Kuriositäten

Allgemeines und was sonst nirgendwo reinpasst zum Thema "Dampfradios".
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röhrenradiofreak
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Hier sozusagen ein Vorläufer des Steckernetzteils:
https://www.radiomuseum.org/r/tefi_zwer ... z_131.html
Im Netzstecker befindet sich der Vorwiderstand für die Röhrenheizung, der fast 14 W in Wärme umsetzt. Das Steckergehäuse wird sicher ziemlich heiß.
Auch die Befestigung der Lautsprechermembrane ist nicht alltäglich.

Und hier ein sehr ungewöhnlicher Fernseher:
https://www.radiomuseum.org/r/sinclair_ftv1ftv.html
Das Gerät hat etwa die Größe eines Walkmans, das sichtbare Bild knapp die Größe einer Streichholzschachtel. Die Bildröhre ist eine sehr ungewöhnliche Konstruktion: Das Kathodenstrahlsystem (mit elektrostatischer Ablenkung, wie bei einem Oszi) ist quer eingebaut, das Bild wird in flachem Winkel von vorn rechts auf die Leuchtschicht geworfen, die sich an der Rückseite des Glaskolbens befindet. Die dadurch entstehende Trapezverzerrung wirde durch entsprechende Vorverzerrung der Ablenkung ausgeglichen. Im Gerät befindet sich nur ein einziges IC, das unglaublich viele Funktionen enthält: Hinein geht die Bild-ZF, heraus kommen die fertig demodulierten Signale für Video und Ton sowie die Sägezahnspannungen für die Ablenkung. Das Gerät empfängt ohne Umschaltung mehrere Fernsehnormen! Zur Stromversorgung wird eine flache Polaroid-Batterie an der Rückseite eingeschoben. Das ist einer der größten Nachteile dieses Gerätchens, dass solche Batterien schon damals schwer und heute überhaupt nicht mehr zu bekommen sind. Ein weiteres Manko ist sie Stoßempfindlichkeit der Bildröhre: Die Kontakte bestehen teilweise aus Leitsilber, das auf das Glas aufgedruckt ist. Sie reißen leicht ab, wenn das Gerät runterfällt, das ist kaum wieder zu reparieren.

Lutz
radioschrat
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Re: Kuriositäten

Beitrag von radioschrat »

Ein typisches Produkt von Clive Sinclair. Always a day late and a pound short. ;-)

Ralf
Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh ich am Oszillatorkreis.
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röhrenradiofreak
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

https://www.radiomuseum.org/r/general_el_a_600a60.html
Das ist nicht etwa eine Kombination aus Fernseher und Plattenspieler, sondern ein Plattenspieler mit einer Art Diaprojektor für Kinder. Zu manchen Konderschallplatten gab es kleine Filmstreifen mit einer Anzahl Standbildern, die parallel zum Abspielen der Platte gezeigt wurden. In dem ersten Beitrag unter den Gerätedaten ist ein Youtube-Video verlinkt, wo das Prinzip erklärt und ein ähnliches Gerät in Funktion gezeigt wird.

https://www.radiomuseum.org/r/philco_chassis_810pv.html
Ein amerikanisches Autoradio aus den 30er Jahren, das keinen Rundfunk, sondern nur den Polizeifunk empfängt. Dieser lag in den USA damals im Grenzwellenbereich zwischen dem oberen Ende des Mittelwellenberieches und etwa 3 MHz. Es gab von verschiedenen Herstellern sowohl durchstimmbare Empfänger wie diesen, als auch solche, die mittels Quarz fest auf die örtliche Polizeifunkfrequenz eingestellt wurden. Al Capone lässt grüßen...
60 Jahre später gab es die Scanner, mit denen man illegal den Polizeifunk und andere Funkdienste abhören konnte. Aber ob das Abhören des Polizeifunks in den 30er Jahren in den USA legal war? Weiß jemand etwas darüber?

Lutz
radioschrat
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Re: Kuriositäten

Beitrag von radioschrat »

Das Abhören des Polizeifunks ist in den USA auch heute noch legal. Es gab zeitweise sogar Scanner, die den Polizeifunk als Stream ins Internet übergeben haben.

Dort durfte und darf man auch ohne weiteres Flugfunk, Seefunk usw. hören.

Ralf
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röhrenradiofreak
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Zur Zeit habe ich gerade so einen Fernseher in der Mangel:
https://www.radiomuseum.org/r/philips_discoverer.html

In geschlossenem Zustand sieht er aus wie ein etwas zu groß geratener Motorradhelm. Das getönte Visier wirkt als Kontrastfilterscheibe. Um ein helleres Bild zu erhalten, kann man es hochklappen.

