"Mein Chef mistet die Werkstatt aus. Da ist auch noch´n altes Röhrenradio, das will er wegschmeissen, weil UKW nicht mehr geht. Ich bring´s Dir morgen mit."
Das Gerät hat mein Onkel vor vielen Jahren bei einem Kunden abgestaubt. Es sollte eigentlich auf den Sperrmüll. Danach tat es lange Zeit in der Werkstatt (Naturstein wie z. B. Marmor wird dort bearbeitet) seinen Dienst verrichtet, wobei es natürlich nicht pfleglich behandelt wurde.
Das bekam ich dann - ein Blaupunkt Stockholm Steuergerät (neudeutsch: Receiver):





Es ist natürlich, wie zu sehen, von innen total verstaubt (da sind bestimmt auch Partikel von der Naturstein-Arbeitsplatte in unserer Wohnküche drin

Ich dachte mir: "Naja, notfalls habe ich neue gebrauchte Teile. Schön ist es ohnehin nicht, vielleicht baue ich mir daraus einen eigenen Röhren-Amp." - Vonwegen! Der erste Auspruch meines Sohnes, als er den Kasten sah: "Kann ich das haben, wenn´s wieder läuft?"

Also erstmal Bestandsaufnahme gemacht:
Der Dipol-Stecker war nicht eingestöpselt. Dafür kommt aus dem Tuner ein Kabel mit Bananenstecker, der in einem Anschluss für den Dipol steckte.
Auf der Rückwand gibt´s dafür extra eine Anleitung:
Wenn man den Bananenstecker in den Eingang der Antenne für die AM-Bänder steckt, wird die Dipol-Antenne hierfür verwendet.
Also den Dipol-Stecker richtig eingestöpselt, den Bananenstecker in richtigen Antenneneingang umgesteckt, und schon war Empfang auf allen Bändern.
Irgendjemand hatte die Stecker wohl mal beide rausgerissen und keine Ahnung mehr wie die wieder eingesteckt werden.


Ansonsten lief die EM87 nicht - es war nur ein leichtes grünes Schimmern zu erkennen, eine Skalenbirne leuchtete nicht, und das Gerät brummte ein wenig.
Die Fehler waren schnell behoben:
Der Widerstand am Sockel der EM87 war mächtig hochohmig. Nach Austausch scheint sie wieder wunderbar. Der Fehler muss schon lange gewesen sein, so beeindruckend ist das neuwertige Leuchtbild.
Die zweite Skalenbirne war nicht richtig eingeschraubt, und hatte daher am Boden keinen Kontakt - ein Dreh, und sie leuchtet wieder.
Ein Teil des Ladeelkos hatte zu wenig Kapazität und etwas Durchgang. Da habe ich den Pluspol abgelötet und einen einzelnen neuen Elko angelötet. Das Brummen ist weg.
Nach dem Entstauben des Chassis und des Gehäuses habe ich mich jetzt daran gemacht, die fehlende Ecke des Gehäuses wieder aufzubauen. Dazu habe ich aus Abfallholz eine kleine Leiste angeklebt, damit ich die Form leichter hinbekomme. Der Rest wird aus Holzspachtel hergerichtet. Vielleicht werde ich dann mit Modellbaufarbe die Maserung ein wenig nachahmen.
Da das Gerät ohnehin durch den Werkstattaufenthalt sehr mitgenommen ist, und nur komplett neues Furnier - oder besser ein neues Gehäuse samt Glasskala, Knöpfen und Tasten (ist halt alles "versaut")- eine gutaussehende Restaurierung möglich machen würden, belasse ich es bei den obigen Arbeiten und erhalte ein wenig "Patina". Außerdem meint mein Sohn: "Man muss sehen, dass es alt ist!"

Gruß,
Volker