Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

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Polygon
Philetta
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Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von Polygon »

Guten Tag zusammen,

ich bin neu hier und hab mich für dieses Thema extra im Forum angemeldet.

Seit 2 Wochen besitze ich ein Saba Freiburg 7, bei welchem ich mittlerweile auch sämtliche Teer und Papierkondensatoren ausgetauscht habe.

Das Radio spielt mittlerweile auch wieder ganz gut

Jedoch ist mir beim messen der Spannungswerte folgendes aufgefallen:

Die Spannungen sind bei Einstellungen auf 240V allgemein ca 20% niedriger als im Schaltplan angegeben.
Aktuell steht das Gerät auf 220V, da sind es dann noch ca. 10% die fehlen. Da denke ich dass der Gleichrichter mal erneuert werden könnte.
Soweit ja nix ungewöhnliches..

Bei der EF86 wird's aber komisch. Dort sollten an der Anode laut Schaltplan 70V anliegen. In meinem Fall schwankt die Spannung zwischen 110V und 130V.

Vor dem 200k Widerstand(R67) liegen aber wiederum exakt 182V an, wie es im Schaltplan auch steht.

Die umliegenden Widerstände habe ich bereits durchgemessen - alles in Ordnung.
Die EF86 habe ich testweise auch schon gegen eine neue getauscht, ohne Veränderungen.

Hier die Spannungen welche ich gestern Abend gemessen habe:

EF86:
Pin 1: 52V
Pin 6: schwankt 110V - 130V
Pin 9: -1,15V
Vor 200k Widerstand: 182V

Beide EL84:

Pin 7 ungefähr 230V
Pin 9 ungefähr 243:V

Hat jemand eine Idee wo ich weiter ansetzen kann?
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Binser
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von Binser »

Moin,

würde mir wegen der Anodenspannung der EF86 keine allzu großen Gedanken machen. Bin mir nicht sicher, ob auf dem Plan der Innenwiderstand des verwendeten Meßgerätes angegeben ist. 20kOhm/V oder niedriger... Die neuen Meßgeräte können einen höheren Innenwiderstand aufweisen und somit wird eine höhere Spannung angezeigt, meine ich... Auf dem Schaltbild des Freiburg 9 ist z.B. bei nahezu identischer Schaltung eine Anodenspannung von 108V angegeben. Und was geht da schon durch... 0,3mA, also quasi nix.

Intensivere Gedanken würde ich mir über die insgesamt zu geringe Anodenspannung machen und den Gleichrichter ersetzen...

Grüße,

Jörg
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holger66
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von holger66 »

Für solche Fälle habe ich immer einen alten Meßknochen mit zeitgemäßem Innenwiderstand irgendwo in Reichweite, z.B. ein Multavi 5. An solchen Stellen mit geringem Stromfluß durchgeführte Messungen von Spannungen zeigen mit modernen Digitalvoltmetern oft weitaus zu hohe Werte an.

H.
UKW: Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.....
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röhrenradiofreak
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von röhrenradiofreak »

Anders ausgedrückt: Die im Schaltplan angegebenen 70V liegen dort nur an, solange ein altes analoges Messgerät angeschlossen ist, das die dort anliegende Spannung belastet. Ohne dieses Messgerät liegt eine höhere Spannung an, wie Du ja mit Deinem Digital-Multimeter, das die Spannung kaum belastet, festgestellt hast. Also alles in Ordnung. Dieser Effekt tritt bei Messungen in der NF-Vorstufe bei den meisten Radios auf, weil die Spannung dort über relativ hochohnige Widerstände zugeführt wird.

Lutz
hf500
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von hf500 »

Moin,
selbst wenn man mit einem vergleichsweise hochohmigen DMM misst, sollte die an der Anode zu messende Spannung nicht den fast doppelten Wert erreichen. Auch analoge Messgeraete haben, wenn empfindlich (20k/V), im Messbereich fuer uebliche Anodenspannungen einen recht hohen Innenwiderstand. Es wird wohl kaum von "Elektrikermessgeraeten" mit 333 Ohm/V ausgegangen werden.

Die EF86 ist eine Pentode und da ist eine weitere Spannung wichtig: Wie hoch ist die Schirmgittterspannung? Wenn die zu niedrig ist, sinkt auch der Anodenstrom und damit steigt die Anodenspannung ...

