DKE38 - 500pF Kondensator?

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BattleToad
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DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von BattleToad »

Hallo liebe Dampfradiofreunde,

vor kurzem habe ich einen DKE38 restauriert (Kondensator - Tarn - Methode). Die Restauration war offenbar erfolgreich denn die von einem Funktionsgenerator produzierten Testsignale werden einwandfrei gefunden und wiedergegeben. Jetzt habe ich eine Frage:

Als ich den Apparat erstanden habe war zwischen der Erdbuchse und dem Schirmblech ein 500pF Kondensator eingelötet (der Kondur Kondensator):
500pF_01.JPG
Die Lötarbeit sah nicht gerade fabrikmäßig aus und ich vermute dass dieser Kondensator später hinzugefügt wurde. Im DKE38 Schaltplan gibt es den Kondensator nicht, deshalb habe ich ihn entfernt und bisher nicht wieder eingelötet. Durch diesen Kondensator wird ja sozusagen die Chassis - Erde (wenn der DKE38 ein Chassis hätte :-)) an die Erdung der Antenne gekoppelt (z.B. die Stromnetz - Erdung) und ich weiß nicht recht ob das eine gute Idee ist.

Im Internet bin ich über eine Seite gestolpert in der gesagt wird dass das wohl öfter so gemacht wurde, die Installation von meinem Gerät ist also kein Einzelfall. Hat von Euch jemand eine Idee was mit diesem Kondensator bezweckt wurde? Wollte man damit vielleicht ein aufkommendes Netzbrummen in den Griff kriegen?

Vielen Dank im Voraus,

Gruß Ralph
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klausw
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von klausw »

BattleToad hat geschrieben: Als ich den Apparat erstanden habe war zwischen der Erdbuchse und dem Schirmblech ein 500pF Kondensator eingelötet (der Kondur Kondensator).....Im Internet bin ich über eine Seite gestolpert in der gesagt wird dass das wohl öfter so gemacht wurde, die Installation von meinem Gerät ist also kein Einzelfall. Hat von Euch jemand eine Idee was mit diesem Kondensator bezweckt wurde? Wollte man damit vielleicht ein aufkommendes Netzbrummen in den Griff kriegen?
Hallo Ralph.
Damit wollte man kein Netzbrummen in den Griff bekommen.
Wenn du mal im Netz suchst, so wirst Du für den DKE verschiedene Schaltpläne finden, d.h. das Gerät erhielt über die Jahre Modifikationen in der Serie. Eine dieser Modifikationen ist ein (spannungsfester) Kondensator zwischen Masse des Radios und der Erdbuchse. Sinn der Maßnahme ist es, das Gerät nur mit eingestöpselter Antenne zu betreiben, ohne eingestöpselte separate Erdleitung (die je nach Aufstellungsort nicht zur Verfügung stand).

Vereinfacht ausgedrückt: Ohne Erdleitung würde die eingestöpselte Antenne in der Erstschaltung des DKE gleichsam "in der Luft hängen" -> die Erdbuchse ist ja ursprünglich vom Chassis getrennt, aber in jedem Falle über die Eingangsspule durchgängig mit 2 der 3 Antennenbuchsen verbunden.
Der Kondensator zum Chassis stellt also eine "Ersatzerde" dar.
In der Literatur werden Geräte, die diesen Kondensator bereits in der Serie besaßen (dort dann allerdings mit 5000 pF) mitunter als DKE 1944 bezeichnet. Schaltbild hier:
https://www.jogis-roehrenbude.de/VE-DKE-Plaene.htm

Der Kondensator birgt natürlich zusätzliches Gefahrenpotential, wenn er schadhaft wird oder zu wenig spannungsfest ausgewählt wurde.

Gruß
k.

k. steht für klaus

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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von hf500 »

BattleToad hat geschrieben: Der Kondensator birgt natürlich zusätzliches Gefahrenpotential, wenn er schadhaft wird oder zu wenig spannungsfest ausgewählt wurde.
Moin,
bei Ersatz soll dieser Kondensator ein gepruefter Entstoerkondensator der Klasse Y2 (Y1, Y) sein. Diese Kondensatoren muessen bestimmte Anforderungen erfuellen und im Fehlerfall ein definiertes Verhalten zeigen. Die Klasse Y ist fuer die Verwendung zwischen Netzpol und beruehrbaren Anschluessen/Gehaeuseteilen gedacht.
Sie muss daher hohen Anforderungen genuegen.

73
Peter
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Ich halte es für keine gute Idee, das heutige Stromnetz als "Ersatzerde" zu benutzen. Denn durch dessen Störverseuchung holt man sich so viele Störungen ins Radio, dass der Empfang wahrscheinlich keine Freude macht.

Lutz
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von radio-volker »

Servus,
Damit gebe ich dir vollkommen recht, das macht heute keinen Sinn mehr.
Gruss aus Trient,
Volker
http://luxkalif.de.tl/
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BattleToad
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von BattleToad »

Hallo,

vielen Dank für Eure ausführlichen Antworten, da habe ich was gelernt :-)!

