Schwingneigung in Gegentaktendstufe

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MatthiasD
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Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von MatthiasD »

Pünktlich zum Jahresbeginn konnte ich ausnahmsweise noch ein Siemens M57 Radio erwerben. Die Schatullen von Siemens sind eigentlich nicht mein Lieblingsdesign bei 50er Jahre Radios. Aber ich wollte so ein Gerät wenigstens mal auf dem Tisch haben. Angeblich ist das Gerät immer mal für ein paar Minuten gelaufen und hat dann laut gebrummt.
So konnte ich mir den ersten Test sparen und habe erst einmal den Zustand aufgenommen. Ein zusätzlich angebauter "Riesenelko" konnte wieder entfernt werden, das sich die originalen problemlos formieren liessen. Auf den ersten Blick war der Rest unverbastelt. Aber auch in der Endstufe waren die Koppelelko's schon mal gewechselt worden. Dabei ist sind beide "Neuen" schon wieder leck und einer war statt an G1 an die Katode gelötet worden. Zuerst habe ich die Kondensatoren geprüft und gewechselt. Anfänglich waren die Spannungen an der Anode der ECC83 um etwa 50V zu hoch und an der Katode 20V zu klein. Nachdem ich auch die Umgebung der EABC80 "bereinigt" hatte, stimmen jetzt die Spannungen in der gesamten Endstufe. Leider schwingt die Endstufe aus irgendeinem Grund. Zuerst hat es gereicht einen der beiden 10n Kondensatoren zu trennen. Inzwischen muss ich beide trennen, um die Lautsprecher und meine Trommelfelle nicht zu quälen. Die Gitter der EL84 reagieren mit Brummen auf Berührung, also normal. Solange ich noch einen der beiden Kondis noch verbinden konnte hatte ich auch ein recht starkes Radiosignal (obwohl nur eine Halbwelle) oder auch ein NF Signal vom Signaleingang. Es gibt also noch irgendeinen Grund für die Schwingneigung. Die Röhren habe ich schon mal getauscht- ohne Ergebnis. Jetzt wird es wohl eine Fleißarbeit. Vielleicht hat aber noch jemand eine Erfahrung mit einem Standardfehler in diesem Bereich. Vielleicht waren die originalen Koppelkondensatoren geschirmt? Die Frequenz der Schwingneigung ist übrigens abhängig vom wert der Kondensatoren. Setze ich statt 10n 4,7n ein, ist der Ton deutlich höher. Gibt es dafür typische Fehlerquellen ?
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Gruß
Matthias
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Bosk Veld
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Re: Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von Bosk Veld »

Hallo Matthias,

die beiden 500-pF-Kondensatoren an der Anode jeder EL84 sollen die Schwingneigung verringern. Hast Du die mal nachgemessen?

Gruß, Frank
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Re: Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von röhrenradiofreak »

Dass die Frequenz der Schwingung von der Kapazität der beiden Kondensatoren abhängt, ist ein Zeichen dafür, dass diese in oder zumindest unmittelbar an der Schleife liegen, über die die Rückkopplung erfolgt.

Was passiert, wenn Du die Gegenkopplung auftrennst, also die Verbindung zwischen dem Anschluss "gegn" (gelb-grün) des AÜ und den Klangregelstufen unterbrichst?

Wenn die Funktion dann, bis auf einen eventuell schlechten Frequenzgang, in Ordnung ist, könnte die Gegenkopplung phasenverdreht angeschlossen sein. Nach Deiner Beschreibung halte ich es für möglich, dass Dein Vorgänger die beiden 10 nF-Koppelkondensatoren vertauscht (über Kreuz) angeschlossen hat, das würde nämlich genau diese falsche Phasenlage bewirken.

