Guten Tag,
mein Name ist Ralf, bin neu hier, lese aber schon länger gelegentlich mit. Gelernter RF Techniker, habe den Beruf aber nach der Ausbildung (Ende 70er) nie ausgeübt, sondern arbeite seither als selbständiger live – Tontechniker und Veranstaltungs-/ Künstlerbetreuer. Radios, insbesondere solche aus den Anfängen der UKW - Ära sind seit einiger Zeit ein kleines Hobby.
Da ich genau dieses Problem bei einer 51er Capella ebenfalls hatte, habe ich mich mal angemeldet. Als (Berufs-)Tonler bin ich gegen NF - Brumm von Natur aus allergisch.
2 Dinge kamen hier zusammen:
Zum Einen die schon angesprochene sehr hochohmige Umgebung im Bereich der Lautstärkeregelung in Verbindung mit ungünstiger Verkabelungsführung. Insbesondere der Umstand, dass sich hier Netzschalter und NF in unmittelbarer Nachbarschaft begegnen, wirkt sich für den Fremdspannungsabstand fatal aus; es macht(e) bereits einen deutlichen Unterschied, wie herum man den Netzstecker in die Dose steckte, also welche der Leitungen im Gerät als Neutralleiter und welche als ‚Phase’ fungierte. Abhilfe: teilweise Neuverdrahtung in diesem Bereich, Berührungen oder gar Parallelverläufe von Netz und NF – Leitungen gilt es dabei so gut wie irgend möglich zu vermeiden.
Danach war’s bereits erheblich ruhiger, von wirklicher Stille konnte allerdings noch keine Rede sein.
Auch sonst machte die Kiste (nach div. Reparaturmaßnahmen/ Kondensatoren/ sorgfältigem Abgleich) auf mich einen irgendwie 'nervösen' Eindruck. Lautstärke – und Klangregelung, Abstimmung, Reaktion des Auges – alles wirkte und reagierte irgendwie sprunghaft und wenig konstant oder plausibel; ganz sicher nicht so gediegen, wie ich es von einem damaligen aufwändigen Oberklassegerät erwartet hätte.
Einen Reim darauf konnte ich mir zunächst nicht machen, es half Kollege Zufall. Einer der roten Anodenwiderstände an der EM34 war offensichtlich schadhaft/ hochohmig, wirkte dabei optisch allerdings noch vollkommen in Ordnung. Okay, vorsichtshalber noch mal ein paar andere Rs durchchecken...
Ergebnis: alle, wirklich
alle der in diesem Gerät befindlichen roten Kohleschichtwiderstände dieser Bauform waren im Laufe der Zeit hochohmig geworden. Je höher der Wert, um so höher die prozentuale Abweichung. 100Ohm ergaben messtechnisch meist 150 – 200Ohm, 100k gerne mal 400 oder 500k, 1M auch schon mal 5-10 Megaohm. Einige reagierten bereits auf die Messbelastung durch das einfache Digitalmultimeter mit erratischen Werteänderungen und wiesen im Prinzip überhaupt keinen verlässliche messbaren Widerstandswert mehr auf.
Es sind ziemlich viele rote Rs in diesem Radio verbaut...
... und seitdem die alle ersetzt sind ist die Kiste z. Zt. mein Lieblingsgerät. Minimaler, vernachlässigbarer Restbrumm, toller Klang (bei UKW extrem abhängig von penibelst genauem Abgleich des Phasendiskriminators!); Lautstärke – und Klangregelung funktionieren jetzt perfekt; sorgfältiger, aufwändiger, super solider mechanischer Aufbau; tolle, angenehm reduzierte und gediegene Optik.
Anmerkung zum Schluss: den 560pF Kondensator (Tiefpass im Anschluss an den Phasendiskriminator) habe ich ersatzlos stillgelegt. Keine Ahnung, ob der zur Deemphasis dienen oder einfach nur den 'ungewohnten UKW Klang' an das bis dahin übliche AM Hörerlebnis angleichen sollte – ohne ihn spielt das Gerät seither auf FM auch mit sauberen, klaren Höhen; jedenfalls soweit die der 8Zöller ohne Hochtöner wiedergeben bzw. ich (Mitte 50) sie noch hören kann.
Mit freundlichem Gruß
Ralf