Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
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Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Hallo zusammen,
mir wurde heute kurzerhand ein Telefunken Opus 2650 mit zwei Lautsprechern (Hersteller unbekannt) geschenkt.
Das Gerät sieht ziemlich heruntergekommen aus und ist auch ziemlich verdreckt. Ich werde ihn morgen erstmal entstauben und reinigen.
Mal sehen wie er dann aussieht. Zugegeben, ich habe mich mit den Telefunken Receivern noch nie beschäftigt.
Das was ich bisher herausgefunden habe ist, daß es sich um ein Hybridgerät (Transistorendstufe und Röhrentuner) handelt. Der Vorgänger war der Opus 2550, welcher ein Vollröhrengerät war und heute wohl recht hoch gehandelt wird.
Was ist denn vom Opus 2650 zu halten ? Im Netz gibt es recht unterschiedliche Meinungen.
Einschalten werde ich das Gerät vor einer grundlegenden Inspektion nicht. Ich habe Angst, daß sich die Endstufe verabschiedet und ich dann evtl. Probleme haben werde, die passenden Germanium Transistoren neu zu bekommen.
Gibt es Schwachstellen, typisch auffällige Bauteile, etc. welche man sich mal etwas genauer anschauen sollte ?
Gruß Johannes
mir wurde heute kurzerhand ein Telefunken Opus 2650 mit zwei Lautsprechern (Hersteller unbekannt) geschenkt.
Das Gerät sieht ziemlich heruntergekommen aus und ist auch ziemlich verdreckt. Ich werde ihn morgen erstmal entstauben und reinigen.
Mal sehen wie er dann aussieht. Zugegeben, ich habe mich mit den Telefunken Receivern noch nie beschäftigt.
Das was ich bisher herausgefunden habe ist, daß es sich um ein Hybridgerät (Transistorendstufe und Röhrentuner) handelt. Der Vorgänger war der Opus 2550, welcher ein Vollröhrengerät war und heute wohl recht hoch gehandelt wird.
Was ist denn vom Opus 2650 zu halten ? Im Netz gibt es recht unterschiedliche Meinungen.
Einschalten werde ich das Gerät vor einer grundlegenden Inspektion nicht. Ich habe Angst, daß sich die Endstufe verabschiedet und ich dann evtl. Probleme haben werde, die passenden Germanium Transistoren neu zu bekommen.
Gibt es Schwachstellen, typisch auffällige Bauteile, etc. welche man sich mal etwas genauer anschauen sollte ?
Gruß Johannes
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Neben den üblichen Kontaktproblemen, die allerdings leicht beherrschbar sind, sollte ein Augenmerk auf die Endstufe geworfen werden.Ich hatte das Modell schon mehrfach bei mir. Bisher waren immer Probleme mit den Koppelelkos der Endstufe zu verzeichnen (keine Bässe, leiser Klang etc). Das hat mal hier und da Halbleiter gekostet, in der Regel war aber nach Austausch der Signalwegelkos da wieder Ruhe.
Für mich hatte die Erfahrung zur Folge, daß ich alle Elkos immer ausgetauscht hatte. Danach liefen zumindest diese Geräte wieder problemlos. Das muß jeder für sich herausfinden und entscheiden.
Klanglich kann man diese Germaniumendstufen ruhig mit Röhrenendstufen vergleichen. Weicher Klang der den Ohren keinerlei Probleme bereitet.
Störend ist eventuell ein kleiner Rauschpegel, den man aber wohl hinnehmen muß. Aber das entscheide selber.
Wenn Platz im Heim ist - behalten!
paulchen
Für mich hatte die Erfahrung zur Folge, daß ich alle Elkos immer ausgetauscht hatte. Danach liefen zumindest diese Geräte wieder problemlos. Das muß jeder für sich herausfinden und entscheiden.
Klanglich kann man diese Germaniumendstufen ruhig mit Röhrenendstufen vergleichen. Weicher Klang der den Ohren keinerlei Probleme bereitet.
Störend ist eventuell ein kleiner Rauschpegel, den man aber wohl hinnehmen muß. Aber das entscheide selber.
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
NIchts schlechtes, eigentlich sogar ein hübsches Gerät. Mir jedenfalls gefällt das Design, auch wenn es anderen zu modern erscheint.
Der Empfänger zeigt aber auch, wie rückschrittlich die deutsche Industrie zu diesem Zeitpunkt war. Man konnte zwar "All-Transistor" Empfänger theoretisch bauen, doch basiert das Konzept auf dem "bewährten" AM/ FM Stereoempfänger in Standardbauweise mit in diesem Fall Transistorendstufen. Telefunken war ja schließlich eine altbekannte Röhrenfabrik. Der Endverstärker in Germaniumtransistortechnik ist wohl dem Kostendruck geschuldet, sonst wäre man sicher bei der Röhre geblieben.
