EL84 zu hoher Anodenstrom

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Lichte
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EL84 zu hoher Anodenstrom

Beitrag von Lichte »

Hallo,

ich habe schon erfolgreich mehrere Röhren mit meinem selbst gebauten Röhrentester geprüft. Jetzt habe ich eine EL84 hier liegen, die bei den Nenndaten 61 mA Anodenstrom zieht. Laut Datenblatt sind 48 mA normal und bei 65 mA der Grenzwert. Auch der IG2 Strom liegt 20% über Nennwert.

Ist diese Röhre defekt oder kann ich sie noch verwenden? Gibt es überhaupt einen Fehler in Röhren, der den Strom über die Nenndaten ansteigen läßt?

Grüße
Grüße Jürgen

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Re: EL84 zu hoher Anodenstrom

Beitrag von rettigsmerb »

Moin moin,

solche Fehler gibt es in der Tat und die wären:
> schlechtes Vakuum
> g1-Kathodenfeinschluss

Besonders häufig aufgefallen sind Telefunken EL84 mit ovaler Anode. Hast Du zufällig solch ein Exemplar erwischt?

Röhren mit den genannten Fehlern sind für mich ein Fall für die Tonne... :(
Lichte
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Re: EL84 zu hoher Anodenstrom

Beitrag von Lichte »

Hi,

die Röhre ist in der Tat von Telefunken, allerdings sieht das Anodenblech eher rund aus.

Sollte man einen Feinschluss G1-K nicht mit dem Ohmmeter identifizieren können? Oder tritt der Schluss erst bei Betriebstemperaturen auf?

Danke, ich entsorge die Röhre 8_)
Grüße Jürgen

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rettigsmerb
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Re: EL84 zu hoher Anodenstrom

Beitrag von rettigsmerb »

Ja, das genau sind die Röhren, die gemeint sind.... - sieht also nach Volltreffer aus. :(

Mit dem Ohmmeter sind diese Schlüsse i.d.R. nicht oder sehr schlecht nachweisbar, sie treten auch meist erst im Betrieb auf.
moure
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Re: EL84 zu hoher Anodenstrom

Beitrag von moure »

Wenn du die Röhre in einer NF-Endstufe betreibst und sie da auch zu viel Anodenstrom zieht, könntest du auch die Schirmgitterspannung etwas heruntersetzen, dann sinkt der Anodenstrom automatisch und die Röhre bleibt im richtigen Arbeitspunkt. Und außerdem: Hast du einmal die Heizspannung an deinem Röhrentester gemessen. Wenn man einen alten 220 Volt-Trafo ans 230 Volt-Netz anschließt (das bei mir eher 235 als 230 V hat), kann die Heizspannung leicht gegen 7 Volt gehen. Das macht bei einer EL84 emissionsmäßig viel aus und verkürzt ihr Leben.
Gruß, Moure
Lichte
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Re: EL84 zu hoher Anodenstrom

Beitrag von Lichte »

Die Heizspannung ist stabilisiert und einstellbar.
Grüße Jürgen

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Re: EL84 zu hoher Anodenstrom

Beitrag von hoeberlin »

Hallo, Jürgen,
Ich habe Reihentest von Röhren ( in diesem Fall EF93 ) durchgeführt. Diese Röhren waren allesamt NOS, aus Bundeswehrbeständen, und alle vom selben Hersteller.

Diese Röhren lagen bei 60 - 130% des im Datenblatt angegebene Anodenstroms.

Solche Toleranzen sind durchaus gängig, und die Gerätehersteller ergreifen entsprechende Gegenmaßnahmen, z.B. automatische Gittervorspannungserzeugung bei Endstufen.

Bei Gegentaktendstufen mit gemeinsamen Kathodenwiderstand ist in der Regel vorgeschrieben, die Röhren jeweils paarweise zu ersetzen, um einigermaßen gleiche Ströme zu bekommen.

Wenn diese Röhre im Gerät eingebaut ist ( ich gehe einfach mal von einem Standardradio mit Eintaktendstufe aus ), dann sollte der Anodenstrom im Bereich +-20% des im Schaltplan angegebenen Wertes sein.

Wenn das so ist, und der Strom über längere Zeit nicht wesentlich ansteigt, sollte die Röhre m.E. Verwendbar sein.

Steigt der Strom bei wärmer werdender Röhre irgendwann signifikant an, so hat die Röhre Gitteremission, und ist defekt.

Das sind meine Erfahrungen mit solchen Dingen,

VG Henning
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Re: EL84 zu hoher Anodenstrom

Beitrag von Christoph »

Um ganz sicher zu sein könnte man auch noch den G1 Strom messen. Liegt dieser deutlich messbar im µA Bereich ist die Röhre defekt. Alternativ kann man auch einen hochohmigen Widerstand in die G1 Leitung einfügen. Steigt der Anodenstrom extrem an ist die Röhre defekt.
Allerdings sind die TFK EL84 mit ovaler Anode in der Tat öfter mal fragwürdig.

Je nach Testverfahren (RPG, oder was selbst gebautes?) kann die Röhre auch anfangen zu schwingen, was dann auch nur Hausnummern erzeugt.
Grüße
Christoph