
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Christopher
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Beitrag von Christopher »

Hallo!

Ich wäre auf jeden Fall mit der Restauration des Gerätes sehr vorsichtig. Meiner Meinung nach ist das Gerät ein Stück Zeitzeuge. Es sind fast alles zeittypische Reparaturen! Wenn du das Radio in den Zustand eines DKE von 1938 versetzt hast du es im Endeffekt vieleicht mehr verbastelt als es jetzt schon ist. Es kann ja sein, dass es wirklich ein Notzeitgerät ist, und dann war da nie eine VY2 drin!

Im Aebele-Buch ist ein VE abgebildet, bei dem nach dem Krieg vollkommen falsche Röhren eingebaut wurde. Der VE hatte danach eine Wärmeverlustleistung von fast 400W! Als kommentar steht dazu in etwa, dass das Radio leider im falschem Eifer wieder in den Originalzustand rück-"restauriert" wurde.

Ich persönlich würde nur die Optik wieder auffrischen.

Gruß Christopher :)
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Ben
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Beitrag von Ben »

Hallo PL504,

bei diesem DKE möchte ich mich Christopher anschließen, gehe sogar noch weiter und denke, dass gar nichts verändert werden sollte, auch nicht das Gehäuse.

Dieses Exemplar ist tatsächlich ein Zeuge dafür, was man in schmalen Zeiten (und später) aus noch vorhandenen Radios oder deren Teilen alles machen konnte. Es ist insoweit ein historisches Originaldokument. Das Gehäuse gehört auch dazu, im Zweifel sogar dessen Lackierung.

Du solltest das Radio exakt so lassen, wie es momentan ist. Wenn es auf einen DKE im Originalzustand ankommt, dann solltest Du Dir lieber einen auf einer Sammlerbörse kaufen.

Ich hoffe, Du bist mir wegen meiner Meinung nicht böse...

Gruß Ben
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Beitrag von Funkschrotti »

Hallo PL504,
hoffentlich seid ihr mir nicht böse, wenn ich da anderer Meinung bin. Im Prinzip kann man mit diesem Gerät machen was man will, wenn es wieder spielbereit sein soll, schließlich ist es ohnehin meilenweit vom Originalzustand entfernt. Also warum nicht die Farbe abbeizen, wenn es gefällt oder einen heilen Stoff einsetzen ?
Sicher gibt es auf der Basis von DKE-Chassis verschiedene Modelle, die man als "Notgerät" bezeichnet, die sind aber im Prinzip alle bekannt und in den Radiokatalogen verzeichnet.
Dieser hier ist bestimmt keins, sondern ein anonymes Bastelprodukt und aus meiner Sicht nicht unbedingt sammelwürdig. Ich hätte das Ding ohne Bedenken zur Ersatzteilgewinnung ausgeschlachtet, da ich mir sowas nicht hinstelle. Da nehme ich lieber einen echten DKE.

Gruß

Roland
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röhrenradiofreak
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Beitrag von röhrenradiofreak »

Ich tendiere dazu, jedes Gerät in den Originalzustand zu versetzen oder wenigstens in einen Zustand, der diesem möglichst nahekommt. Informationen des Vorbesitzers über die Entstehung und den ursprünglichen Zustand sind in diesem speziellen Fall natürlich Gold wert.

Elkos mit 2 x 50 µF waren mit Sicherheit ursprünglich nicht drin. Die Herstelldaten auf den vorhandenen Elkos bestätigen das. Wahrscheinlich waren es 2 x 4, 2 x 8 oder höchstens 2 x 16 µF.

Das Gehäuse würde ich nicht lackieren, ölen oder wachsen, sondern ggf. beizen, das wäre für derartige Notzeitgeräte zeittypisch. Und wenn Du den Lautsprecherstoff ersetzen willst, dann wäre ein möglichst gleich aussehender angebracht.

Lutz
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Beitrag von DAC324 »

PL504 hat geschrieben: Schade, daß bei meinem DKE der Heizwiderstand im oberen Bereich aufgedruselt ist. Durchgang ist zwar, aber es fehlen knapp 400 Ohm für die 2k Gesamtwiderstand. Ausbauen fällt aus, da der Widerstand vernietet ist. Was kann man da machen?
Kann man den Niet nicht aufbohren? Dann den reparierten Widerstand mit Schraube und Mutter M2 wieder befestigen oder (falls entsprechende Ausrüstung vorhanden) wieder neu vernieten.