Der Rundfunkteil ist ordentlich, der NF Teil angemessen ausgelegt. Auch ich finde ihn nicht besser oder schlechter, als den mit je 2 Stück EL 95 in den Endstufen.
Die Mangelpunkte hatte paulchen genannt, war bei mir auch so: Elkos - trocken. Auch die Röhrenendstufe rauscht nicht weniger, als die Transistorstufe. Und klanglich ist es eher der angeschlossene Lautsprecher, der die Musik macht. Die kleinen Röhrenendstufen sind m.E. den Hype nicht wert.
Viel Erfolg beim Überholen. Es lohnt.
Grüße
Stefan
Der Empfänger zeigt aber auch, wie rückschrittlich die deutsche Industrie zu diesem Zeitpunkt war. Man konnte zwar "All-Transistor" Empfänger theoretisch bauen, doch basiert das Konzept auf dem "bewährten" AM/ FM Stereoempfänger in Standardbauweise mit in diesem Fall Transistorendstufen. Telefunken war ja schließlich eine altbekannte Röhrenfabrik. Der Endverstärker in Germaniumtransistortechnik ist wohl dem Kostendruck geschuldet, sonst wäre man sicher bei der Röhre geblieben.
Der Rundfunkteil ist ordentlich, der NF Teil angemessen ausgelegt. Auch ich finde ihn nicht besser oder schlechter, als den mit je 2 Stück EL 95 in den Endstufen.
Die Mangelpunkte hatte paulchen genannt, war bei mir auch so: Elkos - trocken. Auch die Röhrenendstufe rauscht nicht weniger, als die Transistorstufe. Und klanglich ist es eher der angeschlossene Lautsprecher, der die Musik macht. Die kleinen Röhrenendstufen sind m.E. den Hype nicht wert.
Viel Erfolg beim Überholen. Es lohnt.
Grüße
Stefan
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Ich habe meinen für einen recht guten Kurs von einem Forumsmitglied bekommen und meine alten Dual-Boxen dran gehängt. Also ich war überrascht, wie der Klang da rüber kam. Vielleicht sind es wirklich die Boxen, vielleicht aber auch die Harmonie zwischen Gerät und Boxen, aber ich finde den Klang recht erstaunlich. Meiner hat noch ein Rauschen im LS-Poti auf einem Kanal, ich habe mich noch nicht ran gemacht, sondern benutze ihn gerade nur. HF-Teil ist noch nicht gemacht, NF-Teil wurde vom Vorbesitzer schon gemacht, inkl. neuer Transistoren und Ruhestromeinstellung.
Also mit den richtigen Boxen würde ich auch behaupten, dass es sich lohnt und von dem frühen Hifi-Design ist er meiner Meinung nach noch einer der schöneren. Der 2650 ist auch um das doppelte leistungsfähiger, als der 2550. Der Opus 2650 war auch im Bayreuth Studio Hifi als Radioteil verbaut soweit ich mich erinnern kann.
Gibt einige Infos im Netz.
Also mit den richtigen Boxen würde ich auch behaupten, dass es sich lohnt und von dem frühen Hifi-Design ist er meiner Meinung nach noch einer der schöneren. Der 2650 ist auch um das doppelte leistungsfähiger, als der 2550. Der Opus 2650 war auch im Bayreuth Studio Hifi als Radioteil verbaut soweit ich mich erinnern kann.
Gibt einige Infos im Netz.
Viele Grüße
Philipp
"Lohnt es sich denn?" fragt das Hirn. "Nein aber es tut so gut!" antwortet das Herz.
Philipp
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Hallo zusammen,
ein beliebter Rauschkandidat ist oft der erster NF-Vorstufe Transistor in diesem Fall dann der T205 oder 1205.
N. m. K. wird in dieser Stufe dieser Transistor von den Herstellern auf Rauscharmut selektiert.
ein beliebter Rauschkandidat ist oft der erster NF-Vorstufe Transistor in diesem Fall dann der T205 oder 1205.
N. m. K. wird in dieser Stufe dieser Transistor von den Herstellern auf Rauscharmut selektiert.
M.f.G.
harry
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- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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harry
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Richtig! Auch wurde hier eine Vorauswahl in der Stromverstärkung getroffen (weiß laut Plan). Das ist meiner Erinnerung die höchste Stufe bei TFK.
