Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

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dl2nep
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Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von dl2nep »

Hallo Dampfradiocommunity,

ich habe mir für ein Bastelprojekt ein Strassfurter Imperial GW48 gekauft. Aktuell bin ich dabei das Gerät zu restaurieren.
Dabei sind mir aber einige Merkwürdigkeiten aufgefallen.
  • Gerät sollte ja von 1937/1938 sein. Aber die Skala zeigt Sender "AFN-xxxx"
  • Auf dem Gerät ist auf der Rückseite ein Sticker von einem Radiogeschäft mit Datum Februar 1950
  • Technik sieht für mich ganz klar nach 1937/38 aus
  • Ein Pin des 230V Steckers (nicht PE) liegt mit 5 OHM auf dem Metallgehäuse. Ist das OK so ? (Meiner Meinung nach gibt das der Schaltplan nicht her)
Kann mir hier jemand sagen wie man das erklären kann? Am einfachsten wäre für mich die Erklärung einer nachträglich geänderten (Update) Skala und der Laden hat danach seinen Sticker aufgebracht. Sonst käme nur noch ein Weiterbau bis 1950 in Frage. Das glaube ich aber nicht. Gerade bei der Technik "Allstrom". Denke in den 50ern war man sich da den Gefahren schon mehr bewusst.

Kann mir hier jemand auf die Sprünge helfen?
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fritz52
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von fritz52 »

Hallo, immer wieder, einer der Namenlosen,
dieses Radio ist idT ein Serien beheizter Allstromer D.h. einer der beiden Netz pole ist direkt mit der Masse verbunden und die Masse ist idR das metallische Chassis und das ist Gefährlich, weil eine hohe Stromschlaggefahr besteht, sobald das Chassis berührt wird, oder Zusatz Geräte angeschlossen werden, die ein metallisches Chassis haben. Dass dann aber erst, wenn der Netzstecker unwissend so eingesteckt wird, dass die Phase auf Masse liegt.

Die Schaltungstechnik entspricht idT, den Geräten aus den 30 ern

Bin zwar ebenfalls ein Amateur Funker, nenne mich aber trotzdem mit meinem Fantasie Namen......
M. f. G.
fritz


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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von Binser »

Moin zusammen,

eine "neue" Skala in einem Vorkriegsgerät ist nicht ungewöhnlich. 1948 wurden die Senderfrequenzen auf einer Konferenz in Kopenhagen neu vergeben. Ergebnis war der "Kopenhagener Wellenplan". Für viele Geräte vor dem Kriege, die damals ja erst ein paar Jahre alte waren, gab es dann Skalen zum Austauschen. Ich denke, dies wurde 1950 in bezeichnetem Rundfunkgeschäft gemacht.

Allstromgeräte gab es in Deutschland noch sehr lange, weit bis Mitte der 50er Jahre. Gerade auf dem Lande waren durch örtliche Versorger Gleichstromnetze noch üblich. Vor allem kleine Wasserkraftwerke lieferten noch Gleichstrom. Grundig war ein Hersteller solcher "Nischen-Produkte", auch auf dem Großsuper-Sektor - der gute 5040GW/3D zum Beispiel...

Grüße,
Jörg
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von dl2nep »

Vielen lieben Dank für diese Infos.

Das war wirklich Gold wert. Jetzt muss ich das Gerät erstmal wieder zum laufen bringen. Ich werde auch einen Trenntrafo im Gerät spendieren und dann das Chassis auf PE legen. Dann ist das Thema auch auf der sicheren Seite.


Grüße

Björn
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von Binser »

Hi Björn,

ich würd's mal zur Diskussion stellen, wie sinnvoll es ist, das Chassis an PE zu legen, und vor allem, wo... Der eigentliche Erdanschluss als Empfangsgegengewicht ist über 50n gestaltet. Das Chassis an sich kann Betriebsspannung führen, klar... Wie sich das Potential verschiebt, wenn's über den PE läuft, und was der FI sagt, weiß ich nicht...
48gw.jpg
Weiß es wer?

Grüße,

Jörg
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von röhrenradiofreak »

Mit einem Trenntrafo davor wird der FI nicht auslösen.

Aber der PE ist heute durch die vielen Geräte mit Schaltnetzteilen sehr störverseucht. Mit dem PE als Erdung für den Empfänger wird der Empfang deshalb eher kein Genuss sein.

