Philips Philetta - Wärmeproblem

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Demodulator
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Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von Demodulator »

Hallo,
Nachdem ich ein Philetta 274U de Luxe fertig restauriert hatte, stellte ich fest,dass nach
kurzer Betriebszeit die Gehäuseoberfläche sehr heiß wurde. Ist ja auch
nicht verwunderlich da in dem kleinen Gehäuse 6-7 Röhren werkeln, genauso viele
wie in den großen Holzkisten.
Hatte schon Bedenken, dass die neue Lackierung, dadurch besonders über der Endröhre,
Schaden nimmt.
Hatte noch einen Pc-Gehäuselüfter 80x80mm rum liegen und habe diesen
hinten an die Rückwand im Bereich der UL 84 gesetzt. Stromversorgung 12 V DC über ein kleines Netzteil,
welches ich innen eingebaut habe.
Die Wirkung ist gut, das Gerät wird auch im Dauerbetrieb nur handwarm.

Nachteil: 1. Laufgeräusch des Lüfters bei geringer Lautstärke, könnte aber durch einen höherwertigen Lüfter sicher verbessert werden.
2. Ist natürlich kein Originalzustand.
Wie ist Eure Meinung bzw. Erfahrung in diesem Bereich?

Gruß
Hannes
cerker
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von cerker »

Hallo,

nicht die Röhrenkolben seitlich anblasen, dass kann unter Umständen zu thermischen Verspannungen und damit Glasbruch führen.
Die Luft aus etwas Abstand abSAUGEN, dürfte aber okay sein.

Gruß,
Christian
Olaf422
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von Olaf422 »

Also ich habe gar keine Lüfter in meinen Philetta
Und die laufen bei mir im Schnitt so ca 4 Stunden am Stück und alles ist gut , handwarm bis etwas wärmer .
Aber keine Verfärbungen oder Hitze Problem.
Grüße Olaf
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Bosk Veld
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von Bosk Veld »

Hallo Hannes,

mit sinkender Temperatur verzögert sich auf jeden Fall auch das Altern.
Probier doch mal aus, ob die halbe Spannung am Lüfter reicht. Damit wäre er erheblich leiser.

Gruß, Frank
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von Binser »

Interessantes Thema...

Ich habe auch immer Bedenken, eine Allstrom-Philetta aufgrund der Wärmeentwicklung länger laufen zu lassen. Allerdings wurden die Teile damals über Jahre hinweg in unheimlich hohen Stückzahlen als "Küchenradios" verkauft, welche zum Teil "ganztägig" in Betrieb waren. Selbst heute laufen noch Exemplare aus den 50ern.
Konstruktiv ist sie für den Betrieb und die Temperaturen ausgelegt (Position Sieb-/Ladeelko, UY85, Keramik-Sicherungshalter etc.)...

Einen Großteil der Wärme (rund 14 Watt) erzeugt doch der Vorwiderstand. Bei irgendeinem Gerät habe ich im meiner Jugendzeit das Teil mal gegen Kondensatoren getauscht. Ich glaube 22uF und 33uF. Dann reduziert sich die Abwärme auf die Röhrenheizung...

Grüße,

Jörg
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von Demodulator »

Hallo,

Vielen Dank für die Hinweise.
Habe jetzt eine Philetta BD 254U, bei der ist das Gehäuse ja
noch etwas kleiner. Auch dort sind 6 Röhren plus genannten Vorwiderstand drin.
Die Alterung von Bauteilen durch die relativ hohe Betriebstemperatur kann man
insbesondere an den aufgequollenen bzw. geplatzten Wimakondensatoren sehen.
Auch für die Lebensdauer der UL 84/41 ist es sicher von Vorteil wenn eine besere Wärmeableitung
erfolgt.

Gruß
Hannes
hf500
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von hf500 »

Demodulator hat geschrieben: Auch für die Lebensdauer der UL 84/41 ist es sicher von Vorteil wenn eine besere Wärmeableitung
erfolgt.
Moin,
eigentlich ist es ihnen egal, denn sie sind strahlungsgekuehlt. Die zulaessige Koilbentemperatur liegt bei 100-120°C, genaueres sollte ein ausfuehrliches Datenblatt sagen.
Aber fuer das Geraet insgesamt ist es besser, wenn die Temperaturen nicht zu hoch liegen.

73
Peter
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Bosk Veld
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von Bosk Veld »

hf500 hat geschrieben:eigentlich ist es ihnen egal, denn sie sind strahlungsgekuehlt. Die zulaessige Koilbentemperatur liegt bei 100-120°C, genaueres sollte ein ausfuehrliches Datenblatt sagen.
Ja, jede Röhre in der Philetta gibt die meiste Energie per Wärmestrahlung ab. Weil der enge Bauraum hier aber aufgeheizt ist, strahlen die umgebenden Bauteile und Materialien in ihrer Umgebung ebenfalls auf die Röhre und heizen sie auf. Also steigt und sinkt doch die Temperatur im Inneren der Röhre im gleichen Maße wie ihre Umgebungstemperatur und beeinflußt deren Lebensdauer, oder?

Gruß, Frank
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klausw
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von klausw »

Demodulator hat geschrieben: ... sehr heiß wurde. Ist ja auch nicht verwunderlich da in dem kleinen Gehäuse 6-7 Röhren werkeln,... Hatte schon Bedenken, dass die neue Lackierung, dadurch besonders über der Endröhre, Schaden nimmt...

Hier liegt das besondere Problem, nämlich in der neuen Lackierung.