Zusammenhang Stromverstärkung - Rauscharmut?!
paulchen
Zusammenhang Stromverstärkung - Rauscharmut?!
paulchen
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Moin,Stefan163 hat geschrieben: Der Empfänger zeigt aber auch, wie rückschrittlich die deutsche Industrie zu diesem Zeitpunkt war. Man konnte zwar "All-Transistor" Empfänger theoretisch bauen, doch basiert das Konzept auf dem "bewährten" AM/ FM Stereoempfänger in Standardbauweise mit in diesem Fall Transistorendstufen. Telefunken war ja schließlich eine altbekannte Röhrenfabrik.
TFK hat aber auch die Transistoren hergestellt

Rueckschritt war das nicht, sondern eine Abwaegung, was man wie erreichen will. Ziel war ein Geraet mit guten Empfangseigenschaften und relativ hoher Ausgangsleistung mit guter NF-Qualitaet. Das Alles ohne uebergrossen Entwicklungsaufwand. Den Empfaenger konnte man unter den Voraussetzungen am besten mit Roehren bauen (und vom 2550 uebernehmen), den Verstaerker mit Transistoren. Laut GH-Katalog geht der Verstaerker von 30Hz-30kHz, hat einen Klirrfaktor von 0,2% und leistet 2x 15W. Die Leistung haette man mit insgesamt 4 EL84 noch zusammenbekommen, der Rest aber sehr gute und daher aufwendig zu bauende, also teure Uebertrager noetig gehabt. Da waren damals (1966/67) die noch relativ teuren Transistoren im Endeffekt billiger. Ausserdem gab es ja noch "den Markt". Transistoren waren neu, modern und man musste sowas einfach haben.
Der Opus 2650 ist uebrigens zu jener Zeit noch der einzige Hybrid von TFK, dazu kamen noch zwei Verstaerker, der V819 und der V820, die noch Roehrengeraete waren. Der Rest des Programmes waren Transistorgeraete: Operette 2650, T101 und V101.
73
Peter
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Hallo zusammen,
vielen Dank für die Antworten. Ich habe wieder so einiges für mich noch Unbekanntes der deutschen Unterhaltungselektronik gelesen.
Ich habe mich im Netz ein wenig über Telefunken informiert. Irgendwie hatte ich die Marke bisher nie im Visier. Wenn ich an deutsche Radios, Steuergeräte oder HIFI allgemein denke, fallen mir in erster Linie die Namen Braun, Dual, Grundig und SABA ein.
Im Netz habe ich gelesen, daß Telefunken mal ein bedeutender Hersteller von professioneller Studioelektronik war. Dass die hochwertige Profi Bandmaschinen gebaut haben war mir allerdings schon bekannt. Da frage ich mich, warum man den damals noch jungen HIFI Sektor nicht besser bedient hat.
SABA war mit den Telewatt Geräten (wohl in erster Linie von K&H entwickelt) am Markt.
Dual war ab dem Modell 1009 mit Plattenspielern fett im Geschäft.
Braun führte innovative Technik mit modernen Design zusammen.
Grundig hatte von allem wohl etwas.
Und wenn man so sieht, was der kleine schweizer Hersteller Studer für Studiotechnik unter dem Namen Revox bereits in den 60ern anbot, fragt man sich "Hätte Telefunken das nicht auch gekonnt ?"
vielen Dank für die Antworten. Ich habe wieder so einiges für mich noch Unbekanntes der deutschen Unterhaltungselektronik gelesen.
Ich habe mich im Netz ein wenig über Telefunken informiert. Irgendwie hatte ich die Marke bisher nie im Visier. Wenn ich an deutsche Radios, Steuergeräte oder HIFI allgemein denke, fallen mir in erster Linie die Namen Braun, Dual, Grundig und SABA ein.
Im Netz habe ich gelesen, daß Telefunken mal ein bedeutender Hersteller von professioneller Studioelektronik war. Dass die hochwertige Profi Bandmaschinen gebaut haben war mir allerdings schon bekannt. Da frage ich mich, warum man den damals noch jungen HIFI Sektor nicht besser bedient hat.
SABA war mit den Telewatt Geräten (wohl in erster Linie von K&H entwickelt) am Markt.
Dual war ab dem Modell 1009 mit Plattenspielern fett im Geschäft.
Braun führte innovative Technik mit modernen Design zusammen.
Grundig hatte von allem wohl etwas.
Und wenn man so sieht, was der kleine schweizer Hersteller Studer für Studiotechnik unter dem Namen Revox bereits in den 60ern anbot, fragt man sich "Hätte Telefunken das nicht auch gekonnt ?"
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Hallo Johannes,
das mit Telefunken ist wirklich ein Drama gewesen. Die Firma hat damals, so Mitte der 60er, den
Anschluss verloren. Das lag am falschen Management. Außerdem hatte die Muttergesellschaft
AEG ein ganz anderes Hauptaugenmerk, als die Unterhaltselektronik.
