Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
Forumsregeln
Regeln
Impressum
Meister Röhrich
Opus
Opus
Beiträge: 71
Registriert: Mi Feb 25, 2015 11:06
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Göttingen

Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von Meister Röhrich »

Hallo zusammen,

ich habe einen weiteren Patienten aus unserem Bestand auf dem Tisch und diesmal die Fehlerdiagnose dem puren Teiletausch vorgezogen. Man versucht ja zu lernen. Ich habe mit Erfolg gezeigt, wie man als Anfänger einen halben Tag damit verbringen kann, bis man erst einmal seinen eigenen "Fehler" entdeckt. Aber ich bin wohl zu einem Ergebnis gekommen.

Das Fehlerbild: Der Ton verzerrt extrem.

Das Gerät an sich ist noch original bestückt. Die Endröhre ECL11 wurde gegen eine geprüfte getauscht, da die alte bei Erschütterungen Störgeräusche verursachte, der Ton blieb aber verzerrt. Also habe ich gemessen und kam bei der AZ11 mit folgenden Ergebnissen an:

Pin 1 und Pin 6: 315V Wechselspannung
Pin f (beide): ca. 300V Gleichspannung

Laut Schaltplan heißt es: "Anodenwechselspannung Trafo: 2x 310V~". Ich verstehe das jetzt so, daß an Pin 1 und 6 diese Anodenwechselspannung anliegt und gemessen werden muß (ich versuchte es ewig mit Gleichspannungsmessung) und an den f-Pins dann die gleichgerichtete Spannung austritt. Und daß meine AZ11 dann wohl verbraucht ist. Kann man das so als Diagnose stehenlassen? Ich möchte ungern eine Überholung starten und dann wieder vor einem defekten Trafo/AÜ stehen.

Eine Frage noch zu dem Schaltplan: Komischerweise trifft der Schaltplan des "542 WM" mit zwei Becherelkos und 2x 310V~ Anodenwechselspannung eher auf mein Gerät zu, als der des "522 WM" mit nur einem Becherelko und 2x 290V~ Anodenwechselspannung. Aber zwei 25µF Elkos wie im Schaltplan habe ich auch nicht drin. Sondern einen 50µF und einen, auf dem der Wert nicht mehr zu lesen ist (gemessen habe ich 38µF). Beide Elkos haben unterschiedliche Gehäusegrößen. Gab es damals in der DDR ggf. aufgrund von Versorgungsmangel so eine Art "Mischwesen", oder ist es wahrscheinlicher, daß das jemand zusammengebastelt hat? Eine Lüsterklemme und ein nachträglich angebrachter DIN-Anschluß läßt letzteres natürlich vermuten. Kann ich aber davon ausgehen, daß 2x 25µF die richtige Wahl wäre? Ich habe zum besseren Verständnis beide Schaltpläne angehängt. Die Pins 4 und 6 sind bei den Schaltplänen jeweils vertauscht. Nicht verwirren lassen...

Und bei aller Liebe habe ich diese Spule(?) unten rechts mit den Angaben "Feld" und 3KOhm weder gefunden, noch richtig verstanden. Kann mir das bitte jemand erklären, was für ein Bauteil darunter zu verstehen ist?
Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Viele Grüße,
Florian
-------------

Das Auge hört mit.
Benutzeravatar
olli0371
Geographik
Geographik
Beiträge: 2531
Registriert: Sa Feb 26, 2011 19:44
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: NRW

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von olli0371 »

