Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

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Für Einsteiger: Erste Inbetriebnahme eines Röhrenradios
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Wastl
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Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Wastl »

Hallo,

ein Grundig Radio 238W ist mir vor fast 40 Jahren zugelaufen (funktionsfähig wenn ich mich recht erinnere). Es wurde seit dem nicht mehr betrieben.
Jetzt wollte ich es wieder in Betrieb nehmen. Ich habe es vorsichtig von Staub befreit und einer Sichtprüfung unterzogen. Nach dem Einschalten habe ich ein starkes Brummen. Wenn ich den Lautstärkeregler auf Maximum stelle kann ich WDR 2 sehr leise hören jedoch begleitet von einem starken Brummgeräusch. Meine Kenntnisse in diesem Bereich sind minus 1 auf einer Skala von 1-10. Welche Reinigungen, Prüfungen oder Test kann ich mit Hausmitteln noch durchführen? Welche Antenneneinstellung ist richtig? Auf der Rückwand sind folgende Einstellmöglichkeiten abgebildet;

I UKW- Antenne auch bei Rundfunkwellen
II. UKW- und Hochantelle sind getrennt
III. UKW-Netzantenne

Der Schalter steht jetz auf III und ich habe ein bisschen Kupferdraht angeschlossen.

Für Ratschläge bedanke ich mich im Voraus.

Gruß
fritz52
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von fritz52 »

Moin & hallo,
In den Röhrenradios stecken, dem Alter entsprechend Bauteile, die durch Umwelteinflüsse trotz Herstellerseitigen Vorbeugung, defekt gegangen sind.
Diese gilt es zu nun zu Tauschen und bis dahin raten wir dir, den Netzstecker nicht wieder einzustecken.....
Und Fakt dabei, auch wenn's wenige € kostet, es lohnt sich auf alle Fälle , denn diese Qualität, verbunden mit Langlebigkeit, gibts nirgend wo, mehr zu kaufen,,,,
M. f. G.
fritz


- Es ist keine Schande, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen :wink:
Wastl
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Wastl »

Hallo,

vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast auf meinen Betrag zu antworten. Dein Sicherheitshinweis ist völlig legitim und vermutlich der Anonymität des Netzes geschuldet. Vorsicht ist mein zweiter Vorname. Kannst Du mir zu den Einstellungen des Antenneneinganges etwas sagen?
Oder habe ich den falschen Sender eingestellt (Spaß)?

Gruß
fritz52
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von fritz52 »

@,,,,Kannst Du mir zu den Einstellungen des Antenneneinganges etwas sagen?
Klar doch, in der ersten, der gemeinsamen Stellung des UKW Antenne Eingangs, auch bei AM zum Empfang zu nutzen, ist die bessere Wahl.
Bevor du aber dieser Empfehlung nachgehen solltest, ist es unabdingbar, die immer zu 100 % ig defekten Bauelemente auszuwechseln.
M. f. G.
fritz


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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von hf500 »

Moin,
bei den alten Radios gab es eine einfache Weiche, ueber die man bei Bedarf AM- und FM-Antenneneingang zusammenschalten konnte.
Dabei wurde die UKW-Antennenleitung als AM-Aussenantenne verwendet.
Dieses Geraet hat dazu noch eine "Netzantenne" fuer UKW.
Auch das ist eine Behelfsantenne, bei der die Netzleitung fuer UKW als Antenne verwendet wird.
Dazu wird der UKW-Eingang ueber einen kleinen Kondensator (ist eingebaut) mit dem Netz verbunden.

Von der Netzantenne hat man heute keinen Vorteil mehr, das Netz ist durch die vielen Schaltnetzteile gestoert. Der Kondensator ist bei einer Ueberholung des Geraetes daher ersatzlos zu entfernen, er stellt ein Sicherheitsrisiko dar.
Ein Risiko fuer die Betriebssicherheit sind auch die im Geraet verwendeten Papierkondensatoren, die durch Feuchtigkeitsaufnahme aus der Luft Isolation verloren haben und daher das Geraet gefaehrden (Endroehre, Netzteil, Ausgangsuebertrager durch Ueberlastung in Gefahr).

