Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
Forumsregeln
Regeln
Impressum
klausw
Geographik
Geographik
Beiträge: 2661
Registriert: Di Mai 18, 2010 8:45
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Unterfranken-W

Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von klausw »

Wie an anderer Stelle beschrieben, habe ich meine Comedia 4R416 technisch komplett überholt und auch optisch wieder auf Vordermann gebracht.
Das Gerät befindet sich derzeit im Alltagstest, um seine Gebrauchstauglichkeit und Standfestigkeit unter Beweis zu stellen.

Tja...und da war er, der "verrückte Fehler".
Eigentlich gehört er in die Rubrik "Fehler, die die Welt nicht braucht", ich möchte es aber dennoch hier in dieser Rubrik modellbezogen vorstellen.

Drehte man den Klangregler ("Höhen") auf ganz dunkel, was zum normalen Hören eigentlich jenseits des Genießbaren liegt, so fing das Gerät an zu "Blubbern", allerdings erst ab einer gewissen Lautstärke. Das Blubbern war auf allen Wellenbereichen vorhanden und steigerte sich im Grad der Verzerrung bei Erhöhen der Lautstärke.

Es war aber nur in einem gewissen Regelbereich des Potis vorhanden, ansonsten spielte das Gerät über Tage lautstark und klangrein.

Also 2 Voraussetzungen: bestimmte Lautstärke plus bestimmte Stellung des HÖHEN-Reglers.
Der Fehler wurde daher auch nicht vor dem Zusammenbau bemerkt.


Die Spannungen stimmten, alle defekten Kondensatoren waren gewechselt, die Widerstände wurden durchgemessen, die Röhren mit "gut" geprüft, und auch ein testweiser Austausch derselben blieb ohne Änderung des Fehlerbefundes.
Ein behelfsmäßig angeklemmtes Klangpoti gleichen Wertes offenbarte, dass der Fehler nicht an einem defekten Poti lag.

Mit Herbeiführen des Blubbereffekts stieg allerdings die Spannung an G2/4 der ECH81 von den im Plan verzeichneten rund 80 Volt auf etwa 120 Volt, um bei Rückdrehen des Klangpotis wieder in den normalen Bereich zu fallen. :haeh:

Plan ist hier, auf Hotte's schön gemachter Seite: http://www.reinsch-online.de/Hobbie/Rad ... ltplan.pdf

Nach endlosem Suchen fiel mir dann etwas ins Auge, das ich garselbst mit bestem Gewissen so gemacht hatte.....sollte das etwa???

Betrachten wir uns einmal den am AÜ angeschlossenen Kondensator Nr. 134 (2,5 nF):
Auf den 1. Blick ein schnöder Klangverdunkelungskondensator.

Auf den 1. Blick...

Ich hatte, da ich oft mit der zum Teil sehr extremen Klangverdunkelung bei geringen Lautstärken hadere, die insbesondere bei Geräten ab Mitte der 50er realisiert wurde, diesen im Laufe der Arbeiten am Gerät zwar durch ein Neuexemplar ersetzt, ihn aber einseitig abgeklemmt belassen.

:roll:

Der Fehler war nach dem Anlöten -schwups- weg.

Da das gezeigte Fehlerverhalten doch einigermaßen originell ist, wollte ich Euch diesen Fehler nicht vorenthalten und ihn hier modellbezogen vorstellen.
Auch wenn er versehentlich selbstverursacht war.

k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
Benutzeravatar
olli0371
Geographik
Geographik
Beiträge: 2531
Registriert: Sa Feb 26, 2011 19:44
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: NRW

Re: Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von olli0371 »

Hi,

das ist schon interessant. Kann es vieleicht auch sein, dass die Lötstelle nicht sauber war und du diese beim Ablöten nachgebesert hast ?

Gruß
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

ollisTubes bei Youtube
ollisTubes bei odysee
Benutzeravatar
weiser_uhu
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1361
Registriert: Mo Okt 15, 2012 14:38

Re: Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von weiser_uhu »

...wat et nich all jibt...
blubbern kenne ich auch von müden Stützelkos für "Betriebsspannungen" im NF-Teil. Da kann man auch mal danach gucken.
Grüße
-charlie-
Benutzeravatar
holger66
Moderator
Moderator
Beiträge: 4320
Registriert: Do Dez 18, 2008 6:27
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Nettetal

Re: Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von holger66 »

Hallo Klaus,

das macht mich jetzt schon nachdenklich, weil mir überhaupt nicht klar ist, warum ein An- oder eben Abgelötetsein dieses C134 dafür sorgen kann, daß sich bei bestimmten Einstellungen der Regler die G2/4-Spannung an der ECH81 ändert, oder eben nicht. Wie ist der Zusammenhang ?