Nachteilig ist, dass das Gerät keine Netztrennung beitzt (ja, das gab es bei kleineren Fernsehern auch noch um 1990!). Eine Scart-Buchse gibt es deshalb nicht, so dass der Fernseher heute nur noch an einer Signalquelle mit Modulator betreibbar ist.

Vor kurzem habe ich so einem Autoradio wieder Töne beigebracht:
https://www.radiomuseum.org/r/continent ... nknow.html

Nicht nur das Design mit der Uhrenskala ist ungewöhnlich. Zunächst gelang es mir nicht, die NF-Endstufe in Betrieb zu setzen. Nachdem ich einen Schaltplan beschafft hatte, wurde klar, warum: Der Ausgangsübertrager befindet sich nicht im Radio, sondern am Lautsprecher, welcher fehlte. Mit dem Ausgangsübertrager aus einem geschlachteten Kofferradio habe ich es wieder zum Spielen bekommen. Was hat die Entwickler nur bewogen, den Ausgangsübertrager außerhalb des Radios unterzubringen? Im Gehäuse wäre genug Platz dafür.

Dass ich nicht als erster vor diesem Problem stand, sieht man hier auf dem dritten Bild:
https://www.radiomuseum.org/r/conti_edi ... en_m6.html
Das ist ein fast identisches Gerät. Die originalen Endstufentransistoren fehlen, statdessen ist etwas anderes hineingebastelt, das man als rm-Nichtmitglied nicht genau erkennen kann.

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Klarzeichner »

Es gab schon verrücktes Zeugs. Andererseits, wenn man nicht Unkonventionelles ausprobiert, gibt's auch keinen richtigen Fortschritt.

Kleine Korrektur zum ersten Eintrag: Das RONDO-Radio war nicht in einer Urne untergebracht, sondern in einer Vase. Das ist dann doch ein Unterschied...

Gruß
Stefan
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das stimmt. Trotzdem werden die Geräte in der Literatur oft als Urnen-Radios bezeichnet.

Lutz
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Micha94
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Micha94 »

Ein reines Monogerät, was den Titel Stereo trägt:
https://www.radiomuseum.org/r/saba_wildbad_100.html

Der Trick dahinter: Der Schalter "Phono-Stereo" schaltet Anodenspannung und Lausprecher weg, dafür eine Stereoleuchte ein :shock:
Das Gerät kann dann als passive Lautsprecherbox verwendet werden. Stereo ist nur mit passendem Verstärker, sowie zusätzlichem Stereoplattenspieler möglich:
https://www.radiomuseum.org/r/saba_ster ... tv100.html

Der Anfang von dreisten Marketing?
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Sicher ist das fast nur eine Marketing-Aktion, denn nur wenige dieser Radios durften so für Stereo genutzt worden sein. Eine ordentliche Stereo-Wirkung kommt sowieso nur zustande, wenn die beiden Wiedergabekanäle ähnliche Eigenschaften haben. Das gilt zum Beispiel für den Frequenzgang und die Phasenlage. Wenn man an einen Stereo-Verstärker zwei unterschiedliche Lautsprecher anschließt, passt das meist nicht zusammen. Aber die frühen Stereo-Aufnahmen bestanden oft darin, dass z.B. der Gesang auf dem einen Kanal und die Instrumente auf dem anderen Kanal waren, wie z.B. bei vielen Aufnahmen der Beatles. Das war mehr ein Gag als ein räumlicher Klangeindruck, dann kommt es auch nicht so sehr darauf an, ob die Lautsprecher gleich sind.

Viel dreister finde ich die "Stereo"-Geräte con Continental/Imperial, siehe mein Eröffnugnsbeitrag, die technisch mit "Stereo" nicht das geringste zu tun haben.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein Audioverstärker ein, den ich vor über 10 Jahren repariert, oder besser gesagt, modifiziert habe. Er trug die Aufschrift "5.1 Surround", enthielt aber nur zwei Endstufen. Die Lautsprecherausgänge waren einfach, zum Teil über Vorwiderstände, auf die beiden Kanäle aufgeteilt worden. Das "Multi Level Spectrum Display" an der Frontseite, eine Matrix mit ca. 10 x 8 LEDs, war nur eine Aussteuerungsanzeige, bei der viele LEDs zusammengeschaltet waren. Aber der größte Klopfer waren erheblicher Verzerrungen auf beiden Kanälen, weil die Endstufentransistoren viel zu wenig Vorspannung erhielten. Unglaublich, dass so ein Schrott (von RTL Shop) verkauft wurde.

