Nordmende Tannhäuser E330

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Rocco11
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Nordmende Tannhäuser E330

Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

vor wenigen Wochen habe ich bereits über einen Neuerwerb berichtet und auch einige Bilder eingestellt. Diese zeigten den Zustand zum Zeitpunkt des Erwerbs. Völlig verstaubt natürlich.
Nun ist es so, daß es mir schon seit mindestens 2 Wochen in allen Fingern juckt, dem Tannhäuser etwas Gutes zu tun. Naja, - die SABA Sabine ist noch nicht ganz fertig (*duck*), - das Gehäuse ist zwar vorbereitet, aber noch nicht lackiert. Da habe ich schlichtweg Schiss davor. Und dann habe ich auch noch einen Harman/Kardon in der Mache, dessen Fertigstellung sich aber wegen einer Ersatzteilbestellung noch eine Woche hinziehen wird.
Auf den Punkt gebracht: Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten mir dieses Radio vorzunehmen. :D

Im Inneren war zunächst mal eine Entstaubung angebracht.
Hier die Innereien ohne den groben Staub.

Bild

Bild

Ich habe mit aller Vorsicht mal eine Inbetriebnahme gewagt.
Das heißt, - Steigerung der Netzspannung ganz langsam von 0 bis 220V.
Schon bei 120V leuchtete die Skalenbeleuchtung. Erstaunlich, - da die ja meist als erstes defekt ist. Alle Röhren glühen, - das Radio läuft. :)

Der Netztransformator hat oben auf dem Chassis keinen Platz mehr gefunden.
Bild

Eine kurze Überprüfung ergab folgenden Stand:

# UKW hat guten Empfang.
# LMK vermutlich auch, wenn sich der Skalenzeiger bewegen würde.
# Beide Skalenzeiger tun sich schwer, bzw. bewegen sich gar nicht.
# Beide Klangregler kratzen und krachen gar förchterlich. :P
# Desgleichen die Tasten der Klangregister.
# Der Balanceregler läßt den Ton von links nach rechts 'springen' anstatt gleiten.

Bislang hat es den Anschein, wie wenn es lediglich auf eine, wenn auch aufwendige, 'Wartungssanierung' als auf eine Reparatur hinauslaufen würde.
Klanglich spielt der Tannhäuser gar nicht mal sooo schlecht. Und das, obwohl da EROs zuhauf verbaut sind. Ich werde mich mal überraschen lassen, was da mit neuen Kondensatoren noch für ungeahntes Potential enthalten ist.

Hier ein kleiner Vorgeschmack:

Bild

Hier seitlich sind noch mehr.

Bild

Alles in allem habe ich schon mal 31 EROs gezählt. Die müssen natürlich alle raus. Unnötig zu erwähnen, daß ich die natürlich tarnen werde! :wink:

Über Fortschritte berichte ich dann hier in unregelmäßigen Abständen.
In "Echtzeit", gewissermaßen. :wink:

Gruß

Rocco11
Zuletzt geändert von Rocco11 am Fr Jul 17, 2009 13:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

das Chassis ist nun raus, - das Gehäuse erstmal beiseite gestellt, - und die Skalenscheibe abmontiert und in Sicherheit gebracht.

Wie man hier sieht, ist Pressluft auch nicht das Maß aller Dinge. Es bleibt noch viel Dreck zurück. Hier rechts habe ich noch zusätzlich Staub gewischt. Weiter links noch nicht.

Bild

Nein, - das sind noch nicht die neuen 'alten' Kondensatoren. Die hier sind echt! :wink:
Die müssen aber alle raus. Trotzdem hat das Klangregister noch so einigermaßen funktioniert.

Bild

Weiter links habe ich noch so einen 'roten Wurm' gefunden. Ich habe ihn da oben draufgelegt zum fotografieren. Der lag ursprünglich da auf dem Chassis wo es ein wenig blank ist. Ich vermute, daß es ein Gummiband war mit dem die Ferritantenne gehalten wurde. Die lag nämlich oben völlig lose in ihrer Halterung.

Bild

Bis bald,

Gruß

Rocco11
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Ralph
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Beitrag von Ralph »

Hallo Rocco,

der rote Wurm ist garantiert der Rest des Gummis der Ferritantenneneinspannung, inzwischen "bereinigt" um sämtliche Weichmacher, zusätzlich noch "heiß"verformt.

Ich beneide Dich allerdings nicht um den Ersatz der Eros. Viele Nordmende glänzen nämlich mit dem aufgeräumten Inneren, dazu noch diese wunderbare Prüfleiste hinter der Rückwand.... Das fand ich auch bei meinem ersten Nordmende so schön. Da mußte ich nicht suchen, ging ja alles sofort.
Unten drunter ging es dann allerdings so zu, wie bei Hempels unterm Sofa. Und so, wie bei Hempels, sieht es auch bei Deinem Radio aus. Nur, Dein Radio ist noch viel größer als meins. noch mehr Hempelei.
Eigentlich sind, was Durcheinander angeht, Philips meine Spitzenreiter. Aber, man lernt dazu. Die Nordmende, mit der Prüfleiste hinten, beginnen das zu toppen.

