Nordmende Carmen 59 wieder spielbereit machen

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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röhrenradiofreak
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Nordmende Carmen 59 wieder spielbereit machen

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ein Bekannter brachte mir dieses Radio mit der Bitte, es technisch in Ordnung zu bringen. Um das Gehäuse, von dem der Lack abblättert, will er sich selber kümmern.

Die Röhren, bis auf die ECC85 vermutlich noch die Originalbestückung, haben alle sehr gute Werte, bis auf die Triode der ECH81, die nur knapp im Gut-Bereich war. Das Radio wurde wohl fast ausschließlich auf UKW betrieben. Wie sich später zeigte, arbeitet der Oszillator auf den AM-Bereichen einwandfrei, also habe ich die ECH81 nicht getauscht.

Als ich kontrollieren wollte, ob die Sicherung den richtigen Wert hat, fiel sie auseinander. Also spendierte ich eine neue.

Drei Kondensatoren musste ich erneuern: Den Koppelkondensator vor der Endröhre (ein Wima-Schokobonbon), den Siebkondensator für die Anodenspannung der NF-Vorstufe (ein ERO) und den Kathodenelko der EL84, der keine Kapazität mehr hatte.

Nun spielte das Radio im Prinzip, aber mit extremen Aussetzern an der Tastatur. Mit der Methode mit dem Pappstreifen, die ich hier im Forum schon mehrfach beschrieben habe, kriegte ich die Kontaktprobleme weg.

Die mittlere, breitere Taste der Klangregister-Tastatur klemmte. Die Taste saß nicht richtig auf den beiden Schiebern, weil sie sich gelöst hatte. Mit Zweikomponentenkleber habe ich sie wieder korrekt befestigt.

Einer der seitlichen 3D-Lautsprecher war stumm. Seine Schwingspule hat eine Unterbrechung. Das ist das erste Mal, dass ich das bei diesen Isophon-Hochtönern erlebe. Zum Glück hatte ich noch einen.

Dann habe ich noch den Höhenregler und den AM-Drehko gängig gemacht.

Nun spielte das Radio wieder auf allen Wellenbereichen, aber auf Kurzwelle und UKW war die Empfindlichkeit unbefriedigend. Auf UKW brachte ein kompletter Abgleich Abhilfe. Auf Kurzwelle lag die Ursache an dem Antennenumschalter, mit dem man den UKW-Dipol auch als Antenne für die AM-Bereiche schalten kann. Dieser war so stark oxidiert, dass er keinen Kontakt hatte.

Die Umschaltkupplung für die beiden Skalenantriebe schaltete nicht sauber um, der jeweils andere Zeiger bewegte sich etwas mit. Ein Tröpfchen Öl auf die Achse im Bereich der Umschaltkupplung brachte Abhilfe.

Im Großen und Ganzen sind Nordmende-Radios aus dieser Zeit recht problemlos zu überholen.

Lutz
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captain.confusion
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Re: Nordmende Carmen 59 wieder spielbereit machen

Beitrag von captain.confusion »

Hallo,

ähnliche Erfahrungen habe ich auch gemacht.
Es sind so ein paar typische Fehler die gerne auftauchen, einmal der schon von Dir genannte Skalenantrieb und die oxidierten Wellenbereichsschalter.
Ab und an schleicht sich noch der bekannte Fehler am UKW-Tuner ein, außerdem verlieren die Trafos gerne mal ihre Nieten. An den Lautstärkepotis hatte ich schon Kontaktprobleme, die meistens auf lockere Nieten an den Schleiferbahnen zurückzuführen waren.
Hinsichtlich der Kondensatoren bin ich jedoch zu keinen Kompromissen bereit, da fliegt alles was aus Papier beststeht ohne weitere Prüfung raus.

Viele Grüße
Frank
Viele Grüße aus der Pfalz!

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röhrenradiofreak
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Re: Nordmende Carmen 59 wieder spielbereit machen

Beitrag von röhrenradiofreak »

Papierkondensatoren, deren Defekt Folgeschäden oder Gefahren verursachen kann, wechsele ich auch immer aus. Bei den anderen entscheide ich je nach Zustand und Funktion. In der Gegenkopplung zum Beispiel gibt es Kondensatoren in Schaltungsteilen, deren Impedanz im k Ohm-Bereich liegt und an denen auch keine Gleichspannung anliegt. Wenn diese Isolationswiderstände im 10- oder 100 M Ohm-Bereich haben, macht das gar nichts aus, und ich lasse sie im Gerät.

Lutz