Restauration Kurmark-Empfänger von Lorenz/Klangfilm

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Klangfilmer
Philetta
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Restauration Kurmark-Empfänger von Lorenz/Klangfilm

Beitrag von Klangfilmer »

Guten Abend! Oder Morgen..

Da dies mein erster Beitrag bei euch ist, stell ich mich natürlich erstmal vor: Ich heiße Sören, bin 26 Jahre alt und wohne im schönen Oberfranken. Eigentlich komme ich aus der Photographica-Szene und sammle/restauriere seit einigen Jahren Schmalfilmprojektoren aus den 20er bis 50er-Jahren. Dadurch hat sich bei mir natürlich einiges an Röhrentechnik angesammelt. Aber da ich quasi elektrischer Voll-Laie war, hatte ich mich bis jetzt nicht an die Materie rangetraut. Irgendwann konnte ich mir dann so viel Wissen aneignen, dass ich es anpacken wollte. Das Forum war mir dabei sehr hilfreich.

In diesem Beitrag geht es um einen Kurmark-Empfänger, den ich erfolgreich zum Leben erwecken konnte. Vielleicht kann ich damit andere motivieren, selbst einmal den Lötkolben in die Hand zu nehmen.

Als ersten Schritt machte ich Fotos von allen Kondensatoren welche gewechselt werden mussten und ordnete diesen Zahlen zu. Dabei ist mir ein Keramikwiderstand aufgefallen, welcher verschmort und geplatzt war. Er befindet sich bei den Buchsen für den Verstärkeranschluss. Im Schaltplan ist dieser nicht eingezeichnet und für mich ergibt es auch keinen Sinn, wozu der überhaupt da sein sollte. Weiß da jemand Rat?
100_5504 - Kopie.JPG
Dann erstellte ich eine Bestellliste. Die Farben kennzeichnen die Bezugsquellen.
Unbenannt.jpg
Danach erfolgte das Entkernen, bei dem ich auf die ersten Probleme stieß. Den großen Elko mit einer Schraube aus dem Becher zu ziehen, war mit reiner Muskelkraft nicht möglich. Keinen Millimeter wollte die Toppsau nachgeben! Mit allerlei Gerätschaften versuchte ich im Knäul rumzustochern um zumindest einen Teil rauszulösen. Was natürlich auch nicht funktionierte. Irgendwann nahm ich dann die Bohrmaschine und hab das Ding durchlöchert. Nach einer schweißtreibenden Stunde war schließlich alles draußen, aber durch das ewige Malträtieren mit Schraubstock und Werkzeug, hatte das Gehäuse arg gelitten.
2015-06-09 18.13.06 - Kopie.jpg
Die kleinen Papierkondensatoren gingen da schneller von der Hand. Manchmal musste ich ein bisschen trixen, wenn der neue Kondensator nicht in die alte Hülle rein wollte, fällt aber nicht weiter auf. Dann endlich kam der erste Funktionstest. Habe ich alles richtig gemacht oder fliegt mir das Ding gleich um die Ohren? Meinen Fähigkeiten stand ich sehr skeptisch gegenüber. Aber als ich dann über Kopfhörer die ersten himmlischen Rundfunkklänge vernehmen konnte.. :mrgreen:

Das Empfänger-Gehäuse war relativ gut in Schuss, darum brauchte ich hier nicht viel machen. Einmal mit Verdünnung drüber, den Schrumpflack mit Haushaltsöl eingerieben (für den Glanz), Metallteile poliert - Fertig!
102_5525 - Kopie.JPG
Den großen Becherelko habe ich nur als Provisorium installiert, da er wie gesagt, ziemlich verhunzt ist. Falls jemand einen baugleichen 8+8 µF von Siemens irgendwo rumliegen hat und ihn nicht braucht.. ich würd mich drüber freuen.

So, das wärs erstmal.

Guts Nächtle!
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paulchen
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Re: Restauration Kurmark-Empfänger von Lorenz/Klangfilm

Beitrag von paulchen »

Hallo und willkommen!

Zuerst einmal - wenn das Dein Erstlingswerk war reift in Dir ein Großer heran. Respekt :super: .

Hast Du nur die sichtbaren Kondensatoren unterhalb des Chassis erneuert, oder hast Du Dich auch mit den Filtern und einem Abgleich gekümmert? Nichts das dies jetzt zwingend notwendig wäre, aber rein interessehalber will ich gefragt haben.

Du schreibst von besagten Widerstand "bei den Buchsen zum Verstärker". Ist das so zu verstehen, daß er an den Buchsen direkt angelötet war, quasi parallel zum Ausgang?

