Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte 55

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hf500
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Re: Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte

Beitrag von hf500 »

Smutjes hat geschrieben: Beim Einschalten liegen fast 370V nach dem Gleichrichter an und die Spannung pendelt sich nach ca. 10 Sekunden auf ca. 275V ein (Aufladung Elkos???) und ist noch länger auf stabile 264V runtergegangen.
Moin,
die 370V sind die Leerlaufspannung des Netzteiles. Dazu gehoert eine Leerlaufspannung des Trafos von ca. 260V, das liegt im erwarteten Rahmen.
Dass die Spannung im Betrieb am Ladekondensator zurueckgeht, liegt am Innenwiderstand des Netzteils. Er setzt sich zusammen aus:
Ohmscher Widerstand der Primaerwicklung, ohmscher Widerstand der Sekundaerwicklung, Vorwiderstand nach dem Gleichrichter, Kopplungsverluste im Trafo. Sobald die Roehren angeheitzt sind und Strom abnehmen, faellt an diesen Widerstaenden eine dem Widerstandswert und Strom entsprechende Spannung ab.

Die ermittelten Temperaturen sind soweit ok. Warmwerden ist der Job der Widerstaende, Trafos jener Zeit sollten fuer eine Erwaermung von 50K gut sein, bezogen auf 25°C Umgebungstemperatur. Da die Netztrafos der Geraete Geld kosten, sind sie nicht groesser als unbedingt notwendig. Sie laufen annaehernd unter Vollast, was eine entsprecvhende Temperaturerhoehung mit sich bringt.

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Peter
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Re: Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte

Beitrag von hf500 »

röhrenradiofreak hat geschrieben: Wenn die Stromaufnahme des Radios in Ordnung ist, entsteht an einem 180 Ohm-Widerstand eine Verlustleistung von 0,86W.
Moin,
das muesste man ueberpruefen.
Die Verlustleistung kann jedenfalls hier nicht einfach nach UxI bestimmt werden. Der Strom zum Ladekondensator ist stark impulsfoermig, so dass man hier die Intrgralrechnung anwenden muss, wenn man die umgesetzte Leistung rechnerisch exakt ermitteln will.
Daher muss er Widerstand auch durch Versuch ermittelt werden, um in den Bereich der Sollspannung am Ladekondensator zu kommen. Der Spitzenstrom zum Ladekondensator ist hoeher als der ins Geraet abgegebene Gleichstom.

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Peter
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Re: Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte

Beitrag von Binser »

Moin zusammen,

also, ich möchte auf keinen Fall besserwisserisch klingen, aber wir sind vom Pfad der Fehlersuche "leicht" abgedriftet... Ich möchte nur anmerken, dass wir auf ein wichtiges Ergebnis einer Messung, wie von fritz52 angefragt
fritz52 hat geschrieben:Die Stromaufnahme aber hast du noch nicht wieder gemessen, hole das mal nach bitte.
noch warten.
Erst dann macht es Sinn, den korrekten Wert des Widerstandes nach dem Gleichrichter zu suchen. Ich würde vorerst auch keine wilde Teiletauschorgie vorschlagen, in deren Zuge womöglich zusätzliche Fehler eingebaut werden. Wie in meinem Post vorgeschlagen, würde ich den Koppelkondensator EABC-EL tauschen und gut is' für's Erste.
Dann messen wir die Spannungen im gesamten Gerät und entscheiden, was weiter folgen soll... wenn überhaupt noch weitere Arbeiten nötig sein werden.

Danke und Grüße,
Jörg
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Re: Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte

Beitrag von röhrenradiofreak »

hf500 hat geschrieben:Die Verlustleistung kann jedenfalls hier nicht einfach nach UxI bestimmt werden. Der Strom zum Ladekondensator ist stark impulsfoermig, so dass man hier die Intrgralrechnung anwenden muss, wenn man die umgesetzte Leistung rechnerisch exakt ermitteln will.
Das stimmt. Ich hatte übersehen, dass es vor dem Widerstand keine Siebkapazität gibt. Dann ist der Spitzenstrom während der Impulse viel höher als der Effektivwert, dadurch ist die Verlustleitung am Widerstand entsprechend höher. Vereinfacht betrachtet wären z.B. bei einem Stromflusswinkel von 72° (1/5 der Zeit) der Strom und damit auch die Verlustleistung 5 Mal so hoch. Eine exakte Berechnung wäre ziemlich kompliziert, da ist es einfacher, den nötigen Widerstandswert auszuprobieren.

Aber warten wir mal den Messwert für die Anodenstromaufnahme ab.

Lutz
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Re: Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte

Beitrag von Smutjes »

Hi,

heute Nachmittag hatte ich etwas Zeit und konnte die restlichen Kondensatoren tauschen. Im Anschluss habe ich mich an das Auslegen des Kompensationswiderstands für den Brückengleichrichter B380C1500RD begeben. Letztendlich verbaut habe ich zwei in Reihe (150Ohm 10W, 120Ohm 10W) geschaltete jeweils 10W Widerstände.

