Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

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Mr. Woodenapple
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Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von Mr. Woodenapple »

Moin Mitröhrlinge,

letztens fiel mir dieses schöne Gerät in die Hände:

Bild

Aus alter Radiomanier habe ich vor der Inbetriebnahme erstmal die Sicherungen, Elkos und Kondis überprüft, und diese sind alle in Ordnung. Also Augen zu, Schalter umlegen - *klack!* Sicherung bleibt drin! Die Röhren heizen und der Messzeiger sucht sich langsam seine Ruheposition. Dann habe ich sanft angefangen, die verschiedenen Messfunktionen zu testen:

Die Gleichstrommessung (+, -, Mittelllage) ist bis auf kleine Abweichungen akzeptabel, diese konnte ich über das interne Kalibrierpotentiometer kompensieren. Die Nulllage lässt sich über das Poti "Nulllage" auf der Frontplatte einstellen.

Wechselspannungen kann ich nicht messen, weil mir der zugehörige Tastkopf mit EAA91 drin fehlt - könnte man nachfrickeln.

Messe ich nun Widerstände (oder versuche es zumindest...), werde ich aus dem Gerät nicht ganz schlau. Mit offenen Tastklemmen wandert der Messzeiger in das obere Drittel der Anzeige (also nach rechts) und lässt sich auch durch die vorne zugänglichen Potentiometer für "Nullpunkt" und "Ohm-Eichung" nicht in Nulllage versetzen. Schließe ich einen Widerstand an, schlägt der Zeiger nach links (gegen Null) aus, anstatt nach rechts. Wie ich die Skala interpretiere, sollte er allerdings nach rechts wandern... ist das normal? Wie wurde mit diesen Geräten früher gemessen?

Im Gerät von 1956 finden sich ein paar Filzstift-Markierungen und ein farbkodierter Widerstand, so dass ich davon ausgehen muss, dass hier mal jemand seine Finger drin hatte. Ich bin den Verdrahtungsplan mal nachgegangen, konnte aber auf Anhieb keine Verpfuschung feststellen. Leider sind im Schaltplan auch keine Spannungen eingetragen. Der Einfachheit halber habe ich die verschiedenen Stromkreise farblich markiert:

Bild

Die große Version habe ich HIER HOCHGELADEN.
Das Original als PDF findet sich HIER.

Die Monozelle zur Erzeugung der Messspannung habe ich eingesetzt, und das sogar richtig herum :wink:

Liege ich hier einem Irrtum auf? Hat vielleicht jemand Erfahrung mit diesem Gerät?

Bei der ersten Öffnung fiel mir auf, dass der Schutzkontakt des Steckers nicht mit dem Metallgehäuse verbunden war sondern abgeklemmt wurde. Ich habe ihn wieder angeschlossen. Allerdings ist das im Schaltbild blau gekennzeichnete Potential ebenfalls mit dem Gehäuse und damit dem Schutzleiter verbunden - ist das gut oder schlecht? Wie sollte ich das halten?

Bitte helft mir, ich würde das Gerät so gern wieder zum Leben erwecken!

Viele Grüße,
Christian
Mr. Woodenapple
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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von Mr. Woodenapple »

Hier habe ich noch ein paar mehr Bilder für euch:

Bild

Hier von innen. Die "Glühlampen" oben sind die Eisen-Wasserstoff-Drahtwiderstände:

Bild

Unten links im Bild ist der Batteriehalter für die Monozelle:

Bild

Eigentlich gar nicht so viel drin:

Bild

Die Stabilisatorröhre, eine 150C2, gibt ein gemütliches, blaues Leuchten von sich, dass ich euch nicht vorenthalten möchte:

Bild
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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von radio-hobby.de »

Die Widerstandsskala ist die zweite von unten, und da ist "unendlich Ohm" tatsächlich rechts.
Noch'ne Idee: wenn sich der Vollausschlag (=ohne Widerstand) am rechten Skalenende nicht einstellen lässt, so stimmt vielleicht etwas mit der internen Meßspannung nicht. Mir will es aufgrund des Schaltbildes so erscheinen, als wäre die Monozelle 1.5 V dafür zuständig. Ist sie belastbar, d.h. auch während des Betriebes in der Lage, 1.5 Volt zu liefern?
Gruß, Georg
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:
Mr. Woodenapple
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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von Mr. Woodenapple »

Tatsächlich, das war's! Das Gerät funktioniert einwandfrei... das Problem sitzt eben meist zwischen den Ohren :wink:
Jetzt habe ich das RVM kalibriert, die Potis mit Nagellack gesichert, den Schaltplan im Gehäuse befestigt und den Deckel wieder drauf. Wenn mir mal eine EAA91 über den Weg läuft, versuche ich mich vielleicht am AC-Messkopf...

