Fantasia 822 Anodenspannung im NF-Teil zu hoch

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Bandoni
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Fantasia 822 Anodenspannung im NF-Teil zu hoch

Beitrag von Bandoni »

Hallo Leute,

ich bin gerade an der Instandsetzung eines Graetz Fantasia 822 und schon einige Zeit dran. Aufgrund der vielen Info aus den Forenbeiträgen (danke dafür) habe ich schon viele wichtige Reparaturpunkte abgearbeitet wie:
- Kondensatorkur
- Reinigung innen und außen
- Wiedergangbarmachung Drehkondensatoren (incl. kompletter Ausbau UKW-Tuner, war echt blöde Arbeit)
- Messung der wichtigsten Spannungen.

Beseitigte Fehler:
- Elko 50 µF defekt, gegen neuen getauscht
- 1 kOhm-Widerstand am Netztrafo getauscht, da hat jemand früher repariert und einen falschen eingebaut.
- EM 84, EL 95 und ECH 81(ziemlich verbraucht) waren defekt und wurden getauscht.
- Anodenspannungsleitung am UKW-Tuner war von einem Vorgänger an Masse angelötet gewesen, jetzt wieder an richtiger Position

Zusätzlich:
- Neuer Röhrensatz
- die beiden anderen 50 µF-Elkos auch erneuert
- 2x 25 µF in der Gegentakt-Endstufe getauscht.

Durch den Tausch der Röhren spielt das Radio jetzt wieder auf allen Wellenbereich sehr schön und hat bekommt auch viel mehr Sender rein.

Aktuell habe ich 2 Themen, wo ich Euch um Hilfe bitte:

Erhöhte Anodenspannung:

nach dem letzten Elko (513) sollte die Anodenspannung 221 V betragen. Hier messe ich 228 V.
Das wirkt sich dann in der NF-Verstärkerkette (3xECC83) deutlich aus:

Bei UKW-Betrieb:
Röhre Ua Pin 1 Soll Ist Pin 6 Soll Ist
ECC83' 74 V 112 V 76 V 106 V
ECC83'' 74V 112 V 76 V 103 V
ECC83''' 132 V 172 V 132 V 172 V

Den 560 Ohm Widerstand an der Elko-Kette habe ich schon geprüft, er liegt bei 568 Ohm.
Es soll 20 mA Strom dort fließen. Über Spannungsabfallmessung komme ich auf 15,3 mA, also gut 1/4 zu wenig.
Die Röhren sind alle neu, daran kann es nicht liegen. Die Anodenvorwiderstände zeigen keine überhöhten Werte.

Habe ich was übersehen? Ich komme nicht weiter und brauche Eure Hilfe.

Thema 2: Ferritantenne

Egal wie ich die Ferritantenne drehe, ich sehe keine Änderung. Beim Grundig 3055/3D bringt das drehen der Ferritantenne deutliche Veränderungen.
Ist das ein grundlegendes Problem von Graetz und diesen Geräten?

Ich wäre echt dankbar für Eure schnelle Hilfe, da ich die Kiste jetzt endlich fertig machen möchte.

Liebe Grüße

Martin
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captain.confusion
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Re: Fantasia 822 Anodenspannung im NF-Teil zu hoch

Beitrag von captain.confusion »

Hallo Martin!

Man müßte mal einen Schaltplan sehen. Sind die ANodenwiderstände sicher o.k. (thermischer Fehler)?
Wie wird an den ECC83 die Gitterspannung erzeugt? Ist in der Kathodenleitung ein Widerstand oder ist die Kathode direkt auf Masse und das Gitter liegt über 10 kOhm an Masse.
Logisch ist die Tatsache, dass bei einem kleineren Strom (15 zu 20 mA) auch die Spannung steigt.

Viele Grüße
Frank
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Bandoni
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Re: Fantasia 822 Anodenspannung im NF-Teil zu hoch

Beitrag von Bandoni »

Hallo Frank,

schön von Dir zu hören. Den Schaltplan findest Du hier:

http://www.nvhr.nl/gfgf/schema.asp?Zoek ... mitted=yes


Damit wird es klarer. Nach dem 1 kOhm-Widerstand (Bauteil 510) messe ich 236 V (Soll 234 V), also Grundversorgung ok.
Thermischer Fehler kann ich nicht ausschließen, da ich die Widerstände im eingebauten Zustand gemessen habe.

Gruß Martin
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captain.confusion
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Re: Fantasia 822 Anodenspannung im NF-Teil zu hoch

Beitrag von captain.confusion »

Hallo Martin!

