VE301 Blockkondensator Wachs

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

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mrossx
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VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von mrossx »

Hi Leute,

ich restauriere gerade meinen VE301W. Wie erwartet ist der Blockkondensator hinüber. Also mit Heissluftfön vorsichtig anwärmen und raus das alte Zeug. (Später dann Neubefüllung mit MKP-Kondensatoren, Vergiessen mit Paraffin und dann Teer). Hersteller des Radios und des Bechers ist Loewe. Soweit so gut.
(Sehr schön gemacht übrigens bei den Loewe Bechern, der Becher ist innen mit Resitex-Plättchen ausgekleidet, und zwischen den einzelnen Wickeln waren ziemlich massive, wachstgetränkte (Papp-?)Scheiben.)

Dabei ist mir aufgefallen.. das Original-Wachs riecht nicht, es duftet. 8_)
Es ist gänzlich weiss, nicht zu fest, und hat einen leicht aromatischen, sehr angenehmen Geruch, m.E. nicht nach Teer und auch nicht nach Bienenwachs o.ä., und definitiv nicht nach Stearin. Hat jemand eine Idee welche Art Wachs da in den 30ern verwendet wurde oder woher der Geruch kommen kann? Das heutige "geruchsfreie" (haha) Paraffin stinkt nämlich gotterbärmlich nach Öl.

Beste Grüße,
Marc

P.S.: Nein, ich suche jetzt natürlich nicht nach dem Original-Wachs. Es interessiert mich nur.
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Vagabund
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von Vagabund »

Wenn es "duftet" ist die Gefahr groß, dass es sich um PCB handelt. Nicht sehr förderlich, schon gleich gar nicht mit dem Heißluftfön.
Ich mache solche Blöcke grundsätzlich im Wasserbad warm und achte darauf, daß keine Dämpfe entstehen.
Kann sein, muss nicht sein. Trotzdem damit vorsichtig sein.
Viele Grüße
Philipp

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mrossx
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von mrossx »

Tja, zu spät. :roll:

Aber ehrlich gesagt würde mich das wundern wenn das PCB wäre.. Ich kann natürlich nicht ausschliessen dass das Vergusswachs PCB als Weichmacher enthält. Aber wurde PCB nicht generell bei Kondensatoren eher für die ölgefüllten Typen verwendet? Und dort m.W. auch nur bei den hochwertigeren Modellen bzw Modellen mit hohen Anforderungen (Spannungsfestigkeit, Standzeit usw).. den VE301 würde ich als ausgesprochenes Sparmodell da nicht dazuzählen.

Aber Du hast natürlich Recht, man sollte vorsichtig sein. Ich werde mal bei Gelegenheit Matt schnuppern lassen, er weiss wie PCB riecht.

Viele Grüße,
Marc
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Vagabund
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von Vagabund »

Ja, lass mal schnuppern, wenns duftet, bin ich echt vorsichtig geworden. Gut, in Panik braucht man nicht gleich verfallen, aber respektvoll damit umgehen und Köpfchen einschalten (nicht drauf rumkauen), bzw. Hände waschen. :wink:
Viele Grüße
Philipp

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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von mrossx »

Matt hatt heute seine geeichte Nase mal über den Becher gehalten und meinte er riecht nicht nach PCB, nur nach Wachs. Entwarnung also. :bier:

Dennoch bemerkenswert dass das Wachs so (m.E.) gut riecht.
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BugleBoy
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von BugleBoy »

wer weiss ob Wachs aus Kohle hergestellt wird :-D

Dritte Reich hat ja während 2te WK hochoktanige Benzin (also nur 87 Oktan) aus Kohle hergestellt.

Grüss
Matt
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von mrossx »

Soo mittlerweile ist alles getauscht und das Gerätchen steht gerade vor mir und spielt :super:

Dass das Gerät etwas brummt ist ja offenbar normal. Was mich wundert ist: wenn man die Kopplung zu stark anzieht, dann kommt (nach einem kurzen verzerrten Fiepen, welches ja normal ist) nur noch ein verzerrter (geclippter?), relativ hart klingender 100Hz-Netzbrumm, der etwas lauter als der Grundbrumm ist. Ist das Normal? Ich hab das zumindest in den Youtube-Videos vom VE301W nie gesehen.

Plus.. nach meinem Verständnis soll man durch Umstecken der Antenne an die verschiedenen Anzapfungen prinzipiell auch die Lautstärke beeinflussen können. Allerdings hat sich bei meinen Empfangsversuchen gezeigt, dass manche Sender zB nur auf Buchse 3 empfangbar sind, aber überhaupt nicht auf 1, 2 und 4. Ist auch das normal?

Ein Teil steht noch aus: ein 50 kOhm-Widerstand hat einer Messung nach 70 kOhm. Gerät spielt trotzdem, würde aber dennoch gerne tauschen. Hat jemand zufällig so einen 50KOhm-Widerstand aus der Zeit?

Bilder und Bericht von der Aufbereitung des Becherkondensators folgen in Kürze.

Beste Grüße,
Marc
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von mrossx »

So und hier die Bilder...

Wie andere schon geschrieben haben: Wachs bzw. Paraffin schrumpft beim Abkühlen erheblich. Das Wachs zieht beim Abkühlen die Seitenwände merklich nach innen, und bildet regelrechte Löcher. Ich habe diese dann mit einem zweiten Guss Paraffin aufgefüllt.

