Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

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röhrenradiofreak
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von röhrenradiofreak »

Um auf das Brummen zurückzukommen:

So wie es im Schaltplan aussieht, ist die Primärwicklung des Ausgangsübertragers unterteilt. Am mittleren Anschluss wird die Betriebsspannung eingespeist, am einen Ende hängt die Anode der EL84, vom anderen Ende aus wird (über den 1,5 k Ohm-Widerstand) der Rest vom Gerät versorgt. Das dient der Brummkompensation: durch die gegensinnigen Ströme in den beiden Teilwicklungen hebt sich das Netzbrummen auf. Außerdem wird die Vormagnetisierung des Ausgangsübertragers durch den Anodenstrom der Endröhre reduziert. Dies funktioniert aber nur richtig, wenn das Verhältnis der beiden Teilwicklungen stimmt und auch die Ströme durch die beiden Teilwicklungen den Sollwerten entsprechen. Wenn hier etwas nicht passt, brummt es, wie bei einem schlechten Siebkondensator.

Wenn kein Ausgangsübertrager mit einer passend angezapften Primärwicklung zur Verfügung steht, kann man versuchen, das Brummen durch den Einbau eines zusätzlichen Siebelkos und eines zusätzlichen Siebwiderstandes zu reduzieren.

Lutz
maxnix
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von maxnix »

der Ersatz-AÜ hat primärseitig 3 Anschlüsse, die ich mit dem Ohmmeter ausgemessen habe. Natürlich bekomme ich damit nicht die richtigen Werte angezeigt, nur grössere oder kleinere ohmsche Widerstandsangaben. Somit habe ich die Beschaltung nach "meiner Logik" entsprechend diesen Messwerten und dem Schaltplan vorgenommen.

Auf der Skizze habe ich die Werte eingezeichnet.
Oben blau die gemessenen Ohmwerte, unten rot die Spannungen und Anschlüsse, bei 70mA Anodenstrom nach dem Gleichrichter.

Ein zusätzlicher 47uF Elko an Siebelko C 100 reduziert das Brummen deutlich.

Ideal wäre sicherlich der originale AÜ bzw. einer mit identischen Werten, die ich aber nicht kenne.

Rudi
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hf500
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von hf500 »

Moin,
weiss man, aus welchem Geraet mit welchem Roehrensaz der Ersatzuebertrager kommt?
Dann kann man sich einen ueberblick ueber die Stromverhaeltnisse machen. Gross duerften die Unterschiede bei den Ausgangsuebertragern nicht sein, Die Grunddaten werden von der Endroehre festgelegt. Fuer die Brummkompensation kommt es nur auf die Lage des Anzapfpunktes an. Die Brummkompensation laesst auch bei einer schwaecher werdenden Endroehre nach.

73
Peter
maxnix
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von maxnix »

was können die eigentlichen Ursachen für das Sterben eines AÜ sein?

für Aufklärung dankt
Rudi
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röhrenradiofreak
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von röhrenradiofreak »

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Strommäßige Überlastung durch Kurzschluss in der Endstufe, defekten Koppelkondensator oder Überlast in dem Anodenspannungszweig, der über die Primärwicklung gespeist wird

Spannungsmäßige Überlastung, z.B. bei Betrieb ohne Lautsprecher (Spannungspitzen)

Lackisolation versagt, z.B. infolge Verhärtung zerbröselt und/oder durch mechanische Schwingungen abgerieben

Alterung: Draht gammelt durch, oder wird durch Schrumpfungsprozesse in Kunststoffen gespannt, bis er abreißt

Mechanische Beschädigung

All dies betrifft hauptsächlich die Primärwicklung und teilweise, sofern vorhanden, die Gegenkopplungswicklung. Die Sekundärwicklung, an die der Lautsprecher angeschlossen ist, ist höchst selten defekt, weil sie aus viel dickerem Draht besteht und an ihr keine höheren Spannungen anliegen.

Für einige Defekte gibt es also keine Ursache, die außerhalb des Übertragers liegt.

Lutz
maxnix
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von maxnix »

danke, hilft im Lernprozess weiter...

Gruss
Rudi
maxnix
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von maxnix »

nachdem ich mein Projekt "Regeltrenntrafo" zumindesz funktionsfähig fertg habe, kann ich nun an dem Ballett-Chassis weitermachen. Und da habe ich glei wieder eine Frage, weil ich in der Kondensatorkunde nichts gefunden habe.

wie ersetzt man den abgbildeten Kondensator mit Abschirmung. Der C 91 hier hat 27 nF am Messgerät, den gleichen C 92 habe ich noch nicht geprüft.
Ist dei Abschirmung unbedingt erforderlch?

Gruss
Rudi
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eabc
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von eabc »

Bei der Notwendigeit einer Abschirmung kommt es oft auf den Einzelfall an, d.h. sie ist nicht immer erforderlich.
Falls der neue Kondensator aber ein zusätzliches Brummen im Lsp. produziert, genügt es in vielen Fällen ein paar Windungen eines beliebigen Stück Drahtes um den C zu wickeln und ein Ende so kurz wie möglich an Masse anzulöten, in Hartnäckigen Fällen könnte man ein Stück Kupferfolie (Kupferrohr) anstatt der Windungen verwenden.
Falls der alte C aber keinerlei Risse ins innere zeigt, könnte dieser auch drinn bleiben, die mehr als verdoppelte Kapazität hören vermutlich nur "Vodo" Ohren.
M.f.G.
harry

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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von maxnix »

danke Harry,
dann werde ich mal experimentieren....

