Nordmende Super 186: Wie gut soll der UKW - Empfang sein?

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thraoul
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Nordmende Super 186: Wie gut soll der UKW - Empfang sein?

Beitrag von thraoul »

Werte Leidensgenossen, ich habe auf dem OP-Tisch einen recht merkwürdigen Patienten. Ein Nordmende 186 WU, eines der ersten UKW - Geräte. Das Gerät hat folgende Röhrenbestückung : ECH42, EF41, EBF80, EL41 und besitzt daher m.EA nach keine eigene UKW Röhre. Der UKW Empfang ist nach einer Grundüberholung des Geräts eher bescheiden, insbesonders die Trennschärfe läßt sehr zu wünschen übrig. Ein vorsichtiger Abgleichversuch mittels "Bordmitteln" (Steuerspannung an EM) bringt nur noch weitere Verschlechterung. Die auf dem Schaltplan angegebenen Ströme und Spannungen sind alle soweit im Toleranzbereich, mit Ausnahme der EF41, hier liegt die Anodenspannung etwa 30V zu hoch, der Anodenstrom ist jedoch normal. Eine Ursache konnte ich jedoch nicht finden, alle Kondis und Widerstände in der Umgebung sind OK.

Ein Röhrentausch mit einem Satz geprüfter Röhren ergab null Verbesserung. Je länger ich das Gerät untersuche, umso mehr Fragen wirft es auf. Es gab anscheinend mindestens 2 Varianten unter derselben Modellbezeichnung (ohne Zusatz). Der Schaltplan bei RM.org unterscheidet sich im Demodulationsteil (EBF80) erheblich von dem Plan, der bei meinem Gerät beiliegt und auch der Schaltung in meinem Gerät entspricht. Bei dem Plan vom RM.org findet man die gewohnten Bauteile eine UKW-Empfängers, wie zB den Ratioelko. Bei meinem sind all diese Teile nicht vorhanden - alles ist bedeutend einfacher aufgebaut. Und trotzdem hat das Gerät UKW - Empfang, aber halt eben sehr schlecht. :cry: Hat man damals hier eine Fehlkonstruktion auf den Markt gebracht, die man kurze Zeit später aufgerüstet und sogar später mit einem "richtigen" UKW - Teil (s. Modell 186 WU9) ergänzt hat?


Wer hat Erfahrung mit solch frühen UKW - Geräten? Sind dies Kinderkrankheiten - sprich waren die ersten UKW Geräte eher mäßig beim Empfang - oder muss ich nochmals mit "schwerem Geschütz" an dieses Gerät ran? :wut:

Vielen Dank im voraus für eure Hilfe! :bier:
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hoeberlin
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Re: Nordmende Super 186: Wie gut soll der UKW - Empfang sein

Beitrag von hoeberlin »

Hallo, Thraoul,
Bei diesen frühen UKW Geräten, die weder eine Vorstufe, noch einen Ratiodetektor haben, sind erhebliche Kompromisse unausweichlich.

Statt eines Ratiodetektors hat das Gerät einen Flankendemodulator, d.h. Einfach ausgedrückt, das z.B. die ZF selbst auf 10,7 Mhz abgeglichen wird, der letzte Kreis jedoch so, das er bei 10,7 Mhz nur die halbe Amplitude erreicht. Dieses wird dann gleichgerichtet, und ergibt eine Spannung X. Schwankt nun ( durch die Frequenzmodulation ) die Frequenz, dann wird die Amplitude, da wir uns ja mitten auf einer Schrägen Flanke befinden, im Takt dieser Modulation ebenfalls schwanken. Trennt man nun dort über einen Koppelkondensator die "Spannung X" ab, erhält man reine NF. Soweit die Theorie.
In der Praxis hat das auch meistens funktioniert, weil nur wenige Sender empfangbar waren, und der Abstand zum Nachbarsender auf der Skala relativ groß.
Das ist heutzutage anders.
Nun zur Frage, was man von diesem Gerät heute erwarten kann:
- Ärger mit den Nachbarn, falls zufällig die Oszillatorfrequenz deren UKW Empfang stört
- relativ bescheidene Empfindlichkeit, also nur Empfang starker Sender
- bei korrektem Abgleich einigermaßen verzerrungsarmer Empfang bei genauer Abstimmung. Diese muss nach Gehör erfolgen, jeweils links und rechts davon treten Verzerrungen auf.