Ich werde den Kondensator vorerst weglassen. Auf den großen Elkos habe ich den (Zeit)stempel "11 42" entdeckt, also ist mein Apparat wohl von vor 1944. Ich kann mich ja jederzeit umentscheiden und den Kondensator doch noch einlöten, natürlich unter Beachtung von Peters Spezifikationen :-).

Einen schönen Abend noch,

Gruß Ralph
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von hf500 »

Moin,
(Netzstoerungen) das gilt es natuerlich auch zu bedenken. Zumal es ohnehin kaum noch Sender gibt, die trotz der bescheidenen Empfindlichkeit des Geraetes die Netzstoerungen uebertoenen koennen ;-)

Wichtig ist vor allem, die Katode der Gleichrichterroehre mit hoechstens 50mA abzusichern. Die Verbindung Katode-Sockelanschluss dieser Roehre uebernimmt sonst gerne den Job, dafuer war sie schon zeitgenoessisch beruehmt. Viele Roehren mit intakter Katode wurden wegen durchgeschlagener Kondensatoren etc. unbrauchbar; zu damaligen Zeiten, wo es fuer den Zivilbedarf keine neuen Roehren gab, eine "Katastrophe".

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Peter
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von röhrenradiofreak »

Du könntest testweise die Erdbuchse mit dem Schutzleiter verbinden. Wenn dadurch die Störungen im Verhältnis zu empfangenen Sendern zunehmen, kannst Du Dir das Einlöten des Kondensators sparen. Denn wenn schon der Schutzleiter einen hohen Störpegel führt, werden es die stromführenden Leiter erst recht tun.

Lutz
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BattleToad
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von BattleToad »

Hallo Lutz,

in der Tat habe ich bei dieser Konstruktion noch immer ein schlechtes Gefühl... wenn ich den Kondensator irgendwann einlöte dann um den Originalzustand des Gerätes zu wiederherzustellen.

Bis dahin spiele ich erstmal mit der Standardkonfiguration des DKE38 herum :) .

Einen schönen Abend noch,

Gruß Ralph
klausw
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von klausw »

BattleToad hat geschrieben: in der Tat habe ich bei dieser Konstruktion noch immer ein schlechtes Gefühl... wenn ich den Kondensator irgendwann einlöte dann um den Originalzustand des Gerätes zu wiederherzustellen.
Bis dahin spiele ich erstmal mit der Standardkonfiguration des DKE38 herum :) .
Naja, ab Werk war Dein Gerät ohne diesen 500 pF konstruiert worden, wie die meisgten DKE. Den hat ein fachkundiger Mensch zu einem späteren Zeitpunkt eingelötet, weil dadurch -vor Ort- ein Vorteil erwirkt werden konnte. In der Werksmodifikation später DKE hat dieser Kondensator 5000 pF statt, wie hier, 500 pF.

Will man die Modifikation wieder herstellen (weil dieses Radio wohl die meiste Zeit seines langen Lebens mit dieser Modifikation verbracht hat), so lötet man wieder einen -entsprechend geeigneten, wurde oben beschrieben- Kondensator zu 500 pF (heute sind 470 pF gebräuchlich) ein.

Und als Erfahrungswert meinerseits, der nun seit 1976 ungezählte Röhrenradios instand gesetzt hat: Dieser Kondensator ist kein Grund, um schlaflose Nächte zu verbringen. Sein Einsatz ist einzig und allein mit der Frage verknüpft: Wie möchte der heutige Besitzer des Radios sein Gerät gestaltet wissen.

k.

k. steht für klaus

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BattleToad
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Re: DKE38 - 500pF Kondensator?

Beitrag von BattleToad »

Hallo liebe Dampfradiofreunde,

hier ein Update zum 500pF Kondensator - bisher hatte ich ihn weggelassen weil mir die Kopplung der Antennenerdung an stromführende Leitungen nicht geheuer war.

Inzwischen habe ich ihn aus folgenden Gründen doch wieder eingebaut:

- Ein zukünftiger Besitzer wird diesen lose beiliegenden Kondensator wohl nicht recht zuordnen können wenn dieser nicht ohnehin längst verlorengegangen ist.
- Ein altes unverbasteltes Radio wie dieses ist eine Zeitkapsel die eine Geschichte erzählt. Dazu gehört sicher auch diese zeitgenössische Modifikation der Antennenerdung.

Trotzdem wollte ich dieses meinem Gefühl nach zweifelhafte Konstrukt nicht wieder funktionsfähig machen. Deshalb habe ich den Kondensator nur an einem Ende angelötet und das andere Ende mit durchsichtigem Silikonschlauch abisoliert:

Bild Bild

Das Chassis sieht damit fast wieder aus wie vorher, und da der Kondensator jetzt nur ein dekoratives Element ist habe ich ihn original belassen obwohl ich die für den Einbau bestimmten Ersatzkondensatoren (SMD) schon besorgt hatte :-). Ich frage mich was dieses weiße Material ist mit dem die Kondensatorenden versiegelt sind, es fasst sich an wie Gips...

Dass ich jetzt beim Betrieb des Radios die Antenne selber erden muss finde ich lustig, das akzentuiert ein Radioerlebnis "wie es früher einmal war" :-).


Gruß Ralph