Meine Mutter war 35 Jahre Arbeiterin bei Telefunken, bzw. AEG. Und ich habe dort als Schüler
in den Sommerferien gearbeitet, um mir Lautsprecher von JBL (L40) kaufen zu können.
Norbert
PS: Dies nur so am Rande
das mit Telefunken ist wirklich ein Drama gewesen. Die Firma hat damals, so Mitte der 60er, den
Anschluss verloren. Das lag am falschen Management. Außerdem hatte die Muttergesellschaft
AEG ein ganz anderes Hauptaugenmerk, als die Unterhaltselektronik.
Meine Mutter war 35 Jahre Arbeiterin bei Telefunken, bzw. AEG. Und ich habe dort als Schüler
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Norbert
PS: Dies nur so am Rande

Nette Grüße
Norbert
"Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde.
Norbert
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Ich habe gerade mal im HIFI Archiv gestöbert. Ja, da hat es 1965 zwei reine Röhrenverstrker gegeben. Der große V820 hatte 2x30W Dauerleistung (mit 4xEL500) und auch wohl einen aufwendigen Vorverstärker. Es gab auch einen guten Plattenspieler im Programm (Studio 220) welcher optisch irgendwie einem Thorens 124 ähnelt.Der Opus 2650 ist uebrigens zu jener Zeit noch der einzige Hybrid von TFK, dazu kamen noch zwei Verstaerker, der V819 und der V820, die noch Roehrengeraete waren. Der Rest des Programmes waren Transistorgeraete: Operette 2650, T101 und V101
Mein Opus 2650 habe ich jetzt erst mal grob aussen gereinigt. Er sieht so schon ganz ordentlich aus. Mit einer Möbelpolitur werde ich das Gehäuse auffrischen. Innnen ist nur normal verstaubt. Rost ist nicht zu finden. Er hat meiner Meinung trocken gestanden.
Leider musste ich feststellen, daß im Opus 2650 noch kein Phono Entzerrer eingebaut ist. Den hätte ich irgendwie schon erwartet.
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Der Phono Entzerrer, der wurde designmäíg damals wohl gerne im Plattenspieler vorgesehen, weil die Niedrigpegelleitungen dann sehr schön kurz werden. Auch war der keramische Platenabtaster durchaus noch in Mode, nur die ganz hohe Klasse wurde mit Magnetsystemen ausgestattet. Und an diese wendet sich ein 2650 Gerät nicht. Das war ein Wohnzimmergerät für den durchschnittlichen Kunden.
Telefunken war führend im Bereich Studiotechnik, Sendertechnik und Studio Magnetophonen. Diese waren unverwüstliche Dauerläufer mit besten Eigenschaften. Deren Heimtonbandgeräte hatten wenig von diesen Qualitäten. Genauso ging es mit der Rundfunkgeräte Sparte. Das war tatsächlich Firmenpolitik, und die wurde deswegen aufrechterhalten, weil "AEG-Telefunken immer so etwas im Programm hatte". Allerdings gab sich niemand den Ruck, hier für beste Qualität und Innovation einzutreten. Wenn es sein mußte, kaufte man auch am Weltmarkt zu. Nur um ein "One stop shop" zu sein.
Braun im Gegensatz hatte den HiFi Markt im Blick, obschon mir deren Konstruktionen nicht richtig gefallen, die Gehäuse von Dieter Rams sind absolut klasse. Die klangliche Qualität der Verstärker ist bestenfalls Mittelklasse.
Ich habe einen kleinen Braun UKW Stereo-Empfänger, CE 250, der designmäßig nicht als 1966 zu erkennen ist, eben zeitlos Herr Rams. Das Gerät ist volltransistorisiert. Schaut man sich jetzt die Konstruktion genau an, Leiterplatten, Abstände zwischen den Filtern, Höhe des Gehäuses und Lüftungsöffnungen oben, dann wird schnell klar, dass ursprünglich ein Röhrenempfänger in Standardbauweise (ECC85, EF 89, EF 89, ...alternativ EF 94/ EF 95 möglich) entstehen sollte, aber im Verlauf der Entwicklung Transistoren genommen wurden. Und das ist dann Telefunken doch in der Entwicklung um einiges voraus. Vorteil einer kleineren Firma.
Grüße
Stefan
Telefunken war führend im Bereich Studiotechnik, Sendertechnik und Studio Magnetophonen. Diese waren unverwüstliche Dauerläufer mit besten Eigenschaften. Deren Heimtonbandgeräte hatten wenig von diesen Qualitäten. Genauso ging es mit der Rundfunkgeräte Sparte. Das war tatsächlich Firmenpolitik, und die wurde deswegen aufrechterhalten, weil "AEG-Telefunken immer so etwas im Programm hatte". Allerdings gab sich niemand den Ruck, hier für beste Qualität und Innovation einzutreten. Wenn es sein mußte, kaufte man auch am Weltmarkt zu. Nur um ein "One stop shop" zu sein.
