Nordmende Carmen 58

[bluelagune]

Hallo,

ich bin neu hier, heiße Sebastian, bin 41 und von Beruf Techniklehrer.
Ich habe schon mal ein Röhrenradio restauriert, ein Philips Saturn.

Jetzt habe ich ein Nordmende Carmen 58 geschenkt bekommen.
Es geht an, gibt aber keinen Laut von sich, weder auf UKW noch auf L, M oder K. Es knackt nicht mal.
Das magische Band zeigt kleinere Reaktionen beim drehen in UKW, es leuchtet allerding etwas schwach (für mein Empfinden).
Ich habe die Röhren schon einzeln gegen andere ausgetauscht, bis auf das magische Band, die habe ich nicht da.

Hat mir jemand einen Rat? Ich würde die Kondensatoren etc. erst tauschen wollen, wenn ich weis, dass das Radio überhaupt noch lebt.

LG
Sebastian

[eabc]

Hallo Sebastian,
willkommen im Forum
In diesem Radio befinden sich Papierwickel Kondensatoren, dessen Eigenschaft es ist, Feuchtigkeit aufzunehmen. elektr. Strom aber und Feuchtigkeit sind absolut keine Freunde, nein schlimmer noch, elektr. Strom macht daraus oft ein Rauch Ereignis.
Deshalb, bis zum Wechsel dieser Übertäter, solltest du das Radio nur mittels einer Vorschaltlampe mit 75W Glühlampe betreiben bzw. Prüfen.
Um eine Grundfunktion zu prüfen, solltest du dann eine Brummprobe am Lautstärkepotenziometer machen, d.h. nacheinander und bei aufgedrehtem Lautstärkeregler die Lötpins mit einer Schraubendreherklinge berühren, an mind. einem Pin sollte ein Brummton hörbar sein.

[röhrenradiofreak]

Als erstes würde ich nachsehen, ob der Stecker der Leitung zur Klangregister-Tastatur in der richtigen Buchse steckt (diese befindet sich hinter der Röhre EL84). Wenn nein, gibt es keinen Ton.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man beginnen könnte, den Fehler einzugrenzen. Unabhängig davon, wie man vorgeht, sollte, wenn noch keine Kondensatoren erneuert sind, bei diesem Radio zur Fehlersuche die Taste "Sprache" gedrückt sein. Das verringert die Gefahr einer Überlastung der Endstufe, wenn der Koppelkondensator C83 defekt ist (was bei diesen Radios eigentlich immer der Fall ist).

Um zu prüfen, ob der NF-Verstärker funktioniert, schalte das Radio auf TA und stecke bei halb aufgedrehtem Lautstärleregler eine Messstrippe o.ä. in die Buchsen "TA" auf der Rückseite. Bei einer der beiden runden Buchsen sollte es deutlich brummen, das wäre ein Zeichen, dass der NF-Verstärker grundsätzlich funktioniert.

Eine andere Herangehensweise wäre das Messen der Spannungen im Gerät (falls Du Dir Messungen im Betrieb zutraust). Netterweise gibt es bei diesem Radio an der Chassisrückseite eine Lötleiste, an der die wichtigsten Spannungen zugänglich und auch beschriftet sind. Abweichungen von den Sollwerten zeigen, wo etwas im Argen liegt.

Lutz

[eabc]

....eine Brummprobe an den TA-Buchsen bedarf aber schon die Kontakt Funktion am Tastenschalter, die idR ohne vorherige Reinigung nicht immer gegen ist.
Deshalb mein Tat, das am Lautstärkeregler zu tätigen....

[röhrenradiofreak]

Bei allen Nordmende-Radios, die ich bisher in den Fingern hatte (und das waren nicht wenige, weil sie hier in Niedersachsen sehr häufig zu finden sind) war die TA-Taste von den Kontaktproblemen nicht betroffen. Deshalb halte ich es für eine erste Prüfung für unnötig, das Chassis auszubauen, um an die Kontakte des Lautstärkereglers zu kommen.

Lutz

[bluelagune]

Hallo,

vielen Dank erstmal.
Der Stecker vom Klangregler steckt vorschriftsmäßig.
Ich habe das mit der TA-Taste probiert und dann ein Kabel an die TA Buchse gehalten, bzw. die beiden Anschlüsse kurz kurzgeschlossen. Keine Reaktion, rein gar nichts.
Dann das Chassis ausgebaut, schön das dort nur vier Schrauben sind, und bei laufendem Betrieb die unteren fünf Kontakte am Lautstärkepoti berührt. Auch keine Reaktion, nicht das leiseste knacken oder brummen. Totenstille.
Wie komme ich denn an die Werte an der "Prüfleiste"?