Rudi
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röhrenradiofreak
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von röhrenradiofreak »

Die mehr als verdoppelte Kapazität hört niemand, und zwar aus zwei Gründen:

Erstens, weil sich die Kapazität gar nicht so sehr erhöht, wie es die meisten Kapazitätsmessgeräte anzeigen. Ihr Messverfahren kommt vielmehr mit Kondensatoren, die schlechte Isolation haben, nicht zurecht.

Zweitens, weil der Kondensator so bemessen ist, dass er für die tiefste zu übertragende Frequenz keinen nennenswerten Widerstand darstellt. Die Grenzfrequenz liegt bei ungefähr 20-40 Hz. Wenn die Kapazität größer würde, könnten noch tiefere Frequenzen übertragen werden. Nur gibt es an dieser Stelle keine noch tieferen Frequenzen, die übertragen werden könnten.

Wenn dieser Kondensator Probleme macht, dann dadurch, dass er einen unerwünschten Gleichstrom zwischen dem Steuergitter der EABC80 und dem Schleifer des Lautstärkepotis fließen lässt. Am Steuergitter liegt nämlich eine Anlaufspannung von ca. -1 V an, die aus der Röhre kommt. Durch den unerwünschten Gleichstrom verschiebt sich der Arbeitspunkt der Röhre. Das ist erst einmal nicht schlimm und auch meist nicht zu hören. Wenn aber die Gleichspannung oder ein Teil davon an das Lautstärkepoti gelangt, führt das zu Kratzgeräuschen beim Verstellen der Lautstärke. Ein typischer Anfängerfehler ist, das Poti dann erst einmal voll Kontaktspray zu jauchen.

Wenn der Kondensator dicht am Chassis und/oder zwischen anderen Bauteilen sitzt, braucht man meist keine Abschirmung.

Lutz
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo Rudi,

einen abgeschirmten Kondensator kann man auch selbst herstellen, in dem man an ein Stück selbstklebender Kupferfolie (gibts in Bastlerläden zur Anfertigung von z.B. Tiffanylampen) ein Stück Schaltdraht anlötet, dann das Kupferband um einen normalen Kondensator wickelt und zum Schluss noch ein Stück Schrumpfschlauch darüber schiebt.


Grüße

Martin
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das ist dann die Luxusausführung. Die einfachere Methode, bei der ein Stück Draht verwendet wird, ist weiter oben schon beschrieben worden. Sie funktioniert, sofern überhaupt eine Abschirmung gebraucht wird, nahezu immer (außer bei manchen Philips-Geräten).

Lutz
maxnix
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von maxnix »

sodele,

mit viel Glück habe ich einen AÜ aus eiem Schaub-Lorenz Goldy ergattert. Der ist genau richtig, Radio spielt ohne Brummen auf UKW sehr gut. Die Messwerte stimmen so ziemlich.
Immer noch das Chassis separat mit Werstattlautsprecher. Die in der Truhe eingebauten LS habe ich noch nicht probiert.

Auf LW und KW sind leise ein paar Sender zu hören.
Auf MW tut sich ausser einem sehr lauten Geknatter kaum was. Ganz leise ist ab und zu ein Sender da, es reicht aber nicht mal zur Senderidendifikation aus. Das Knattern ist manchmal dann plötzlich weg, der Empfang aber nicht besser. Als Antenne provisorisch eine Messleitung in der Buchse und die Ferritantenne.

Bei den Abgleichspulen hat die mittlere keinen Kern. Fehlt der, oder kann das normal sein? Das Eintauchen eines Schraubenziehers brngt keinerlei Veränderung.
Fehlt evtl. auch eine Abdeckung der Spulen?

Hat jemand eine Idee?

Gruss
Rudi
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von maxnix »

hat wirklich niemand einen Tipp für mich bzgl. des schlechten MW Empfangs :?:

Gruss
Rudi
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eabc
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Re: Truhe Schaub-Lorenz Ballett 58

Beitrag von eabc »

Hallo Rudi,
n.m.E. bleibt diese Spule Kernfrei.
Schlechter AM Empfang ist u.a. oft auf einen Fehlabgleich zurückzuführen, zumindest der Oszillator und der Vorkreis sollten im Gleichlauf sein, dabei ist am Bandanfang mittels L-Kreis (Spule) und am Bandende mittels C-Kreis (C-Trimmer) bei im Abgleichplan festgelegten Frequenzen abzugleichen.
Eine einfache Kontrolle auf evtl. Kontaktunterbrechung bietet, die Berührung des Ferritantennenstabes mit zwei Fingern während des MW-Emfangs, sollte dabei der empfangene Sender lauter werden, besteht zumindest keine Unterbrechung der L-Kreise.
Je nach Aufstellort des Radios (Keller, Stahlbetonbau, etc.) kann die Signalstärke vieler Sender für die Ferritantenne zu schwach sein, so das nur eine Außenantenne (Langdraht) Besserung bringt.
M.f.G.
harry

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