Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Sagitta
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Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Sagitta »

Hallo zusammen,

seit vielen Jahren wünsche ich mir ein altes Röhrenradio. Nicht aus technischem Interesse - das will ich gleich ehrlich sagen - sondern aus nostalgischen Gründen. Ich finde das einfach ganz toll, vielleicht, weil es mich an gemütliche Stunden bei der Oma erinnert.

Am Wochenende hatte ich dann das große Glück, ein Philips Sagetta 333 quasi geschenkt zu bekommen, das bis vor zwei Stunden bis auf eine Kleinigkeit (lose Taste am MW-Schalter, Schalter darunter aber offenbar noch intakt) technisch voll funktionsfähig war. Selbst das magische Auge (der magische Fächer) leuchtete noch ganz manierlich.

Ich habe das Radio sich akklimatisieren lassen (stand vorher in einer kalten Halle) habe den Korpus später nebelfeucht abgewischt und das Innenleben auf Anraten eines Freundes vorsichtig mit Sauger und Pinsel von der überschaubaren Staubschicht gereinigt (natürlich bei abgezogenem Netzstecker). In Unkenntnis der Tips zur ersten Inbetriebnahme habe ich das Radio dann einfach eingeschaltet und gestern Abend Frank Gosen auf WDR5 zugehört und mich sehr amüsiert.

Heute habe ich das Radio erneut eingeschaltet, es lief auch ganz prima, und war dann kurz in einem anderen Raum, um Möbelpolitur zu holen, weil ich das Gehäuse noch etwas aufpolieren wollte. Als ich wiederkam, empfing mich statt Radioempfang Rauschen, das magische Auge war tot und es roch etwas brenzlig. Ich bin darüber sehr traurig (ehrlich gesagt wundert es mich etwas, wie sehr).

Mein Problem ist, daß ich absolut keine Ahnung von der Materie habe und - bitte seht mir das nach - auch genug andere Hobbys habe, zu denen ich zu selten komme. Gibt es im Raum Dortmund oder Lüdenscheid (da arbeite ich) jemanden, der solche Radios noch reparieren kann? Ich kann da nicht hunderte Euro reinstecken, aber kampflos aufgeben mag ich auch nicht einfach. Hat jemand einen Tip für mich? Ich will es gerade garnicht wahr haben.

Schöne Grüße

Sagitta
Mork_vom_Ork
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Mork_vom_Ork »

Das klingt nicht gut. Schade dass unbedarfte Laien immer wieder Radios "schlachten" indem sie einfach Mal so in Betrieb genommen werden!
Sorry - aber das ist gelinde gesagt sehr "unintelligent"! Im schlimmsten Fall geht nicht nur das Radio hole, sondern auch die Bude kann abfackeln!

Viel Erfolg und Glück bei der Suche nach einem Radiotechniker in Deiner Ecke! Und: Aus Fehlern bitte lernen! :super:
Viele Grüße
Markus
Kulrich
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Kulrich »

Versuchs bei Radio Schmidt in Ergste, da gibt es einen kundigen Thebaner ... .

Aber in Deinem Fall scheint der Trafo hinüber zu sein ... . Aber sie haben noch einiges am Lager ... .

Und wenn Du das Radio kaputt gemacht hast, dann musst Du da durch ... Strafe muss sein, immerhin musst da ja nicht die Wohnung neu tapezieren ... . :D

Viel Erfolg!
Kulrich
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Arne0410 »

Hallo!

Es gibt hier eine Mitgliederkarte in dem Forum. Vielleicht wohnt einer bei Dir in der Nähe und kann gegen kleines Entgeld helfen.

http://www.dampfradioforum.de/sites/m1p.htm

Gruß
Arne
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Nutzi »

Es ist nicht abgebrannt und rausch noch.
Das klingt auf den ersten Blick schonmal nicht ganz schlecht... :roll:
lg Karsten

Erfahrungen sind etwas ganz tolles, leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie gebraucht hätte...
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makersting
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von makersting »

Wenn du einige Hobbys hast, bist du sicher etwas handwerklich geschickt. Und wenn du den Lötkolben nicht scheust, dann wird dir auch bei der Selbsthilfe hier auch sicher geholfen.
Die Reparatur eines Röhrenradios ist leichter als man anfangs denkt. Oft reicht eine sog. "Kondensatorkur" (Suchfunktion nutzen).