:danke:
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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von hoeberlin »

Hallo,

ich denke, Du wirst das Gerät nochmal aufmachen müssen. Grund:

schon allergeringste Leckströme der Kondensatoren C1 und C2 führen zu verfälschungen der MEssergebnisse. Man merkt das daran, das eine bei Vollausschlag gemessene Spannung genau stimmt ( bzw sich kalibrieren lässt ) , legt man jetzt die halbe Spannung an, so muß das Gerät auch genau die halbe Spannung anzeigen. Tut es das nicht, dann sind ( wie bei meinem "159" damals ) diese Kondensatoren zu wechseln.

Hier rate ich unbedingt dazu, keine "gelben stilechen" sondern nur richtig gute einzubauen. Wenn es die nur in Printausführung gibt, sollte das an dieser Stelle akzeptiert werden!

Danach muß natürlich alles nochmal kalibriert werden....

Der Lohn der Mühe ist, das das Ding dann auch linear anzeigt.

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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von hoeberlin »

Hallo,

Nachtrag zur korrekten Messung von Widerständen:

- zuerst mit kurzgeschlossenen Messklemmen den Nullpunkt kontrollieren, bzw genau einstellen. Danach mit dem "Ohm" einsteller auf vollausschlag bei offenen Messklemmen.

Danach kann der Widerstand gemessen werden.

wichtig: Röhrenvoltmeter können driften. Deshalb sollte man sich zu eigen machen, vor jeder MEssung den Nullpunkt zu kontrollieren.

Mache Geräte sind da besser, andere schlechter. Zweifellos gehören diese Grundig Geräte zu den besseren, allerdings sind sie auch schon genausoalt wie die ganzen anderen....

VG Henning
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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von Mr. Woodenapple »

Danke für den Hinweis, Henning,

jetzt sind rote WIMA MKP mit 10 statt 15 nF drin, sieht nicht hübsch aus, aber sie waren grade da. Der Wert sollte wohl nicht kritisch sein, oder? Die 15er von früher hatten doch auch 30 % Toleranz...

Neu abgeglichen -> prima!

:danke:
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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von Radiomann »

Röhrenvoltmeter können driften. Deshalb sollte man sich zu eigen machen, vor jeder MEssung den Nullpunkt zu kontrollieren.
Das bedeutet bei meinem Kyoritsu K 1420, dass man nach dem Einschalten mindestens 10 min warten muss, bis sich stabile Verhälnisse einstellen.
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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von hoeberlin »

Hallo, RM,

genau das meine ich mit Unterschied zwischen einfachen Geräten einerseits, und komplexen andererseits.

Die Grundig Geräte ( auch RV3 ) haben stabilisierung der Betriebsspannungen, und der Heizung!

Die "einfachen" verzichten darauf. Deshalb müssen die nicht schlechter sein, solange die Netzspannung konstant ist, die Röhren nicht wesentlich gealtert sind, die Raumtemperatur gleichbleibend, und das Gerät "warmgelaufen" ist.

Der Vorteil der auwendigeren Geräte zeigt sich erst, wenn die Bedingungen haariger werden.

meint Henning
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Re: Grundig Röhrenvoltmeter Typ 159

Beitrag von Radiomann »

Hallo Henning,

auch wenn man von den aufwändiger konstruierten Geräten nicht das Problem der Drift erwartet, so zeigt leider auch mein alter Röhren-TEK die Drifterscheinung, wenn auch nicht sehr ausgeprägt.
In alten BDAs war früher zudem nachzulesen, dass eine gewisse Einschaltdauer ab zu warten war, bevor die Geräte messbereit waren. Das betraf auch hochwertige Geräte wie z.B. Siemens, R&S, Wandel&Goltermann u.a.m.
Grundsätzlich hast du aber natürlich Recht, dass die Qualität (Genauigkeit, Eigenschaften) der Geräte mit dem Aufwand korreliert.