Die Folgen unsachgemäßer Anwendung von Kontaktspray

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holger66
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Die Folgen unsachgemäßer Anwendung von Kontaktspray

Beitrag von holger66 »

Hallo Forum,

heute wurde mir von einem ehemaliger Stammtischbruder ein Gerät (Siemens H42) vorgestellt, welches auf UKW nicht mehr funktioniere. Er habe es vor Jahren zuletzt in Betrieb gehabt, da habe es noch funktioniert.

Zunächst erwies sich die EC92 als weitgehend verbraucht, was aber nicht der Hauptgrund für den Defekt war. Vielmehr hatte sich rund um die Kontaktschieber der Tastatur ein schmieriger grünbräunlicher Belag gebildet, der die Kontaktgabe "zuverlässig" verhinderte.

Ich weiß nun, daß besagter Sammler früher ein Fan reichlicher Verwendung von K.. gewesen ist, so muß das also auch hier früher einmal zur Anwendung gekommen sein. Vermutlich hat er die zur Nachbehandlung angeratene Verwendung von KWL unterlassen, sonst könnte ich mir diese Schweinerei nicht vorstellen. Um den Schmand wenigstens von den Kontaktflächen zu bekommen, habe ich mir ein Stück dünnsten Federstahls (Uhrfeder) zurechtgebogen, das Ende beidseitig angerauht und ebenfalls beidseitig mit einem sehr dünnen Schleifpapier beklebt (Cyanacrylatkleber). Solcherart präpariert läßt sich so eine "Sonde" sehr gut zur Politur verschmutzter Kontakte verwenden.

Das zeitigte auch hier Erfolg: der UKW-Empfang ist wieder gegeben. Ich habe dem Gerät dann eine neue 6AB4 von GE statt der platten EC92 spendiert, auch einen neuen Siebwiderstand (680 statt 650 Ohm) habe ich spendiert, der alte war schon gut gebräunt und angebrutzelt. Dann UKW ein wenig nachgeglichen und schon war´s gut. Die Kondis waren bereits früher einmal sehr laienhaft getauscht worden....aber irgendwie spielt´s.

Ich poste das nur mal als Warnung vor überreichlicher Verwendung von K..

Bei diesem Siemens-Gerät kam ich leicht an die Kontakte, da alles von unten gut zugänglich ist. Bei Geräten, bei denen dies nicht der Fall ist (ich denke speziell an AEG / Telefunken) hat man in so einem Fall einen wirtschaftlichen Totalschaden vor sich uns muß dem Besitzer den Abschied schmackhaft machen...oder das Tastenaggregat ausbauen, eine Aktion, die....naja 50/50 von Erfolg gekrönt ist.

Nur mal so.....

Holger
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
rettigsmerb
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Re: Die Folgen unsachgemäßer Anwendung von Kontaktspray

Beitrag von rettigsmerb »

Hallo Holger,

vielleicht mag dieser "Fall" ja auch das unterstützen, was ich seit Jahren schon fast gebetsmühlenartig immer wieder sage:
"Nichtflüchtige Reiniger, Öle usw. haben in Hochfrequenzschaltungen absolut (!!!) nichts verloren. Einzig brauchbar - und zwar auch langfristig - sind flüchtige Kontaktreiniger wie Oszillin T6, Tuner 600... Zu Not geht sogar in vielen Fällen acetonfreier Bremsenreiniger."
Danke für die "Steilvorlage" :mrgreen:

Und wenn die "chemische Keule" nicht den gewünschten Erfolg bringt, ist halt eben Zerlegen und manuelles Reinigen das Mittel der Wahl - wenn es auch mit viel Arbeit verbunden sein mag...
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radio-volker
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Re: Die Folgen unsachgemäßer Anwendung von Kontaktspray

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Ich verwende auch nur ungern Chemie, aber wenn dann Tunerspray, das hinterlässt keine Rückstände.
Ich bekam mal aus einem Zahnarztlabor wirklich hauchdünne aber biegsame Glasfaser-Diamantsplitterstreifen geschenkt, die ich zwischen den Kontakten oder den Zungen von Drehschaltern durchziehen kann, einmal reicht, die Kontaktflächen oder Kontaktpunkte sind dann blitzsauber!
Gruss aus Trient,
Volker
http://luxkalif.de.tl/
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SABA78
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Re: Die Folgen unsachgemäßer Anwendung von Kontaktspray

Beitrag von SABA78 »

Das gleiche Problem hatte ich bei einem Siemens G7. Dort war eine kristallisierte gelbliche Kruste auf allen Kontakten im Radio!
Glücklicherweise liegen beim Siemens G7 alle Kontakte der Drucktastenschieber frei von unten zugänglich.
Mit einer Spitzzange und gefaltetem 2000er Schleifpapier ließen sich die Kontakte wieder zur Arbeit überreden. Das Ganze hatte ich dann noch mit reichlich Oszillin gespült.
Vorher hatte ich gelegentlich ein Zischen aus dem Lautsprecher und dem Innern das Radios gehört! Ein Blick auf die Chassisunterseite während des Betriebs offenbarte schöne Funkenstrecken am Drucktastenaggregat. Bei DC reißt ein Lichbogen ja viel schwerer ab, als bei AC. Wahrscheinlich endet das bei DC erst, wenn die Kontakte ausreichend verrußt sind.
Aus der gleichen Quelle hatte ich noch ein derart behandeltes Radio.
Kontakt 60 nehme ich gerne mal zur Reinigung. Bei Kontakten und Potis verwende ich es nur in Verbindung mit anschließender Neutralisation durch Tuner 600 oder Oszillin oder auch Kontakt WL. Dabei spüle ich die Teile gut durch. Was da bei Potis manchmal rausläuft ist schon erstaunlich!
Gruß,
Daniel


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