Zweifarbige Gehäuse

[Christoph2]

Moin!
Nach ein paar Tagen kann ich einiges berichten, allerdings bis jetzt nur unerfreuliches.
Vorweg: von weisser Beize kann ich nur dringend abraten!
Wie angekündigt, habe ich es versucht und Kiefer mit Weiß versetzt. Das Gehäuse ist tatsächlich heller geworden, allerdings scheckig. Der Farbton erinnert nicht im geringsten mehr an Holz. Sieht aus wie Milchkaffee und geht langsam in Richtung "zartrosa"
Da ich natürlich beide Gehäuse gleichzeitig bearbeiten musste, habe ich jetzt nicht nur den Salat, sondern gleich zwei...

Das schlimme ist, daß sich die weißen Pigmente in den Poren festsetzen und kaum noch raus zu kriegen sind.
Bei dem kleinen Jubilate sah das so schlimm aus, daß ich mir irgendwelche Experimente mit Zweifarbigkeit gleich abgeschminkt habe. Bin schon froh, wenn es wieder nach Holz und nicht nach Tupperdose aussieht...
Nach dreimaliger Behandlung mit Birnbaum-Beize sieht es langsam manierlich aus, allerdings sind kleine weiße "Striche" in den Poren nicht zu übersehen.

Bin momentan sehr frustriert und habe noch eine Menge Arbeit und Ärger vor mir. Deshalb kann ich nur jeden vor Versuchen mit weißer Beize warnen.

So sieht das Loewe Bella jetzt aus:



Es hätte sogar was, wenn es nicht so sehr an Barbie erinnern würde...

[Yamanote]

Oje. Besser ist es immer, die Beize vorher an einem Stück Holz zu testen, da sieht man wenigstens so ungefähr, wie das Ergebnis wird. Hast Du da wasserlösliche Beize verwendet oder lösungsmittelhaltige?

[Christoph2]

Am Stück Holz sah das ganz gut aus, vor allem schön hell.
Die Beize ist wasserlöslich (auf dem Bild dezent im Hintergrund zu sehen), so daß sich am Jubilate das schlimmste wieder auswaschen liess, anschliessend noch mal schleifen.

Beim Bella machte ich den Fehler, immer noch mit weiß arbeiten zu wollen und habe nur ordentlich Kiefer dazu getan, anstatt ausschliesslich mit Kiefer zu arbeiten.

Jetzt heisst es, das beste daraus zu machen und retten, was zu retten ist.

[Yamanote]

Das Ergebnis hängt immer auch sehr vom Holz ab, allerdings hab ich mit weißer Beize keine Erfahrung. Das Zeug sieht eher aus wie Deckweiß aus dem Malkasten, das kommt mir nicht ins Haus.

In Deinem Fall würde ich die Beize so gut es geht wieder runterschrubben, mit Wasser, Schwamm und Bürste. Dann das Gehäuse gut trocknen lassen, mit Aceton abwischen und zum Schluß noch einmal anschleifen.

[achim1]

Es gibt weder weiße noch schwarze Lasur.
Lasur heisst immer, dass es sich um durchsichtige Schichten handelt und es gibt weder ein durchsichtiges weiß noch ein durchsichtiges schwarz. Schwarz bedeutet, dass ein schwarzer Körper das Wellenspektrum vollkommen absorbiert, ein weißer Körper reflektiert es vollständig.
Zwischen diesen Extremen sind die Lasuren angesiedelt, wobei hier das subtraktive Farbprinzip gilt. Eine Veränderung der Farbe ist nur unter gleichzeitiger Reduzierung der Helligkeit möglich.
Es ist also völlig unmöglich Holz heller zu beizen. Jedenfalls wenn wir Beize mit Lasur gleichsetzen. Heller geht nur durch Auftrag von hellen, abdeckenden Farbpigmenten und damit ist dann die Struktur des Holzes dahin.
Ein Sunburst lässt sich nur mit Lasur bewerkstelligen. Der Effekt wird am schönsten, wenn in möglichsten vielen Schichten ein nicht zu dunkler Farbton aufgetragen wird.

Gruß,
Achim

[Christoph2]

Das Zeug sieht eher aus wie Deckweiß aus dem Malkasten...

Das trifft es ganz gut. Es verhält sich auch eher wie Wandfarbe, als wie Beize.
Das Lehrgeld ist jetzt bezahlt.

[Yamanote]

Ja, leider gibts manchmal Lehrgeld zu zahlen. Ich hoffe, die beiden Radios werden am Ende doch noch schick!

Grundig hat bei seinen Radios in den 50ern solche Patinierfarben verwendet:
https://www.clou-shop.eu/vorbehandlungs ... -1ltr.html

Damit wurden die Radios dann entsprechend dunkler oder aber auch heller gemacht. Die Holzmaserung verschwand mehr oder weniger, je nachdem, wieviel Patinierfarbe aufgetragen wurde. Sehr schön zu sehen an meinem hellen Grundig 5040W/3D. Nachdem der Lack entfernt war, war das Radio nicht mehr hell, sondern bestenfalls nur mehr mittelbraun, das Furnier hatte über das ganze Radio betrachtet auch relativ große Farbabweichungen. Mit der Patinierfarbe wurden die kaschiert und das ganze Gehäuse aufgehellt, die Maserung war dadurch nur mehr schwach sichtbar. Mit der Patinierfarbe wurden auch gerne "serienmäßige" Durchschliffstellen und Fehler im Furnier getarnt. War wohl die billigere Lösung. Ich hab einen Freiburg 9 der ist so zugepampt, daß sich eine Maserung nur mehr erahnen läßt. Philips hat das auch gerne gemacht.

Leider kommt man als Privatmann an solche Farben nicht so einfach heran, für eine möglichst originalgetreue Restauration müssten sie aber verwendet werden.

[Christoph2]

Ich hoffe, die beiden Radios werden am Ende doch noch schick!

Die Hoffnung ist berechtigt, es gibt Licht im Dunkel. Das Zeug ist wieder runter!
War ganz einfach, nur zwei Tage lang intensiv waschen / schleifen, natürlich nur per Hand...
Heute wurde es mit einer Mischung Kiefer/Birne gebeizt und sieht wieder ganz manierlich aus, sogar heller, als gedacht.
Ein paar Reste von Weiß kamen nach dem Beizen doch noch durch, deshalb morgen noch mal das Ganze, dann sollte es gut sein.
Beim Jubilate wird es wohl noch dauern, weil dort die Poren tiefer sind. Das Zeug steckt da immer noch drin. Aber auch hier bin ich zuversichtlich.

Mit der Patinierfarbe wurden auch gerne "serienmäßige" Durchschliffstellen und Fehler im Furnier getarnt. War wohl die billigere Lösung. Ich hab einen Freiburg 9 der ist so zugepampt, daß sich eine Maserung nur mehr erahnen läßt. Philips hat das auch gerne gemacht.

Ich liebäugle schon seit langem mit einem Telefunken Operette (am liebsten 7). Jedes Mal, wenn ich eins entdeckte, hatte ich beim betrachten der Bilder irgendwie ein ungutes Gefühl bzgl. Gehäuse. Die sehen auch irgendwie "zugepampt" aus. Einfach dunkel, keine Maserung sichtbar. Ich fürchte, hier hat man sich auch Aufwand gespart...

[Yamanote]

Ich liebäugle schon seit langem mit einem Telefunken Operette (am liebsten 7).

Das kann ich nur unterstützen. Immer ran an den Speck, nach dem Motto: viel Feind, viel Ehr.