Selengleichrichter

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Wheely
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von Wheely »

röhrenradiofreak hat geschrieben:Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, bin ich auch kein Anhänger der Razzia von bestimmten Bauteilen.

Den generellen Tausch von Papierkondensatoren kann ich ja noch nachvollziehen, vor allem, wenn man keine geeigneten Mittel zur Prüfung derselben hat.


Was könnte man bei einem Röhrenradio noch alles vorsorglich erneuern, weil hin und wieder einmal ein solches Teil defekt ist? Den Netztrafo, die Röhrenfassungen, die Lautsprecher, ...? Der Lack und der Lautsprecherstoff wurden vielleicht sowieso schon erneuert, weil sie nicht mehr neuwertig aussahen. Ich finde, das ist nicht der richtige Weg, weil irgendwann von dem historischen Gerät nicht mehr viel übrig ist.

Lutz

Was spricht eigentlich gegen das Restaurieren von den Radiogehäusen und das erneuern von Lautsprecherstoffen? Wer bitte schön, mag sich ein versifftes stinkendes Radio ins Wohnzimmer stellen?

Nennt mir doch mal jemand den richtigen Weg, ein verwittertes Gehäuse und einen vermoderten Lautsprecherstoff zu erhalten.

Radiogrüße :hello:
H.D.
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röhrenradiofreak
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von röhrenradiofreak »

Eine sachgerechte Reinigung gehört natürlich zu einer Überholung dazu, und wenn der Lautsprecherstoff oder der Lack auf dem Gehäuse unrettbar sind, ist gegen deren Erneuerung nichts einzuwenden.

Meine ein wenig provokante Aussage, die Du zitiert hast, war als Kritik an der Vorgehensweise, alles, was nicht mehr ganz neuwertig aussieht und alle Teile, die eventuell defekt sein oder irgendwann einmal werden könnten, pauschal zu erneuern. Was dabei herauskommt, hat mit originalgetreuem Zustand oft nicht mehr viel zu tun und ist dann in die Kategorie "verbastelt" einzustufen.

Ich bin der Meinung, dass man einem Röhrenradio das Alter bis zu einem gewissen Grade durchaus ansehen darf. Jedenfalls finde ich das besser, als wenn man auf den ersten Blick erkennt, dass von dem Geräteäußeren fast nichts mehr original ist. Ähnliches gilt für das Innenleben: Ich habe noch nie ein Gerät in der Form hergerichtet, dass unter sowie eventuell auch auf dem neu lackierten Chassis jede Menge moderne Kunststoffkondensatoren, Elkos, ein Siliziumgleichrichter und andere Bauteile glänzen, die nur erneuert wurden, weil sie nach 50-60 Jahren häufig defekt sind, aber ohne zu überprüfen, ob sie wirklich defekt waren. In diesem Sinne war auch mein Eröffnungsbeitrag zu verstehen.

Ich besitze einen voll funktionsfähigen Philips 438A aus dem Jahre 1937, an dem vermutlich noch kein einziges Bauteil erneuert wurde, und bin stolz darauf, dieses Radio im Originalzustand erhalten zu haben.

Lutz
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Hobbybastler
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo zusammen,

ich möchte mal beschreiben, wie ich bei meinem derzeit in Arbeit befindlichen GRUNDIG 4085 vorgehe.

Die Wickelkondensatoren (und nur diese!) habe ich allesamt erneuert, nachdem von den ersten 10 gemessenen alle 10 schlecht waren.
Es waren dies die berüchtigten blauen, ähnliche Bauform wie die WIMA-Malzbonbons.
Bei denen gingen die Risse im Verguss teilweise schon so tief, dass der Kondensatorwickel freilag!

Dann über Vorschaltlampe das ganze am Stelltrafo langsam 'hochgefahren', hat mit dem originalen Röhrensatz das Radio losgespielt als sei nie was gewesen, nur das magische Auge blieb dunkel.
Dazu ist zu sagen, dass die Diodenstrecken der EBF89 lt. NEUBERGER RP270 nur noch 10% Emmision haben!
Trotzdem habe ich auf Mittelwelle lautstarken Empfang.

Ich habe dann aber trotzdem noch den Ratioelko ausgetauscht, da dieser bereits begonnen hatte, undicht zu werden und das Radio als Wohnzimmergerät für häufigen Betrieb vorgesehen ist.

