Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Fragen, Berichte und Tipps zu Reparatur und Technik.

Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Stele
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Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von Stele »

Hallo zusammen,

erstmal danke für das schöne, wirklich informative Forum, ich habe schon einiges gelesen und werde das auch weiter tun.

Nun zu meinem Anliegen/Radio, meine Großmutter hat etwas ausgemistet und unter anderem sollte ein altes Radio weg, mit dem ich schon als Kind "gespielt" habe. Da habe ich mich natürlich gleich gemeldet und ein neues Zuhause für das gute Stück angeboten.
Sie sprach immer von einem Grunding Radio, wie sich dann aber herausstellte war es ein Nordmende Fidelio 57 3D. Dieses hatten sie sich 1957 für ihre erste gemeinsame Wohnung gekauft und war seid dem in regelmäßiger (aber nicht täglicher) Benutzung.

Über Google bin ich dann zwecks Recherche auf dieses Forum gestoßen und habe mich schon etwas einlesen können, da mein das Fidelio aus "erster Hand" ist und meine Großeltern immer sehr korrekt waren, war nicht davon aus zu gehen das das Gerät verbastelt ist. Was sich auch (soweit ich das beurteilen kann) bestätigt hat. Einziger Minuspunkt am gerät ist der leicht rissige Lack an der Front, aber das ist wirklich schon jammern auf höchstem Niveau :lol:
Da meine Oma mir das Gerät mit den Worten: "Habe ich grade noch ausprobiert, funktioniert alles bestens." in die Hand drückte war schon mal das vorsichtig in Betrieb nehmen hinfällig... :twisted:
Ich hatte es darauf hin auch kurz in Betrieb und konnte keine Fehler oder Defekte erkennen, selbst das magische Auge :mauge: verrichtet seinen Dienst noch (wenn auch nicht gleißend hell). Sogar der Schaltplan lag noch an Ort und Stelle (habe gelesen das das relativ selten der Fall ist), ich finde es ja aus heutiger Sicht wahnsinnig das einem Gerät der Schaltplan beiliegt, in Zeiten wo die Kennnummern von Chips gekratzt werden, damit auch ja niemand weiß was verbaut wurde.

Nun zu meinem Vorhaben, ich möchte das Radio gerne alltags nutzen. Soweit ich gelesen habe ist es dafür ratsam die alten Papierschicht-Kondensatoren gegen Moderne zu tauschen. Zwar sehen die in meinem Gerät noch nicht all zu schlimm aus (im Vergleich zu einigen Bildern die ich hier im Forum gesehen habe), aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste :roll:
Hierzu bräuchte ich allerdings etwas Hilfe, da ich mir nicht sicher bin welche Kondensatoren genau getauscht werden sollten und welche ihr zum Tausch empfehlt. Ich bin zwar berufsbedingt relativ versiert was Elektrotechnik angeht (Meister für Veranstaltungstechnik), allerdings ist Tontechnik nicht mein Fachgebiet und da verlasse ich mich dann lieber auf Leute die es besser wissen.

Als zweites Vorhaben würde ich gerne den Tonabnehmer-Eingang zum Anschluss eine Mp3-Players nutzen (sprich Mini-Klinke). Gibt es hierfür vorgefertigte Lösungen oder Anleitungen sich einen entsprechenden Adapter zu bauen?

Dann hätte ich noch ein paar allgemeine Fragen:

Empfiehlt es sich die Röhren zu tauschen?

Welche Wartungs-Arbeiten sollte ich noch in Angriff nehmen um dem Gerät noch ein langes und betriebssicheres Leben zu schenken?


So ich glaube mehr fällt mir grade nicht mehr ein :D
Sollte ich für euch wichtige Informationen vergessen haben oder wenn ihr noch gute Tipps für mich habt bin ich natürlich immer dankbar.
Ansonsten bedanke ich mich schon jetzt für eure Hilfestellungen :danke:
auch gerne in Form eines Links zu einem Thema das mir weiter hilft.

MFG Stele

PS:
Hier noch ein paar Bilder vom Gerät:
https://www.dropbox.com/s/725aclegnqhht ... 3.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/mwfm2932sc8rc ... 2.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/khir9l3cj2g3x ... 6.jpg?dl=0
https://www.dropbox.com/s/h9fllo5u2qysz ... 1.jpg?dl=0
AlfredG
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von AlfredG »

Hallo Stele,
die Teerkondensatoren würde ich auf jeden Fall tauschen, so viele sind das ja nicht. Bei den Elkos würde ich mir mal die Gummis anschauen. Beim Becherelko würde ich die Kapazität messen oder notfalls bloß schauen ob er warm wird. Wenn er noch spielt besteht kein Grund die Röhren zu tauschen. Ich lasse meine Geräte zum Test immer auf dem Gartentisch so 8h laufen, da zeigen sich dann schon kritische Fehler.
Einen Adapter kannst Du mit 2 Bananensteckern leicht selbst bauen.

