Schellackplatten

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MTG20
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Schellackplatten

Beitrag von MTG20 »

Hallo zusammen,

kennt sich damit jemand aus? Gestern habe ich einen Sekundenausschnitt im TV gesehen. Da wurde eine Platte beim Rundfunk aufgelegt, die mir gleich sehr groß vorkam. Dann wurde sichtbar, daß die Platte mehrere Titel, wie bei einer LP, enthielt. Die Abtastung erfolgte mit einer Stahlnadel.

Viele Grüße

Winfried
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Re: Schellackplatten

Beitrag von fotoralf »

Es gab bei Rundfunks früher Platten als Tonträger, die aus einer nur einseitig lackbeschichteten Zinkplatte bestanden. Durchmesser gut 40 cm. Die hat die BBC z.B. noch bis in die 70er Jahre benutzt, um Serien wie die Archers unter die übernehmenden Funkhäuser zu bringen.

Ralf
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Re: Schellackplatten

Beitrag von MTG20 »

Hallo Ralf,

es war aber, wie ich meine, eine Schellackplatte. 40 cm könnten passen. Es war ein Beitrag zu Lale Andersen mit dem Titel "Unter der Laterne...". Leider wird, was interessant ist, immer zu kurz gezeigt.

Viele Grüße

Winfried
fotoralf
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Re: Schellackplatten

Beitrag von fotoralf »

MTG20 hat geschrieben:es war aber, wie ich meine, eine Schellackplatte.
Schon klar. Oberseite Schellack, Unterseite Zinkblech. Oder haben sie beide Seiten gezeigt?

P.S.: Ich habe gerade noch mal nachgesehen. Diese sog. Transkriptionsplatten hatten einen Durchmesser von 16 Zoll (40,6 cm). Offenbar hat es tatsächlich auch welche komplett aus Schellack gegeben. Ich habe nur noch die Blech/Schellack-Variante mitbekommen. Ich nehme an, daß die BBC die Blechversion vor allem deshalb genommen hat, weil Schellackplatten extrem zerbrechlich sind und diese Transkriptionsplatten, wie der Name schon sagt, weltweit verschickt wurden.

Ein passender Plattenspieler dazu war z.B. der EMT 927. Den muß man sich jetzt so groß vorstellen, daß die 16-Zoll-Patte so auf den Filz paßt, daß der Stroboskoprand noch sichtbar ist. Mit diesen Dingern habe ich noch gearbeitet.

Ralf
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Re: Schellackplatten

Beitrag von MTG20 »

Hallo Ralf,

die Unterseite war nicht zu sehen. Dann muß es so sein, wie Du schreibst. Ich habe mich immer gewundert, warum Studioplattenspieler einen so großen Plattenteller haben.

Viele Grüße

Winfried
Erik
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Re: Schellackplatten

Beitrag von Erik »

- Ja, der Heesters, das hat er nun davon, von seiner Raucherei... -
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Re: Schellackplatten

Beitrag von MTG20 »

Hallo Erik,

genau das ist der Ausschnitt. Nur am Ende war noch die Nadel zu sehen. Also beidseitig Schellack. Auf einer Seite sind 5 Titel.

Viele Grüße

Winfried
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Ralph
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Re: Schellackplatten

Beitrag von Ralph »

Hallo Winfried,

ob ich damit weiterhelfen kann, weiß ich natürlich nicht, weil ich das auch so nicht im Film erkennen konnte, aber die Schellacks mit dem größten Durchmesser wurde von Pathé gefertigt. Das waren Platten von 50cm Durchmesser.

Pathé ist, so mir bekannt, damit auch die einzige Firma, die in ihrem Sortiment vom kleinsten Normaldurchmesser 17cm bis zum größten Durchmesser Schellackplatten im Sortiment hatte.
Hauptsächliche Durchmesser, die bei Pathé gefertigt wurden, waren: 21, 24, 29, 35, 40 und 50 cm.

Und wenn's noch interessiert: Die ersten Pathé-Platten waren Tiefenschrift-Platten, die von innen nach außen abgespielt wurden und einen abgerundeten Saphir als Abtaster hatten. Das war als Abtastsystem langlebiger als die danach eingesetzte Stahlnadel. Mit solchen Platten, zur Abspielung in Kinos gedacht, ist auch u.a. der Ton zu Filmen in die Kinos gekommen.

Gruß Ralph
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Re: Schellackplatten

Beitrag von fotoralf »

Hooooochinteressant, hätte Herr Hüsch jetzt gesagt, hooooooochinteressant! Und dann mindestens noch dreimal. :-)

Die Franzosen waren schon immer für alle möglichen Sonderformate gut.