Lutz
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von dl2nep »

Das werde ich einfach mal ausprobieren. Denke aber das dauert noch ein bisschen. Ich habe aktuell nur ein leises Brummen und alle Bedienelemente ändern nichts daran. Denke da ist was am Audioverstärker wurmig. Selbst auf TA kann man nichts aussteuern. Kondensatoren sehen auch alle sehr spannend aus..
Munzel
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von Munzel »

Hallo,

also Allstromradios gab es noch vergleichsweise lange, siehe hier: https://www.radiomuseum.org/r/funkwe_dr ... _a122.html
Nach dem Krieg wurden viele alte Geräte aufgearbeitet und auch modernisiert. Dann wird wohl die ausführende Radiowerkstatt ihr Abzeichen daraufgeklebt haben.
Sei doch froh, daß es bei der anderen Skale geblieben ist und man nicht ein buntes Sammelsurium gerade vorhandener Röhren und anderer Bauteile reingestrickt hat.

MfG
Munzel
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von dl2nep »

Ich fürchte das mit dem Sammelsurium werde ich nun machen dürfen. Die Kondensatoren sind vermutlich alle futsch und man bekommt keine ähnlichen mehr. Das wird dann anders aussehen. Aber solange das nur unten ist stört mich das nicht so. Oben sollte nichts geändert werden und die gleichen Röhren natürlich auch.

Björn
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von countryman »

Theoretisch könnte man moderne Kondensatoren in alte Pappröhrchen usw. einbauen. Aber die schwarzen Folienkondensatoren von ATR-shop sehen so neutral aus, dass ich mir diese Mühe gespart habe.
Die geänderte Nachkriegs-Skala und den dazugehörigen Aufkleber vom Rundfunkgeschäft finde ich die Kirsche auf dem Kuchen bei so einem Gerät :D
Allstromgeräte sind bei verständigem Gebrauch sicher. Den 50n für die Bezugserde sollte man allerdings durch einen geeigneten Y-Kondensator ersetzen und den Wert verkleinern.
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von dl2nep »

Oh.... die vom ATR-Shop sind echt schön. Da bleibt das alte Feeling erhalten. Gleich mal welche bestellt.
Wie macht ihr das mit den großen Becher-Elkos? Unten im Gehäuse moderne Elko einbauen und die alten Töpfe einfach stehen lassen ? Entfernen sieht ja nicht schön aus.


Björn
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von fritz52 »

Hallo Björn,
die alten Becher Elkos ausbauen, öffnen und mit den neuen radialen bedrahteten befüllen, dabei achten dass das Alugehäuse idR die Masse ist. Ist die gängige Praxis. Machbar aber auch, die alten ablöten, dann auch nicht mehr als Lötstützpunkt verwenden und einen heutigen radial bedrahteten an die v
Verdrahtung löten, als Masseverbindung dann eine möglichst nur wenige cm davon entfernte verwenden, sonst wird das brummen eher verstärkt....
Als max. Betriebs DC der neuen Elkos, die zur Siebung der hohen DC dienen, Typen mit mind. 400V wählen.
M. f. G.
fritz


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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von olli0371 »

Hi,

vielleicht noch zur Ergänzung - es gibt Schaltungen, da ist der Netzelko nicht mit dem Chassis verbunden. Dann ist der Lade/ Siebelko auf eine Isolierscheibe montiert und das sollte nach dem Ersatz auf wieder so gemacht werden.
Weiterhin - die Kapazität der Netzteilelkos nicht großartig erhöhen. Es gibt in den Datenblättern der Gleichrichterröhren eine Angabe für die maximale Kapazität bei entsprechendem Innenwidersand des Netztrafos (sofern vorhanden).

Gruß
Oliver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von Munzel »

Elkos nach alter Machart gibt es doch bei Jan Wüsten.
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Re: Merkwürdig: Strassfurter Imperial GW 48

Beitrag von dl2nep »

Nachdem alle Teer-Kondensatoren getauscht wurden kommt auch mehr als Brummen aus dem Lautsprecher.
Irgendwo ist aber noch ein Wackelkontakt.

Was ich noch nicht verstehe sind die 50000pF (50nF) Kondensatoren. Diese haben 255nF. Ich habe noch nie gesehen, dass die Kapazität mehr wird.


Grüße

Björn
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