Gruß
Martin
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von rettigsmerb »

Moin "Sagitta",

wenn es nicht allzusehr pressiert... - meinereiner fährt mehrmals im Jahr die Sauerlandlinie 'rauf und 'runter. Sei es, dass ich meine Mom in Iserlohn oder Niels und sein Radiomuseum in Vechta besuche, Radiofreunde im Ruhrgebiet.... - irgendwie schwirre ich immer wieder mal dort herum und könnte Dir bei so einer Gelegenheit unter die Arme greifen, falls Du möchtest.

:drftoll: .... hier wird Sie geholfen... :mrgreen:
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von holger66 »

Wenn Dir der Weg nach Nettetal nicht zu weit ist (von DO gut 100 KM) schaue ich mir das kleine Ding gerne an, das Modell hatte ich auch schon mal hier.

Bei Interesse PN bitte....

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Sagitta »

Hallo zusammen,

für die vielen hilfreichen Beiträge bedanke ich mich sehr! Ich werde erstmal das lokale Fachgeschäft aufsuchen und schauen, ob man mir dort helfen kann. Der erwähnte Böotier ist offenbar nächste Woche wieder im Laden, werde mal schauen, was der sagt.

Das mir gleich zwei Foristi tätige Hilfe angeboten haben finde ich ganz weit vorn und möchte mich dafür nocheinmal ausdrücklich bedanken! Falls man in dem Geschäft vor Ort nicht weiter helfen kann, werde ich darauf gern zurück kommen. Im Zweifel ist die Sache weder brandeilig, noch würde mich die Fahrt schrecken :wink:.

Herzliche Grüße

Sagitta
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von achim1 »

Verstehe nicht, wie man aus den wenigen Informationen den Schluss ziehen kann, der Trafo sei hinüber. :?:

Lass dir auf jeden Fall einen Kostenvoranschlag machen damit das kein böses Erwachen gibt. Und ob die dann auch ALLES machen was erforderlich für einen sicheren Betrieb ist, ist auch die Frage.
In meiner Anfangszeit hab ich auch mal ein Radiogeschäft mit einer Reparatur beauftragt. Das Ergebnis war verheerend.
Mein Vertrauen in Herbert´s Angebot wäre da um ein Vielfaches größer.

Gruß,
Achim
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Nutzi »

achim1 hat geschrieben:Verstehe nicht, wie man aus den wenigen Informationen den Schluss ziehen kann, der Trafo sei hinüber. :?:
Das habe ich auch nicht verstanden... :roll:
Die Primärwicklung wird heil sein, die Sekurdäre auch, da es noch gerauchst hat. Die Heizwicklung ist eher unwahrscheinlich.
Das es noch gerauscht hat sehe ich eher als sehr gutes Zeichen.
lg Karsten

Erfahrungen sind etwas ganz tolles, leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie gebraucht hätte...
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Kulrich »

Ja, meine Pawlow'sche Reaktion war: Rauch gleich Trafo durch. Schön, wenn dem nicht so ist :super:

Grüße
Kulrich, Lernender
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo zusammen,

ohne mich zu sehr aus dem Fenster lehnen zu wollen, tippe ich mal darauf, dass sich hier aufgrund eines inkontinenten Kondensators ein Vorwiderstand mit Rauchzeichen verabschiedet hat und nun eine Empfangswichtige Versorgungsspannung fehlt.

Leider wohne ich etwas zu weit vom Ort des Geschehens entfernt, sonst hätte ich dem Beitragsersteller geholfen.

Aber noch ein Tipp an den Beitragsersteller:
Mach' doch mal aussagefähige Fotos vor allem von der Chassisunterseite.
Damit lassen sich dann die 'bösen Buben' (potenziell defekte Kondensatoren) identifizieren und sehr wahrscheinlich auch das abgebrannte Bauteil.