Hallo,

die Spule ist die Erregerspule des Lautsprechers. Anstatt Magnet ist dort ein Elektromagnet verbaut, der gleichzeitig als Siebdrossel eingesetzt wird.
Die Spannung an der Kathode der AZ sollte 330V Gleichspannung betragen.
Der Siebelko ist bei Röhrengleichrichtern nicht zu groß zu wählen, weil die Gleichrichterröhre mit zu großen Siebelkos überlastet wird. In den Datenblättern sind zwar Maxwerte angegeben aber bei größeren wird oftmals ein Schutzwiderstand vorgegeben, der die Röhre entlasten soll. Hier wird gerne auch der Innenwiderstand des Netzttrafos genommen der nicht einfach ablesbar ist.
Kurzum - nimm besser den Wert, der im Schaltplan angegeben ist, das ist dann am Sichersten.
Grüße
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

ollisTubes bei Youtube
ollisTubes bei odysee
Binser
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1129
Registriert: Mo Apr 03, 2006 7:23
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Niederbayern

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von Binser »

Hallo Florian,

wenn der Ton verzerrt, sollte erstmal die Endstufe auf korrekte Funktion hin untersucht werden. Das Gerät arbeitet mit einer halbautomatischen Gittervorspannungserzeugung für beide Systeme der ECL11. Dies sind -6,7V für den E(C)L und -2,9 für den EC(L) Teil. Sind diese beiden Spannungen korrekt?
Auf alle Fälle sollte der 10nF Kondensator zwischen dem 50k und dem 500k-Widerstand am Pin4 getauscht werden. Am besten vor der Messung. Eine typische Fehlerquelle ist auch der 25uF-Kondensator nach dem 1,5MOhm-Widerstand beim Pin2. Bitte auf die richtige "falsche" Polung achten.

Der 50uF-Ladekondensator nach der AZ11 geht gerade noch so in Ordnung. Es dürfen an dieser Stelle 60uF nicht überschritten werden, sonst besteht Gefahr für die Röhre. Sicherlich sind die angegebenen 25+25uF die bessere Wahl und bei einem fremderregten Lautsprecher absolut ausreichend. Auf ausreichende Spannungsfestigkeit achten! 450 bis 500V sollten es schon sein.

Bis denn,

Jörg
www.radiolegenden.de
Benutzeravatar
mnby101
Transmare
Transmare
Beiträge: 683
Registriert: Fr Mär 14, 2014 18:52
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Ingelheim am Rhein (Die Rotweinstadt)

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von mnby101 »

Hallo Florian,

auch ich möchte Dir gerne noch ein paar Tipps zu Deinem Problem geben. Messe bitte alle im Schaltplan angegebenen Spannungen auf Einhaltung der Wehrte, wobei Abweichungen im Bereich 10-20% kein großes Problem darstellen. Wir haben heute eine höhere Netzspannung als früher und Messgeräte mit hohem Innenwiderstand die deutlich weniger belasten als die früher verwendeten Zeigerinstrumente. Tausche vorbeugender Weise die markierten Kondensatoren aus, für die beiden Elkos im Netzteil (falls sie defekt sind) kannst Du den heutigen Standardwert von 22µF verwenden, Elkos haben sowieso eine große Toleranz von bis zu 20%, da spielt dass keine Rolle. 450 Volt Typen sollten ausreichen, prüfe am besten mal die Gleichspannung direkt hinter der AZ11 wenn alle anderen Röhren gezogen sind, bleibt diese unter 450 V reichen 450 Volt Elkos aus. Eine weitere Ursache für den verzerrten Ton kann auch eine hängende Lautsprecher-Membran sein, prüfe bitte vorsichtig mit der Hand ob sich die Membran des Lautsprechers frei bewegt durch leichtes drücken, es dürfen auch keine Kratzgeräusche zu hören sein. Sollte es kratzen kannst Du versuchen durch mehrmaliges bewegen von Hand (mit Gefühl) das Kratzen zu beseitigen, dass klappt oft aber nicht immer. Ich hoffe der Lautsprecher ist OK. Sollten nach dem Kondensator-Tausch alle Spannungen akzeptable Wehrte haben und die Lautsprechermembran frei sein sollte eigentlich nichts mehr zerren.
Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Grüße aus Ingelheim am Rhein,
Norbert (DF8PI)

Ein Forenmitglied dass kein Problem damit hat seinen Vornamen und Wohnort zu nennen. :)
Meister Röhrich
Opus
Opus
Beiträge: 71
Registriert: Mi Feb 25, 2015 11:06
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Göttingen

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von Meister Röhrich »

Hallo und vielen Dank an Euch für die zahlreichen interessanten Hilfestellungen und technischen Hintergrundinformationen!