(Ein Freund von mir, dem ich heute diese Fotos gezeigt habe, sagte: Das sieht aus wie, wenn ich was mache. Heute klappt es, aber, wenn man mich in zwei Tagen fragt, das klappt dann zwar immer noch, nur was die ganzen Kabel dann so sollen, erklären kann ich das dann nicht mehr.)

Gruß Ralph

PS: Da es in den anderen Geräten der damaligen Zeit, Messtechnik, Funktechnik, Wehrtechnik, viel aufgeräumter zuging, weshalb also dieses Chaos in der Heimgerätetechnik (neudeutsch: consumer...). Auch viele Jahre später noch. Die konnten das doch alle besser. Mein Beispiel Philips: Ein Messgerät dieser Firma und ein Radio aus gleichem Jahr, das sind wirklich Welten. Und diese Welten unterscheiden sich nicht nur nach der Vielzahl hochselektierter und teurer Bauteile.
Zuletzt geändert von Ralph am Mi Okt 08, 2008 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Und klingt der Netzbrumm schauerlich, das Radio spricht: NOCH LEBE ICH!
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Das wäre der Kondensator, der schon mal erwähnt wurde.

Bild

Hier die Optik zu imitieren, ist nicht so ganz einfach.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich ihn überhaupt ersetzen soll.
Er und noch einer derselben Type sitzen zusammen mit vier ERO 100 Papierkondensatoren oben auf dem Stereo-Ausgangsübertrager.

Kapazitätsmäßig ginge es noch so einigermaßen.
Der Sollwert wären 1500 pF.

Bild

Vom Isolationsvermögen her hatte ich schon schlechtere Kondensatoren auf dem Tisch.

Bild


Was mache ich nun mit denen? Vorschläge?

Gruß

Rocco11
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amiga3000
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Beitrag von amiga3000 »

Da könnte man eventuell rotes papier nehmen,druck drauf und klarlacken,aner die seiten gestalte sich schwieriger,oder vorher die gelben neuen zusätzlich in nicht leitender silberfolie einwickelndann die seiten mit durchsichtigem harz überziehenwenn das parier rumgewickelt ist. Dann klarlack(oder schellack oder ähnliches) drauf,ist vieleicht ne anregung. Hoher aufwand wird es werden.
Mfg.
Mario
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Volker
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Beitrag von Volker »

Das ist wieder so eine Gewissensfrage mit der Weiterverwendung. Aber wenn er schon mal drausen ist, würde ich ihn auch gleich ersetzen. Das ewige Leben hat der Kondi auch nicht mehr, wenn das Gerät noch eine Weile spielen soll. Ansonsten hätte er es noch eine Weile gemacht. Die Type ist nicht so anfällig, wie die reinen Teerbomben.

MfG Volkmar
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Beitrag von DAC324 »

Hallo,

Es gibt in Bastlerläden mitunter farbige durchsichtige Folie, zum Teil sogar auch selbstklebend.
Ich würde hier die Banderole ganz normal auf weißes Kopierpapier ausdrucken und dann das Ganze mit der Folie verkleiden.

Alternativen wären roter Glühlampentauchlack oder mit roter Abtönfarbe eingefärbter Klarlack. Dazu muss die Beschriftung aber mit Laserdrucker ausgedruckt werden (falls man nur einen Tintenstrahldrucker hat - Ausdruck mit einem normalen Kopierer kopieren geht auch). Tinte würde bei einer Lackierung verlaufen.

Viel Spaß und viel Erfolg,
DAC324
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo,

nun habe ich mal einen kleinen Satz mit ERO 100 Kondensatoren fertig gemacht. Neu ist nicht nur das Label, sondern auch die Behandlung der Seiten. Bei den anderen EROs war das relativ einfach. Es genügte, die Seitenflächen mit schwarzem Filzstift anzumalen um einen Teerabschluß vorzugaukeln.
Bei den ERO 100 komme ich nicht so einfach davon. Wie bereits in einem anderen Thread berichtet, besteht da die Vergußmasse aus einem relativ leicht schmelzenden Material, wo ich bei meinen Vermutungen Schellack nicht ausschloß.

Bild

Bei der Beschriftung bin ich diesmal mit meinem Fake noch einen Schritt weitergegangen. Ich habe die originale Beschriftung der Spannungsfestigkeit übernommen, obwohl innen natürlich deutlich hochwertigere Kondensatoren stecken. Da es sich um mein eigenes Gerät handelt, kann ich mir das erlauben. Für alle Fälle fertige ich natürlich noch eine detaillierte Sanierungsdokumentation an, in der dieser "Betrug" dann aufgezeichnet ist.