Lutz
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MatthiasD
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Re: Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von MatthiasD »

Ich habe beide Hinweise mal ausgetestet, allerdings ohne Ergebnis. Die beiden 500n Kondensatoren sind unkritisch, zumindest hat man nicht sofort eine spürbare Änderung am System. Das Trennen von grün-gelb bewirkt eine leichte Tiefenabsenkung. Allerdings hatte ich die beiden 10n Kondensatoren auf die Schnelle gegen 20n getauscht. Hier ist sofort eine Änderung spürbar, wenn ich doch 10n Typen verwende. Bisher hatte ich die Erfahrung gemacht, diese Koppelkondensatoren auch etwas größer wählen zu können. Irgendwo habe ich auch mal gelesen, dass es früher ein Kompromiss aus Preis und Qualität war und die Kondensatoren so klein wie möglich gewählt wurden. In diesem Fall ist aber wichtiger, sich an den Plan zu halten. Das Klangregelnetzwerk muss ich mir noch vornehmen und ich hoffe, dann ist es erst mal geschafft, bis ich am Gehäuse weitermachen kann.
Alles Gute noch für 2016 !
Gruß
Matthias
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Re: Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von paulchen »

Es wäre zu prüfen, ob der AÜ richtig angeschlossen ist. Ansonsten gute Chancen auf Mitkopplung (Schwingung).
Weiterhin lese ich das doch richtig raus, wenn Du die Vorstufe (Koppel-C) trennst, die Schwingung aufhört?
Wäre dem so bitte die Abblockelkos erneuern, da besonders die beiden am G1 der EABC (Polung beachten!!). Auch den 4µ nicht vergessen.
Die Größe der Koppel-C bitte so lassen!
Ist es denn eher ein hochfrequentes Schwingen oder eher niederfrequent (mehr ins Brummen gehend)?
Auf das Formieren der Netzelkos würde ich mich nicht unbedingt verlassen. Wenn alles nichts hilft mal die alten abklemmen und ersatzweise neue anschließen.
Kathodenelko der ECC schon erneuert?

Das auf die Schnelle.

paulchen
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Re: Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von Bosk Veld »

MatthiasD hat geschrieben:Die Röhren habe ich schon mal getauscht- ohne Ergebnis.
Auch die ECC83 hast Du testweise getauscht, nehme ich an.
Schwingt die Endstufe auch bei gezogener ECC83, wenn die beiden 10-nF-Kondensatoren eingelötet sind? Wenn ja, könnte man diese Röhre schon mal ausklammern. Schwang es schon vor Deinem Umbau?

Gruß, Frank
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MatthiasD
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Re: Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von MatthiasD »

Ich habe jetzt noch ein paar C's erneuert und jetzt folgende Situation:
-Verstärker brummt nach wie vor sehr laut
-Koppel C's sind jetzt 10n
-Trennen der 10n beseitigt das Brummen
-Gitter1 der EL84 reagieren auf Berührung (wenn 10n C's getrennt sind)
Mir kam gestern der Ton wie tiefe Rückkopplung vor, heute nach dem Wechsel einiger C's ist es nur Brumm.
Das Entfernen der EABC hat keine Auswirkung. Fehlt die ECC ist das Geräusch weg. Ich vermute also den Fehler hier.
Der Ausgangstrafo ist aber noch original verlötet. Es ist also unwarscheinlich, dass dieser falsch angeschlossen ist. Die Blockelkos sind erneuert.
Ich werde das Gerät jetzt aber erst mal nach hintenstellen und bei nächster Gelegenheit die Bauteile um die ECC der Reihe nach prüfen und wieder berichten.
Gruß
Matthias
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Re: Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von röhrenradiofreak »

Hast Du den 4µF-Elko in der Anodenspannungsversorgung der ECC83 und der EABC80 überprüft oder erneuert?

Lutz
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MatthiasD
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Re: Schwingneigung in Gegentaktendstufe

Beitrag von MatthiasD »

Ja, die Elkos sind auch erneuert (Anodenspannung, als auch Gitter Block C's mit richtiger Polung).
Gruß
Matthias