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
klausw
Geographik
Geographik
Beiträge: 2661
Registriert: Di Mai 18, 2010 8:45
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Unterfranken-W

Re: Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von klausw »

Tja Holger, das ist mir auch nicht ganz klar, weswegen ich zunächst im Bereich um das Klangpoti Nr. 133 sowie um die ECH81 herum suchte. Deswegen war die Fehlerbeseitigung in diesem Falle eher Ergebnis eines zufälligen Fündigwerdens und mithin der Grund, dieses nicht-alltägliche Fehlerbild hier zu posten.

@Oliver: nee, anders rum. Der Kondensator war einseitig abgelötet und es blubberte/heulte in der beschriebenen Konstellation. Mit Verbindungsherstellung (versuchsweises Andrücken des Kondensatorbeines an den Lötpunkt reichte) war der Fehler weg.

k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)
Benutzeravatar
olli0371
Geographik
Geographik
Beiträge: 2531
Registriert: Sa Feb 26, 2011 19:44
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: NRW

Re: Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von olli0371 »

Hallo,

AHA - verstehe ich richtig, dass du den alten C am AÜ komplett entfernt, Den neuen aber nur einseitig angelötet hast?
Gruß
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

ollisTubes bei Youtube
ollisTubes bei odysee
Benutzeravatar
paulchen
Geographik
Geographik
Beiträge: 7439
Registriert: Do Nov 13, 2008 7:16

Re: Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von paulchen »

Hat durch das Fehlen des Kondensators die Endstufe angefangen zu schwingen und durch die Stellung des Höhenreglers kam es zu Motorboating?

paulchen
Benutzeravatar
röhrenradiofreak
Geographik
Geographik
Beiträge: 10250
Registriert: Do Dez 27, 2007 23:19
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: östliches Niedersachsen

Re: Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von röhrenradiofreak »

So wird es sein.

Denn der Kondensator senkt nur Frequenzen über 10 kHz ab, beeinflusst also den Klang nicht wirklich, sondern ist zur Verhinderung von HF-Schwingungen der Endstufe vorgesehen worden.

An der Endstufe gibt es eine Gegenkopplung über den Höhenregler, durch die Phasendrehungen am Ausgangsübertrager kann sie für bestimmte Frequenzen zur Mitkopplung werden. Die dort ebenfalls angeschlossenen Zuleitungen zu den elektrostatischen Hochtönern bilden sozusagen eine gute Sendeantenne. Schwingt die Endstufe, koppelt die dort abgestrahlte HF in den Empfängereingang ein und stopft ihn zu, was dann wohl zur Veränderung der beschriebenen Spannung führt.

Lutz
klausw
Geographik
Geographik
Beiträge: 2661
Registriert: Di Mai 18, 2010 8:45
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Unterfranken-W

Re: Interessanter Fehler bei Graetz Comeda 4R416

Beitrag von klausw »

Das klingt plausibel.

Das Tückische an diesem Fehler war ja, dass er nur bei einer bestimmten Stellung des Höhenpotis auftrat, d.h. das Gerät schien durchrepariert, da es in dem Klangbereich, in dem man dieses Poti normalerweise betreibt, ohne Murren spielte. 3/4 des Klangpotiregelbereichs zeigten keinen Fehler. Bei geringer Lautstärke hörte sich das letzte 1/4 zudem so an, als sei die Schleifbahn des Höhenpotis nicht mehr ganz ok. Der eigentliche Fehler blieb somit zunächst unentdeckt.

Nebenbei etwas ärgerlich an der ganzen Sache, dass Graetz der Comedia keine Bodenklappe spendiert hat, durch die man mal fix Fehlersuche betreiben könnte: so musste alles wieder raus, inklusive des Magischen Fächers, der an sehr kurzen Leitungen hängt, die zudem an der Schallwand verschraubt sind, sowie des Ablötens aller Lautsprecher, die ebenfalls kurze Leitungen besitzen.

k.

k. steht für klaus

Kenntnisse kann jeder haben, aber die Kunst zu denken ist das seltene Geschenk der Natur.
(Friedrich II.)