Das Geraet muss also vor weiterem Betrieb ueberholt werden, um Funktion und Betriebssicherheit wiederherzustellen.

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Peter
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Elko »

Hallo!
Ein schönes Radio mit überschaubarer Schaltung und etwas teurer Anzeigeröhre (EM4).
Aber wenn das Radio noch in gutem Zustand ist, dann würden mich 50.-- Euronen nicht reuen :)
Von Fritz und Peter wurden ja bereits die kritischen Bauteile angesprochen.... hier gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

Den Schaltplan zu dem Radio kriegst du hier: https://www.radiomuseum.org/r/grundig_b ... w_ukw.html
Auf diesem Schaltplan findest du auch alle kritischen Bauteile, sowie die relev. Spannungen.

jetzt stellt sich hat die Frage, ob du die Bauteile im Gerät den Bauteilen im Schaltplan zuordnen kannst --- oder umgekehrt.
Hier solltest du ehrlich zu dir sein. Wenn du das nicht kannst, dann solltest du jemand damit beauftragen, der`s kann.
noli turbare circulos meos

Mit Röhrengruß
Martin
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Binser »

Hallo zusammen,

hier kurzer "Senf" von mir... Das Wesentliche zur Überholung des Gerätes wurde ja bereits ausgeführt, hier ist vorerst nichts mehr hinzuzufügen. Also kurz zum Gerät selbst:

Vielleicht wäre es gut, wenn Du ein paar Fotos vom Innenleben einstellen könntest. Der 238W/UKW ist nämlich historisch ziemlich interessant. Es war Grundigs Versuch, in der frühen UKW-Ära den neuen Wellenbereich auch in die untere Mittelklasse zu integrieren. Das Gerät gab es während der Bauphase in 3 Ausführungen (unterschiedliche Röhrenbestückung) und hat aus Kostenspargründen eine interessante Schaltung. Ob hier ein bloßer Kondensatorenwechsel genügt, um die volle Funktionsfähigkeit wieder herzustellen, bezweifle ich.
Vielleicht benennst Du Deinen Wohnort. Eventuell kann ein Kollege nach Abschluss Deiner Arbeiten bei einem Abgleich helfen.

Zu viel an Empfangsleistung darf man von dem Gerät ohnehin nicht erwarten. Er hat auf UKW nur 6 Kreise, hat zudem eine Reflexschaltung zur NF-Vorverstärkung und einen einfachen Flankengleichrichter zur UKW Demodulation. Mit anderen Worten: Es steht zwar UKW d'rauf, mehr als Mittelwelle darf man klanglich nicht erwarten. Ob sich das Magische Auge bei der UKW-Abstimmung überhaupt bewegt, bleibt fraglich :roll:

Ich möchte das Gerät nicht schlechtreden, bitte um Verständnis. Es ist, wie gesagt, ein historisch unheimlich interessantes und wertvolles Gerät. Ob's nach der Überholung allerdings zum Radiohören geeignet ist, möchte ich in den Raum stellen...

Grüße,
Jörg
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Munzel »

Hallo,

also in den Schaltplänen, die ich gefunden habe, hat das Radio original kein UKW. es ist dafür vorbereitet, ein UKW-Zusatzteil zu bekommen. Aber wenn paar Töne rauskommen, ist das schon nicht schlecht.

MfG
Munzel
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von röhrenradiofreak »

Das Radio gab es in mehreren Varianten: mit UKW oder nur für UKW vorbereitet. Die angegebene Bezeichnung deutet darauf hin, dass es diese Variante ist:
https://www.radiomuseum.org/r/grundig_g ... 8wukw.html
Diese empfängt auch UKW. Aber wie bereits erwähnt wurde, ist das UKW-Teil nicht besonders leistungsfähig. Es gehört zu den frühen UKW-Empfängern. 1950/51 hat man bei den meisten Radios nicht so viel Wert auf guten UKW-Empfang gelegt, auch weil es in vielen Gegenden noch keine UKW-Sender gab. Wenige Jahre später hatten die meisten Radios einen deutlich besseren UKW-Empfang.