Braun im Gegensatz hatte den HiFi Markt im Blick, obschon mir deren Konstruktionen nicht richtig gefallen, die Gehäuse von Dieter Rams sind absolut klasse. Die klangliche Qualität der Verstärker ist bestenfalls Mittelklasse.
Ich habe einen kleinen Braun UKW Stereo-Empfänger, CE 250, der designmäßig nicht als 1966 zu erkennen ist, eben zeitlos Herr Rams. Das Gerät ist volltransistorisiert. Schaut man sich jetzt die Konstruktion genau an, Leiterplatten, Abstände zwischen den Filtern, Höhe des Gehäuses und Lüftungsöffnungen oben, dann wird schnell klar, dass ursprünglich ein Röhrenempfänger in Standardbauweise (ECC85, EF 89, EF 89, ...alternativ EF 94/ EF 95 möglich) entstehen sollte, aber im Verlauf der Entwicklung Transistoren genommen wurden. Und das ist dann Telefunken doch in der Entwicklung um einiges voraus. Vorteil einer kleineren Firma.
Grüße
Stefan
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Die Studio- und Heimgeräte stammten aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen, anderen Werken und von anderen Entwicklern, die sich wahrscheinlich nie begegnet sind.Stefan163 hat geschrieben:Telefunken war führend im Bereich Studiotechnik, Sendertechnik und Studio Magnetophonen. Diese waren unverwüstliche Dauerläufer mit besten Eigenschaften. Deren Heimtonbandgeräte hatten wenig von diesen Qualitäten.
Wie üblich in diesen Großkonzernen mit zahlreichen Werken: die einzelnen Bereiche waren häufig weiter voneinander entfernt als konkurrierende Firmen.
Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh ich am Oszillatorkreis.
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Stefan,
bei den Katalogen in Wegavisions' HiFi-Archiv wird zum 2650 aber schon ein sehr guter Plattenspieler mit Magnetsystem empfohlen, der HiFi 210 TV mit eingebautem Entzerrer-Vorverstärker (http://telefunken.pytalhost.eu/1966/telefunken16.jpg). Der Opus war schließlich der beste Receiver im Programm, auch wenn er noch eher nach "Radio" aussieht und nicht so modern daherkommt wie die "Operette" (das war der weiter oben schon beschriebenen technischen Entwicklung der Opus-Reihe geschuldet). In der Realität wird sich das schon eher nach der "Gewohnheit" des Käufers (Plattenliebhaber oder eher "Weihnachtsplattenhörer") gerichtet haben, ob da wirklich ein hochwertiger Spieler oder nur eine "Fräse" am Opus hing.
Ich finde es immer schade, dass Telefunken trotz des im Studiobereich vorhandenen Know-Hows nach dem Magnetophon 23/24 keine richtig gute Tonbandmaschine mehr im Programm hatte. Das M 85 und die 90er Serie waren ja noch recht gute Heimgeräte, aber spätestens mit den Modellen der 200er Serie waren die Magnetophone "für zuhause" nur noch Durchschnittsniveau.
bei den Katalogen in Wegavisions' HiFi-Archiv wird zum 2650 aber schon ein sehr guter Plattenspieler mit Magnetsystem empfohlen, der HiFi 210 TV mit eingebautem Entzerrer-Vorverstärker (http://telefunken.pytalhost.eu/1966/telefunken16.jpg). Der Opus war schließlich der beste Receiver im Programm, auch wenn er noch eher nach "Radio" aussieht und nicht so modern daherkommt wie die "Operette" (das war der weiter oben schon beschriebenen technischen Entwicklung der Opus-Reihe geschuldet). In der Realität wird sich das schon eher nach der "Gewohnheit" des Käufers (Plattenliebhaber oder eher "Weihnachtsplattenhörer") gerichtet haben, ob da wirklich ein hochwertiger Spieler oder nur eine "Fräse" am Opus hing.
Ich finde es immer schade, dass Telefunken trotz des im Studiobereich vorhandenen Know-Hows nach dem Magnetophon 23/24 keine richtig gute Tonbandmaschine mehr im Programm hatte. Das M 85 und die 90er Serie waren ja noch recht gute Heimgeräte, aber spätestens mit den Modellen der 200er Serie waren die Magnetophone "für zuhause" nur noch Durchschnittsniveau.
Grüße,
Bernd
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Hat jetzt nichts mit dem Eröffnungthema zu tun, aber weil die Diskussion in die Historie von Telefunken läuft hier ein paar Bemerkungen:
ich habe von 1962 bis 1965 eine Lehre als Grosshandelskaufmann in der Telefunken Niederlassung Stuttgart absolviert. War damals schon sehr an Elektronik interessiert und habe in allen Abteilungen und Werkstätten rumgeschnüffelt.