Danke und LG

[eabc]

...und schon sind wir weiter...nun aber wirds "kribbelig" wenn unbedacht oder "Blauäugig, wenn wagemutig aber nicht bewusst.
Nun sollte gemessen werden bzw. nun solltest du an der EL84 den Pin 2=Steuergitter (spannungsfrei) mittels einer Schraubenzieherklinge berühren und nicht abrutschen ! dann den Finger aufs Metall der Klinge legen, brummts auch hier nicht, dann gehts ans messen.
Dazu DMM auf Spannungsmessung kleiner 100V/DC, Minusmessstrippe per Krokodil Kemme ans Chassis (metallischer Radio Grund Körper) klemmen. An die die Plusklemme eine Prüfspitze aufschieben und Pin 3= Kathode antasten, hier sollten ca. 4-7 V/DC messbar sein. Falls nix, dann Messbereichsschalter auf größer 200V/DC schalten und Pin 7= Anode und Pin 9 = Schirmgitter (auch G2 benannt), hier sollten ca. 180-240 V messbar sein.
Auch nix.....dann wird kritischer, weil nun am Becher Elko, an beiden + Pins gemessen werden sollte.
Aber hier muss ja DC vorhanden sein, weil das magische Auge, wenn auch schwach, leuchtet. Die Messwerte dann hier ebenfalls posten.....danach gehts weiter....

[Valvotek]

Hallo in die Runde
.....nur mal laut gedacht: Wenn das Gerät,wie beschrieben ,keinen Mucks von sich gibt,so absolut garnichts zu hören ist,würde ich mal stromlos machen und
den Ausgangsübertrager mit dem Ohmmeter durchprüfen. Vielleicht hat Dieser nach langer Standzeit,bedingt durch die Bestromung ohne Vorschaltlampe im
ersten Versuch,eine Unterbrechung der Primärseite erlitten. Das kann natürlich durch einen defekten Papierkondensator oder Becherelko passiert sein.
Da würde ich mal ansetzen.......und dann den Schaltplan zur Hand nehmen und Spannungen messen.

[eabc]

Moin Roman,
spannungsmessungen am, per Vorschaltlampe bestromten Radio, sind durchaus die erste Wahl, wenn es um die Reaktivierung eines Radios geht.
Eine defekte (unterbrochenen) Primärwicklung des AÜ wird hierdurch ebenfalls schnell erfasst.

[bluelagune]

Hallo,
ich werde mal die Röhre wie beschrieben messen, ausgetauscht hatte ich sie ja schon mal.
Kleine Info noch, Strom ist im Gerät vorhanden, alle Heizungen der Röhren glimmen.
LG
Sebastian

[eabc]

.....versuche das mal möglichst zeitnah.....sonst hängen wir hier noch im nächsten Jahr im Beitrag

[bluelagune]

Hallo zusammen,

hier die Messwerte der EL84 Röhre:

PIN 2: 30mV
PIN 3: 1,4V
PIN 7: ca 82V
PIN 9: va 70V

Ich hoffe das hilft weiter.

LG
Sebastian

[hf500]

Moin,
ja, das Geraet verhungert

Pin 2: Steuergitter, muss gleichspannungsfrei sein.
Pin 3: Katode, dort erwartet man 6-7V.
Pin 7: Anode, dort erwartet man zwischen 230 und 260V.
Pin 9: Schirmgitter, dort erwartet man eine um 10-20V kleinere Spannung als an der Anode (typische Werte bei den meisten Radios).

Heizspannung messen, Wechselspannung, Soll 6,3V, sollte in dieser Groessenordnung liegen.

Die Anodenspannungsversorgung des Geraetes ist also nicht ok, erster Verdaechtiger ist der Gleichrichter.

73
Peter

[röhrenradiofreak]

Wenn mit Vorschaltlampe gemessen wurde, könnte diese bewirkt haben, dass das Radio viel zu wenig Betriebsspannung erhält. Dann ist sie zu schwach.

Lutz

[bluelagune]

Hallo,
nein, würde ohne Vorschaltlampe gemessen.
Also neuer Trafo?
LG
Sebastian