Alfred
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eabc
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von eabc »

Hallo Stele....bestimmt nicht dein Vornamen,
Willkommen im Forum.
Raus müssen zumindest alle Papierwickel C,s die an der Netz oder Anodenspannung hängen, auch wenn Sie noch gut aussehen.
Die Röhren haben i.d.R. eine Lebensdauer von mehreren Tausend Betriebsstunden Inkoninente Papierwickels C,s aber führen sie in den frühzeitigen Tod
M.f.G.
harry

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- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.
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tickticktick
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von tickticktick »

Ein supergeiles Stück! Glückwunsch.
LG Klaus-Günther
Vielen Dank für die freundlichen und hilfreichen Tips

keiner der blind alle Kondensatoren tauscht
Stele
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von Stele »

Hallo,
danke für die schnellen Antworten
eabc hat geschrieben:Hallo Stele....bestimmt nicht dein Vornamen,
Willkommen im Forum.
Danke dir, nein mein richtiger Vorname ist Darius.
eabc hat geschrieben: Raus müssen zumindest alle Papierwickel C,s die an der Netz oder Anodenspannung hängen, auch wenn Sie noch gut aussehen.
Die zu tauschenden Kondensatoren sollten dann diese hier sein oder? (im Bild rot umkringelt)
https://www.dropbox.com/s/w8ujrdrz733b2 ... d.jpg?dl=0
tickticktick hat geschrieben:Ein supergeiles Stück! Glückwunsch.
Dankeschön, ich hoffe das ich ihm durch ein wenig Zuwendung noch ein langes unverbasteltes Leben bescheren kann.

MFG Darius
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von radio-hobby.de »

Auch von mir ein herzliches Willkommen und natürlich Glückwunsch zu dem Kindheits-Wieder-Erlebnis.

Ja, richtig, genau diese Kondensatoren sollten ausgetauscht werden.

Viele Grüße
Georg

P.S.: die weiß lackierten Kondis oben und unten rechts im Bild sehen mir auch nach Papierwickel-C's aus.
Besser auch austauschen.

PPS.: und da ist dann noch ein weiterer Papierwickel-C außen am Chassis, auf dem Foto am unteren Rand rechts, teilweise verdeckt.
Kondis_b.jpg
Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Ein guter Irrtum braucht solide Fehlannahmen. :wink:
Stele
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von Stele »

Danke dir,

zu den neuen Kondensatoren, können das beliebige mit passenden Werten sein oder gibt es da eine Empfehlung?

MFG Darius
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qekjunior
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von qekjunior »

Hallo Darius,

bei Allem, was du ohne echte Ahnung tust, empfehle ich Dir aus eigener Erfahrung eine ausführliche Fotodokumentation. Gerade wenn man noch keine Erfahrung in diesem Bereich hat, baut man sich schnell mal einen Fehler ein. Mit Hilfe von detailierten Vorher-/Nacherfotos lassen sich die auch als Laie lokalisieren.

Ich mache zunächst große Aufnahmen des gesamten Radios, bzw des ausgebauten Chassis. Ausgangsfotos sozusagen. Dann fotografiere ich die einzelnen Bauteile vor und nach dem Austausch. Dabei mach lieber ein Foto zuviel, als eines zuwenig! Danach suche ich im Schaltplan nach der Bezeichnung und benenne die Dateien entsprechend. Das kostet zwar zunächst etwas mehr Zeit, aber damit kannst Du oder jemand anders auch in Zukunft noch genau nachvollziehen, was an dem Radio gemacht wurde. Außerdem ist es eine schöne Übung im Schaltplanlesen. Das nur so als Tip eines Laien (übrigens ebenfalls VTler :hello: )

Die meisten Cs ersetze ich durch die von ATR ( http://shop.antikradio-restored.de/inde ... 0f17944a8f ) Andere haben Vorbehalte gegen diese Chinaware und nehmen lieben die Klötzchen von FKP. Achte neben der geforderten Kapazität v.a. auch auf die Spannungsfestigkeit. Bei letzterem lieber höher als niedriger.