Es gab drei Hauptbereiche:
1. Braune Ware = alles was mit Heimgeräten zu tun hatte. Also Radio, Plattenspieler, Tonband und das betreffende Zubehör wie Mikrofone, Tonbänder, Röhren usw.
Mit dazu gehörten getrennte Werkstätten für Radio, Fernseher, Tonband
2. Schallplattenvertrieb. Hier waren Platten der Firmen Telefunken, DECCA, RCA, Deutsche Gramophon u.a. im Sortiment. Damals z.B. noch Elvis, Louis Armstrong usw. auf Schelllack. Zum Teil gabe es 78-er Platten in 2 Ausführungen: mono und stereo. Da musste ich beim Richten der Versandaufträge immer drauf achten.
3. ELA-Abteilung. Ein eigener Bereich für elektroakustische Anlagen und Zubehör. Dort war alles, was in den Bereich kommerzieller Geräte fiel untergebracht. Also Verstörker, Studioausrüstung, professionelle Bandmaschinen usw. Auch wurden bei Grossveranstaltungen im Bereich Stuttgart Beschallungsanlagen installiert. Die ELA hatte eine eigene Werkstatt.
Ferner gab es die 1-Mann Abteilung "Röhrenprüfung". Das war ein räumlich recht umfangreicher Bereich im Ausstellungsraum, ähnlich einer Bartheke. Hinter der Theke stand Herr Krämer im weissen Kittel und prüfte die von Fachhändlern angelieferten Radio- und Fernsehröhren mittels seinen unzähligen professionellen Prüfgeräten.
Es war da dann noch eine eigene Werbeabteilung, die die Fachhänler mit Werbematerial belieferte. Die hatten sogar einen "werkseigenen" Dekorateur.
Und natürlich die kaufmännischen Abteilungen, in denen ich meine Lehre absolvierte.
Ausserdem gab es in BW an verschiedenen Standorten Werke für die unterschiedlichen Fertigungsbereiche. So z.B. in Heilbronn das Halbleiterwerk, in Backnang Fernmeldetechnik, in Ulm das Röhrenwerk.
Auch Musikautomaten hat Telefunken produziert. Wir hatten damals deshalb den Spruch: in allen Kneipen und Spelunken - ein Telefunken.
Ebenso hat sich Telefunken ohne grossen Erfolg im Grossrechnerbereich versucht.
Die Heim- Geräte wurden in Berlin und Hannover produziert.
Geblieben ist mir aus dieser Zeit neben meinem Lehrzeugnis noch dieser Werbe-Aschenbecher. Der hat wohl nur deshalb überlebt, weil ich Nichtraucher bin.
Gruss
Rudi
ich habe von 1962 bis 1965 eine Lehre als Grosshandelskaufmann in der Telefunken Niederlassung Stuttgart absolviert. War damals schon sehr an Elektronik interessiert und habe in allen Abteilungen und Werkstätten rumgeschnüffelt.
Es gab drei Hauptbereiche:
1. Braune Ware = alles was mit Heimgeräten zu tun hatte. Also Radio, Plattenspieler, Tonband und das betreffende Zubehör wie Mikrofone, Tonbänder, Röhren usw.
Mit dazu gehörten getrennte Werkstätten für Radio, Fernseher, Tonband
2. Schallplattenvertrieb. Hier waren Platten der Firmen Telefunken, DECCA, RCA, Deutsche Gramophon u.a. im Sortiment. Damals z.B. noch Elvis, Louis Armstrong usw. auf Schelllack. Zum Teil gabe es 78-er Platten in 2 Ausführungen: mono und stereo. Da musste ich beim Richten der Versandaufträge immer drauf achten.
3. ELA-Abteilung. Ein eigener Bereich für elektroakustische Anlagen und Zubehör. Dort war alles, was in den Bereich kommerzieller Geräte fiel untergebracht. Also Verstörker, Studioausrüstung, professionelle Bandmaschinen usw. Auch wurden bei Grossveranstaltungen im Bereich Stuttgart Beschallungsanlagen installiert. Die ELA hatte eine eigene Werkstatt.
Ferner gab es die 1-Mann Abteilung "Röhrenprüfung". Das war ein räumlich recht umfangreicher Bereich im Ausstellungsraum, ähnlich einer Bartheke. Hinter der Theke stand Herr Krämer im weissen Kittel und prüfte die von Fachhändlern angelieferten Radio- und Fernsehröhren mittels seinen unzähligen professionellen Prüfgeräten.
Es war da dann noch eine eigene Werbeabteilung, die die Fachhänler mit Werbematerial belieferte. Die hatten sogar einen "werkseigenen" Dekorateur.
