Kondensatorschlacht einmal anders

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik für frühe Transistorgeräte bis in die 1970er Jahre.
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röhrenradiofreak
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Kondensatorschlacht einmal anders

Beitrag von röhrenradiofreak »

Zur Zeit beschäftige ich mich mit so einem Autoradio:
https://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt ... 34934.html
Ein sehr ungewöhnlich ausgestattetes Gerät: man kann damit sogar aufnehmen. Entweder vom Radio (in Stereo) oder von einem angeschlossenen Mikrofon mit Start/Stop-Schalter. Das war wohl als Diktiergerät gedacht.

Bei der ersten Überprüfung zeigte es zwei Fehler:

Die UKW-Sender waren auf der Skala stark verschoben: ein Sender, der auf 89 MHz sendet, erschien bei etwa 101 MHz. Ursache war Leckstrom eines Tantalelkos in der Abstimmspannungserzeugung (das Radio hat Varicap-Abstimmung und einen kleinen Spannungswandler, der die dafür benötigten 30 V produziert).

Das Cassettenteil lief nicht. In der Motorelektronik war ein Transistor defekt. Ursache dafür war ein weiterer Tantalelko mit Leckstrom.

Nach etwa 30 Minuten Probelauf fiel der UKW-Empfang total aus. Ein weiterer Tantalelko im Spannungswandler hatte mit einer Kurzschlusshandlung seinem Leben ein Ende bereitet.

Obwohl das Radio nach dessen Austausch bereits seit Stunden spielt, habe ich beschlossen, alle Tantalelkos in diesem Radio zu erneuern. Das wird eine größere Aktion: es sind fast 50 Stück, und einige der 9 Leiterplatten, die das Radio enthält, sind nur sehr schlecht zugänglich.

Die drei bisher ausgefallenen Tantalelkos haben unterschiedliche Kapazität, Spannung und Gehäusefarbe. Die Fehleranfälligkeit konzentriert sich also nicht auf eine bestimmte Sorte.

Lutz
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nflanders
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Re: Kondensatorschlacht einmal anders

Beitrag von nflanders »

An das Autoradio kann ich mich auch noch erinnern - wer hat denn damit was aufgenommen?
Gruss Nad

„Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht. Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne zu erden!"

Ein Leben ohne Röhrenradios ist möglich, aber sinnlos

möge die Emission mit Dir sein...

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Re: Kondensatorschlacht einmal anders

Beitrag von radio-hobby.de »

Ja, die Tantal-Elkos sind heute sehr oft hinüber.
Dabei waren sie doch früher so schick.
Viel Erfolg!
Gruß,
Georg N.
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:
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holger66
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Re: Kondensatorschlacht einmal anders

Beitrag von holger66 »

Beim rmorg sollten sie die Anzahl der Tantals mit angeben, nicht nur die der Halbleiter. So könnte man den Rep.-bedarf abschätzen, hehe....

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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Re: Kondensatorschlacht einmal anders

Beitrag von BugleBoy »

Ich und Tantal ?

Vor ca 1 Wochen zog ich Grundig VG1000 aus geheime Schrottquelle und hab kurz gemesst. 15V fehlt und ich zog zufällig richtige Karte (Übeltäter) und 15V steht nur für 10Sekunden, dann übernihmt andere Tantal diese Aufgabe, kaum später ist 5V weg..

Daher diese Razzia , ca 70-80 Elko eingelötet. Auf Foto ist ca 50 Stück Tantal ausgebaut.

Grüss
Matt
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röhrenradiofreak
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Re: Kondensatorschlacht einmal anders

Beitrag von röhrenradiofreak »

nflanders hat geschrieben:...wer hat denn damit was aufgenommen?
Wie schon erwähnt, war wohl die Aufnahmefunktion primär dafür gedacht, das Gerät als Diktiergerät nutzen zu können. Die Möglichkeit, vom Radio aufnehmen zu können, ist dabei mit abgefallen. Das erkennt man auch daran, dass dem Aufnehmen vom Mikrofon in der Bedienungsanleitung etwa 1 1/2 Seiten gewidmet sind, dem Aufnahmen vom Radio aber nur 1/2 Seite.

Der Direktor oder Vertreter hat also auf der Reise zum nächsten Termin seiner Sekretärin einen Brief oder Auftrag diktiert. Die Cassette übergab er ihr, wenn er das nächste Mal im Büro vorbeischaute. Zumindest war das vom Hersteller so gedacht.

In meinem ersten Auto hatte ich eine Zeitlang das Nachfolgegerät:
https://www.radiomuseum.org/r/blaupunkt ... 63595.html
Damit habe ich tatsächlich einmal etwas aufgenommen: als im Radio ein selten gespielter Musiktitel lief, nach dem ich schon einige Zeit suchte, schob ich schnell eine der im Auto herumliegenden Cassetten ein und nahm es auf. Die Aufnahmequalität dieses Gerätes war einigermaßen ok, bei der Wiedergabe störte sehr, dass der Frequenzgang schon bei 6,3 kHz (!) zu Ende war. Der Frequenzbereich bei Aufnahme war nicht dermaßen begrenzt - keine Ahnung, warum das so gemacht wurde. Es war jedenfalls der Anlass, das Gerät durch ein anderes Modell zu ersetzen.

Lutz