Schöne Grüße
Andi
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von yehti »

Moin!
Nordmende hat gerne eine Kondensator/Widerstandskombination verbaut.
Sieht aus wie ein Kondensator mit 3 Anschlüssen.
Die muß aus einzelnen Bauteilen nachgebaut werden.
Ist nicht weiter wild, sorgt aber regelmäßig für Verwirrung.
Gruß Gerrit
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von röhrenradiofreak »

eabc hat geschrieben:Die Röhren haben i.d.R. eine Lebensdauer von mehreren Tausend Betriebsstunden Inkoninente Papierwickels C,s aber führen sie in den frühzeitigen Tod
In diesem Radio gibt es nur einen einzigen Kondensator, dessen Defekt eine Röhre gefährden kann. Es ist der C83, auch "Koppelkondensator" genannt, er sitzt zwischen Stift 9 der Röhre EABC80 und Stift 2 des Anschlusses für das Klangregister. Er hat 10 nF / 500V, als Ersatz genügt an dieser Stelle ein Kondensator mit 400 V Spannungsfestigkeit.

Bei allen anderen Kondensatoren führt ein Defekt zu Funktionsstörungen oder Veränderungen des Klangs, kann aber keine Röhre gefährden.

Natürlich ist man auf der sicheren Seite, wenn man alle Papierkondensatoren erneuert. Aber am besten einen nach dem anderen und jedesmal einen Funktionstest machen. Dann erkennt man sofort, wenn man einen Fehler gemacht hat (an der falschen Stelle angelötet, falscher Wert etc).

Der Schaltplan ist bei den Nordmende-Radios dieser Modelljahre ist in der Bodenabdeckung eingeklebt und daher häufig noch vorhanden. Er fehlt nur dann, wenn ein Reparateur "vergessen" hat, ihn wieder hineinzutun.

Lutz
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von hf500 »

radio-hobby.de hat geschrieben: P.S.: die weiß lackierten Kondis oben und unten rechts im Bild sehen mir auch nach Papierwickel-C's aus.
Besser auch austauschen.
Moin,
nicht lackiert, sondern Kunststoffumhuellt. Was aber nichts daran aendert, dass die auch Wasser ziehen. Die "Neokons" haben sich da auch einen Ruf erworben.
Mit den Kondensatoren von antikradiorestored hatte ich noch keine Probleme. Da es im Preis fast nichts ausmacht, nehme ich da nur 630V-Typen.

An der Zuleitung zur Anode der EabC80 sitzt nach einem 200k Widerstand ein 0,1µ Kondensator gegen Masse. Den sollte man durch 0,33µ oder 0,47µ ersetzen. Der Kondensator siebt die Anodenspannung der Triode und diese Spannung kann nicht brummfrei genug sein. Kostet bei Ersatz kaum Aufpreis und der moderne Kondensator ist eher kleiner als der alte.

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Peter
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von Stele »

:danke: schön so viel Feedback zu bekommen.

Morgen mache ich mich daran das Chassis aus dem Gehäuse aus zu bauen, damit ich eine Bestandsaufnahme machen kann welche Kondensatoren ich nachbestellen muss, bis dahin führe ich mir den Schaltplan zu Gemühte. Der Tipp mit dem 0,1µF Kondensator wird gleich mit umgesetzt.
Leider habe ich in den nächsten Wochen keine Möglichkeit die Kapazität des Becherelkos zu messen (ein entsprechendes Messgerät habe ich nur auf der Arbeit und ich bin noch 4 Wochen im Urlaub :mrgreen: ), lohnt es sich den einfach vorsorglich zu tauschen?

Bei den neuen Kondensatoren werde ich wohl eurer Empfehlung folgen und 630V-C´s von antikradio-restored.de nehmen.

MFG Darius
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röhrenradiofreak
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von röhrenradiofreak »

Wenn das Radio kein übermäßiges Netzbrummen produziert und der Elko im Betrieb nicht warm wird, sehe ich keinen Grund, ihn zu erneuern. Unter den Dutzenden von Nordmende-Radios aus diesen Baujahren, die ich aufgearbeitet habe, war nur ein einziges, bei dem dieser Elko erneuert werden musste.

Lutz
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von Stele »

Brummen tut es nicht und der Becherelko bleibt auch angenehm kühl. Allerdings wir der Gleichrichter heiß, ist das normal oder ist das ein Anzeichen von schwächeln?

MFG Darius
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Re: Erbstück - Nordmende Fidelio 57

Beitrag von eabc »

Ein Heißwerdender Selengleichrichter zeigt, das er verbraucht ist, wobei bei mir heiß ab ca. 60°C beginnt.
M.f.G.
harry

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