Für eine Sache muß ich mich allerdings entschuldigen; ich hatte nicht meinen gesamten Meßvorgang dargelegt, durch welchen ich überhaupt auf die AZ11 stieß. Das werde ich in Zukunft genauer darlegen und hoffe niemanden unnötig in die Irre geleitet zu haben!

Also angefangen zu messen hatte ich an der ECL11 und ich richte mich jetzt mal nach dem Plan des "542 WM" mit den dort angegebenen Pinbezeichnungen. Dabei kam folgendes raus:

Pin 1 - Ist: ca. 165 - 170V / Soll 165V
Pin 6 - Ist: 144V / Soll: 220V
Pin 5 - Ist: 177V / Soll: 235V

Die Spannungen an Pin 5 + 6 waren also zu niedrig, weswegen ich den Schaltplan weiter nach "unten" verfolgte. Dort kam dann an der AZ11 heraus, was ich schrieb:

Pin f (beide) - Ist: 300V / Soll: 330V
Pin 1 + 4 - Ist: 315V~ / Soll: 310V~

Dadurch vermutete ich, daß die zu niedrigen Spannungen an der ECL11 auf eine verbrauchte AZ11 zurückzuführen sein könnten, da ja 30 Volt fehlen und das dann im Ergebnis vielleicht den verzerrten Ton ergeben könnte. Mir fehlt da leider noch die Erfahrung, wie sich die Dinge auswirken.

Heute kam ich leider nicht mehr dazu, aber ich werde dann noch einmal den Lautsprecher prüfen (ich hoffe auch den hat es nicht erwischt) und die anderen Messungen durchführen. Vorausgesetzt der Lautsprecher ist intakt, werde ich den Fehler jetzt sicher einkreisen können.

Vielen Dank nochmal und die Auflösung wird nachgereicht!
Viele Grüße,
Florian
-------------

Das Auge hört mit.
Benutzeravatar
olli0371
Geographik
Geographik
Beiträge: 2531
Registriert: Sa Feb 26, 2011 19:44
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: NRW

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von olli0371 »

Hi,

wenn ich mir die Spannungen an PIN 5 und 6 anschaue würde ich auf eine zu hohe Stromaufnahme der ECL tippen was die Spannung absacken lässt. Laut Plan sollen nur 15 V über dem AÜ abfallen. Bei den gemessenen Werten ist das deutlich mehr.
Hier besteht Gefahr für den AÜ.
Also bitte zuerst wie oben beschrieben den Koppelkondensator 10nf an PIN 4 der ECL durch ein neues Teil ersetzen. Der ist sicher unbrauchbar.
Da du ja messen wolltest:
Checke die -6,7 Volt am Minusanschluss des ersten Ladeelkos. Dort wird vermutlich aufgrund des zu hohen Stromflusses mehr Spannung anliegen ( immer gegen Chassis messen) . Dann messe mit einem hochohmigen Multimeter die Spannung an PIN 4 der ECL . Bei intaktem Koppelkondensator ist dort ebenfalls -6,7V zu messen. Hier wird weniger anliegen.