Die kleinen Allstromphilettas wurden schon immer sehr heiß, weswegen sie in der verbreiteten Form (ich rede vom Grundmodell 1954-62) auch ein anderes Gehäuse besaßen*, als die späten Wechselstrommodelle. Ganz übel war es beim als Ur-Philetta beschriebenen Typ 203U, der alsbald ab Werk zunächst Luftlöcher in die Oberseite des Gehäuses bekam, später Luftschlitze.

Zu Deiner Philetta: Der Werkslack (meist Beige) hält die hohe Temperatur aus. Bei neuzeitlichem Lack wäre ich ebenfalls skeptisch und habe diesbezüglich vor Jahren auch bereits schlechte Erfahrungen mit Sprühdosenlack (ohne Härter) gemacht.
Deine Lüfterlösung halte ich für im Ansatz richtig.


Der Vorwiderstand (Heizkreis) ließe sich durch einen sehr genau bemessenen, spannungsfesten Kondensator ersetzen, damit wäre eine Hitzequelle weniger an Bord; zum Beispiel hier beschrieben:

https://www.radiomuseum.org/forum/konde ... reise.html

Wermutstropfen bei der Kondensatorlösung: Je näher die Spannungsaddition der im Radio vorhandenen Röhren und Skalenlampen bereits an die heute üblichen 230 V Netzspannung heranreicht, desto geringer ist natürlich der Effekt der Umbaumaßnahme auf einen Kondensator im Heizkreis.


*) Eike Grund, Radios der 50er Jahre, 2004, Seite 48



k.
Zuletzt geändert von klausw am Fr Jan 14, 2022 14:50, insgesamt 1-mal geändert.

k. steht für klaus

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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von Demodulator »

Die Philetta BD254U hat den Röhrensatz UCC85, UCH 81, UF 89, UABC 80, UL 41 und UY 85.
Dazu 2 Skalenlampen von 12 V.
Also wäre hier der Umbau von Vorwiderstand auf Kondensator nicht mehr zielführend.

Das mit der Hitzeempfindlichkeit bei neuer Lackierung ist ja ein Punkt.

Wobei es werkseitig wohl unterschiedliche Modelle bezüglich der Lackierung gegeben hat.

Bei meinem weißen/beigen Modell handelt es sich offensichtlich um durch gefärbten Kunststoff o. ä.
Bei dem goldfarbigen Modell ist das Gehäuse innen braun und außen eben diese Goldfarbe.

Hannes
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von klausw »

Jetzt haben sich 2 Beiträge überschnitten: Ich hatte oben noch die Quelle für die 'unterschiedlichen Gehäuse von W- und GW-Ausführung' nachgetragen, als Du Deinen Beitrag schriebst.

Demodulator hat geschrieben: ...Bei meinem weißen/beigen Modell handelt es sich offensichtlich um durch gefärbten Kunststoff o. ä.
Bei dem goldfarbigen Modell ist das Gehäuse innen braun und außen eben diese Goldfarbe.

Das mag sein, Hannes. Allerdings gibt es auch weiß-beige Philettas, die lackiert sind, so z.B. vom 1953er Vorgängermodell, sowie meine 59er de luxe. Wie auch immer: Dein Neulack könnte problematisch sein.

k.

k. steht für klaus

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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von achim1 »

Kann es sein dass da mal das originale Bakelitgehäuse gegen ein Plastegehäuse der späteren Philettas getauscht wurde? Meines Wissens gab es die U-Philettas nicht im Plastegehäuse. Die Halten die Temperatur definitiv nicht dauerhaft aus.

Gruß,
Achim
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von Demodulator »

Hallo Achim,

Ob da mal ein Gehäuse getauscht wurde, kann ich nicht sagen.

Man müßte evt. anhand der SerienNr. des Chassis raus finden können zu welcher
Philetta-Generation das Gerät gehört, ich weiß aber nicht ob das jemand kann.

Ob das jetzt Bakelit oder ein anderer Kunststoff ist weiß ich auch nicht genau,
Bakelit soll ja immer dunkelbraun/rotbraun aussehen, da es sich nicht färben lässt.

Bei einem Gehäuse was innen wie außen weiß durchgefärbt ist würde ich dann mal von
Plaste ausgehen.
Also experimentiere ich mal weiter mit einem Lüfter.

Gruß
Hannes
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von radio-hobby.de »

Hallo Hannes,

hier noch ein passiver Vorschlag (also ohne Kühlventilator), wenn es nur die punktuelle Hitze ist, die stört:

Mit kleinen Abstandhaltern (ca. 3 bis 5 mm lang) eine größeres Alu-Blech unter dem Gehäusedeckel ankleben, welches die Wärme nun etwas verteilt. Der Gehäusedeckel wird dann zwar immer noch warm, aber nicht mehr so punktuell, und der Lack leidet vielleicht nicht mehr.

(Ich weiß, der Platz im Gerät ist eng)

Gruß
Georg
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:
hf500
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Re: Philips Philetta - Wärmeproblem

Beitrag von hf500 »

Bosk Veld hat geschrieben:Also steigt und sinkt doch die Temperatur im Inneren der Röhre im gleichen Maße wie ihre Umgebungstemperatur und beeinflußt deren Lebensdauer, oder?
Moin,
nein, denn die thermische Kopplung des Roehreninneren an die Umgebung ist gering, da wesentlich ueber Strahlung. Was da leidet, ist eher die Umgebung der Roehre als diese selbst.

Im vorliegenden Fall ist ein langsam laufender Luefter, der die Luft aus dem Geraet absaugt und damit bestaendig austauscht, die beste Loesung., wenn dieses "aktive Verfahren" aus Geraeuschgruenden tragbar ist. Der Luftdurchsatz muss dabei noch nichtmal sonderlich hoch sein, ein Sturm im Radio ist nicht erforderlich.

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Peter