Und natürlich die kaufmännischen Abteilungen, in denen ich meine Lehre absolvierte.
Ausserdem gab es in BW an verschiedenen Standorten Werke für die unterschiedlichen Fertigungsbereiche. So z.B. in Heilbronn das Halbleiterwerk, in Backnang Fernmeldetechnik, in Ulm das Röhrenwerk.
Auch Musikautomaten hat Telefunken produziert. Wir hatten damals deshalb den Spruch: in allen Kneipen und Spelunken - ein Telefunken.
Ebenso hat sich Telefunken ohne grossen Erfolg im Grossrechnerbereich versucht.
Die Heim- Geräte wurden in Berlin und Hannover produziert.
Geblieben ist mir aus dieser Zeit neben meinem Lehrzeugnis noch dieser Werbe-Aschenbecher. Der hat wohl nur deshalb überlebt, weil ich Nichtraucher bin.
Gruss
Rudi
Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Telefunken Opus 2650 geschenkt bekommen
Das sehe ich ähnlich, die einzelnen Abteilungen hatten zwar bei solchen Konzernen eine gemeinsame "Führung", waren aber völlig unabhängig aufgestellt, und in ihrem Marktsegment aktiv und im Wettbewerb tätig. Dabei gehe ich auch davon aus, dass der Wettbewerber besser beobachtet wurde, als die Entwicklung im eigenen Konzern.
Was aber nicht vergessen werden darf. Halbleiter waren Mitte der 1960er noch selten, entsprechende, erprobte Musterschaltungen, gab es nur von den Halbleiterherstellern, z.B. im "Valvo" Brief oder in den Telefunken Jahrbüchern.
Die in der Rundfunkindustrie arbeitenden Ingenieure kamen von der Röhrentechnik her, und kannten diese nebst allen Kniffen der Standard- (Einheits) Schaltungen der deutschen Industrie her nur zu genau. Halbleiter waren etwas neues, in das man sich einarbeiten mußte.
Ich hatte in Vorlesungen Hochfrequenztechnik auch noch einen Professor, der als Röhrenentwickler bei Philips ausgesondert wurde, und uns Studenten die HF Schaltungslehre an "modernen Röhren" (solche der 1960er, Nuvistor, ECC 86, ECH 83, ...) beibrachte. "Man könnte das sicher auch mit Transistoren machen, aber... so ist die Wirkungsweise einfacher zu verstehen." Das war um 1983.
In den Anwendungsmitteilungen der Halbleiterwerke ließen sich NF Leistungsverstärkerschaltungen seit einiger Zeit finden, in prinzipiell erprobten Entwürfen. Diese konnten dann relativ einfach übernommen und angepaßt in die eigenen Produkte eingebaut werden. Die Auswahl entsprechender HF Schaltungen war gering, und auch bei der Konkurrenz konnte man wenig "abkupfern".
Zwar gab es auch Firmen, wie Grundig, wo Herr Grundig die visionären Möglichkeiten der Transistoren sehr früh erkannte, und auch recht schnell junge Ingenieure einstellte, die in der Lage waren die fehlenden HF Schaltungen betriebssicher zu entwerfen und bauen zu lassen.
Auch Braum gehörte zu den Pionieren, doch deren Schaltungen sind m.E. recht problematisch gewesen, und zeigen, dass sie es nicht unbedingt verstanden hatten, was man da tat. Wäre da nicht Dieter Rams gewesen, dessen Gehäuse so chic sind, hätte die Frma nicht so lange überlebt
Der Rest der europ. Fabrikanten lief in bewährtem Fahrwasser weiter, und sah im Transistor dann die Möglichkeit auf teure Komponenten, wie Ausgangs-Übertrager bei (Ultralinear-)Gegentakt Endstufe höherer Leistung, Hochvoltelkos, Wegfall der Probleme durch die Röhren-Abwärme, ... zu verzichten. Der trotz hohem Transistorpreis zu verzeichnende Preisvorteil ingesamt, sowie die Verfügbarkeit erprobter Konzepte, machten dieses einfach und sicher.
Doch eines ist bei diesen Schaltungen mit Vorsicht zu geniessen. Die Germanium Transistorendstufen haben eine geringe Temperaturstabilität, und wurden mit Tricks auf stabilen Arbeitspunkt getrimmt. Auch sind sie noch nicht Kurzschluß-, Niederimpedanz- und Komplexlastfest, so daß sie durch falschen Anschluß von Lautsprechern gern zerstört wurden. Diese Hybridsteuergeräte waren häufiger Gast in den Werkstätten, mit defekten Endstufen.