Ansonsten nochmals ein großes Lob für die Arbeit, aber auch für die Art der Präsentation hier!

paulchen
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Bosk Veld
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Re: Restauration Kurmark-Empfänger von Lorenz/Klangfilm

Beitrag von Bosk Veld »

Hallo Sören,

auch von mir ein herzliches Willkommen im DRF und ein dickes Lob für Deinen Beitrag!

Dein bisheriges Hobby hat Dir bestimmt geholfen, aber ich bin beeindruckt, wie systematisch Du Dich in die für Dich neue Materie einarbeitest.
Und dann funktioniert das Gerät auch noch beim ersten Testen! Reschpeckt, das wäre mir nicht passiert :D .

Gruß, Frank
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Re: Restauration Kurmark-Empfänger von Lorenz/Klangfilm

Beitrag von glaubnix »

Hallo Sören,

die beiden seitlichen Telefon-Buchsen und ebenso der verletzte Widerstand scheinen nachträglich in das Gerät eingebaut
worden zu sein. So wie es aussieht könnte der Widerstand an Anodenspannung liegen, vielleicht einmal nachmessen, ob
und welche Spannung an den Buchsen ansteht (Bezugspunkt Chassis).

Hat der besagte Widerstand noch, entsprechend seinem Wert, Durchgang oder ist er unterbrochen?
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
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paulchen
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Re: Restauration Kurmark-Empfänger von Lorenz/Klangfilm

Beitrag von paulchen »

Dank Peters Einwurf habe ich jetzt erst gesehen, daß ja der betreffende Widerstand eingekreist war. Man wird alt...
Sehe ich das richtig, das der rote Widerstand an der oberen Buchse auch nicht original ist?
Könnte das ganze sowas wie ein zweiter Abgriff am Kopfhöreranschluss sein? Eventuell hat da jemand Fremdspannung eingespeist? Der rote Widerstand hat dann den Übertrager gerettet?
Nur so Vermutungen. Aber original sind die Buchsen in der Tat nicht. Gut gesehen Peter!

paulchen
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Klangfilmer
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Re: Restauration Kurmark-Empfänger von Lorenz/Klangfilm

Beitrag von Klangfilmer »

Hallo erneut!

Danke für eure Kommentare! Abgeglichen habe ich nichts, da ich mich hierzu noch einarbeiten muss. Scheint alles ziemlich kompliziert zu sein und ich kenne niemanden in meiner Nähe, der mir das anständig vermitteln könnte. Sollte wohl aber bei dem Lorenz mal gemacht werden, da ich mit dem Empfang noch etwas unzufrieden bin.

Also ich vermute, dass es sich hier um einen Widerstand handelt.. Er ist zerbrochen und man kann da nichts ablesen (so kohlrabenschwarz wie das Ding ist). Und ja, er wurde parallel zu den Buchsen eingelötet. Der Rote ist auch nicht original. Paulchens Vermutung scheint daher Sinn zu machen, dass da wer irgendwas eingespeist hat. Nur wozu?
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mnby101
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Re: Restauration Kurmark-Empfänger von Lorenz/Klangfilm

Beitrag von mnby101 »

Hallo Sören,

Auch von mir Glückwunsch und Respekt für Deine Arbeit. Mit der Spannungsfestigkeit einiger Kondensatoren hast Du vielleicht etwas übertrieben, aber was solls, dass Ergebnis zählt. Früher wurde auf den Kondensatoren häufig noch eine "Prüfspannung" angegeben die eigentlich für den Betrieb nicht relevant war, dass ist heute nicht mehr so. Deshalb sind die Wehrte die als erstes auf dem Bauteil stehen die eigentlich wichtigen, in einem einfachen Radio braucht man nur sehr selten Kondensatoren die 1500 Volt oder mehr aushalten. Ein Blick ins Schaltbild nach den verwendeten Spannungen schafft da sehr schnell Klarheit. Ich habe mal mit Google nach einem Schaltplan für Dein Gerät gesucht und bin schnell fündig geworden, es gibt auch noch einen Kurmark-Verstärker der die Heute als übertrieben Edel betrachtete AD1 als Endstufe besitzt. Falls Du Interesse an den Schaltplänen hast lass es mich wissen, ich habe beide (für Empfänger und Verstärker) mal runter geladen.
Grüße aus Ingelheim am Rhein,
Norbert (DF8PI)

Ein Forenmitglied dass kein Problem damit hat seinen Vornamen und Wohnort zu nennen. :)