Lutz
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Binser »

Bitte doch mehr Infos vom Thread-Ersteller...

Den 238W gab's mit 5, 6 oder 7 Röhren, je nach Bauabschnitt... Dann können spezifische Tipps gegeben werden...

Grüße,
Jörg
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Wastl »

Hallo,

Vielen Dank für die Tipps und Informationen. Nachdem ich mir eine „Antenne“ gebastelt habe, konnte ich dem Gerät brauchbare Töne entlocken.
Wie erwähnt WDR 2 und noch einen Sender, den ich auf die Schnelle nicht identifizieren konnte. Leider ist die Dateigröße von Anhängen hier auf 1MB begrenzt. Ein brauchbares Video also nicht möglich. In einer stillen Minute werde ich entsprechende Bilder bearbeiten und einstellen.

Das Gerät verfügt über 5 Röhren plus Magisches Auge. Auf der Rückwand des Gerätes sind die verbauten Röhren angegeben.
ECH 42, EBC 41, EF 41, EF 41, EL 41, Magisches Auge EM 4. Eine EF 41 ist durch eine EAF 4? Ersetzt worden.

Die Inbetriebnahme war ursprünglich nur ein Schlechtwettersonntagnachmittagzeitvertreib aber ….

Bilder folgen.
Viele Grüße
Binser
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Binser »

Moin,

das hilft schonmal weiter, das richtige Modell und somit das passende Schaltbild zu finden. Die vermeintlich andere als angegebene Röhre dürfte eine EAF42 sein. Wie gesagt, das Modell wurde während der Bauphase 1950/51 dreimal verändert. Da mag es sein, dass die Röhrenbestückung nicht 1:1 zu der auf der Rückwand angegeben passt...

Werde mal sehen, was ich finden kann...

Grüße
Jörg
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Binser »

Nachtrag:

Eben mal nachgesehen: Die EAF42 und EF41 sind datenmäßig (Verstärkung etc.) ziemlich identisch, außer, dass die EAF eine Funktion mehr bietet, die in der Schaltung aber nicht gebraucht wird. Da hat der gute Max wohl Überbestände abgebaut :wink: In der Verdrahtung ist nur eine kleine Drahtbrücke nötig, um die Röhre kompatibel zu machen.

Es passt also das Schaltbild des 238W/UKW-I. Solltest Du vorhaben, das Gerät zu reparieren, kann's hier gerne zur Verfügung gestellt werden. Ich würde es - wie meine Kollegen - dringend anraten, bevor Du das Gerät dauerhaft an's Netz nimmst!
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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von fritz52 »

Auch ich kann nur dringend zum unausweichlichem Papierwickel Kondensatoren Wechsel raten, denn bei Weiterbetrieb des Radios droht mit den zu 100 % defekten Kondensatoren, eine Überlastung des Gerätes und somit eine Brand,- und Gesundheitsgefährdung höchsten Grades.
M. f. G.
fritz


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Re: Wiederinbetriebnahme Grundig 238W/UKW-I brummt

Beitrag von Wastl »

Hallo,

@fritz52 Nochmal Danke für den Gefahrenhinweis. Ich kann Dich aber beruhigen, eine dauerhafte Inbetriebnahme des Gerätes ist im jetzigen Zustand nicht gewollt und nicht geplant. Das Gerät wird nur unter Aufsicht und zu Test-und Demonstrationszwecken betrieben. Trotzdem, gut zu wissen wo Gefahren lauern. Die „Papierkondensatoren“ werde ich fotografieren.

Eigentlich wollte ich meinem Sohn nur zeigen, wie man vor 70 Jahren Radio gehört hat

Gruß