ich befinde mich gerade in einer etwas verzwickten Fehlersuche an meinem Kurzwellentransceiver. Da ja hier auch einige Funkamateure vertreten sind, möchte ich gerne mal Eure geballten, HF-technischen Fähigkeiten in Anspruch nehmen.
Fehlerbild:
Auf FM ist normaler Empfang möglich. Bei Umschaltung auf AM, CW oder SSB (folgend einfach als "AM-Bereiche" abgekürzt), hört man für rund eine Sekunde das für die gewählte Betriebsart jeweils typische Rauschen, das dann allerdings sehr schnell, aber nicht schlagartig verklingt. Synchron dazu geht das S-Meter auf Vollausschlag.
1. Ansatz:
Da das ganze Empfangsteil eine riesige Regelschleife ist, musste ich irgendwo anfangen. Es erschien mir nicht unplausibel, dass etwas mit der AGC oder der AM-Detektion faul ist, da diese ja bei den AM-Bereichen etwas anders wirkt als bei FM; die Bauteile waren zum Messen gut erreichbar und ich wollte es zumindest ausschließen.
Dazu ging ich wie folgt vor:
- IC18 (ein 78M08, versorgt einen Großteil der Hauptplatine) geprüft -> Spannung stabil bei 8,03 V.
- D96 und D97 (AM-Detektion) geprüft -> zumindest am Hameg-Komponententester sehen sie noch wie Dioden aus, also vermutlich ok
- Signal jeweils an der Basis von Q48, Q47, Q46 oszilloskopiert. Hier sehe ich bei FM einen modulierten Sinus mit etwa 2 mVss. Bei den AM-Bereichen zunächst auch, allerdings erstirbt dieser dann mit Auftreten des Fehlers zu einer Basislinie.
- Am Ausgang der Filter 5-7, also an D52 kann ich zu keiner Zeit ein Signal messen, was aber nicht wirklich Sinn ergibt. Ich vermute, da stößt mein Oszi einfach an seine Grenzen oder ich habe einen Messfehler gemacht. Kommt ja in den besten Familien vor.
- Auslöten von R208 hat keinen Einfluss auf das Fehlerbild.
Fazit: Die AGC scheint prinzipiell so zu arbeiten, wie sie soll. Merkwürdig ist allerdings, dass ich zwischen den Stufen kaum eine Verstärkung messen kann. Außerdem erscheint mir der Signalpegel insgesamt recht gering.
2. Ansatz:
Hierauf liegt mein wirklicher Verdacht:
Das gesamte Verhalten des S-Meters und des Fehlers allgemein lässt mich mutmaßen, dass da irgendwas in die Sättigung kommt. Entweder ein defektes Bauteil oder, was ich viel mehr vermute: Der ZF-Verstärker schwingt sich auf. Was nicht dazu passt, ist, dass ich nirgends ein entsprechendes Signal messen kann. Natürlich ist es möglich, dass sich die Schwingung dem Messbereich meines Oszilloskops (60 MHz) entzieht.
Es stellen sich also zwei Probleme: Erstens, wie ich an ein sinnvolles Signal komme, um den Fehler überhaupt beurteilen zu können, denn aktuell stochere ich im Dunkeln und zweitens, wie ich im Falle einer unkontrollierten Schwingung vorgehe.
Normalerweise würde ich die Regelschleife öffnen und Stufe für Stufe oszilloskopieren, um zu sehen, wo die Schwingung einsetzt, bzw. zwischen jeder Stufe trennen, ein Signal bekannter und passender Frequenz anlegen und das Verhalten der Stufe am Ausgang untersuchen.
Für anderslautende Anregungen bin ich jederzeit offen.
Man kann im Netz lesen, dass diese Geräteserie häufiger mal an schlechten Kunststoff-Trimmern im HF-Teil krankt, allerdings würde es mich sehr wundern, wenn das hier die Ursache wäre.
Es ergibt sich die Schwierigkeit, dass der Schaltplan in seinem Format sehr unhandlich ist, weshalb ich ihn hier nicht vernünftig hochladen kann. Das gesamte Service-Manual gibt es unter folgendem Link: http://www.radiomanual.info/schemi/ICOM ... 5_serv.pdf
Die Dateigrößenbeschränkung ließ leider keine sinnvolle Kompression zu, in den Schaltplanausschnitten war nichts zu erkennen.
Es ist zwar keine schöne Lösung, aber per Bildhost ist zumindest die Auflösung erträglich:


Weiterhin ist das Gerät (zumindest für ein Amateurfunkgerät) sehr verbaut. Für das Auslöten von Bauteilen muss immer die gesamte Hauptplatine ausgebaut und zum Test dann auch wieder alles zusammengesetzt werden. Erstens ist das sehr mühselig, zweitens wird die Platine das nicht oft mitmachen.
Wer also einen guten Rat hat oder das Problem sogar kennt, dem bin ich sehr verbunden.
Viele Grüße
Max (DB1MAX)