Ralf
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Erik
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Re: Schellackplatten

Beitrag von Erik »

Wie man es nimmt; Tiefschrift kommt von den Walzen her, und die waren vor den Platten da.
- Ja, der Heesters, das hat er nun davon, von seiner Raucherei... -
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Ralph
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Re: Schellackplatten

Beitrag von Ralph »

Hallo Erik,

der Grund für die Tiefenschrift bei Pathé waren die Walzen, weil Pathé zuerst in großer Anzahl Walzen hergestellt hatte. Bei Pathé wurde ein Verfahren erzeugt, womit rein mechanisch eine direkte Übertragung der Schrift auf den Walzen auf die Platten möglich wurde. Eine einfache 1-zu1-Kopie des Repertoires des eigenen Hauses. Deshalb hat Pathé, weil sie einen so großen Fundus hatten, viel länger an der Tiefenschrift festgehalten.

Letztlich hat Pathé aber auch auf Seitenschrift umgestellt, allerdings ihre exotischen Durchmesser beibehalten. Ursächlich war es nämlich so, daß auf die 40er und 50er in Tiefenschrift auch nur maximal 3-4 Minuten Musik paßte, allerdings mit einer zu anderen Tiefenschriftproduktionen deutlich verbesserten Dynamik und auch Lautstärke.

Gruß Ralph
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Re: Schellackplatten

Beitrag von Willi H 411 »

Schellackplatten mit großem Durchmesser wurden auch in den Anfängen des Tonfilms benutzt ("Vitaphone"), bevor der Lichtton erfunden wurde. Bei dem ersten Tonfilm, "Der Jazzsänger" mit Al Jolsen, war das z.B. der Fall. Aber auch noch bei späteren Produktionen, bis hin in die 1930er Jahre.

Diese Platten liefen von innen nach außen. Bei den speziell für Rundfunksendungen produzierten Platten war es, soweit mir bekannt ist, genauso.

VG Willi
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Re: Schellackplatten

Beitrag von radiobastler »

Hier ist ein Film in zwei Teilen, der vielleicht interessant ist. Passend zum Thema ist der zweite Teil ab Minute 2:40 und ab 4:50.

http://www.youtube.com/watch?v=xMe4cNRKLy8
http://www.youtube.com/watch?v=gd5GUxRxqjk
Gruß Stephan

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Ralph
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Re: Schellackplatten

Beitrag von Ralph »

Hallo Stephan,

danke für die schönen links. Das habe ich mir direkt runtergeladen.

Rainer Lotz ist d e r Fachmann in Sachen Schellack mit einer Vielzahl von Publikationen zu dem Thema, einige zusammen mit Horst Bergmeier, die allesamt mehr als spannend sind.

Darüberhinaus ist Lotz auch Herausgeber der Deutschen National-Discographie, deren Ziel es ist, alle jemals in Deutschland hergestellten Schellackplatten zu erfassen.

Edel, edel, womit er abspielt! Zweimal SME 3012-2, allerdings mit dem Auflagegewicht des 3012R, weil er bei den ohnehin höheren Auflagekräften das zweigeteilte Gewicht des 3012-2 nicht benötigt. Das ist mal Plattenschonung in Perfektion. Und die SME-Headshells erlauben, wenn man es benötigt, einen schnellen und unproblematischen Tausch, zumal es die auch für spezielle Zwecke, falls die eff. Masse des Arms nicht reicht, auch in unterschiedlicher Gewichtsausführung gibt. Ein wunderbares Equipment, Schellacks möglichst schonend aubzuspielen.

Das Ende des Films kann ich momentan bis zu einem bestimmten Punkt nachkorrigieren. Einen großen Teil seiner Platten hat er inzwischen der Library of Congress vermacht, die eine der größten Sammlungen Platten zur Jazzgeschichte besitzt. Von der Library of Congress gibt es auch eine eigenerzeugte Plattenreihe zur Geschichte des Jazz. Da sie diese Dokumentation schon sehr früh angefangen haben, kann man auf diesen Platten auch eigengesprochene Biographieen einiger Künstler, z.B. Jelly Roll Morton, hören. Sehr interessant.

Gruß Ralph
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Re: Schellackplatten

Beitrag von radiobastler »

Welches Chassis benutzt Rainer Lotz denn eigentlich als Dreher?
Zuletzt geändert von radiobastler am Mi Apr 13, 2011 6:51, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Stephan

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