Grüße
Oliver

Noch ein Tipp zu den Bauteilen. Es macht Sinn die alten Teile ordentlich auszulöten und beim Gerät zu belassen. Diese alten Papierkondensatoren lassen sich oft reparieren.
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

ollisTubes bei Youtube
ollisTubes bei odysee
Benutzeravatar
mnby101
Transmare
Transmare
Beiträge: 683
Registriert: Fr Mär 14, 2014 18:52
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Ingelheim am Rhein (Die Rotweinstadt)

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von mnby101 »

Hi Florian,

noch ein paar Tipps die Dir helfen können. Entferne mal die ECL11 aus dem Radio und messe nochmal die Spannungen an den beiden 25µF Elkos, stimmen die jetzt ? Du kannst auch an der Stelle die ich markiert habe mal unterbrechen und Dein Multimeter im 200mA-Bereich einschleifen und somit den Strom messen der durch die ECL11 fließt. Ist er im soll oder nicht ? In jedem Fall solltest Du aber vorher die im Bereich der ECL11 markierten Kondensatoren erneuern, vielleicht hat sich dass Problem dann ja schon erledigt.
Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Grüße aus Ingelheim am Rhein,
Norbert (DF8PI)

Ein Forenmitglied dass kein Problem damit hat seinen Vornamen und Wohnort zu nennen. :)
Meister Röhrich
Opus
Opus
Beiträge: 71
Registriert: Mi Feb 25, 2015 11:06
Kenntnisstand: Weitergehende Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Göttingen

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von Meister Röhrich »

Hallo zusammen!

Also erst einmal meinen Respekt für die Erfahrung, die man hier im Forum immer wieder antrifft! Ich habe Eure tollen Hilfestellungen und Ratschläge abgearbeitet und es hat sich bewahrheitet, daß der 10nF Kondensator an Pin 4 der ECL der Übeltäter war! Durch ein paar Kondensatoren in Reihe, die ich hier noch rumliegen hatte, konnte ich dann noch ein Provisorium für einen abschließenden Funktionstest herstellen. Nun ist klanglich alles wieder in Ordnung und die zu niedrigen Spannungen gingen wieder hoch.

Es geht nun eine Bestellung raus und das Gerät bekommt seine verdiente "Kondensatorkur". Die vorhandenen Becherelkos tausche ich auch lieber gegen die empfohlenen 25µF, bzw. 22µF Elkos aus. Dann ist das wieder wie es soll.

Also nochmals vielen Dank an Euch drei und an dich Norbert für deine Mühe mit den Schaltplänen, Ihr habt mir sehr geholfen!
Viele Grüße,
Florian
-------------

Das Auge hört mit.
Binser
Kuba Komet
Kuba Komet
Beiträge: 1129
Registriert: Mo Apr 03, 2006 7:23
Kenntnisstand: Sehr gute Kenntnisse (Hobby)
Wohnort: Niederbayern

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von Binser »

Hallo Florian,

bestens :super:

Viele Grüße,

Jörg
www.radiolegenden.de
Benutzeravatar
mnby101
Transmare
Transmare
Beiträge: 683
Registriert: Fr Mär 14, 2014 18:52
Kenntnisstand: Elektrotechnischer Beruf/ Studium
Wohnort: Ingelheim am Rhein (Die Rotweinstadt)

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von mnby101 »

Hallo Florian,

wenn es hilft und zum Erfolg führt gerne immer wieder. Ich bin ein Mensch der gerne hilft und sich dann auch mit freuen kann wenn dem Anderen damit geholfen ist. Der Dank und die Zufriedenheit des Anderen ist der kleinen Mühe wert.
Noch einen schönen Sonntag...
Grüße aus Ingelheim am Rhein,
Norbert (DF8PI)

Ein Forenmitglied dass kein Problem damit hat seinen Vornamen und Wohnort zu nennen. :)
Benutzeravatar
MichaelM
Royal Syntektor
Royal Syntektor
Beiträge: 342
Registriert: Fr Apr 29, 2011 15:50

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von MichaelM »

Ja, Florian,

und - auch wenn's schon eine Weile her ist - im Zweifelsfalle zu Sachsenwerke und deren Schaltplänen immer mal mich fragen - denn der Schaltplan ist nämlich mit allen Werten und Einträgen von mir gezeichnet und ich habe so etwas natürlich auch vom 522 WM. Also nicht dat komische Dingens, wat Du da als zweiten Schaltplan zeigst... :D

