Stern „Potsdam W“ brummt - oder: wie man Fehler selber baut

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Mathias
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Stern „Potsdam W“ brummt - oder: wie man Fehler selber baut

Beitrag von Mathias »

Hallo,

ich möchte meinen dummen Fehler beschreiben, vielleicht hilft das jemandem bei der Suche nach der Ursache für das unnormal starke Brummen eines Röhrenradios.
Den beschriebenen Fehler könnte ja auch schon ein früherer Reparateur gemacht haben.
Meinen „POTSDAM“
DSCN3171-600dpi.jpg
habe ich erst technisch und dann optisch instand gesetzt. Ein Problem hatte ich schon gelöst.
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=2&t=18240 )
Nach dem Zusammenbau brummte das Radio unangenehm stark, das war mir in zerlegtem Zustand nicht aufgefallen.
Was nun?
Kabel oder Bauteil beim Zusammenbau verschoben? Nein.
Diverse Drähte, Lötstellen, Kondenstoren geprüft- kein Fehler.
Lautsprecher defekt? (beim basteln hatte ich einen anderen auf dem Tisch liegen) Nein.
Brummt eine Röhre neuerdings? Röhren getauscht- Nein.
Hat der alte Becherelko nun seinen Geist aufgegeben? probeweise Ersatz- Nein.
Hilft ein zusätzlicher Siebelko? Nein.
Mit gezogener EL84 wird das Brummen stärker.
Anodenleitung zu Rest des Gerätes getrennt. Keine Reduzierung des Brummens.
Wo, verdammt noch mal, ist der Fehler?
Hat der AÜ eine Macke?
5 Stunden lang habe ich gesucht und nichts gefunden.
Über Nacht kam dann die Erleuchtung:
Der zur Anpassung der Anodenspannung selbst eingebaute Vorwiderstand könnte der
„Verbrecher“ sein. Einen Vorwiderstand baut man ganz einfach vor den 1. Siebelko.
Und wenn man nicht genau genug hinsieht, ist die Schaltung etwas anders als gedacht.
Der nochmalige Vergleich von Schaltplan und Geräteschaltung bestätigte das.
Bei diesem Radio verzweigt sich die Anodenleitung nicht am 1. Elko, sondern bereits an der Gleichrichterröhre.

Das war beabsichtigt:
Scannen0003geschnitten600dpi.jpg
und das habe ich gebaut:
Scannen0001geschnitten600dpi.jpg
Der Widerstand vor dem Elko C1 hatte diesen nahezu wirkungslos gemacht.

Fazit:
1. dämlich geht immer
2. Erst mit dem Gehäuse als Resonanzkörper bringt der Lautsprecher das 50Hz Brummen richtig schön zu Gehör.
3. Die erreichte Spannungsreduzierung war viel zu gering für den verwendeten 150Ohm Widerstand, was mir hätte auffallen müssen.
Ich habe damit nur etwas die Gleichspannung zu Gunsten von brummender Restwechselspannung reduziert.

Vor ein paar Tagen habe ich das Gerät fertig gestellt, spielt prima, toller Klang.
Optisch nicht perfekt geworden, aber okay.
DSCN3318-600dpi.jpg

Beste Bastlergrüße, Mathias
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Re: Stern „Potsdam W“ brummt - oder: wie man Fehler selber b

Beitrag von holger66 »

Hallo Mathias,

auf ähnliche Weise hatte ich mich vor über 9 Jahren (!) mal bei einem LO Rheingold selbst geleimt (Posts 7, 9 und 11):

http://www.radiomuseum.org/forum/loewe_ ... ngold.html

Das kann vorkommen !

Gruß
Holger
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Mathias
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Re: Stern „Potsdam W“ brummt - oder: wie man Fehler selber b

Beitrag von Mathias »

Hallo Holger,

ich bin also nicht allein mit selbst gebauten Fehlern.
Dein altes Problem habe ich mir gleich zu Gemüte geführt.
Deine Suche war sehr mühevoll, das kann ich nur zu gut verstehen.
Wenn ich das richtig verstehe, handelte es sich um eine Schaltung ähnlich dieser:
Naumburg87555GWU_sch 2.jpg
Beste Bastlergrüße, Mathias
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Vagabund
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Re: Stern „Potsdam W“ brummt - oder: wie man Fehler selber b

Beitrag von Vagabund »

Ach, ich glaube, das ist jedem hier schon mal passiert. Mir auch schon öfter und ich stehe dazu...und ich hab noch alle verrückt gemacht.
Das schöne hier ist auch, dass die meisten! hier das nicht krumm nehmen, viele aber schon, oder doch nicht?
Wichtig ist, dass man daraus lernt und vor allem lernt, die Fehler selbst zu finden, da hatte ich die meisten Schwierigkeiten.
Naja, Hauptsache es geht wieder.
Viele Grüße
Philipp

"Lohnt es sich denn?" fragt das Hirn. "Nein aber es tut so gut!" antwortet das Herz.
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holger66
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Re: Stern „Potsdam W“ brummt - oder: wie man Fehler selber b

Beitrag von holger66 »

Hallo Mathias,

hier haben wir das Plandetail des Rheingold aus meiner Bastlerfrühzeit, damals mußte ich den Henning noch siezen :wink: :

Bild

Wie man sieht, ist der erste Elko über 120 Ohm an Masse gelegt, damit wird eine bezogen auf das Chassis negative Spannung von 5 Volt erzeugt, die gebraucht wird, weil die EL41 keinen Kathodenwiderstand hat. Gittervorspannungserzeugung mal anders !

Wenn man diesen Elko direkt auf Masse legt, gibt das natürlich die schönsten "Abweichungen". Wenn ich mich recht erinnere, habe ich den Fehler damals erst nach mehrmaligem Überschlafen gefunden. Diese "Methode" hat mir aber schon mehrmals geholfen.

Fehler, die man sich selber einbaut, sind schon übel, schlimmer allerdings sind meistens doch die Fehler, die frühere, meist unzureichend kompetente Bastler in der Vergangenheit eingebaut haben. Ich glaube, da kennt auch jeder von uns wenigstens ein Beispiel dafür.

Gruß
Holger
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