Den abgebildeten ERO 100 habe ich vor einiger Zeit aus einem Radio ausgebaut. Hersteller und Typ des Radios weiß ich nicht mehr.
Die Aufschrift "1500pF" ist tatsächlich auf den Kondensator aufgestempelt und nicht etwa in das Foto retuschiert.
Der Kondensator hat aber ca. 2,2 nF entsprechend der ursprünglichen Aufschrift (wegen schlechter Isolation schwierig zu messen).
Was mag den Hersteller nur bewogen haben, den falschen Wert aufzustempeln? Ich weiß es: Er hat damals geplant, uns Röhrenradio-Reparateure zu verwirren.
Lutz
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Interessantes Detail - das WARUM wird nicht mehr feststellbar sein. Sparmaßnahmen?
Ein ähnliches Mysterium:
Habe vor ein paar Tagen aus einem Fidelio Stereo einen Selenflachgleichrichter ausgebaut, weil er am Ende war.
Da der Fidelio laut Schaltplan und auch im wirklichen Betrieb bei FM 100 mA konsumiert, hätte ich erwartet, mindestens einen B 250 C 125 vorzufinden.
Was kam zu Tage, ein B 250 C100. Warum ging man hier an die Grenze der Belastbarkeit des Bauteils - Sparmaßnahmen??
Bei manchen Oktalröhren zum Beispiel wurden die nicht beschalteten Sifte weggelassen. Ich besitze einige PL36, die nur 6 oder 7 Stifte am Sockel haben. Auch Röhrenfassungen, in denen nicht benötigte Kontaktfedern fehlen, habe ich schon gesehen. Oder Potentiometer, bei denen nur zwei Anschlüsse benutzt werden und deshalb an einem Ende der Widerstandsbahn die Anschlussfahne und der Niet weggelassen wurden - auf Kosten der mechansichen Stabilität.
Aber so gnadenlos wie heute war das nicht. Vor Jahren bekam ich einen kleineren, defekten LCD-Fernseher geschenkt. Ein Steckverbinder war verbrannt, was fast zwangsläufig passieren musste: Es fließen 4 A darüber, er war aber nur für 1 A spezifiziert. Oder vor einiger Zeit flog mir der Ladeelko eines Netzgerätes um die Ohren: Er hatte eine Spannungsfestigkeit von 25 V, aber im Leerlauf lagen 30 V an.
Moin,
umgestempelte Kondensatoren habe ich auch in meiner Sammlung. Ich vermute, die haben die falsche Banderole und anstatt eine ganze Charge wegzuwerfen, hat man einfach umgestempelt.
Dass der Kondensator oben die urspruenglich angeschriebenen 2,2nF hat, liegt m.E. eher daran, dass er inzwischen Wasser gezogen hat. Die schlechte Isolation deutet auch darauf hin.
Die 2,2 nF sind nicht mit einem Kapazitätsmessgerät gemessen, denn meine beiden Kapazitätsmessgeräte zeigen 3 bzw. knapp 10 nF an. Deshalb habe ich diesen und einen weiteren 2,2 nF-Kondensator in Reihe an eine Wechselspannung mit unterschiedlichen Frequenzen gelegt und die Spannungsabfälle verglichen. Je höher die Frequenz, desto gleicher wurden die Spannungen. Daraus leite ich ab, dass dieser Kondensator tatsächlich 2,2 nF hat.
Wenn eine ganze Serie Kondensatoren mit falscher Banderole gefertigt worden wäre, wäre es sinnvoller gewesen, die richtige Banderole drüberzukleben. Das hätte in diesem Fall, ebenso wie das Umstempeln, beim Kondensatorhersteller stattfinden können.
Nachdem ich die Geräte, die ich im fraglichen Zeitraum in Arbeit hatte, einmal durchgegangen bin, bin ich fast sicher, dass der Kondensator aus einem Schneewittchensarg Braun SK55 stammt. Er war darin parallel zum (Einweg-) Gleichrichter geschaltet.
ist es nicht möglich, dass Fa Braun - als Sparmaßnahmen die Typenvielfalt reduzieren wollte und statt 1500 PF einfach 2200 PF gekauft hat. Damit die Fertigung nicht neu angelernt werden mußte hat man am Wareneingang die Dinger einfach Umgestempelt und in die Lagerplätze für 1500PF einsortiert.
Das wäre plausibel... wenn dieser Kondensator im Schaltplan des Gerätes mit 1,5 nF angegeben wäre. Ist er aber nicht, dort steht 2,2 nF.
Heutige Qualitätssicherungsleute würden bei so einer Vorgehensweise vermutlich sofort die Produktion stoppen und erst wieder freigeben, wenn alle umgestempelten Kondensatoren verschrottet sind.
Auf den modernen SMD Kondensatoren steht meist vorsorglich garkein Wert mehr drauf, die kann man also einsortieren wo man will
Wenn der Kondensator über dem Gleichrichter war ist der tatsächliche Wert aber auch ziemlich egal, wichtig ist nur das überhaupt ein Kondensator da ist.
röhrenradiofreak hat geschrieben:Deshalb habe ich diesen und einen weiteren 2,2 nF-Kondensator in Reihe an eine Wechselspannung mit unterschiedlichen Frequenzen gelegt und die Spannungsabfälle verglichen. Je höher die Frequenz, desto gleicher wurden die Spannungen. Daraus leite ich ab, dass dieser Kondensator tatsächlich 2,2 nF hat.
Lutz
Diese Messung deutet daraufhin, dass Peter Recht hat, und der richtige Wert wirklich bei 1500pF gelegen hat. Deine Messung ist frequenzqabhängig, was bei reinen Kapazitäten nicht sein dürfte. Das weist daraufhin, dass ohmsche Widerstände durch Feuchtigkeit im Kondensator beteiligt sind.
Gruß, b4s1.
Na sicher sind ohmsche Widerstände vorhanden, die in die Messung eingehen.
Mit zunehmender Frequenz nimmt der kapazitive Blindwiderstand der beiden Kondensatoren in der Messschaltung ab. Das hat zur Folge, dass sich der ohmsche Widerstand des fraglichen Kondensators, der ja parallel zu seiner Kapazität liegt, mit steigender Frequenz weniger auf die gemessenen Spannungen auswirkt. Daher kommt die Frequenzabhängigkeit bei dieser Messung. Bei einer ausreichend hohen Frequenz müsste man also die reine Kapazität ermitteln können.
Ich habe die Messwerte mal in ein Diagramm eingetragen. Unten die Messfrequenz in kHz, links die aus dem Spannungsverhältnis errechnete Kapazität in nF. Ich denke, es ist ziemlich deutlich zu sehen, dass der Kondensator eine Kapazität von 2,5 nF hat.
Die gleiche Messung habe ich mit mehreren weiteren Papierkondensatoren gemacht, die ebenfalls schlechte Isolation hatten. Die so ermittelte Kapazität lag bei allen zwischen 10% und 30% über dem Nennwert. Deswegen bin ich überzeugt, dass es sich hier um einen 2,2 nF-Kondensator handelt.
Lutz
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