Die Reparatur des kleinen Radios kostete mich einen Tag und belohnte mich mit gutem und störungsfreien Empfang abends auf der Mittelwelle aus Europa und tagsüber sogar noch mit den beiden kleinen MW Stationen der Rai in Mailand und Triest, die aber langfristig auch von der Abschaltung betroffen sein werden. In Italien bleibt dann auf MW fast nur noch Radio Vatikan, aber dieses Progrmm finde ich nicht gerade interessant für mich.
Der kleine Eumig ist auch überraschend empfangsstark, obwohl er nur ein einfacher Standardsuper ist.
Die Eingriffe betrafen wie gewöhnlich die üblichen Verdächtigen, nach 40 Jahren Praxis denke ich nicht mehr darüber nach, ob ein Ko oder Elko noch gut sein könnte oder nicht, die werden ersetzt und gut ist. Die Widerstände werden durchgemessen, bei Abweichung über 20% kommen sie raus, bei Kappenwiderständen wird der Zugtest und Drehtest durchgeführt, beim Testlauf dann ihr Wärmeverhalten geprüft. Aber bevor ich überhaupt bei einem Radio anfange ist der Schritt Nr. 1 immer der Schaltplan, der wir üblich bei der GFGF Schaltplansammlung zu finden ist, einer Organisation der ich immer zu Dank verpflichtet sein werde.
Das Gehäuse und die Skala waren top in Ordnung, die Knöpfe aber nicht original, ich habe dann 2 weisse Knöpfe vom Typ Tesla adaptiert, die gefielen mir am Besten. Das Gerät ist ein Allstromsuper, wie üblich bei europäischen Geräten liegt da ein Netzpol am Chassis, zu damaligen Zeit machte man sich über Berührungsschutz bei solchen Geräten keine Gedanken, eine Sache die in der USA schon vor dem 2. Weltkrieg verboten wurde, bei US Allströmern liegt ein Netzpol immer am Massebus, der isoliert vom Chassis geführt wurde. Das eigentliche Chassis wird nur ein einziges mal mit diesem Bus über einen Hochvoltko von 10nf bis max. 50nf angeschlossen und dient lediglich zu Abschirmzwecken, jedenfalls führt ein US-Allströmer keine Spannung am Chassis, egal wie der Stecker eingeführt wird. Keiner meiner über 100 US Allströmer, selbst ein FADA von 1937 hat eine Netzverbindung zum Chassis oder anderen Metallteilen, sowas baute man nur in Europa. Kurz und gut also aufpassen beim Arbeiten mit dem kleinen Eumig, ich teste immer vorher die Phasenlage, am Chassis oder nicht!
Die Arbeiten waren dann auch schnell ausgeführt, hier im Teil 1 die üblichen Verdächtigen, alle raus und neu!

Der Schaltplan ist die Grundlage jeder Arbeit!

Ein bisschen Werbung darf nicht fehlen!

Hier ist auf dem ersten Blick klar, was alles raus und ersetzt werden muss!

Netzteilelkos und Kathodenko der Endröhre, alles raus und neu!

Keine Diskussion, ist morsch!

750V ? Das war mal vor langen langen Zeiten!

Widerstand 20 Ohm circa!
Im Teil 2 dann wie er neu geworden ist
Nach dem Hochladen der Bilder, hier der Teil 2:
So sieht das dann bei mir neu und gereinigt aus! Ohne grosse Worte......








Das geht ruckzuck. Die Netzleitung war komischerweise noch topfit, das Gummi geschmeidig und nicht brüchig und auch der Originalstecker blieb dran. Mit dem neuen Netzteil waren auch die Spannungen alle sofort im Sollwert, die Röhrenprüfung ergab, das die Endröhre etwas mit der Moral am Ende war, also in den Keller und eine Neue holen. Wozu hat man schliesslich ein Lager?
Dann kam der Dauertest, um zu überprüfen ob nicht doch ein oder mehrere Widerstände noch getauscht werden müssen. Poti und Drehko waren in Ordnung, also Antenne einstöpseln, Netzleitung einstöpseln, kurz prüfen, ob die Netzphase nicht am Chassis liegt und am Drehko kurbeln. Mailand kam sofort herein, stimmte auch mit der Skala überein, kurze Kontrolle der ZF-Filter mit dem Bernstein- Schraubendreher, na ja eine Vierteldrehung mehr fürs Maximum an der 2. ZF.
Das wars dann, nach 1 Stunde Dauerbetrieb kein Knistern, kein Knacken, stabiler und ruhiger Empfang, alle Spannungen im grünen Bereich, also rein ins Chassis!

Chassis während der Probe

Das fertige Gerät mit den Tesla Knöpfen

Die gereinigte Rückwand
Das war dann mein kleines Weihnachtsprojekt, so ganz nebenbei!
