Was macht man bei schlechtem Wetter und wenn wegen der Corona-Beschränkungen nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen? Dinge, die schon länger in der Warteschleife sind.
Gestern war ein Kofferradio Neckermann 820/30 dran. Dieses ist von der Firma Südfunk gebaut worden und hat dort die Bezeichnung K986. Es ist das erste Transistorradio mit UKW auf dem deutschen Markt. Ich finde es bemerkenswert, dass die relativ kleine Firma Südfunk 1959 das erste UKW-Transistorradio auf den Markt brachte und nicht eine der großen Firmen, die auch Transistoren fertigten und sicher schon länger in diesem Bereich geforscht haben, wie z.B. Telefunken oder Philips.
https://www.radiomuseum.org/r/neckermann_82030.htmlDas Radio hatte ich vor einigen Jahren günstig auf einem Garagenflohmarkt erstanden und repariert. Letztes Jahr wurde der Empfang langsam leiser, bis kaum noch etwas zu hören war.
Durch den ZF-Verstärker ging kaum noch ein Signal durch. Der Fehler schien im Bereich der ersten ZF-Stufe zu liegen. Gerade dieser Bereich ist schlecht zugänglich. Um an alle Bauteile heranzukommen, muss man die ZF/NF-Platine ausbauen. Dann kann man natürlich keine Messungen mehr im Betrieb machen.
Die Transistoren (OC 614) waren in Ordnung, die wichtigsten Kondensatoren auch, und die ZF-Filter ebenfalls - zumindest nach Widerstandsmessung. Im Gerät waren durchgängig die berüchtigten Kohlemassewiderstände verbaut, diese hatten alle um 10...30% zu hohe Widerstandswerte. Das kann bei einem Transistorgerät z.B. die Basisvorspannung eines Transistors so verändern, dass er nicht mehr verstärken kann.
Also habe ich alle Kohlemassewiderstände ersetzt. Nach dem Zusammenbau die Enttäuschung: das Radio spielt immer noch nicht. Aber immerhin ist das Grundrauschen des NF-Verstärkers leiser geworden.
Nach längerer Suche fand ich an der UKW-Taste zwei Lötfahnen, die sich berührten. Sie gehören zu einem Schaltkontakt, der einen Transistor bei MW als selbstschwingende Mischstufe, bei UKW als 1. ZF-Stufe umschaltet. Nach Auseinanderbiegen spielte das Radio wieder, als wenn nichts gewesen wäre.
Erstaunlich, dass das eine langsame, aber stetige Abnahme der Empfangsleistung bewirkte. Ich hätte bei so einer Ursache eher mit einem Aussetzfehler gerechnet.
Lutz