Erst letztens hatte ich mir ja ein Netzteil für meinen alten Funktionsgenerator von ELV gebaut. Das funktioniert auch alles sehr schön, aber irgendwie ist mir die Bedienung des ELV immer mehr etwas auf die Nerven gefallen. Dieser verfügt ja über keinerlei Anzeigen. Ein vernünftiges einstellen ist somit ohne weitere Meßgeräte (Frequenzzähler oder Oszi) nicht möglich. Die etwas labbrigen Regler verändern Ihre Stellung schon einmal geringfügig von der aufgedruckten Skala.

Es sollte ein Gerät sein das im unteren Preissegment liegt, aber dennoch über eine große Digitalanzeige verfügt. Da schieden schon einmal diverse Geräte mit einem kleinen LCD-Display aus.
Als zweites Problem kam die Höhe des Gerätes dazu. Es durfte nicht höher sein als das ELV-Gerät, selbst dieses kann ich nur so gerade eben in das Fach schieben wo es rein soll. Die Breite und Tiefe dagegen waren vollkommen egal.
In die engere Wahl ist ein Gerät Namens UTG9002C gekommen. Das gibt es bei einem großen Elektronikversand für 130,- Euro. Ist aber dummerweise auf unbestimmte Zeit nicht lieferbar

Das nächst grössere, ein UTG9005C kostet 30,- Euro mehr und ist bei einem anderen Versender sofort lieferbar. Der Unterschied bei den Geräten ist nur die Ausgangsfrequenz. Der preiswertere kann 2 Mhz, der andere 5 Mhz. Da ich mein neues Spielzeug SOFORT will wurde es bestellt.

Vorher habe ich aber diverse Testberichte darüber im Netz gelesen. Nicht alles kam unbedingt positiv rüber. Bei einem war das Gerät sofort kaputt, andere bemängelten den Drift, wieder andere störten sich an anderen technischen Sachen. Ein Mangel, der von mehreren Nutzern genannt wurde, erschien mir aber doch wichtig: Der Ausgang íst nicht Kurzschlußfest! Aber egal, ich habe es nun bestellt.
Bereits zwei Tage später hatte ich einen riesigen Karton im Flur stehen. Da passt locker ein großer Staubsauger rein, aber es war tatsächlich mein UTG9005C. Also ab in den Keller damit und sofort auspacken.

Als ich die beigelegten Meßstrippen gesehen habe klingelten sofort die Alarmglocken: NICHT KURZSCHLUSSFEST! Die Meßstrippe besteht an einem Ende aus einem BNC-Stecker, am anderen Ende sind zwei billigste Krokoklemmen angebracht. Wenn diese nur zufällig zusammen kommen haben wir schon einen Kurzschluß! Also wurde diese Strippe direkt entfernt und gegen eine andere mit vollisolierten Hirschmannklemmen getauscht.
Der erste Test wurde dann sofort mit einem angeschlossenem Frequenzzähler (Grundig AS5F) und einem Oszi (TEK 422) durchgeführt.
Das bei dieser Aktion die Frequenz noch sehr stark wegdriftet war aber nur logisch. Das Gerät kam aus dem kalten DHL-Auto in unseren kalten und unbeheizten Flur. Der Test erfolgte dann nach wenigen Minuten im warmen Keller. Konnte ja nicht gut gehen.

Nachdem sich das Gerät akklimatisiert hatte wurden erste ernsthafte Messungen durchgeführt. Fakt ist ein sehr sauberer Sinus und auch Dreieck wird sehr gut ausgegeben. Bei Rechteck sind ganz leichte Verzerrungen zu sehen. Die eingestellten Frequenzen stimmen aber nahezu perfekt mit meinem Frequenzzähler überein. Man muß zwar auch bei diesem Gerät ein SEHR ruhiges Händchen haben um eine Frequenz wirklich exakt einzustellen, aber das war mir ja von vorne herein klar. Leichter zu bedienen und schneller sind halt die Digitalen, aber für meine bescheidenen Zwecke auch viel zu überdimensioniert und zu teuer.
Ein kleines Problem gab es aber dennoch: Die Maße von dem Gerät stimmen zwar und es passt auch tatsächlich in die vorgesehen Lücke, wenn da nur der Griff nicht wäre..... Diesen (übrigens wirklich billig verarbeiteten) Griff kann man zwar in verschiedenen Stellungen rasten, aber dummerweise war er immer irgendwie im Weg. Also muß der ab! Dazu muß man natürlich zwangsläufig das Gerät auseinander nehmen. Die Demontage ist kein Problem, sind nur ein paar Schräubchen. Bei der Gelegenheit konnte ich dann auch gleich feststellen das der Ausgang wohl wirklich nicht kurzschlußfest ist. Bei meinem Gerät sind deutlich Reparaturspuren an einer Leiterbahn sowie zwei ausgewechselte Bauteile zu erkennen. Ich habe also ein bereits reparariertes Gerät erhalten. Naja, solange es funktioniert kann ich ja (so rein Garantietechnisch gesehen) schlecht meckern.

Fazit:
Wer einen brauchbaren Funktionsgenerator für nicht allzuviel Geld sucht, ist mit diesem Gerät eigentlich ganz gut bedient. Nur die beigelegten Meßstrippen am besten direkt entsorgen! Ein heutiger Drifttest verlief auch ganz gut, bereits 3 Minuten nach dem Einschalten blieb die Frequenz stabil. Mein Grundig AS5F braucht da locker eine Stunde für.

Gruß... Hotte