Hier noch ein Bild, das die Vergußmasse von der Seite zeigt.

Bild

Im Hintergrund sieht man noch die alten Kondensatoren, die zur Gewinnung der Vergußmasse herhalten mußten. Mir wäre wohler, wenn ich mir einfach aus der Apotheke oder Drogerie mal schnell so 100 Gramm von dem Zeug holen könnte.
Das sind nur 7 der voraussichtlich 31 benötigten Kondensatoren. Den Rest fertige ich so wie ich sie ausbaue. Bei den meisten kann man im eingebauten Zustand die Schrift nicht erkennen. Zwei abgeschirmte Typen kommen auch noch auf mich zu. Diesmal aber keine Glasrohr-Typen, sondern auch EROs. Da werde ich etwas anders vorgehen müssen.

Gruß

Rocco11
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Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Rocco11,

warum besorgst du dir nicht Heißklebemasse in beige bzw. bernsteinfarben für solche Zwecke ? Das geht am einfachsten und man hat eine Vergußmasse in konstanter Qualität.

Gruß

Roland
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo Roland,

die Idee ist sehr gut. Eine Heißklebepistole und auch Klebestangen habe ich.
Das eigentliche Problem besteht in der Beschaffung der passenden Farbe. Man wird wohl irgendwie mischen müssen. Eine gelbe Stange habe ich da. Die ist aber zu gelb. Der Rest ist transparent, wie die meisten Klebestangen. Ich sehe mich mal im Baumarkt um.
Danke für den Tip.

Gruß

Rocco11
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Beitrag von Funkschrotti »

Hallo Rocco11,

vergiß den Baumarkt, da brauchst du gar nicht erst hinzugehen: Haben wir nicht, gibt es nicht, kriegen wir auch nicht wieder....

Versuche es einmal hier:

A.S. Exclusiv Klebetechnik - Rüdiger Rom
Gabelsberger Str. 31
D-50674 Köln
Telefon: 0221 / 44 66 44
Fax: 0221 / 44 66 33
E-Mail: info(at)heissklebepistole.de
http://heissklebepistole.de


Viele Grüße

Roland
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Ralph
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Beitrag von Ralph »

Hallo,

ich glaube, der Link auf Rüdiger Rom ist da schon sehr gut. Wenn der Kleber, nach dem Aufheizen, nicht so schnell wieder "gestalten" würde, dann könnte man ihn färben und gießen. Aber, man müßte ihn schon ziemlich lange, wegen der guten Durchmischung mit Farbe, unter Abschluß heiß halten.
Unter Verwendung von Heißkleber ist die Verwendung vom Fertigprodukt, denke ich, die praxisnahere Gestaltung.

Gruß Ralph
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Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

Hallo PL504,

die Möglichkeit, die Klebestangen zu gießen, ist gar nicht erforderlich.
Es ist nicht zwingend notwendig das Material aus der Klebepistole heraus zu pressen. Man kann es auch anderweitig verarbeiten.

Viel wichtiger ist das Färben. Welche Farbe verwendet man und woher bekommt man sie? Ist sichergestellt daß sie sich mit der Klebemasse verträgt und sich mit dieser gut durchmischen läßt? Hält sie die Temperatur aus, bei der das Klebematerial sich verflüssigt und verändert sie dabei ihren Farbton nicht?

Wenn diese Voraussetzungen gegeben wären, dann würde ich schon mit dem "Gießproblem" (welches gar keines ist) fertig werden.

Gruß

Rocco11
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Beitrag von Rocco11 »

So, - viel Spektakuläres gibt es nicht zu berichten.
Klangregister rechte Seite überholt. Höhenregler (Tandempoti) vollständig zerlegt, gereinigt, Nieten nachgepresst.
Vier EROs in Chassismitte erneuert.

Dann noch die Oberseite des Ausgangstrafos in Schuß gebracht.

Vorher:

Bild


Nachher: (Vorsicht beim Löten, alter Junge! Das Skalenseil verzeiht keinerlei Lötkolbenberührung !!)

Bild

Die roten EROID Kondensatoren habe ich belassen. Die Werte waren noch akzeptabel.
Die Säuberung gestaltet sich aufwendiger als zunächst angenommen. Deshalb dauert alles so lange. Im gesamten Radio haftet ein unbeschreiblicher Fettschmutz. Staub hat sich mit Fett zu einem gut anhaftenden Gemisch verbunden. Deswegen ging auch wohl durch die Pressluft nur der gröbste Dreck weg. Ist schon seltsam. Für ein Küchenradio ist der Tannhäuser eigentlich viel zu groß. Wo aber kam dann die fettige Atmosphäre her? Spuren von Zigarettenrauch habe ich nicht gefunden.

Gruß

Rocco11
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amiga3000
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Beitrag von amiga3000 »

Womit machste das sauber? Schaut ja fast wie neu aus.
Mfg.
Mario