Im übrigen kann ich nur davon abraten, zusätzlich zum Wachs das Ding wieder mit Teer zu verschliessen. Wie ich heute gelernt habe hat Teer hat eine sehr geringe Temperaturspanne zwischen "nicht weich genug" und "raucht und stinkt" und ist daher sehr schwer zu verarbeiten. Selbst in flüssiger Form ist er nicht wirklich flüssig, Bearbeitung mit Heissluftpistole (in der Hoffnung den über den Kondensator gehaltenen Teerbrocken zum Abtropfen zu bringen) erzeugt nur viel Rauch und Gestank und kaum nennenswerten Fluss, und 100 Grad sind fast etwas wenig (Schmelzen in im kochenden Wasserbad stehender Dose scheidet daher auch aus). Zudem liegt der Schmelzpunkt von Wachs bzw Paraffin deutlich unter dem von Teer, und wachsbenetzte Teerklumpen kleben auch nicht mehr aneinander. Der Teer schwimmt dann in kleinen Inselchen auf dem flüssigen Paraffin hin und her und versaut das schöne weisse Wachs, und es erhebt sich darauhin traditionell ein Heulen und Wehklagen.

Also: weg mit dem Teer-Zeug, besser aufheben um kleine Röhrchen-Teeries wieder zuzuschmelzen (da klappt es super: in Alufolie über Kerze vorsichtig heiss machen, mit Schraubenzieher in die Kondensatorhülse pressen, wenn es etwas erkaltet ist mit dem Finger glattdrücken, dann nochmal mit der unteren (blauen) Flamme eines Feuerzeugs die Teer-Oberfläche anschmelzen -> wird glatt und sieht wieder aus wie neu.)

Den Becherkondensator habe ich dann einfach bis zum Rand mit Paraffin aufgefüllt, Pertinax-Deckplatte draufdrücken (Paraffin spritzt aus den Ritzen schön durch die Gegend), abkühlen lassen, fertig. Hält vielleicht auf Dauer nicht ganz so gut wie Teer, aber die durchgeführten Anschussdrähte geben ja auch noch etwas Halt.

Rückblickend hätte sich vielleicht sogar auskochen gelohnt, da die Kondensatorwickel augenscheinlich alle noch in recht gutem Zustand waren. Aber dann ist ggf. das Verschliessen mit Teer wichtig um Luftfeuchtigkeit fern zu halten.. vielleicht lieber doch nicht.

Viele Grüße,
Marc
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von Vagabund »

Servus Marc,

also ich bin der Meinung, du hast beim Umgang mit dem Teer viel zu wenig Geduld. Blockkondensatoren, die in Teer vergossen sind, schmelze ich bei ca. 80°C in NICHT kochendem Wasser aus, das geht hervorragend, wenn man etwas wartet (15 - 20 min). Der Blockkondensator "zerfällt" fast von selbst. Dabei ist es aber wichtig, daß der Block nicht direkt am Boden des Topfes steht, sonst löst sich der Lack.
Anders herum, nachdem ich frisch vergossen habe, kommen Teerkrümel oben drauf und werden mit einer kleinen Lötflamme glatt zum Fließen gebracht. Braucht Geduld, Zeit und etwas Fingerspitzengefühl, funktioniert aber 1A und sieht aus wie neu, zumindest bei mir, ohne Rauch und nur wenig Gestank.
Beim VE-Block ist es aber wegen des Deckels egal, hier zählt nur das Endresultat.
Viele Grüße
Philipp

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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von mrossx »

Zum Ausschmelzen reichen sicher 80 Grad, da muss es ja nicht flüssig sein, nur weich. Das mit den Bröckchen/Flocken die man dann gleichmässig mit einer Flamme schmilzt klingt aber auch gut, habe ich so nicht versucht. Scheint eine der wenigen praktikablen Lösungen zu sein. Teer auf Wachs giessen funktioniert nämlich definitiv nicht. Ausserdem ist Teer echt eklig vom Verarbeiten her. Möglicherweise fehlt mir da tatsächlich die Geduld :wink:

Viele Grüße,
Marc
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von Vagabund »

Ja, da gebe ich Dir recht, ist recht hakelig das Zeug.
Kalte Bröckelchen drauf, dann mit Lötflamme oder Feuerzeug schmelzen, bis es sich an Ort und Stelle "breit" macht. Das geht gut.
Viele Grüße
Philipp

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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von amiga3000 »

ich hab das so gemacht:

Bild

Habe den Block nicht ausgegossen,hält auch so.

Guten Appetit :mrgreen: . Das sind die alten Wickel:

Bild

Den Block hatte ich nicht ausgebaut:

Bild
Mfg.
Mario
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von tickticktick »

Hallo zusammen,

wie wird eigentlich sichergestellt, dass bei Erwärmung des Radios das Wachs nicht heraustropft? Eigentlich sehr schön gemacht die Reparatur.
LG Klaus-Günther
Vielen Dank für die freundlichen und hilfreichen Tips

keiner der blind alle Kondensatoren tauscht
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amiga3000
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von amiga3000 »

Ich habe mit dem heißluftfön nur solange und so stark erwärmt,das ich die Wickel gerade gut rausziehen ließen. Vorher hatte ich die einzelnen Wickel mit Entlötlitze vom Deckel abelötet,um den Deckel leicht ab zu kriegen.
Mfg.
Mario
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Re: VE301 Blockkondensator Wachs

Beitrag von olli0371 »

Hi Klaus-Günther,

normalerweise wird es im Radio nicht so warm, dass Wachs anfängt zu fliessen.
Mir gefällt die Reparatur auch - allerdings bin ich mittlerweile dazu über gegangen die originalen Wickel zu erhalten. Nach dem Auskochen in Wachs sind ca. 95% der Wickel wieder sehr gut brauchbar. Das gilt neben den Blockkondensatoren auch für die kleinen Papierwickel.

Gruß
Okiver
Nette Grüsse aus dem Ruhrgebiet.

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