73
Peter
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Bernhard W
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von Bernhard W »

Kleine Kontroll-Rechnung:

Der Anodenstrom der EF86 (ca. 0,3 mA) fließt durch R67 (200 kΩ). Und das ist der einzige Gleichstrom durch R67.

Aus U = I · R folgt
UR67 = 0,3 mA · 200 kΩ = 60 V

Über R67 muss also ca. 60 V abfallen.
Die Spannung vor R67 beträgt 182 V, d. h. nach R67 muss die Spannung 182 V - 60 V = 122 V sein.

Da der Anodenstrom (ca. 0,3 mA) nicht sehr genau ist, ist der Spannungsfall über R67 (ca. 60 V) auch nicht sehr genau und damit auch die Anodenspannung (ca. 122 V).

-> Alles bestens


PS: Der Anodenstrom der EF86 wird maßgeblich durch die Gitterspannung bestimmt und die kommt vom Netzteil als V2.
Die drei Hilfsspannungen m = -16 V, V1 = -7,5 V und V2 = -1,1 V kann man bei Bedarf nachmessen. Aber wie oben gezeigt, scheint alles in Ordnung zu sein.
hf500
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von hf500 »

Moin,
stellt sich die Frage: Was fuer ein Messgeraet ist im Schaltbild des Radios angegeben? Eigentlich sollte das irgendwo stehen (Empfindlichkeitsangabe in Ohm/Volt).

73
Peter
Bernhard W
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von Bernhard W »

hf500 hat geschrieben: Fr Nov 14, 2025 22:10 ... Was fuer ein Messgeraet ist im Schaltbild des Radios angegeben? Eigentlich sollte das irgendwo stehen (Empfindlichkeitsangabe in Ohm/Volt).
Im Schaltbild steht

"U= Gemessen mit Mikro-Multizet Ri ≥ 20 kΩ/V"

Dessen Gleichspannungs-Messbereiche kenne ich aber nicht und die Angabe "≥" macht hier wenig Sinn.

Bei Gleichstrom und Wechselspannung ist angegeben Ri ≈ 330 Ω/V,
bei Wechselstrom nur "Multavi"

Bernhard
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von Bernhard W »

hf500 hat geschrieben: Fr Nov 14, 2025 22:10 ... Was fuer ein Messgeraet ist im Schaltbild des Radios angegeben? Eigentlich sollte das irgendwo stehen (Empfindlichkeitsangabe in Ohm/Volt).
Im Schaltbild steht

"U= Gemessen mit Mikro-Multizet Ri ≥ 20 kΩ/V"

Dessen Gleichspannungs-Messbereiche kenne ich aber nicht und die Angabe "≥" macht hier wenig Sinn.

Bei Gleichstrom und Wechselspannung ist angegeben "Multavi oder Multizet Ri ≈ 330 Ω/V",
bei Wechselstrom nur "Multavi"

Bernhard
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von Yamanote »

Polygon hat geschrieben: Fr Nov 14, 2025 11:48 Die Spannungen sind bei Einstellungen auf 240V allgemein ca 20% niedriger als im Schaltplan angegeben.
Aktuell steht das Gerät auf 220V, da sind es dann noch ca. 10% die fehlen. Da denke ich dass der Gleichrichter mal erneuert werden könnte.
Hallo,

das könnte auch an den Elektrolytkondensatoren im Netzteil liegen. Wurden die bereits getauscht bzw. mal durchgemessen?
Viele Grüße,
Günter
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von TKOFreak61 »

Hallo,

lt.Schaltbild sollen an G2 der EF 86 60V anliegen, gemessen wurden aber nur 52 V. Mit einem DMM gemessen müsste eigentlich der Wert noch höher als die Schaltbildangabe sein, wie bereits in den vorherigen Antworten zur gemessenen Anodenspannung festgestellt wurde.
Wurde der C 78 am G2 schon mal auf seine Werte (Isolationswiderstand) überprüft? Der parallel liegende R 65 wurde ja auf Werthaltigkeit geprüft und soll i.O. sein. Wenn sich die Werte des Elkos negativ verändert haben sollten und deshalb die G2-Spannung zu niedrig ist, könnte das nicht auch die Anodenspannung beeinflussen?
Nur so eine Idee von mir. Lasse mich aber belehren, wenn ich völlig falsch liege.