Beim Gehäuse mache ich lediglich eine 'Abschnittsreparatur', weil der Lack an Seiten und Front noch in Ordnung ist, nur am Gehäusedach war er großflächig abgeblättert.
Da bei diesem Gerät die oberste Schicht des Gehäusesperrholzes gleichzeitig das Furnier ist und das Furnier allem Anschein nach auch nicht gebeizt war, ist dies problemlos möglich.
Ich passe das mit Holzöl dem noch erreichbaren Glanzgrad der Seitenteile an.

Weiterhin verzichte ich darauf, die schon etwas vergilbten Kunststoffteile zu lackieren, lediglich die bei diesem Gerät aus Holz gefertigten Lautsprechergitter bedürfen eines neuen Lacks (cremeweis), da der alte schon abblättert.

Grüße

Martin
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von röhrenradiofreak »

Genau das verstehe ich unter einer Überholung, deren Umfang dem Gerätezustand angepasst ist.

Wozu den Gleichrichter, den Siebelko oder den Lack auf den restlichen Gehäuseseiten erneuern, wenn sie noch gut sind? Ich habe auch schon ein paarmal nur die Oberseite des Gehäuses neu lackiert, weil die restlichen Seiten noch ansehnlich waren.

Zu der Farbe "cremeweiß" wäre zu bemerken, dass ich schon mehrfach Radios gesehen habe, bei denen für die Neulackierung solcher Teile reines Weiß verwendet wurde. Das passt natürlich ebenso wenig wie ein neuer Lautsprecherstoff, dessen Farbton zwar aus der "Weißer Riese"-Werbung stammen könnte, aber schon von weitem als Fremdkörper auffällt.

Lutz
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von frikkler »

Volle Zustimmung :super:
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Vagabund
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von Vagabund »

paulchen hat geschrieben:...und so man es richtig machen will lötet man über jede Diode des Gleichrichters noch einen Kondensator von 5-10nF mit entsprechender Spannungsfestigkeit. Der AM-Empfang wird es danken.

paulchen

Jetzt mal ne ganz blöde Frage, ich weiss, aber wo muss ich die Kondensatoren anlöten, wenn ich einen fertigen Brückengleichrichter benutze? Geht das auch dort?
Zuletzt geändert von Vagabund am Fr Jul 11, 2014 9:44, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Philipp

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paulchen
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von paulchen »

Ja na klar geht das auch dort.
So Du Dir mal einen fertigen Gleichrichter aufmalst, hast Du vor Dir 4 Dioden, auf die man sogar einzeln zugreifen könnte. Und über jede kommt besagter Kondensator.

paulchen
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Vagabund
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von Vagabund »

naja, geht aber nicht beim fertigen Brückengleichrichter...

http://www.reichelt.de/Gleichrichter/B2 ... 1500-WW%2B

Aso, doch, DENKFEHLER, Du hast recht, einfach über die Anschlüsse einen entsprechenden C legen.
Viele Grüße
Philipp

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paulchen
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von paulchen »

Wäre jetzt auch arg enttäuscht Philipp :wink: . Genau bei dieser Bauform (von mir vorrangig verwendet) mache ich das eigentlich immer bei Bedarf.

paulchen
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Wheely
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Re: Selengleichrichter

Beitrag von Wheely »

Hallo
Erfahrungen, frisch aus der Werkstatt !!!!
Zum Thema tauschen von Bauteilen aus reiner Vorsicht, ohne evtl. Notwendigkeit, weil sie durchgemessen wurden, kann ich mal wieder etwas beitragen. Lutz hatte ja seine Meinung vertreten, wie er mit Radios und seinen Bauteilen umgeht. Soweit so gut!
Ich bin ab und zu an einer Blaupunkt Ruine Modell 5W649M am arbeiten und versuche diese Gerät aus dem Jahr 1949 wieder zum laufen zu bringen und Optisch wieder herzurichten. Nachdem ich das extrem umgebaute Radio wieder soweit hatte, das man auch mal wieder etwas aus dem Lautsprecher vernehmen konnte, verabschiedete sich soeben der bis jetzt als zuverlässig arbeitende Elko. Wohlgemerkt, er war einwandfrei und noch Original!

Das war nun wirklich das allerletzte mal, das ich solche alten Kameraden in einem Radio lasse. Was nutzt es denn, wenn man aus Rücksicht auf den Original Zustand solche Wackelkandidaten im Radio läßt.

Wer gern mit den alten Bauteilen seine Experimente machen möchte, soll das tun, ich für meinen Teil bin mal wieder eines besseren belehrt worden. Glück für mich, das ich noch das Chassis ausgebaut hatte. Wenn so ein Gerät erst wieder zusammen gebaut ist, ist das alles andere als Amüsant :P
Aber jeder soll selbst entscheiden

Radiogrüße :hello:
H.D.