On diesem Gerät findet sich auch eine Reflexschaltung, die ZF Röhre wird gleichzeitig als NF Vorstufe verwendet. Das funktioniert nur dann, wenn die Bauteile rundherum korrekte Werte haben.

Vielleicht hilft das weiter.

VG Henning
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paulchen
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Re: Nordmende Super 186: Wie gut soll der UKW - Empfang sein

Beitrag von paulchen »

Henning war schneller... Muss ich eben alles nochmals neu schreiben.
Noch als Zusatz.
Es gab von dem 186 zwei Varianten. Einmal Deinen 186WUV (mit Flankendemodulator) und dann den 186WU mit Ratio.
Letztere ist die bessere Variante.
Empfindlich sind beide aber nicht. Du brauchst dafür eine richtig gute Antenne um einigermaßen Spaß auf UKW zu haben.
Dem Rest von Henning ist nichts hinzuzufügen.

paulchen
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thraoul
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Re: Nordmende Super 186: Wie gut soll der UKW - Empfang sein

Beitrag von thraoul »

Besten Dank für die ausführliche Rückmeldung!

Ich denke, dann habe ich wohl das Maximum aus diesem Gerät herausgeholt. Das Gerät ist jedenfalls mit dem reichen Angebot im Kabel (Abstand jeweils 0,6 MHz von Sender zu Sender) heillos überfordert. Die Regelspannung erreicht bei UKW maximal 0,8V, bei MW/LW sind es bei starkem Sender mehr als 4V.

Ich werde ggf noch einen Abgleich wagen und die Reparatur damit abschließen.
McLolly
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Re: Nordmende Super 186: Wie gut soll der UKW - Empfang sein

Beitrag von McLolly »

Hallo,

ja, da kann ich meinen Vorrednern nur beipflichten.
Ich habe mit meinem Loewe Opta Globus ähnliche Erfahrungen gemacht. Schwache Gesamtleistung beim Empfang, da auch mein Gerät keine aktive UKW-Vorstufe hat.
Ich habe mal über die Flankendemodulatorschaltungen gelesen, dass ein genauer Abgleich mit Wobbler und Oszi dann das Maximum herausholt, wenn man eine möglichst geradlinige Flanke am ZF-Filter einstellt. Dann gäbe es die wenigsten Verzerrungen.
Von der Empfangslage her wohne ich an einem Ort mit nur sehr wenigen starken Sendern, was dieser Schaltung sehr entgegen kommt. Ich habe einen handelsüblichen Schleifendipol genau in Empfangsrichtung meiner Lieblingssenderkette aufgehängt und ein bisschen mit dem optimalen Standort experimentiert.
So bekomme ich jetzt drei Sender in brauchbarer Qualität. Aber ans Kabel würde ich die Kiste auch nicht hängen, dafür ist die Trennschärfe bei weitem nicht ausreichend.

Gruß,
Carsten.
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thraoul
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Re: Nordmende Super 186: Wie gut soll der UKW - Empfang sein

Beitrag von thraoul »

Ich habe zwischenzeitlich noch einen Abgleich mit den mir zu Verfügung stehenden Mitteln gewagt - das hat nochmals eine deutliche Verbesserung erbracht. :mauge:

So soll es sein, so kann es bleiben :roll:

Danke nochmals an alle für ihre Hilfestellung bzw Erfahrungen! :bier:
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Re: Nordmende Super 186: Störungen

Beitrag von DiRu »

Bitte daran denken:
Das Gerät ist nicht "störstrahlungsarm". Außer Störungen bei anderen UKW Kanälen treten auch noch Störungen durch Oberschwingungen des Oszillators auf. Die störten ehemals die analogen TV Programme. Da gab es dann z.B. "Wellenlinien" im Bild.
Heute wird der Frequenzbereich von DAB/DAB+ genutzt. Eine Störung dort ist von einem DAB/DAB+ Hörer nicht so einfach zu erkennen. Möglicherweise kommt es zur Stummschaltung (Muting) des Empfängers, wenn aufgrund der Störung zu viele Symbol- bzw. Bitfehler entstehen.
MfG DR