Grüße

Martin
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glaubnix
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von glaubnix »

Hallo,

mit Inkontinenz assoziiere ich immer Feuchtigkeit bzw. Flüssigkeitsverlust und Uringeruch*), jedoch keine Rauchzeichen in Verbindung mit defekten Kondensatoren. Vielleicht ist der betreffende Kondensator eher niederohming geworden oder er stellt einen satten Kurzschluss dar... auch dann würde der darunter leidende Widerstand qualmen.

Auf jeden Fall könnte in der Tat ein scharfes Foto von der Unterseite des Chassis aufschlussreich sein.

*) Informationsquelle: Sohnemann in seiner Funktion als Altenpfleger. - Es gibt da auch noch "Hardware" Inkontinenz (ohne Uringeruch).
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.
Sagitta
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Re: Erstes Röhrenradio - wie gewonnen, so zeronnen

Beitrag von Sagitta »

Hallo zusammen,

nocheinmal vielen Dank für die guten Tips! Freundlicherweise hat sich ein Forumsmitglied hier um die Ecke bereit erklärt, sich den Patienten einmal anzusehen, um zu schauen, wo der Fehler liegen könnte.

Davon, das Rauch aufgestiegen wäre, kann übrigens keine Rede sein. Wie ich oben schrieb, "roch es etwas brenzlig". Und so war es auch gemeint. Der Raum, in dem das Radio steht, ist recht klein und ich war etwa eine Minute weg. Hätte es eine nennenswerte Rauchentwicklung gegeben, wäre mir das aufgefallen.

Zu meiner Ehrenrettung möchte ich dann auch nochmal unterstreichen, daß das Radio am Abend zuvor zwei, drei Stunden problemlos lief. Insofern hätte es auch das hier beschriebene Prozedere mit Glühlampe, etc. überstanden und ich hätte es danach bedenkenlos eingesteckt. Im Ergebnis wäre es also auf dasselbe hinausgelaufen. Gleichwohl würde ich ein altes Röhrenradio beim nächsten Mal anders behandeln, soviel habe ich gelernt.

Ich möchte dem Forumskollegen nicht vorgreifen, weil Ihr aber interessiert wart und ich der Ansicht bin, daß man nach einer solchen Anfrage die Geschichte auch zuende erzählen sollte (schon überhaupt wenn man so toll unterstützt wurde), hier noch ein paar Bilder von meinem Schätzchen:

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Eine der Tasten ist innen gebrochen und hängt deshalb. Der Schalter scheint aber noch i.O. zu sein. Das und die Kratzer und Macken am Gehäuse zu behandeln, traue ich mir selbst zu.

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Hier der Innenraum, den ich, wie gesagt, vorsichtig mit Pinsel und Staubsauger vom Staub befreit habe.

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Eurem Wunsch nach Bildern von der Unterseite des Chassis entsprechend, habe ich geschaut, wie ich das heraus bekomme. Als ich das Radio vorsichtig umgedreht habe, fand ich eine Art Wartungsklappe, die sich sehr einfach entfernen konnte (an den Ausbau des Chassi hätte ich mich nicht getraut, zumal ich mich die Tage ja mit jemandem Treffe, der sich auskennt; muss ja nicht noch mehr kaputt gehen :wink:)
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Dabei fand ich dann nicht nur, daß auch hier noch einiges zu entstauben ist :D, sondern auch ein geheimnisvolles, gefaltetes Blatt Papier. Leider handelte es sich nicht, wie erhofft, um die Besitzurkunde über eine Diamantmine in Afrika, oder so, sondern um den Schaltplan, den ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Bild

Soweit erstmal, bin gespannt, wie es weiter geht!

[Edit: aus versehen zu früh gesendet; kleinere Bilder eingebunden; Bild Chassiunterseite aufgehellt]
Zuletzt geändert von Sagitta am Mi Jan 25, 2017 21:13, insgesamt 1-mal geändert.