Beste Grüße
Jürgen
Polygon
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von Polygon »

Hallo zusammen,

Elkos habe ich bis auf den Kathodenelko von den EL84 noch keine getauscht. Für den Becherelko muss ich erst passenden Ersatz besorgen, da ich frei verdrahtete Elkos nicht wirklich schön unterbekomme.
Da aber nix brummt, hatte das für mich nicht die höchste Prio..

Der soll aber mittelfristig auch noch neu kommen.

Ansonsten sind alle Elkos noch original, da meine bisherige Erfahrung gezeigt hat, dass die Kapazitäten meist nicht so stark vom Sollwert abweichen. Ich habe hier aber auch nichts um den Isolationswiderstand zu messen..

Trotzdem hatte ich schon überlegt C78 einfach mal zu tauschen. Leider muss dazu dann nochmal das Chassis raus, sonst komme ich nicht dran.. 🥲

Das muss demnächst aber sowieso raus, da der Gleichrichter ersetzt wird.

Wäre es ansonsten auch denkbar, dass sich einer der Widerstände unter hoher Spannung anders verhält und trotzdem schlecht ist, auch wenn er beim Messen mit Multimeter erstmal sein Soll-Wert hat?

Ich habe hier zwei Multimeter. Ein 10€ Billig-Teil(XL830L) und und ein Fluke 101.
Die gemessenen Werte lageb aber sehr nahe beieinander.
Polygon
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von Polygon »

Was hat es eigentlich mit dem 1,5MOhm Trimmer(P4 im Schaltplan)auf sich? Könnte der einen Einfluss auf die Gitterspannung haben, bzw. wie wäre der einzustellen?
hf500
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von hf500 »

Bernhard W hat geschrieben: Sa Nov 15, 2025 0:29
hf500 hat geschrieben: Fr Nov 14, 2025 22:10 ... Was fuer ein Messgeraet ist im Schaltbild des Radios angegeben? Eigentlich sollte das irgendwo stehen (Empfindlichkeitsangabe in Ohm/Volt).
Im Schaltbild steht

"U= Gemessen mit Mikro-Multizet Ri ≥ 20 kΩ/V"

Dessen Gleichspannungs-Messbereiche kenne ich aber nicht und die Angabe "≥" macht hier wenig Sinn.

Bernhard

Moin,
ich habe ein "µA-Multizet" mit 50k/V und mal nachgemessen, im 100V-Bereich hat es 5M Ohm ;-)

Mit 20k/V kommt man demnach auf 2M im 100V-Bereich (mein Multizet hat die 1-3 Teilung, also einen 100V-Messbereich. Man misst moeglichst in einem Bereich, der um 2/3 des Vollausschlages ergibt, das ist hier 100V) . Am Schirmgitter der EF86 haengt ein Spannungsteiler 250k-160k. Die liegen gleichstrommaessig fuer das Schirmgitter parallel, was einen Innenwiderstand der Schirmgitterquelle von ca. 100k Ohm ergibt. Das Multizet belastet hier mit 20-fachen Wert, was nahezu unbedeutend ist. (Querstrom des Teilers zu Laststrom).
Das Multizet mit 20k/V kommt der "Wahrheit" also schon recht nahe ;-)

Wenn man schon beim Elkotausch ist, C78 und C79 auf 10µ aendern. Diese beiden Elkos sieben die Spannung fuer die NF-Pentode und die Phasenumkehrtriode, und die kann nicht brummfrei genug sein.

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Peter
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glaubnix
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Re: Saba Freiburg 7: Anodenspannung an EF86 zu hoch

Beitrag von glaubnix »

Hallo Polygon,
P4 dient zur Einstellung minimaler Brummspannung am LS-Ausgang. P4 und seine Schaltungsumgebung bewirkt sozusagen eine ' über alles' Brummkompensation. Die 'Mechanik' dieser Massnahme ist nicht ganz einfach zu durchschauen, besonders bei der Darstellung im vorliegenden Schaltbild.
...und glüht auch die Anode rot, ist die Röhre noch nicht tot.

Mit freundlichen Grüßen, Peter R.