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Hier noch eine Kuriosität: ein Ghettoblaster mit zwei CD-Laufwerken.
https://www.radiomuseum.org/r/grundig_t ... d_500.html

Geräte mit zwei Cassettenlaufwerken findet man öfter. Das macht ja auch Sinn, zum Beispiel zum Kopieren von Cassetten (auch wenn die Kopie bei der Qualität mancher Geräte nicht hörenswert ist). Aber bei einem tragbaren Gerät kann ich mir kaum vorstellen, wofür zwei CD-Laufwerke gut sein sollen.

Auf dem Gerät steht "Grundig", aber 1999 kam die Henkelware, die unter dieser Marke verkauft wurde, schon lange aus Fernost.

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Munzel »

Ich habe noch eine Kuriosität:
Barlow Wadley XCR 30
Das ist ein Kofferradio aus den frühen 70er Jahren mit durchgehendem Empfangsbereich von 500kHz - 31MHz. Dreifachsuper mit AM- und SSB-Empfang. Das Gerät gab es auch mit UKW-Teil.
Besonders bemerkenswert ist die linear geteilte Skale, mit der eine hohe Einstell- und Wiederkehrgenauigkeit möglich ist.
Konnte hierzulande scheinbar keiner, sowas.


MfG
Munzel
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Re: Kuriositäten

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ein Dreifachsuper ist schon etwas besonderes, das findet man nicht so oft.

Im World Radio TV Handbook 1978 befindet sich eine Bewertung dieses und anderer Weltempfänger. Dort steht, dass der XCR 30 sowohl Vor- als auch Nachteile hat. Zu den Vorteilen gehören: Hohe Empfindlichkeit und Trennschärfe auf Kurzwelle, guter SSB-Empfang, sparsamer Batterieverbrauch, robustes Metallgehäuse. Als Nachteile werden genannt: mäßige Empfindlichkeit auf Mittelwelle und UKW (sofern das betreffende Gerät einen UKW-Tuner hat: wegen dessen Störstrahlung war er in einigen Ländern nicht zugelassen), schlechte Großsignalfestigkeit, der Eingangstransistor wird durch statische Entladungen auf die Teleskopantenne leicht zerstört.

Lutz
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Re: Kuriositäten

Beitrag von radioschrat »

So aus der Welt war das nicht. Das gleiche Prinzip, der sog. Wadley-Loop, wurde auch bei älteren Racal-Empfängern (RA17) und Geräten wie dem Yaesu FRG7 und FRG7000 sowie einigen Empfängern von Radio Shack eingesetzt. Die Krankheit mit dem schlechten Großsignalverhalten hatten sie alle.

Zudem wäre das für unsere hiesigen Hersteller eine Patentfrage gewesen.

Ralf
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Munzel
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Re: Kuriositäten

Beitrag von Munzel »

Hallo,

also von Schwierigkeiten mit starken Sendern weiß ich beim FRG7 eigentlich nur bei den Geräten mit Gilfer-Modifikation.

Beim FRG7000 kann ich es bestätigen, der war aber trotz sehr ähnlicher Schaltung generell nicht der große Wurf. Mangelnde Großsignalfestigkeit wurde schon gesagt, fehlende Einstellung der HF-Verstärkung (nur eine einfache 20dB Vordämpfung), starkes Rauschen, Störungen durch den Digitalteil und, als KO-Kriterium: eine vergleichsweise starke Drift (nach Abstimmung über 1kHz). Meiner Meinung nach rührte das vom Kunststoffdielektrikum des Drehkondensators her, welches sich dann setzte.
Ich hatte so einen FRG7000 und ihn aus den genannten Gründen wieder verkauft.

Auch mit Wadley Loop ist der Realistic DX302, der war ausgenommen die Drift in allen Belangen besser und hatte auch eine gescheite HF-Regelung.

Sicher wäre es eine Patentfrage gewesen, aber Yaesu, Realistic, Drake und andere hatten das Geld offenbar.
Diese Lücke bei Koffergeräten, Amateurfunkempfängern (und später dann bei tauglichem Hifi allgemein) wundert mich schon.


MfG
Munzel
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Re: Kuriositäten

Beitrag von radioschrat »

Munzel hat geschrieben:Beim FRG7000 kann ich es bestätigen, der war aber trotz sehr ähnlicher Schaltung generell nicht der große Wurf.
Eigentlich schade, denn von der Optik her fand ich den sehr gelungen. Ich hatte mal einen und habe den auch wieder abgegeben.
Auch mit Wadley Loop ist der Realistic DX302...
Radio Shack. Sag ich doch... :-)
Sicher wäre es eine Patentfrage gewesen, aber Yaesu, Realistic, Drake und andere hatten das Geld offenbar.
Die haben aber auch nahezu ausschließlich den Markt für Amateurfunk- und Nachrichtenempfänger bedient, und das weltweit.

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