Also an der Leitung an der die drei ECC83 hängen ist ja noch eine Menge anderer Komponenten des Radios mit angeschlossen, z.B. die EABC80, die EM84 und Teile der ZF-Baugruppe. So wie man das bei dem recht schlechten Scan sieht, hängt da auch das UKW-Teil dran. Eine schlappe ECC85 könnte zuwenig Strom ziehen. Man kann also nicht eindeutig sagen, dass die ECC83 da die Hauptrolle spielen, vielleicht wird ja woanders zuwenig Strom gezogen. Ich vermute den Fehler nämlich bei diesen Komponenten, da die 3 ECC83 zusammen gerade mal 3 mA ziehen und Dir ja 5 mA fehlen.
Du kannst mal an Hand des Spannungsabfalls an den Anodenwiderständen den fließenden Strom berechnen, er ist ja im Schaltplan mit angegeben.
An den ECC83 kannst Du zur Sicherheit folgendes noch prüfen: Die Anlaufwiderstände (10 M) der 1. Vorstufe, die Kathodenwiderstände (2,2 k) an der 2. Vorstufe und am Phasenwender die Kombination 2,2 k / 100 k).
Ansonsten würde ich die Komponenten an der Spannungsversorgung Stück für Stück abarbeiten.

Viele Grüße
Frank
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Re: Fantasia 822 Anodenspannung im NF-Teil zu hoch

Beitrag von röhrenradiofreak »

7 V mehr am letzten Elko in der Siebkette sind nun wirklich nichts, um das man sich Gedanken machen müsste. Das sind gerade mal 3 %. Möglicherweise hat es auch mit der Netzspannung zu tun, die heute 230 V beträgt (die Messwerte im Schaltplan beziehen sich auf eine Netzspannung von 220 V).

Bist Du sicher, dass bei den Anodenspannungen an den ECC83 keine Fehlmessung vorliegt? Die Angaben im Schaltplan beziehen sich normalerweise auf die Messung mit einem analogen Multimeter, das die Messpannung entsprechend belastet. Wenn die zu messende Spannung über einen hochohmigen Widerstand zugeführt wird (in diesem Fall 220 k Ohm und 100 k Ohm), sinkt sie beim Anschluss eines solchen Messgerätes deutlich ab. Moderne Digital-Multimeter belasten die Messspannung dagegen kaum.

Die Angaben im Schaltplan zeigen in diesem Fall sogar, dass die Spannungsangaben nicht "echt" sind. Zum Beispiel ist an der Anode der rechten ECC83 in jedem Kanal "132V 0,35mA" angegeben. Wenn die Röhre 0,35mA zieht, müssten an dem 100 k Ohm-Widerstand 35V abfallen, die Anodenspannung also 186V betragen, was gar nicht so weit von Deinem Messwert von 172V entfernt liegt. Oder umgekehrt betrachtet: wenn die Anodenspannung 132V betragen soll, müssten 0,9mA fließen, was der Angabe 0,35mA widerspricht.

Lutz
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Re: Fantasia 822 Anodenspannung im NF-Teil zu hoch

Beitrag von Bandoni »

So, es hat etwas gedauert, aber jetzt läuft das Radio wieder klasse. Die Leistungsaufnahme liegt mit 74 - 78 W genau im Soll. Es liegt wohl wirklich ein Fehler im Schaltplan vor.
Besonders schön finde ich beim Fantasia 822 den Drehregler Stereo Garant, der ganz unterschiedliche Klangbilder einstellen lässt. Über die Tasten Stereo und Raumklang, die wahlweise oder zusammen gedrückt werden können, klingt das Radio wieder ganz anders. Ist wirklich ein Spitzengerät!

Danke an alle, die mir hier geholfen haben!

Gruß

Martin
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Re: Fantasia 822 Anodenspannung im NF-Teil zu hoch

Beitrag von röhrenradiofreak »

Gratuliere zum erfolgreichen Abschluss der Reparatur.

Aber wenn Du mit "Fehler im Schaltplan" die abweichenden Spannungsangaben meinst: Diese Werte sind auf einem Messgerät abzulesen, wie es damals üblich war. Ein heutiges Messgerät hat andere Eigenschaften und zeigt deshalb an manchen Stellen etwas anderes an. Das ist somit kein Fehler im Schaltplan.

In dem verlinkten Schaltplan fehlt nur die Angabe, welche Eigenschaften (Innenwiderstand) das Messgerät haben muss, auf das sich diese Messwerte beziehen. Vielleicht steht das auf einer anderen Seite der Serviceanleitung, die unter dem Link nicht abgelegt ist.

In dem Schaltplan des ähnlichen Gerätes Fantasia 922 (ein Modelljahr später) ist angegeben, dass die Spannungen mit einem Instrument mit 500 Ohm pro Volt im 300V- bzw. 30V-Bereich zu messen sind. Ein solches Messgerät dürfte genau die Spannungen anzeigen, die im Schaltplan des 822 angegeben sind.

Lutz