Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

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holger66
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Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von holger66 »

Heute früh stellte mir ein Sammlerkollege aus Köln das Gerät des Typs Graetz Sinfonia 522 eines Bekannten vor, er meinte, darin sei eine ungewöhnliche und potentiell gefährliche Bastelei eigener Art zu finden, schaut es Euch selbst an:

Bild

Man erkennt (blaue Pfeile), die Bohrungen im Chassisblech, an denen einmal der originale Flachgleichrichter angebracht gewesen war. Der war entfernt und auf wirklich "geniale" Weise mit vier Dioden ersetzt worden. Dabei waren die beiden Wechselstromzuleitungen (roter Pfeil links) mit einem "Klatschen" weicher Pampe (rote Kringel, Silikon war es nicht, viel weicher !) am Gehäuse des UKW-Tuners angekleistert worden, die Gleichstromableitungen (roter Pfeil rechts) auf gleiche Art am Gehäuse eines Bandfilters. Das alles mäßig mit Lötzinn zusammengeschmiert und dann noch mit mehreren Klecksen von der Pampe "versiegelt".

Sowas hatte ich auch noch nie. Glücklicherweise hatte ich mehrere passende Flachgleichrichter vorrätig und habe dann gleich einen leistungsmäßig höherwertigen B250C90 genommen, der noch gute Spannungswerte lieferte um damit den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen.

Das durchgebrochene Magengeschwür habe ich der städtischen Müllentsorgung anvertraut. Aber ein Foto zur Erheiterung der Forengemeinde mußte doch sein....

Bastler gibt´s, oh Mann !

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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Hobbybastler
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von Hobbybastler »

Hallo Holger,

na ja, Sachen gibt's, die gibt's gar nicht...

Da kann man von Glück sagen, dass da nichts passiert ist.


Grüße

Martin
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makersting
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von makersting »

Diese grünen Dioden interessieren mich. Als Kind habe ich ebensolche im Ausschlachteifer irgendwo ausgelötet. Sie lagen lange in meinem Fundus. Alle Jubeljahre bekam ich sie in die Finger und wunderte mich über die ungewöhnliche Farbgebung. Ich hatte zu der Zeit keine Halbleitertabellenbücher, wo ich hätte nachschlagen können. Vielleicht kann jemand etwa dazu sagen.
Welle
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von Welle »

Schön sieht es nicht aus. Und gesetzt den Fall, der Klebemeister hat gewußt mit was für einer Pampe (also bezüglich Isolationsvermögen, Haftfähigkeit auf den zu verbindenden Materialien, Temperaturbeständigkeit usw.) er da arbeitet, halte ich dieses Gebastel nur für ein kosmetisches Problem. Begründung: am original Gleichrichter waren die Lötfahnen auch nicht isoliert und da Laien normalerweise bei geschlossener Rückwand da nicht drankommen was soll also passieren? Außerdem gibts in einem solchen Radio noch genug andere Stellen an denen sich Unkundige einen elektrischen Schlag holen können.
Gruß Welle
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Rhythmus S1264
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Beitrag von Rhythmus S1264 »

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holger66
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von holger66 »

makersting hat geschrieben:Diese grünen Dioden interessieren mich.
Das waren BY127, Reichelt liefert die auch, allerdings nicht in grün. Waren die von der US Army stibitzt ? Lach....

H.
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Hotte
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von Hotte »

holger66 hat geschrieben: Sowas hatte ich auch noch nie.
H.
Das geht noch besser. Bei meinem jetzigem Patienten ist der Netztrafo defekt. Den Trafo hat man angeschlossen gelassen, die Heizwicklung funktioniert ja schließlich noch. Den Gleichrichter hat man vorsichtshalber abgeklemmt. Braucht man auch nicht mehr, die Anodenspannung wurde direkt vom Netz genommen. Damit das auch mit nur einer kleinen Diode klappt (Typ kann ich nicht mehr entziffern) wurde sicherheitshalber vor der Diode ein 2 NF 500 V Papierkondensator nach Masse angeschlossen. Naja, Lötzinn war wohl knapp, der C war an einer Masseschraube des Trafos festgeschraubt und für den Rest haben Lüsterklemmen es auch getan. :-)
Da es sich um einen Reparaturauftrag handelt habe ich leider keine Fotos davon gemacht.

Gruß... Hotte
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von röhrenradiofreak »

BY127 habe ich noch in grünem und rotem Gehäuse, falls jemand solche sucht.

Lutz
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von -Old School- »

... mach mal an deinem PC, dein Netzteil auf, da siehste die "Pampe" wahrscheinlich auch....
scheint also "Koscher" zu sein 8_) . Ist wohl mit CE-Zeichen abgesegnet.
mfg Nick

.. als Kind wollte ich für die Firma Solid State arbeiten. Jetzt ist es ein Hobby.
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Rhythmus S1264
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Beitrag von Rhythmus S1264 »

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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von röhrenradiofreak »

Holger schreibt aber, die Pampe sei viel weicher als Silikon. Das Zeug, mit dem Bauteile in modernen Geräten festgelegt sind, ist viel härter.

Auch wenn die Pampe selbst irgendwelche Zulassungen haben sollte, kommt es auf die fachgerechte Verwendung an. Diese ist bei dem Gleichrichterersatz, um den es hier geht, auf keinen Fall gegeben.

Lutz
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von DerJogi »

Auch wenn man in den alten Geräten ohnehin an allen Ecken und Kanten eine gewischt kriegen kann, und das Zeugs, mit dem diese "Schaltung" verkleistert wurde, ein CE-Zeichen haben mag...sowas ist einfach nur Pfusch. So würde ich das nicht mal "reparieren", wenn ich das Radio nur selbst nutze. Wenn man kein Ersatzteil bekommt, und/oder einfach keinen Wert auf Originalität legt, dann kann man natürlich selbst was basteln, aber doch bitte nicht so :|
Gruß Jürgen :hello:
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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von wolters »

Also ich denke doch, dass sich die meisten einige sind , dass dies nicht nur Pfusch ist sondern auch absolut ekelerregend aussieht. Zudem , wie bereits angesprochen, es kann sich verflüssigen .... wer weiss.... und dann ? Wohing kann es fliessen, Kurzschlüsse etc ? Nein, also wirklich . Wer dies tat , hat weniger Ahnung als -wenig- .
Meine Frau meinte, das erinnere sie an alten, durch Wärme verschmorenen Bauschaum.... wer weiss.

lG

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Re: Gleichrichterersatz: wie man es nicht machen sollte

Beitrag von makersting »

Offengestanden finde ich den Hype um die Vergussmasse nicht ganz angebracht. Es ist nicht bekannt, was es ist, von daher wird m.E. etwas vorschnell abgeurteilt.
Was ich erkennen kann, ist, dass sich das Zeug nicht wegbewegt hat. Man kann am Rechten Haufen noch gut Strukturen vom Auftragen erkennen.
Das das Ganze nicht gut gemacht ist, sehe ich auch. Mir sind aber erheblich schlimmere Gefährdungen untergekommen.