Hier nun die angefragten Werte nach 45Min Betrieb:

I=61mA
U hinter Gleichrichter = 287,1V
U hinter R1 150Ohm = 277,0V (0,62W Verlust)
U hinter R2 120Ohm = 269,5V (0,46W Verlust)

Die Trafospulentemperatur ist bei etwas über 40°. Die Widerstände sind für kürzere Zeit noch anfassbar, habe sie aber auf der Oberseite des Chassis verbaut. Sieht nicht schön aus, aber besser für die Wärmeableitung.

Die Kathodenspannung an der EL 84 beträgt nach dem Einschalten 6,457V und nach ca. 20Min 6,376V.

Ich gehe mal davon aus, dass jetzt alles soweit ok ist und ich mich nun der optischen und mechanischen Aufbereitung widmen kann.


Einen Fehler habe ich aber noch drin. Auf dem AÜ war ein Wima Bonbon mit 0,15mF verbaut. Laut meinem Schaltplan sollte dort ein 0,25mF Kondensator verbaut sein. Der parallele Widerstand unterscheidet sich auch. Nach Begutachtung eines anderen Schaltplans zur Gavotte 55 habe ich festgestellt, dass es wohl zwei verschiedene Layouts gibt. Vorerst habe ich einen 0,1mF Kondensator verbaut, da ich keinen anderen mehr da hatte. Ich hätte noch die Möglichkeit auf 0,2mF zu (Zwei 0,1mF parallel) ändern, bis ich einen passenden Kondensator habe. Welche Funktion hat dieser Kondensator, oder viel mehr, wie würde sich ein anderer Wert äußern.

Und wie bereits zuvor erwähnt, vielen Dank für den klasse Support.
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Re: Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte

Beitrag von röhrenradiofreak »

Der Kondensator gehört zur Gegenkopplungsschaltung und beeinflusst den Klang (Frequenzgang). Ob hier 0,15µF (nicht mF!) oder 0,2µF eingebaut sind, ist wahrscheinlich nur im direkten Vergleich hörbar, groß wird der Klangunterschied nicht sein.

Ich würde vorzugsweise wieder den Wert einbauen, der original verbaut war. Wahrscheinlich gab es in der Serie eine Änderung, um den Klang zu optimieren. Mit 0,2µF liegst Du zwischen dem alten und dem neuen Wert.

An diesem Kondensator liegen nur Spannungen von wenigen V an. Als Ersatz würde deshalb ein Kondensator mit 50V oder 63V Spannungsfestigkeit ausreichen. Wenn der Originalkondensator eine Spannungsfestigkeit von 125V oder höher hat, liegt das daran, dass seinerzeit keine Kondensatoren mit niedrigerer Spannungsfestigkeit verfügbar waren.

Lutz
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Re: Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte

Beitrag von Smutjes »

Hey, dann eilt der Kondenstortausch nicht. Dann kann das bis zur nächsten Bestellung warten. Ich meinte natürlich Mikrofarad, weiß aber nicht, wo das Zeichen auf der Tastatur ist:-). Hatte in dem Moment nicht drüber nachgedacht, das mF aber Millifahrad bedeutet.


Ich habe heute das Gerät ein wenig optisch aufgefrischt. Alle Messingteile mit Poliboy Messing aufbereitet und anschließen lackiert und neuer Schallwandstoff wurde aufgezogen. Zudem noch der Elektrostat mit etwas mehr Füllmaterial gestopft und auf Funktion geprüft.
Das Radio hört sich gut, mit sattem Bass und klaren Höhen an. Leider habe ich ein Brummgeräuschproblem :wut: . Das ist mir bei meinem kleinen Testlautsprecher zuvor nicht aufgefallen.

Das Brummen startet direkt nachdem Aufheizen, egal welcher Modus gewählt ist. Lautstärkeregelung ändert auch nichts. Der geht weg, wenn die Höhen raus und der Bass reingedreht werden. Also irgendwas mit den em Höhenregler.... Wenn man die Tiefen rausnimmt und die Höhen zudem voll aufdreht, ist der Brumm sehr stark und überstrahlt sogar die Musik. Elkos sind ja erneuert worden

Hier aber noch das angekündigte Bild der Gavotte 55
Gavotte 55.jpg


Ich habe mal die Verdrahtung geschaut....konnte natürlich keinen Fehler feststellen. Ich werde für dieses Problem aber einen separaten Thread erstellen.

Nochmal Danke für die bisherige Unterstützung und Vermittlung von Fachwissen.

VG
Markus
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Re: Spannung vor und nach Gleichrichter zu gering - Gavotte

Beitrag von röhrenradiofreak »

Smutjes hat geschrieben:Ich meinte natürlich Mikrofarad, weiß aber nicht, wo das Zeichen auf der Tastatur ist:-).
Alt Gr und m.

Lutz