Da war die Robustheit der ELL 800 Endstufe, trotz aller Probleme mit der Röhre, doch etwas besser. Wenn der Hersteller dort einen durch den Lautsprecherstecker abschaltbaren 16 Ohm Widerstand vorsah, war die Sache recht kurzschluß und Fehllastfähig.
HiFi im Sinne des Wortes ist weder die Röhren, noch die Transistorenvariante des Opus Steuergerätes. Auch eine echte Tiefbasswiedergabe kann die Schaltung nicht, weil von den damaligen Signalquellen auch nicht verlangt. Dennoch, mit pasenden Lautsprechern, macht es Spaß, diese als Alltagsgerät zu betreiben, wäre da nicht der "hohe" Stromverbrauch, verglichen mit modernem Halbleitergerät...
Gruß
Stefan
Was aber nicht vergessen werden darf. Halbleiter waren Mitte der 1960er noch selten, entsprechende, erprobte Musterschaltungen, gab es nur von den Halbleiterherstellern, z.B. im "Valvo" Brief oder in den Telefunken Jahrbüchern.
Die in der Rundfunkindustrie arbeitenden Ingenieure kamen von der Röhrentechnik her, und kannten diese nebst allen Kniffen der Standard- (Einheits) Schaltungen der deutschen Industrie her nur zu genau. Halbleiter waren etwas neues, in das man sich einarbeiten mußte.
Ich hatte in Vorlesungen Hochfrequenztechnik auch noch einen Professor, der als Röhrenentwickler bei Philips ausgesondert wurde, und uns Studenten die HF Schaltungslehre an "modernen Röhren" (solche der 1960er, Nuvistor, ECC 86, ECH 83, ...) beibrachte. "Man könnte das sicher auch mit Transistoren machen, aber... so ist die Wirkungsweise einfacher zu verstehen." Das war um 1983.
In den Anwendungsmitteilungen der Halbleiterwerke ließen sich NF Leistungsverstärkerschaltungen seit einiger Zeit finden, in prinzipiell erprobten Entwürfen. Diese konnten dann relativ einfach übernommen und angepaßt in die eigenen Produkte eingebaut werden. Die Auswahl entsprechender HF Schaltungen war gering, und auch bei der Konkurrenz konnte man wenig "abkupfern".
Zwar gab es auch Firmen, wie Grundig, wo Herr Grundig die visionären Möglichkeiten der Transistoren sehr früh erkannte, und auch recht schnell junge Ingenieure einstellte, die in der Lage waren die fehlenden HF Schaltungen betriebssicher zu entwerfen und bauen zu lassen.
Auch Braum gehörte zu den Pionieren, doch deren Schaltungen sind m.E. recht problematisch gewesen, und zeigen, dass sie es nicht unbedingt verstanden hatten, was man da tat. Wäre da nicht Dieter Rams gewesen, dessen Gehäuse so chic sind, hätte die Frma nicht so lange überlebt
Der Rest der europ. Fabrikanten lief in bewährtem Fahrwasser weiter, und sah im Transistor dann die Möglichkeit auf teure Komponenten, wie Ausgangs-Übertrager bei (Ultralinear-)Gegentakt Endstufe höherer Leistung, Hochvoltelkos, Wegfall der Probleme durch die Röhren-Abwärme, ... zu verzichten. Der trotz hohem Transistorpreis zu verzeichnende Preisvorteil ingesamt, sowie die Verfügbarkeit erprobter Konzepte, machten dieses einfach und sicher.
Doch eines ist bei diesen Schaltungen mit Vorsicht zu geniessen. Die Germanium Transistorendstufen haben eine geringe Temperaturstabilität, und wurden mit Tricks auf stabilen Arbeitspunkt getrimmt. Auch sind sie noch nicht Kurzschluß-, Niederimpedanz- und Komplexlastfest, so daß sie durch falschen Anschluß von Lautsprechern gern zerstört wurden. Diese Hybridsteuergeräte waren häufiger Gast in den Werkstätten, mit defekten Endstufen.
Da war die Robustheit der ELL 800 Endstufe, trotz aller Probleme mit der Röhre, doch etwas besser. Wenn der Hersteller dort einen durch den Lautsprecherstecker abschaltbaren 16 Ohm Widerstand vorsah, war die Sache recht kurzschluß und Fehllastfähig.
HiFi im Sinne des Wortes ist weder die Röhren, noch die Transistorenvariante des Opus Steuergerätes. Auch eine echte Tiefbasswiedergabe kann die Schaltung nicht, weil von den damaligen Signalquellen auch nicht verlangt. Dennoch, mit pasenden Lautsprechern, macht es Spaß, diese als Alltagsgerät zu betreiben, wäre da nicht der "hohe" Stromverbrauch, verglichen mit modernem Halbleitergerät...
Gruß
Stefan