Und um Deine Frage zu beantworten:
Meister Röhrich hat geschrieben:...Eine Frage noch zu dem Schaltplan: Komischerweise trifft der Schaltplan des "542 WM" mit zwei Becherelkos und 2x 310V~ Anodenwechselspannung eher auf mein Gerät zu, als der des "522 WM" mit nur einem Becherelko und 2x 290V~ Anodenwechselspannung. Aber zwei 25µF Elkos wie im Schaltplan habe ich auch nicht drin. Sondern einen 50µF und einen, auf dem der Wert nicht mehr zu lesen ist (gemessen habe ich 38µF). Beide Elkos haben unterschiedliche Gehäusegrößen. Gab es damals in der DDR ggf. aufgrund von Versorgungsmangel so eine Art "Mischwesen", oder ist es wahrscheinlicher, daß das jemand zusammengebastelt hat?...
Klares "JA"! Sowohl als auch! Man nahm seitens des Sachsenwerkes das, was da war und was bzgl. der technischen Anforderungen erlaubt war. Und wenn später die Elkos hin waren, bastelte man halt rein, was gerade zur Verfügung stand.

LG Michael
Penthode?
hf500
Geographik
Geographik
Beiträge: 2090
Registriert: Do Jul 08, 2010 21:17

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von hf500 »

Moin,
was man bei Geraeten mit direkt geheizten Gleichrichtern im Hinterkopf behalten sollte:
Direkt geheizte Roehren sind praktisch sofort betriebsbereit, d.h. das Netzteil trifft zunaechst auf ein Geraet, das ausser Heizstrom keinen Strom abnimmt und bei dem daher die Anodengleichspannung auf den Leerlaufwert hochgeht. Der liegt hier bei 437V, so dass 450V-Elkos zwingend notwendig sind.
Gleichzeitig hat der Roehrengleichrichter einen realtiv hohen Spannungsverlust, so dass bei 310V~ nur etwa 330V herauskommen, wenn die Empfaengerroehren angeheizt haben. Die Spannung am Ladekondensator ist bei Geraeten mit elektrodynamischen Lautsprechern relativ hoch, weil man etwa 100V( und 50-70mA) fuer die Erregerspule des Lautsprechers braucht. Mit 5-7W Erregerleistung muss man schon rechnen. Der Magnet wird also deutlich warm.

Den Anodenstrom des Endsystem bekommt an hier auch, wenn man ein Amperemeter stumpf an die Zweitlautsprecheranschluesse anschliesst. Das Messgeraet ist niederohmiger als die Primaerwicklung des Uebertragers, so dass dadurch der groesste Teil des Anodenstromes fliesst. Auf diese Weise kann man bei jedem Radio mit ausreichender Genauigkeit den Anodenstromwert der Endroehre bekommen. Vorsicht beim Messen, nicht mit einer Messpitze an Masse kommen, sonst schliesst man die Anodenspannung kurz.

73
Peter
Zuletzt geändert von hf500 am Do Aug 11, 2016 15:58, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
MichaelM
Royal Syntektor
Royal Syntektor
Beiträge: 342
Registriert: Fr Apr 29, 2011 15:50

Re: Sachsenwerk Olympia 522 WM, Ton verzerrt, AZ11 schuld?

Beitrag von MichaelM »

Hallo Peter,

ich bedanke mich für die zusätzlichen, völlig richtigen Bemerkungen.

Den Strom der Endröhre messe ich auch immer durch einfaches Parallelschalten des Instrumentes an die Primärwicklung des Ausgangsübertragers. Das geht tadellos und einwandfrei und oft ist somit schon sehr schnell der defekte Koppelkondensator zum Steuergitter als Ursache eines zu hohen Stromes lokalisiert; viel schneller, als wenn man erst beginnt, einen Feinschluß direkt am Kondensator ausmessen zu wollen.

Mit besten Grüßen
Michael
Penthode?