Viel Erfolg,
DAC324
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

wo sind denn die 400 Ohm überhaupt abgeblieben?
Hat da jemand Draht abgewickelt?

Die Idee von DAC324 sollte funktionieren. Bleibt die Frage, ob ein neuer alter Widerstand mit denselben Werten zur Verfügung steht. Alternativ könnte man darüber nachdenken, ob ein "Ergänzungswickeln" mit Konstantandraht möglich wäre. Das wäre dann zwar ein ziemliches "Drumherumwickel-und-Durchzieh-Gepfriemel", - sollte aber mit entsprechendem Zeitaufwand machbar sein. Gewonnen werden kann der Draht entweder von einem anderen alten Widerstand, oder von der Rolle. Gibt's meines Wissens nach zu kaufen (Reichelt, Conrad, Ebay, etc.).

Gruß

Rocco11
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Beitrag von DAC324 »

PL504 hat geschrieben: Scheinbar ist jemandem der Draht am oberen Anschluß abgerissen. Daraufhin ist er dann wohl etwas aufgedruselt. Die Wicklung ist jedenfalls völlig wild (siehe 3. und 4. Bild). Dadurch verursachte Kurzschlüsse werden den Widerstand entsprechend herabsetzen.
Glaube ich nicht. Es wird schon Draht fehlen, wenn der Widerstandswert nicht stimmt.
PL504 hat geschrieben: Ich könnte versuchen, den Salat abzuwickeln und dann wieder sauber aufzuwickeln. Normalerweise ist der Draht aber nicht isoliert (oder doch?), also müßte man mit Abstand wickeln, damit es keinen Kurzschluß gibt.
So weit ich weiß, schützt eine Oxidschicht den Konstantandraht vor Kurzschlüssen der einzelnen Windungen untereinander. Man kann also getrost Windung neben Windung legen, ohne Kurzschlüsse befürchten zu müssen.
Das Zeug ist halt nur sehr zappelig und reißt auch gerne, also ist viel Geduld angesagt.

Viel Erfolg,
DAC324
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

ist dann der Draht dann möglicherweise nun doch isoliert? Oxydschicht vielleicht? Denn, - er läuft ja wie man sieht öfters übereinander. Diese "Abkürzungen", falls unisoliert, sollten eigentlich deutlich widerstandsvermindernd wirken. Schon seltsam.

Die rostigen Schrauben könnten noch ein paar Striche mit dem Glasfaserstift vertragen. Ebenso die Kappe am unteren Ende des Widerstandes. :wink:

Gruß

Rocco11
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Ben
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Beitrag von Ben »

Lieber Kollege PL504,

ich halte diesen speziellen DKE nach wie vor für einen Zeitzeugen dafür, wie man über Jahrzehnte hinweg ein Radio erhielt und möchte nochmals dafür plädieren, diesen DKE nicht zu verändern.

Ich will Dir, lieber Kollege, nicht zu nahetreten, aber ich würde Dir diesen DKE doch jetzt gern, so wie er jetzt ist, zu einem angemessenen Preis abkaufen, bevor noch weitere - technikgeschichtlich gesehen - Vergruselungen daran vorgenommen werden, auch wenn diese aus heutiger Sicht fachgerecht sein mögen.

Mit Verlaub, aber Du bist im Begriff, ein Stück Zeitgeschichte kaputtzurestaurieren. Nicht etwa technisch, sondern vielmehr geschichtlich kaputtzurestaurieren.

Das ist jetzt nicht böse oder persönlich gemeint, es liegt vielmehr wahrscheinlich daran, dass wir beide von Technikgeschichte möglicherweise unterschiedliche Auffassungen haben. Das wäre auch normal, und letztlich lebt davon ja auch unser Forum. Und natürlich ist es Dir völlig unbenommen, mit diesem DKE zu machen, was Du möchtest, es ist schließlich Dein Eigentum.

Trotzdem - im Zweifel kaufe ich Dir die Kiste lieber ab.

Einverstanden?

Gruß Ben